DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
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nach Lourdes
Einige holländische Kranken- kassen bieten jetzt für 15 Gulden monatlich eine Zusatzversicherung an, die im Fall einer schweren oder unheilbaren Krankheit eine Reise nach Lourdes finanziert. So kurios sich diese Nachricht auch ausnimmt, es gibt ähnliche Versicherungsab- schlüsse mit religiösem Touch. Eine schwedische Lebensversicherung et- wa räumt gläubigen Christen einen fünfprozentigen Rabatt ein. US- Pfarrer können sich gegen die Fol- gen eines schlechten Rates absi- chern: Die Seelsorge-Haftpflichtver- sicherung übernimmt die Regelung von Schadenersatzansprüchen (ge- zahlt werden bis zu 200 000 Dollar).
Dies erinnert an den Amerika- ner, der nach England ging und sich bei Lloyds gegen das Wagnis versi- cherte, dort durch einen Evangeli- sten bekehrt zu werden. Bei der glei- chen Firma schloß ein Geistlicher ei- nen Vertrag gegen den Absturz ei- nes Meteoriten ab. Ein abergläubi- ger Engländer schließlich hatte eine Police gegen Unfälle an Schwarzen Freitagen unterschrieben.
Es gibt offenbar nichts, was man nicht noch versichern könnte. Die Palette skurriler Abschlüsse ist bunt.
Ein Oxforder Ehemann versicherte sich gegen die gesundheitlichen Fol- gen der zweifelhaften Kochkunst seiner Frau, ein anderer gegen das Einwachsen der Trauringe in das Fleisch der Finger bei langjähriger Ehe, ein Rocksänger gegen die Nachstellungen von Groupies (inkl deren Folgen), ein Direktor seine leitenden Angestellten gegen hüb- sche Bürodamen, ein schottischer Architekt gegen mögliche Aufdring- lichkeiten der Schwiegermutter.
Durch die Presse sind Meldun- gen gegangen, wie hoch die Busen prominenter Stars für die Asseku- ranz taxiert wurden: Rekordver- dächtig ist Edie Williams mit vier Millionen DM. Einen PR-Wert be- sonderer Güte verbuchte die persi- sche Bauchtänzerin Sonja Benjamin aus einem Londoner Nachtlokal, als sie ihren Nabel versicherte: Wenn
eine Narbe den Nabel oder die Haut im Umkreis von fünf Millimetern entstellen sollte, wäre ein gesalzener Scheck fällig gewesen. — Zsa Zsa Gabor versicherte seinerzeit ihre
Autorität
in der Seifenoper
AIDS ist überall, sogar schon in der Alltagssprache. (Eine Zufalls- beobachtung bei einer Konversa- tion: Man kann heute schon nicht mal mehr unbefangen von „Ver- kehrstoten" reden.)
Aber AIDS soll auch überall sein: "Es ist höchst wünschenswert, daß sich mal jemand mit AIDS an- steckt, damit alles realistischer wirkt." Das verlangte jetzt eine ge- meinnützige Organisation, die in England Gesundheitsinformation betreibt. Gemeint ist: in einer der
„Soap Operas" des Fernsehens müßte mal ein „echter" AIDS-Fall vorkommen. Das Gesundheitsmini- sterium befürwortete den Gedan- ken, AIDS in die Seifenopern zu bringen. Man hat wohl noch in Erin- nerung, wie blödsinnig die Fernseh- Werbekampagne für das Anschnal- len im Auto wirken mußte, wenn die Figuren in den „Soaps" sich so gar nicht nach den Werbespots mit ih-
Haare, Elisabeth Taylor ihre violett- farbenen Augen, der TV-Star Faw- cett-Majors ihre Stupsnase, Ameri- kas bekanntester Parfümriecher Benso Storfes den Geruchsinn sei- ner empfindlichen Nase, der Jazz- trompeter Miles Davis seine Lippen, ein Industrieller die Grübchen sei- ner Frau, ein bekannter Komponist seine Ohren — und das natürlich alles in Millionenhöhe.
Der englische Komiker Norman Vaughan versicherte jenen Teil sei- nes Gehirns gegen Versagen, mit dem Schauspieler ihren Text behal- ten, eine australische Gesellschaft das Risiko, wenn sich Männer wäh- rend der Arbeitszeit beim Gähnen den Unterkiefer ausrenken.
Auch eine Versicherung gegen
„unglückliche Liebe" war schon auf dem Markt, die eine Trostrente bei der Trennung zahlte. Selbst das Ge- genteil davon gibt es. Ein Amerika- ner, dessen Frau durchgegangen war, schloß noch am selben Tag eine Versicherung über 40 000 Dollar ab gegen ihre Rückkehr. UM
rem „Clunk-click" richteten, die im Fernsehen gerade vorher gelaufen waren.
Die britische Rundfunk- und Fernsehgesellschaft BBC meinte zu dieser Anregung, in ihrer Serie
„EastEnders" sei AIDS schon mal erwähnt worden, man habe aber
„keine Pläne für eine Ansteckung".
Die Fernsehgesellschaft Granada — deren „Coronation Street" eine der langlebigsten Seifenopern aller Zei- ten ist — erklärte: „Unsere Autoren gehen nicht davon aus, daß sie dem- nächst AIDS-Opfer kreieren wer- den."
Auch bei uns wird für die
„Schwarzwald-Klinik" gefordert:
„Professor Brinkmann soll mit der ganzen Wucht seiner ärztlichen Au- torität zum Schutz vor AIDS aufru- fen."
Man beachte die Ausdruckswei- se: Einem Schauspieler, der für das Spielen einer Rolle in einer Fernseh- serie