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Archiv "Modellvorstellung einer Rehabilitationsklinik" (07.02.1980)

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Aufsätze • Notizen

FORUM

Das menschliche Bewußtsein ver- mag nur eine begrenzte Anzahl von Fakten und Strukturen simultan zu aktualisieren. Modellvorstellungen oder auch „technische Modelle", die ein auf die Conditiones sine qua non reduziertes Äquivalent der Wirk- lichkeit sind, helfen uns, diese zu erfassen. Sehr komplexe Funktions- einheiten können durch eine Hierar- chie von Gruppenmodellen darge- stellt werden, deren Strukturen funktional kohärent sind. Diese Mo- delle dürfen nicht im Widerspruch stehen zur Wirklichkeit oder zu all- gemein anerkannten Erfahrungen — sie sollen der Wirklichkeit entspre- chend und zur Verwendung bei Pro- blemlösungen geeignet sein — also problemadäquat sein.

Sie dienen

• der Möglichkeit, die komplexe Wirklichkeit zu erfassen in den Grundfakten, Strukturen und Wir- kungszusammenhängen;

> der Problemlösung und

D der Kommunikation — insbeson- dere zwischen verschiedenen zu- sammenarbeitenden Denk- und Er- fahrungsweisen, das heißt, sie müs- sen für alle Beteiligten in gleicher Weise erfaßbar und verstehbar sein.

Ohne den Aufbau solcher gemeinsa- mer Denkmodelle ist zwischen ver-

schiedenen Erfahrungsbereichen ei- ne Verständigung über komplexe Systeme kaum möglich. Wie wäre ein Modell der Funktionseinheit

„Rehabilitations-Klinik" charakteri- siert?

Die Modellbetrachtung orientiert sich am skizzenhaft dargestellten Beispiel einer Rehabilitations-Klinik für Rückenmarksverletzte, weil a) dies ein umfassendes und über- sehbares Beispiel ist;

b) die Notwendigkeit symbiotischer Einbettung in ein vorhandenes Kran- kenhaus, Raumbedarfs-, Ausstat- tungs- sowie Personalbedarfspläne allgemeinverbindlich und anerkannt geklärt sind durch die Veröffentli- chung des Hauptverbandes der ge- werblichen Berufsgenossenschaf- ten „Zur Neuordnung der Behand- lungs-Zentren für Querschnittsge- lähmte in der Bundesrepublik Deutschland mit Planungs-Richt- werten für Neubauten (Mai 1978)";

c) ich selbst Praxiserfahrung von 20 Jahren im Aufbau und Betrieb einer solchen Klinik habe.

Bereits 1960 habe ich darauf hinge- wiesen, daß ein traumatisch Quer- schnittsgelähmter gleichzeitig vier Schäden erleidet:

1. Wirbelsäulenfraktur, Arzneimittelinformation

auch in der Bundesrepublik, wie zum Beispiel die STADA-Reihe.

Auch der Gesundheitsunterricht in der Schule und in der Volkshoch- schule findet hier wichtige Aufga- ben. Ich habe mich bewußt auf die ärztlichen und pharmazeutischen Gesichtspunkte für eine patienten- gerechte Arzneimittelinformation beschränkt. Leider sind aber nicht nur ärztliche und pharmazeutische Gesichtspunkte bestimmend, son- dern auch juristische; darüber hin- aus vertreten die Medien einen Infor- mationsanspruch der Öffentlichkeit.

Da ich auf beiden Gebieten nicht kompetent bin, will ich diese nicht minder gewichtigen Probleme nicht vertiefen; ich hoffe aber, daß in Zu- kunft Juristen und Journalisten in der öffentlichen Diskussion zur pa- tientengerechten Arzneimittelinfor- mation etwas zu sagen haben.

Ich möchte mit der Feststellung schließen, daß eine patientenge- rechte Arzneimittelinformation, wie schon der Name sagt, dem Patienten Gerechtigkeit widerfahren lassen muß, das heißt, daß sich alle, auch noch so begründeten Wünsche dem Wohl des Patienten unterzuordnen haben. Ein Blick auf die Ereignisse der vergangenen Monate zeigt, daß die Information des Patienten über Arzneimittelprobleme keineswegs in seinem besten Interesse erfolgte.

Hier kann nur eine enge und vertrau- ensvolle Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten helfen.

(Nach einem Vortrag vor der Unter- gruppe Bonn der Deutschen Phar- mazeutischen Gesellschaft am 25.

Oktober 1979 in Bonn)

Literatur

Hermann, F., Herxheimer, A., Lionel, N. D. W.:

Package inserts for prescribed medicines:

what minimum information do patients need?

Brit. Med. J. 1978, 2, 1132-1135 —Seelbach, H.:

Informationsmenge und Angst, Therapiew.

1979, 29, 4673-4676 — Lüth, P.: „Das Medika- mentenbuch", 2. Aufl. Luchterhand 1976

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Karl H. Kimbel Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft Haedenkampstraße 5 5000 Köln 41

Modellvorstellung

einer Rehabilitationsklinik

Karl-Ludwig Lemberg

Aus der Feder von Professor Dr. med. Rudolf Gross, Direktor der Medizinischen Universitätsklinik Köln, veröffentlichte das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT in Heft 40/1979, Seite 2571 ff.. einen grundlegenden methodologischen Beitrag mit dem Titel: „Zur Gewinnung von Erkenntnissen in der Medizin - . Im letzten Teil geht er auf das Denken in Modellen ein, Der praktische Wert wird im folgenden am Beispiel

„Rehabilitationsklinik erhellt.

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Aufsätze -Notizen

Rehabilitationsklinik

2. den spinalen Schock, 3. die Querschnittlähmung.

Es sind dies die Gegenstände her- kömmlicher kurativer Klinikbehand- lung, eventuell ergänzt durch Be- gleitverletzungen oder -erkrankun- gen sowie durch die Notwendigkeit der Verhütung von Komplikationen oder der Behandlung eingetretener Komplikationen.

4. Ein weiterer Schaden ist der Ver- lust der bisherigen sozialen Einord- nung.

Die vollwertige Anerkennung des vierten Schadens als Teilsymptom des zu behandelnden Krankheitsbil- des und somit die Anerkennung die- ses Schadens als gleichwertiger Be- handlungsgegenstand charakteri- siert den Schritt von der kurativen Klinik bisheriger Prägung zur Re- habilitations-Klinik.

Charakteristika

der Rehabilitations-Klinik

Eine Rehabilitations-Klinik ist cha- rakterisiert durch

1. den Auftrag, nicht nur ein optima- les Heilungsergebnis, sondern Wie- dereingliederung zu erzielen;

2. die Zielsetzung. Das geringste Ziel ist die Überführung eines kran-

kenhausbehandlungsbedürftigen Siechen in einen Patienten von so weitgehender Selbständigkeit, daß er in der Pflegestation herkömmli- cher Art ungefährdet leben kann.

Das nächste Ziel ist die Möglichkeit der Wiedereingliederung in die Pfle- ge der Familie, ohne daß dadurch deren soziale Struktur erheblich be- einträchtigt wird.

Die vorwiegenden Zielsetzungen sind:

> Wiedereingliederung auf dem Wege über Umschulung oder

> direkte betriebsnahe Wiederein- gliederung in den Arbeitsprozeß.

Erst mit der Erreichung dieser Ziele ist die Behandlung der Rehabilita- tions-Klinik beendet:

im ersten Fall mit Bereitstellung und Adaptierung des Pflegeplatzes, im zweiten Fall mit Adaptierung der häuslichen Verhältnisse und Ausrü- stung mit den entsprechenden Hilfs- mitteln, Klärung der finanziellen Si- tuation.

Bei einer notwendig gewordenen Umschulung sowie betriebsnahen Wiedereingliederung muß zusätzlich durch entsprechende arbeitsvorbe- reitende Maßnahmen und Bela- stungstests gewährleistet sein, daß der Patient den physischen Anforde- rungen des nächsten Abschnittes tatsächlich gewachsen ist.

Bei Entlassung zur Umschulung muß geklärt sein, wann und wo er diese antreten kann und wer sich für die Finanzierung zuständig erklärt hat. Zweckmäßigerweise ist er be- reits dann ausgerüstet mit dem Ver- sehrten-Führerschein nach Über- prüfung durch den Technischen Überwachungsverein (TÜV) und Schulung auf einem adaptierten Kraftfahrzeug sowie gegebenenfalls mit einem solchen.

Im Falle der betriebsnahen Wieder- eingliederung ist er ausgerüstet mit allen Hilfs- und Adaptierungsmitteln und in deren Benützung ausrei- chend eintrainiert, mit dem Versehr- ten-Führerschein nach Festlegung der Auflagen durch den TÜV, mit dem adaptierten Kraftfahrzeug. Der neue Arbeitsplatz ist bereits über die Arbeitsverwaltung gesichert, Ar- beitsplatz sowie Wohnplatz sind adaptiert.

Für die Wiedereingliederung ins Be- rufsleben sind „Leerlaufzeiten" auf das mögliche Minimum zu be- schränken. Die tatsächliche Wieder- eingliederung ist im schnellstmögli- chen Anschluß an die Beendigung der Rehabilitation beziehungsweise Umschulung vorzunehmen.

Eine weitere Aufgabe der Rehabili- tations-Klinik ist es, die von ihr re-

habilitierten Patienten zu beobach- ten, in angemessenen Abständen nachzuuntersuchen und eventuell später notwendige Behandlungen durchzuführen.

Personenkreis

3. Der Personenkreis wird abge- grenzt durch

a) eine Kerndiagnose, wobei der in der Rehabilitations-Klinik zu behan- delnde Personenkreis sowohl re- habilitationsbedürftig als auch re- habilitationsfähig sein soll. Das heißt, es muß voraussichtlich ein De- fektheilungsergebnis zu erreichen sein, das einerseits das Wiederein- treten in den vorigen sozialen Stand verhindert, andererseits aber mit ei- ner langfristigen Konstanz der Be- funde rechnen läßt, denn nur auf dieser Basis läßt sich investitions- aufwendig verantwortungsbewußt planen und eingliedern.

b) Über die Patienten der jeweiligen Kerndiagnose hinaus wird der Per- sonenkreis der Patienten bestimmt durch solche Erkrankungen, für die das Behandlungs- und Rehabilita- tionsangebot der Klinik optimal ist.

So gehören zum Personenkreis ei- ner Rehabilitations-Klinik für Rük- kenmarksverletzte beispielsweise auch Tumorpatienten, sofern es sich nicht um Metastasen oder metasta- sierende Tumoren handelt, postope- rative Fälle, Querschnittsmyelitis, Poliomyelitis usw.

c) Die Notwendigkeit einer „Lang- zeit-Behandlung".

4. Die Struktur: Sie wird bestimmt durch den doppelten Auftrag, der im Auftrag der Rehabilitation enthalten ist:

a) die Überwindung der vitalen me- dizinischen Krisen zum optimalen Defektheilungsergebnis hin,

b) die Bewältigung der Lebenskrise zur Wiedereingliederung in den oben genannten vier Stufen.

Während der Teilauftrag a) eine in- terdisziplinäre Zusammenarbeit ver-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 6 vom 7. Februar 1980 337

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Rehabilitationsklinik

langt, zwingt der Teilauftrag b) zu einer Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fakultäten.

Die Zusammenfassung so heteroge- ner Elemente zu einem gemeinsa- men zielgerichteten Wollen und Ver- ständnis verlangt eine Gemeinsam- keit der Grundvorstellung zur ge- genseitigen Verständigung. Dem dienen ein klarer Organisationsplan, Geschäftsverteilungsplan und Ge- schäftsordnung. Sie müssen insge- samt jedem Mitarbeiter bekannt und verständlich sein, und es muß jedem Mitarbeiter verständlich gemacht werden, daß diese klaren Abgren- zungen nicht im Sinne einer Kon- trollfunktion zu erleben sind, son- dern daß sie der Erleichterung der Arbeit und koordinierter Abläufe dienen.

Aus diesen drei Bestandteilen stellt sich dann auch die Struktur des Mo- delles für jeden Mitarbeiter erfaßbar dar: Die Offenlegung und Durch- schaubarkeit schafft Vertrauen und Ausrichtung auf das gemeinsame Wollen.

Die Struktur der Rehabilitations-Kli- nik wird bestimmt durch die Gliede- rung in selbständige Funktionsgrup- pen unter selbständiger Leitung:

Basis: Die Funktionsgruppen 1. Pflegedienst,

2. Physiotherapie, 3. Ergotherapie, 4. Sporttherapie,

5. Arbeitsvorbereitung und Bela- stungstherapie (im Rahmen des § 10 des Rehabilitations-Angleichungs- gesetzes vom 7. August 1974), 6. Sozialdienst.

Jede dieser Funktionsgruppen soll in sich fähig sein, neu hinzutretende Mitglieder zu assimilieren durch Ein- schulung auf die neuen Anforderun- gen in einer Spezialeinheit. Sie soll selbständig schulungs- und fortbil- dungsfähig sein, Informationen und Kontakte sammeln können und sich jeweils auf dem neuesten Stand hal- ten können. Sie muß darüber hinaus

orientiert sein über die Aufgaben und Bedürfnisse aller anderen in der Einheit zusammengeschlossenen Funktionsgruppen, so daß sie sich leicht in den koordinierten Ablauf aus eigenem Verständnis einfügen kann. Sie soll außerdem in der Lage sein, sich selbst zu regenerieren.

Die Führung erfolgt durch Aufträge, deren Durchführung der Leiter der jeweiligen Funktionsgruppen ver- antwortlich überwacht. Seiner Ver- antwortung unterstehen außerdem die Räume, die für seine Funktions- gruppe laut Grundriß ausgezeichnet sind, deren Instandhaltung, die In- standhaltung und Ergänzung vor- handenen Gerätes, die Sorge für Ordnung, Sauberkeit und Hygiene sowie die Erfüllung der Unfall- schutzvorschriften. Jeder dieser Gruppenleitungen ist ein stations- führender Arzt im Turnus jeweils für die Dauer eines Jahres als Hilfe und im Interesse der umfassenden Aus- bildung auch der Ärzte zugeteilt, wo- bei Physiotherapie, Sport, Ergothe- rapie und Arbeitsvorbereitung und Belastungsproben jeweils zusam- mengezogen und einem Arzt zuge- teilt werden.

Die Funktionsgruppe der stations- führenden Ärzte: Sie führen jeweils ihre Station selbstverantwortlich, re- geln die Zusammenarbeit bei inter- disziplinären Anforderungen und geben die Aufträge für die Rehabili- tation ihrer Patienten an die betrof- fenen Funktionsgruppen. Sie regeln den Außenverkehr mit medizini- schen Stellen selbständig bei jewei- liger Inkenntnissetzung des leiten- den Arztes dadurch, daß dieser die Ausgänge abzeichnet. Sie leisten ferner die notwendigen Bereit- schaftsd ienste.

Führungsgruppe: Leitender Arzt — Oberarzt — Verwaltungsleiter — Per- sonalrat.

Personalführung

Der leitende Arzt vertritt die Klinik nach außen hin, soweit es sich nicht um reine Verwaltungsbereiche und Verwaltungsinhalte handelt. Diese

zu vertreten ist Sache des Verwal- tungsleiters. Er regelt insbesondere die Beziehungen und ist verantwort- lich für richtige Information der obe- ren Verwaltungsinstanz, soweit Kli- nikbedürfnisse betroffen sind. In rei- nen Verwaltungsfragen obliegt dies dem Verwaltungsleiter. Die Perso- nalpolitik und Personalführung der Klinik liegt in Händen des leitenden Arztes in Verbindung mit der oberen Verwaltungsbehörde, entsprechend die für die Verwaltung in Händen des Verwaltungsleiters.

Aufgabe des leitenden Arztes ist es, für einen optimalen Wissens- und Leistungsstand in allen Funk- tionsgruppen zu sorgen, insbeson- dere im ärztlichen Bereich. Dazu ge- hört ständige Fortbildung, die Er- langung von Fortbildungsurlauben oder Tagungsmöglichkeiten, der Austausch von Informationen und die Aufrechterhaltung von Kontak- ten mit Kliniken gleicher Fachrich- tung.

Für die personalstarken Funktions- gruppen, etwa Physiotherapie, sind eine bis zwei Austauschstellen anzu- streben, damit ein Angehöriger der eigenen Kliniken in einer anderen Klinik gleicher Fachrichtung im Aus- tausch gegen einen gleichwertigen Mitarbeiter für jeweils ein Jahr im Turnus arbeiten kann. Dadurch wer- den alle Neuerungen fremder Klini- ken in der eigenen Klinik bekannt und ebenso in der am Austausch beteiligten Klinik. Informationsfluß und Kontakte werden so gestützt.

Der leitende Arzt und der freigestell- te Oberarzt teilen sich in die Rufbe- reitschaft. Urlaubs- und Ausfallsver- tretungen der stationsführenden Ärzte werden durch den Oberarzt geleistet mit einer Ausnahme: Im großen Urlaub wird ein stationsfüh- render Arzt jeweils im Turnus jähr- lich einmal vertreten durch den Chefarzt, damit dieser mit den De- tails der Abläufe vertraut bleibt. Der jeweilige Vertreter übernimmt selbstverständlich dann auch die auf den vertretenen Kollegen fallenden Bereitschaftsdienste. Der Oberarzt wird vertreten im Turnus durch die stationsführenden Ärzte. Die Vertre- tung des leitenden Arztes liegt beim

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Oberarzt. Entsprechende Regelun- gen sind für die Funktionsgruppen zu treffen, die Arbeitseinteilung im Pflegedienst trifft der jeweilige Gruppenleiter, ebenso in den ande- ren Diensten, wobei die Physiothera- pie auch Sonn- und Feiertagsdien- ste sowie gegebenenfalls Nachtbe- reitschaftsdienste zu stellen hat, der Sozialdienst alle 14 Tage eine Sprechstunde für anreisende Ange- hörige am Sonnabend von 10 bis 14 Uhr.

Aufträge an die Funktionsgruppen können nur von den stationsführen- den Ärzten erteilt werden, gegebe- nenfalls können Oberarzt und leiten- der Arzt ändernd oder zusätzlich eingreifen. Dem leitenden Arzt un- tersteht die sogenannte Koordina- tionsstelle direkt. Durch diese gehen alle Aufträge an die Funktionsgrup- pen, werden dort auf Person, Raum und Zeit verteilt bei gleichzeitiger Kenntnismachung der Auslastung durch Adhäsivtafeln, die kopierbar sind. Gleichzeitig werden die er- brachten Leistungen auf dem Stun- denplan, den jeder Patient hat, nicht nur koordiniert in zeitlicher Hinsicht, sondern auch quittiert an dieser Stelle nach Erbringung.

Es ist zweckmäßig, daß in Behand- lungseinheiten verordnet wird, im Bereich der Physiotherapie, Ergo- therapie, Sporttherapie und Arbeits- und Belastungstherapie und daß An- ordnungen und Quittungen so ge- staltet werden, daß sie EDV-gerecht für die Abrechnung verwendet wer- den können. Die Koordinationsstelle führt dann auch die Leistungsstati- stiken bezüglich der Auslastung der Mitarbeiter, der Gruppen, der Räum- lichkeiten, gegebenenfalls auch spe- zieller Geräte (wöchentlich, monat- lich, vierteljährlich, jährlich).

Der Chefarzt hält an vier Werktagen eine einstündige Visite auf jeweils einer Station, um drei Tage verscho- ben desgleichen der Oberarzt. Bei der Chefarztvisite sind neben dem stationsführenden Arzt und den Gruppen der Station die auf der je- weiligen Station tätigen Kranken- gymnastinnen, Ergotherapeutinnen, Sporttherapeuten, Arbeitstherapeu-

Mit „allen geeigneten Mitteln" führen die Berufsgenossenschaften die Rehabilita- tion und Behandlung von Unfallverletz- ten durch. In sieben Berufsgenossen- schaftlichen Unfallkliniken werden stän- dig technische Geräte entwickelt, die den Therapeuten bei ihrer Arbeit „Hilfe- stellung" leisten. — An diesem „Schlin- gentisch", fotografiert in der Berufsge- nossenschaftlichen Unfallklinik Frank- furt/Main, werden die Körperbeherr- schung und der Gleichgewichtssinn ei- nes Unfallverletzten geschult. Das Gerät wird im Zuge der Rehabilitationsmaß- nahmen nicht nur bei Rückenmarksver- letzten eingesetzt, sondern dient auch der Behandlung von Lähmungsfolgen einzelner Gelenke Foto: amw

ten anwesend. Vom Bisherigen ab- weichende Anordnungen oder Anre- gungen vermerkt der Chefarzt mit Rotstift auf der Rückseite der Kurve mit Datum, der Oberarzt mit Grün- stift, der Stationsarzt jeweils mit Blaustift. Diese Vermerke werden später ins Krankenblatt übertragen.

An jedem Mittwoch findet eine Visite mit Chefarzt und Oberarzt der Auf- stehpatienten in der Physiotherapie mit Teilnehmern wie bei Chefarztvi- site statt. Dadurch ist der ständige Kontakt zwischen den Gruppen ge- währleistet. Eine anschließende kur- ze Besprechung im Kreise sämtli- cher Gruppenleiter ist als zweckmä- ßig anzuraten. Ebenso ist anzuraten, daß der Chefarzt eine wöchentliche Sprechstunde für Mitarbeiter abhält, in der besondere Wünsche oder Sor- gen besprochen werden können.

Kurze schriftliche Voranmeldung des Besprechungsgegenstandes ist

Rehabilitationsklinik

zweckmäßig, damit eventuell Unter- lagen beigezogen werden können.

Eine weitere Darstellung ist nicht notwendig, da sich daraus das Mo- dell hinreichend erkennen läßt. Im Prinzip kann mit den durch die ver- schiedenen Randbedingungen not- wendigen Varianten dieses Modell als Grundmodell einer Rehabilita- tions-Klinik betrachtet werden. Viel- fach wird die Funktion der Rehabili- tations-Klinik erst später einsetzen, wenn die Akutbehandlung bereits so weit geschehen ist, daß das Wei- terleben des Patienten gesichert ist.

Das bedeutet lediglich Verschiebun- gen der Schwerpunkte. Verschie- bungen der Schwerpunkte inner- halb der einzelnen Funktionsgrup- pen finden während des gesamten Ablaufes der Rehabilitation statt, und jede Gruppe wird davon eine Zeitlang betroffen sein. Konstant in unserem Beispiel engagiert und ver- treten durch die gleiche Person vom Beginn bis zum Ende der Rehabilita- tion ist vor allem die Physiotherapie, der deshalb auch eine bedeutende Aufgabe im Rahmen der psychologi- schen Führung zukommt.

Als Rehabilitations-Klinik kann im Prinzip lediglich eine Klinik ange- sprochen werden, die das angege- bene Ziel der gesicherten Wieder- eingliederung in den verschiedenen Stufen am Ende ihrer Behandlung erreicht.

Erkenntnisse

Die entscheidenden Erkenntnisse aus dieser vereinfachten charakteri- sierenden Skizze sind:

1. Eine Rehabilitations-Klinik ist ei- ne selbstregulierende Funktions- einheit,

> aufgebaut durch Integration gleichartig strukturierter, selbstre- gulierender Funktionsgruppen,

> charakterisiert durch Auftrag und Gemeinsamkeit der Zielvorstel- lung und Konzeption,

> geführt durch Eingabe und Kor- rektur der „Stellgrößen" im Sinne

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 6 vom 7. Februar 1980 339

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Aufsätze ·Notizen Rehabilitationsklinik

der Auftragsführung durch den lei- tenden Arzt.

2. Sie wird in Geist und Effektivität geprägt durch die Persönlichkeit und natürliche fachliche Autorität und Souveränität des Leiters, durch die allein die optimale Qualität der Mitarbeit und Mitarbeiter bestimmt wird.

3. Die Modell-Vorstellung ist für je- den Mitarbeiter einsahbar darzustel- len in Organisation und Geschäfts- verteilungsplan sowie Geschäftsord- nung.

4. Jeder Eingriff von außerhalb hat deshalb fördernde oder hemmende Folgen in dem komplexen Wir- kungsgefüge, wie es die Betrach- tung des vorhandenen "technischen Modelles" - wirklich arbeitender Rehabilitations-Kliniken- zeigt.

5. Eine entscheidende Rolle zu 4.

fällt der Stelle mit den größten Ein- griffsmöglichkeiten zu, der höheren Verwaltung.

6. Es ist deshalb notwendig, daß diese unter gemeinsamer Konzep- tion - gemeinsamen Modellvorstel- lungen mit der Klinik arbeitet, ebenso wie die Klinik unter Leitung einer prägenden Persönlichkeit, die umfassende Kompetenz und Verant- wortung in sich vereinigt.

7. Es ist unverzichtbar, daß diese Persönlichkeit sich an der Entwick- lung der gemeinsamen Modellvor- stellung beteiligt und im Sinne der gemeinsamen Konzeption mitarbei- tet sowie daß die "regelnde Rück- koppelung" zwischen Verwaltungs- spitze und Rehabilitations-Klinik durch Sicherung unverfälschten und schnellen Informationsflusses funktionstüchtig aufgebaut und er- halten wird. Diese Persönlichkeit entscheidet letztendlich über Renta- bilität, Qualität, Effizienz - über Er- folg oder Mißerfolg -für Patient und Träger.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Kari-Ludwig Lemberg

Facharzt für •

Neurologie und Psychiatrie Hübschstraße 20

8580 Bayreuth

BRIEFE AN DIE REDAKTION

ENTGEGNUNGEN

Die Reaktion auf Mildred Seheeis

"Schelte für Ärzte" (s. auch die Hefte 2

und 5/1980 des DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATTES) reicht vom Kopfschütteln bis zur Empörung der gescholtenen Ärzte:

Kollegiale Seheelfe

Unsere hochverehrte, um die Krebs- bekämpfung sehr verdiente, aus der Repräsentationspflicht der First La- dy entbundene Kollegin, die uns lie- be und teuere Frau Dr. Mrldred Scheel hat es den Ärzten heimge- zahlt. Sie verteilte Ärzteschelte, weil bei 60 000 Einladungen von Ärzten nur 29 Anmeldungen eingegangen waren zu einem Krebsnachsorge- Kongreß in Bad Neuenahr.

Beim Blick auf den Terminkalender sollte der Kongreß von Sonntag, den 18., bis Dienstag, den 20. November 1979, laufen. -Wohl eine günstige Zeit für Friseure, die außer am Sonn- tag auch am Montag frei haben, nicht aber für Ärzte.- Jeder im Fort- bildungswesen erfahrene Organisa- tor weiß, daß es nicht genügt, einige zigtausend Einladungen zu versen- den, sondern eine vernünftige Ter- minplanungvorzunehmen urid Kolli- sionen mit anderen Kongressen zu vermeiden.

Hätte sie sich beim Kollegen Berens- mann, einem erfahrenen Kongreß- planer, angeschlossen, dann hätte auch sie ein volles Haus gehabt. - ln Düsseldorf strömten in der gleichen Wochezigtausend Ärzte4 Tage lang in die Hörsäle und Seminarräume, um mehr als nur "drei Tage zu op- fern, um sich im Dienst am kranken Menschen weiterzubilden". Wie paßt dies zu der Feststellung: "Ich habe Sorge ... , daß die Zahl der

informierten Patienten ebenso

wächst, wie die Zahl der nicht hinrei- chend informierten Ärzte ... ".

Wenn zu Mildred Seheeis Veranstal- tungen nur 29 Anmeldungen eingin- gen; so sollte in Zukunft besser ge- plant und organisiert werden. - Es genügt nicht, nur hoch von dem gel- ben Wagen das Posthorn schallen zu lassen oder sogar die Ärzteschaft anzublasen.

" ... Informationsbedarf bei

Deutschlands Ärzten überschätzt".-

" ... zur Arroganz ... , der Vorwurf der Ignoranz. Sie werden den abge- sagten Kongreß als sichtbaren Be- weis dafür ins Feld führen, daß Ärzte bei uns den Dienst am Patienten vor allem als Dienst an der eigenen Wohlfahrt begreifen".

Vergrimmt nach den Sparringsrun- den mit Hackethal, sollte man seine Ärgertiraden nicht über die Ärzte ausgießen und schelten. Damit moti- viert man nicht zur Fortbildung. - Etwas mehr lächeln, besser termi- nieren und organisieren und dabei etwas mehr Compliance mit den Kol- legen nach der Rückkehr aus der Höhe staatlicher Repräsentation in den Alltag des Arztes.

D

Dr. med. E.-G. Abt Johannisstraße 107-109 4500 Osnabrück

Dezentralisierte Fortbildung

Als Vorsitzender und Fortbildungs- beauftragter der Ärztlichen Kreisver- einigung Speyer möchte ich kurz Stellung nehmen zu dem Artikel

"Kollegiale Schelte für Mildred

Scheel" im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT Nr. 2/80.

..,... Am 9. Oktober 1979, also fünf Tage vor der für Bad Neuenahr vor- gesehenen und später abgesagten Fortbildungsveranstaltung über die Krebsbehandlung, fand in Speyer zum selben Thema eine Fortbil- dungsveranstaltung der Ärztlichen Kreisvereinigung Speyer statt. An ihr nahmen 110 Kollegen teil. Referen- ten waren Prof. Dr. Melchert (Mainz) und Chefarzt Dr. Meyer-Langsdorff (Speyer). Die Veranstaltung war schon fast ein Jahr zuvor geplant worden.

Die große Beteiligung, für unseren kleinen Kreis bisher die Rekordbe- teiligung von Ärzten an einer Fortbil- dungsveranstaltung, widerlegt den Vorwurf mangelnden Fortbildungs- eifers der Ärzte. C>

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