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it einer Sonderab- gabe von 83 Cent für eine Flasche à 275 Millili- ter will die Regierungs- koalition Alkopops für Kinder und Jugendliche weniger attraktiv ma- chen. Ein Gesetzentwurf sieht vor, den Warnhin- weis „Abgabe an Perso- nen unter 18 Jahren ver- boten, § 9 Jugendschutzge- setz“ auf dem Frontetikett abzudrucken. Grund für die Initiative: Nach einer Erhe- bung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung trinken 48 Prozent der 14- bis 17-Jährigen die spirituosen- haltigen Mixgetränke, ob- wohl Kauf und Konsum erst ab 18 Jahren erlaubt sind. Der Konsum hat sich im Vergleich zu 1998 bei den 14- bis 29- Jährigen versechsfacht.Auch die Kinderkommissi- on im Bundestag macht auf
die Gefährlichkeit der Mixge- tränke für Jugendliche auf- merksam: Die Verfügbarkeit als fertige Mischung in bun- ten Farben und mit süßem Geschmack suggeriere die Harmlosigkeit eines Limona- dengetränks. Dabei enthält eine Flasche fünf bis sechs Volumenprozent Alkohol.
Die Kommission fordert da- her mehr Kontrollen bei den Verkaufsstellen, um die Ein- haltung des Jugendschutzge- setzes zu gewährleisten. Die Hersteller sollten verpflichtet
werden, den Alkoholgehalt auf den Verpackungen deut- lich zu kennzeichnen. Die Al- kopops sollten im Super- markt nicht in unmittelbarer Nähe zu Erfrischungsgeträn- ken zu finden sein.
Die Unionsfraktion und der Bundesverband des Deut- schen Lebensmittelhandels ha- ben sich gegen die geplante Sondersteuer ausgesprochen.
Sie sei wenig effizient. Die Union fordert die strengere Anwendung der Bestim- mungen des Jugendschutzes;
die bestehenden Straf- und Bußgeldvorschriften sollten stärker durchgesetzt werden.
Neben der im Gesetzentwurf vorgesehenen Warnhinweis- pflicht fordert die Opposition auch die deutliche Kennzeich- nung des Alkoholgehalts so- wie eine Angabepflicht der In- haltsstoffe, die die Wirkung von Alkohol verstärken.
Das Gesetz, das am 11.
März in erster Lesung im Bun- destag beraten wurde, sieht außerdem eine Mindestgröße von Zigarettenpackungen (17 Stück) vor sowie ein Verbot der kostenfreien Abgabe zu Werbezwecken. Es soll am 1.
Juli in Kraft treten. PB
Ratgeber für Ältere
Orientierung und Gedächtnis
Broschüre der Barmer gibt Anregungen für eigene Vorsorge alter Menschen.
A
nregungen und Informa- tionen für Selbstständig- keit bis ins Alter gibt eine Broschüre der Barmer Er- satzkasse. Auf 30 Seiten wird erklärt, warum sich die geisti- ge Leistungsfähigkeit mit den Jahren verändert, welche For- men des Gedächtnisverlusts es gibt und wie zum Beispiel Demenzerkrankungen dia- gnostiziert und therapiert werden. Zudem weist der Ratgeber darauf hin, wie älte- re Menschen selbst vorsorgen können, und bietet einen Ge- dächtnisfragebogen an. Adres- sen und Literaturhinweise runden das Angebot ab. Der Ratgeber „Gedächtnis, Orien- tierung und Selbstversorgung im Alter“ ist kostenfrei in den Geschäftsstellen der Barmererhältlich. MM
A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1326. März 2004 AA821
Brustkrebs
Standards für die Sentinel-Biopsie
B
ei Brustkrebsoperationen wurden bisher alle Lymphknoten entfernt,was postoperativ jedoch zu einem schmerz- haften Lymphödem im Arm führen kann. Die Deutsche Gesellschaft für Se- nologie (DGS) empfiehlt nun – unter bestimmten Bedingungen – die lange Zeit umstrittene Sentinel-Lymphknoten- Biopsie (SNB), bei der nur der Wäch- terlymphknoten entfernt wird (DMW 2004; 129: 387–390 ). Erlaubt ist die SNB nur bei Patientinnen mit Brustkrebstu- moren unter zwei Zentimetern Größe, wenn in der Achsel keine vergrößerten Lymphknoten tastbar sind. Bei größe- ren Tumoren besteht ein erhöhtes Ri- siko, Metastasen zu übersehen. Diese Falschnegativ-Befunde waren ein we-sentlicher Einwand gegen die Technik.
„An einigen Kliniken wurde bei bis zu 25 Prozent der Patientinnen ein Befall der Lymphknoten übersehen“, so der Autor Privatdozent Dr. Thorsten Kühn.
Die DGS hat deshalb klare Qualitäts- standards geschaffen.
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ie Leitlinien schreiben vor, dass die Wächterknoten zuerst durch Ein- spritzen von radioaktiven Substanzen (Tracer) markiert und dann mit einer Gammakamera aufgespürt werden. Die Markierung mit einem Farbstoff wird dagegen abgelehnt. Die Verwendung des radioaktiven Tracers erhöht jedoch den technischen Aufwand. Noch wäh- rend der Operation untersucht der Pa- thologe, ob der Wächterlymphknoten befallen ist. In diesem Fall müssen alle Lymphknoten aus der Achselhöhle ent- fernt werden. Postoperativ führt der Pathologe noch eine Nachuntersuchung der Lymphknoten auf Mikrometasta- sen durch.Wenn er dabei Tumormateri-al findet, muss die Patientin ein zweites Mal operiert werden. Eine Nachbe- strahlung der Lymphknoten wird heute nicht mehr empfohlen.
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ie DGS will für die Chirurgen Trai- ningskurse anbieten, um die „Lern- kurve“ für die Operateure zu verkür- zen. Bisher benötigen die Chirurgen 20 bis 60 Operationen, bis sie die neue Technik beherrschen. Weiterhin for- dert die DGS die Chirurgen auf, die Patientinnen ausführlich über die neue Operation und das Restrisiko die- ser Vorgehensweise aufzuklären. Auch wenn viele Studien gezeigt haben, dass die Behandlung wahrscheinlich ebenso sicher ist wie die vorsorgli- che Entfernung aller Lymphknoten, steht der letzte wissenschaftliche Be- weis noch aus. Deshalb ist es für die DGS durchaus legitim, wenn ein Chir- urg das Verfahren ablehnt und wei- ter nach der konventionellen Methode operiert. Rüdiger Meyer AkutAlkopops
Schnelles Handeln gefordert
Gesetzentwurf zum Schutz von Jugendlichen vor früher Abhängigkeit
Bunt und süß: Alkopops suggerieren die Harmlosigkeit von Limonade.
Foto:dpa