Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 715. Februar 2008 A329
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gungen, welcher Art auch immer, von Kindern und Jugendlichen zu werfen, ist sicherlich nützlich. Dem Arzt aber die Kontrolle aufzuerle- gen, ob alle Termine eingehalten werden, halte ich für absolut praxis- fern, denn nicht alle Vorsorgeunter- suchungen werden bei demselben Arzt durchgeführt. Im Gegensatz da- zu jedoch verfügen die Krankenkas- sen über alle erforderlichen Daten, da sie ihnen mit der Abrechnung der Ärzte geliefert werden. Die Kassen brauchen die Daten nur auszuwerten und sich mit ihren Versicherten, d. h.
den Eltern der Kinder und Jugendli- chen in Verbindung zu setzen. Sie sind auch ohne Weiteres in der Lage, bei Verweigerung der Untersuchun- gen die Betroffenen an die Jugend- ämter zu melden.
Dr. med. Albrecht Pitzken,Oberdreispringen 2, 51429 Bergisch Gladbach
KBV
Der AOK-Vertrag zur hausarztzentrierten Versorgung stößt auf Protest (DÄ 50/2007:
„KBV-Vertreterver- sammlung: Ein un- moralisches Ange- bot“ von Heike Korzilius).
KBV maßgeblich beteiligt
Wenn die KBV in allen Facetten das Horrorszenario eines solchen Vertrags beschreibt, wird übersehen oder ver- drängt, dass sie selbst maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen hat:
Derartige Verträge werden nicht al- lein zwischen Krankenkassen und Versicherten geschlossen, sondern vorab muss sich ein entsprechendes Kontingent von Leistungserbringern überhaupt vor diesen Karren spannen lassen. Hierzu bestünde für die Ärzte keine Veranlassung, wenn ihre Be- lange in der Vergangenheit von KBV und KVen angemessen vertreten worden wären. Deren Dauerspagat zwischen den Interessen der Mitglie- der und den Forderungen der Politik funktionierte nur bei Schönwetterla- ge; wenn sich KBV und KVen aller- dings zunehmend den Interessen der Krankenkassen beugen, um eine po- litisch gewollte Entmachtung abzu-
wenden, bricht zwangsläufig der Rückhalt aus den eigenen Reihen weg . . . Anfänglich scheinbar attrak- tive Kassenverträge werden die Regel für alle Fachgruppen, wobei die wei- tere Entwicklung absehbar ist: Nach einer Durststrecke ohne einheitliche Standesvertretung werden sich be- rufsständische Organisationen in ir- gendeiner Form neu strukturieren;
der Zyklus kann von vorn beginnen.
Dr. Udo Schmitz,Robert-Bosch-Straße 7, 41812 Erkelenz
REHABILITATION
Das Koblenzer Mo- dell „Rehajob“ zeigt, dass die Verzahnung mit der beruflichen Rehabilitation die Dauer der Arbeitsun- fähigkeit verkürzen kann (DÄ 47/2007: „Schneller zurück in den Alltag“ von Dr. med. Gunter Meuthen).
Reha an echten Arbeitsplätzen
Die Bedeutung der schnellen (und erfolgreichen) Zurückführung in den Beruf nach der medizinischen Rehabilitation kann in der Tat nicht überschätzt werden . . . Die Wieder- eingliederung in die zuletzt aus- geübte Tätigkeit sollte das primäre Ziel sein . . . In jedem Fall muss der erste Arbeitsmarkt als Tätigkeits- feld angestrebt werden. Hier ist
„Rehajob“ sicher eine hilfreiche Einrichtung. Ein kleiner (aber mög- licherweise entscheidender) Nach- teil besteht allerdings in der Tatsa- che, dass es sich um „simulierte“
Arbeitsplätze handelt. Das heißt, ob ein Dachdecker in einer Halle in 1,5 Metern Höhe Dachdeckerarbeiten ausführen kann, muss nicht zwangs- läufig bedeuten, dass er die glei- chen Tätigkeiten auch in 15 Metern Höhe unter widrigen Witterungsbe- dingungen unter wettbewerbsmäßi- gen Bedingungen sicher ausführen kann. Hier scheinen im Einzelfall
„echte“ Arbeitsplätze bessere Hin- weise auf die Möglichkeiten des Rehabilitanden zu geben. In der Prof.-Volhard-Klinik in Masser- berg/Thüringen wird deshalb seit Jahren unter Leitung eines Arbeits-
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psychologen ein anderer Weg be- schritten: Hier werden die Rehabili- tanden an echten Arbeitsplätzen in Kooperationsbetrieben eingesetzt.
Durch die spezielle Schulung der Partnerbetriebe können sehr diffe- renzierte Aussagen zur Leistungs- fähigkeit des Rehabilitanden unter wettbewerbsmäßigen Bedingungen getroffen werden . . . Durch die spe- zielle Auswahl der Fachbetriebe kann eine Vielzahl von Berufsfel- dern abgedeckt werden, die sonst nicht ohne Weiteres gelingt (z. B.
Hotelgewerbe, kaufmännische Be- reiche, Bürotätigkeiten).
Dr. med. Knut Behle,Jesteburger Straße 7 k, 21271 Asendorf
DIGNITAS
Zwei Deutsche fah- ren zum Sterben in die Schweiz (DÄ 47/2007: „Randno- tiz: Tod auf dem Parkplatz“ von Michael Schmedt).
Keine klaren Vorgaben
Wie verzweifelt müssen die Men- schen gewesen sein, die den Tod auf einem Parkplatz vor den Toren Zürichs suchten, weil unsere Gesetz- geber nicht in der Lage sind, zum selbstbestimmten Lebensende der Bürger für die Ärzte klare Vorgaben zu schaffen, wie sie auch von Juris- ten gefordert werden. Der Staat pocht doch sonst so gerne auf das Selbstbestimmungsrecht und die Mündigkeit der Bürger. Viele haben selbstverantwortlich gelebt und wol- len es auch so beim Sterben handha- ben. Die „Götter in Weiß“ sind ent- thront, jetzt meint der Staat sich zum Vormund aufspielen zu müssen . . . Es ist nur zu begrüßen, dass Herr Mi- nelli von Dignitas einen Präzedenz- fall schaffen will. Unsere Gesetzge- bung ist so dermaßen schizoid, dass ein Arzt einem Sterbewilligen ein tödliches Medikament übergeben darf, anschließend aber schleunigst den Ort verlassen muss, um nicht wegen unterlassener Hilfeleistung verfolgt zu werden . . .
Dr. med. Karla Preuß,Zogenfeldstraße 23/2, 88214 Ravensburg
Auch Jugendliche können sich für medizinische Themen interessieren und sogar wissenschaftlich darüber publizieren. Das bewiesen Hannah und Philipp Neumann, über die das Ärzteblatt Baden-Württemberg in der Ausgabe 1/08 berichtete. Die bei- den zwölf und 14 Jahre alten Ge- schwister verfassten gemeinsam den viel beachteten Artikel ,,Ernährung und Bewegung von Schülern“, der in der Fachzeitschrift ,,Deutsche Medi- zinische Wochenschrift“ (DMW) ab- gedruckt wurde.
Für das Projekt ,,Jugend forscht“
führten die Geschwister eine andert- halbjährige Studie durch. Die Grund- lage dafür bildete eine Fragebogen- aktion an ihrem Gymnasium in Ba-
den-Württemberg. Dabei wurden alle Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis 13 zum Beispiel zu ihren täglichen Mahlzeiten, ihren Hobbys und ihren Sportaktivitäten befragt.
Durch den hohen Rücklauf von 84 Prozent erhielten sie repräsentative Ergebnisse. Unter anderem stellte sich heraus, dass das Ernährungs- verhalten und der BMI am unter- suchten Gymnasium besser waren, als dies in den Medien häufig von Schulen dargestellt wird.
Die beiden Jungforscher erhiel- ten Gelegenheit, ihre Arbeit bei den 6. Heidelberger Hormon- und Stoff- wechseltagen und der Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesell- schaft vorzustellen. Dort fielen sie dem DMW-Chefredakteur auf, der ihnen anbot, ihre Ergebnisse in sei- nem Fachblatt zu publizieren. Mit professioneller Hilfe von zwei Gut- achtern der DMW und dem Univer- sitätsrechenzentrum in Mannheim wurde die Arbeit in eine wissen- schaftliche Form gebracht.
Die Veröffentlichung ihrer Studie machte Hannah und Philipp Neu- mann zu den weltweit jüngsten Ver- fassern einer solchen Studie in ei- nem Medizinjournal. Lena Wiemer
INTERNETPLATTFORM
Impfen
Die vom Centrum für Reisemedizin (CRM), Düsseldorf, entwickelte In- ternetplattform www.impfkontrolle.
de informiert über sämtliche in Deutschland zugelassenen Impfun- gen und thematisiert dabei auch die unterschiedlichen Aspekte, die für Babys und Kleinkinder, für Jugendli- che und für Erwachsene zu berück- sichtigen sind. Über den „Impf- checker“ kann man sich schnell ei- nen Überblick darüber verschaffen, welcher Impfschutz je nach Alter und Geschlecht vorhanden sein sollte.
Ein aktuelles Schwerpunktthema des Angebots ist die neue Imp- fung gegen humane Papillomaviren (HPV), die wesentlichen Verursacher von Gebärmutterhalskrebs und Geni-
talwarzen. Weitere Impfungen sollen sukzessive als Schwerpunktthemen folgen. Parallel dazu erscheint ein Informationsflyer zur HPV-Impfung, der allen Apotheken in Deutschland zur Weitergabe an Kunden zur Verfü- gung gestellt wird. Arztpraxen kön- nen ein Paket mit 50 Flyern anfor- dern: CRM, Hansaallee 321, 40549 Düsseldorf, Fax: 02 11/9 04 29 99, E-Mail: impfkontrolle@crm.de. KBr Führten im re-
kordverdäch- tigen Alter ei- ne Studie zum Ernährungsver- halten von Schülern durch:
Hannah und Philipp Neu- mann.
ERNÄHRUNGSSTUDIE
Schüler als Medizin-Fachautoren
Foto:Ärzteblatt Baden-Württemberg Foto:Klaus Rose