• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Die geheimen Tagebücher" (19.11.2004)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Die geheimen Tagebücher" (19.11.2004)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Hörbuch

Zwischen Klarheit und Wahnsinn

Vincent van Gogh: Briefe an sei- nen Bruder Theo. 2. Januar 1889 – 24. Juli 1890. Eine Auswahl. Ge- sprochen von Christian Redl. 1 CD, circa 64 Minuten. Der Hörverlag, München, 2004, 19,95 A

Ein surrender Ton lehnt sich gegen die Stirn, von rechts hagelt es Daten, dazwischen Ausschnitte aus den zahlrei- chen Briefen an den Lieblings- bruder Theo, die der Maler Vincent van Gogh in den letz- ten knapp 19 Monaten seines Lebens geschrieben hat.

Die Auswahl der gelesenen Briefe setzt ein nach dem er- sten schweren Anfall, bei dem van Gogh sich ein Ohr ver- stümmelte, und reicht bis we- nige Tage vor seinen Freitod

im Juli 1890. Sein episodisch wiederkehrendes Leiden, das ihn wiederholt in nervenärzt- liche Behandlung brachte, konnte nicht eindeutig dia- gnostiziert werden. Epilepsie, Alkoholismus oder Schizo- phrenie waren zeitgenössische Erklärungen. Der Künstler litt an Halluzinationen und Wahnvorstellungen und neigte während seiner Anfälle zur Selbstverletzung. Zwischen den Schüben aber war er voll- kommen klar und reflektierte seine Person, seine Krank- heit und seine Kunst im Kon- text seiner Zeit mit großem Scharfblick.

Die Zerrissenheit dieser Existenz zwischen Klarheit und Wahnsinn ist in der Produktion der Klangmanu- faktur glänzend adaptiert.

Mal kommt die Stimme aus dem Zentrum des Stereo- spektrums, mal entfernt sie sich und tönt blechern im linken Ohr, wenn von den Krankheitsausbrüchen die Rede ist. Die Musik des elek- tronischen Duos „hp.stonji“

unterstützt die sensible Dra- maturgie. Subtile Stimmungs- bilder wechseln mit zurück- haltender dramatischer Span- nung. In Kombination mit der sachlichen und doch tief aus-

drucksstarken Lesung Chri- stian Redls zeigt sich die große Stärke dieser rundum gelungenen Bearbeitung: mit einer künstlerischen Insze- nierung zu informieren und bewegen, ohne den doku- mentarischen Charakter der Briefe durch Unsachlichkeit der Mittel zu verfälschen. Ein absolutes Highlight.

Elke Bartholomäus

Biografie

Nie ermüdendes Lese-Erlebnis

Samuel Pepys: Die geheimen Tagebücher. Herausgegeben und ausgewählt von Volker Kriegel und Roger Willemsen. Eichborn, Berlin, 2004, 416 Seiten, gebunden, mit Überzug im Halbschuber, zweifarbig, 29,90 A

Samuel Pepys (sprich Pieps) lebte von 1633 bis 1703. Er stu- dierte in Cambridge und stieg vom kleinen Beamten der Britischen Admiralität zum Flottenbeauftragten des Kö- nigs auf. Sein Tagebuch schrieb er in den Jahren von 1660 bis 1669 in einer von Thomas Shelton 1626 entwickelten Kurzschrift. Die Eintragungen

waren nicht für die Öffentlich- keit bestimmt. Als man die Tagebücher (3 100 Seiten) im 19. Jahrhundert entdeckte, wa- ren sie eine Sensation. Man kann die Aufzeichnungen als das erste Tagebuch der Litera- turgeschichte bezeichnen. Sie sind in ihrer Lebendigkeit und Ausdruckskraft, der Unmittel- barkeit der Beobachtungen und Empfindungen und ihrer Wahrheitstreue bisher nicht erreicht.

Pepys geheimes Tagebuch ist das eines wunderbaren Menschen, dem man gern begegnet wäre. Er ist sehr be- lesen, seine Bibliothek zählt 3 000 Bände, Lieblingsautoren sind Bacon, Hobbes, Descartes,

Montaigne. Er liebt die Mu- sik, spielt verschiedene In- strumente, freut sich an gutem Essen, trinkt gern und lässt keine Gelegenheit aus, schöne Frauen zu berühren, wo immer sie es ihm ermögli- chen. In den Tagebüchern be- schrieben werden zahlreiche historische Ereignisse, wie der Krieg gegen die Hollän- der, die Krönung Charles II., die Pest in London 1665 und der große Brand 1666, dem ein Fünftel Londons zum Op- fer fiel. Er ist ein gewissenhaf- ter Beobachter körperlicher Beschwerden, die er genau schildert – zum Beispiel den Harndrang im Theater oder während der Krönungsfeier- lichkeiten. Zuweilen besucht er medizinische Vorträge und wohnt Sektionen bei. Die Tagebücher gewähren einen tiefen Einblick in die Privat- sphäre eines ungewöhnlichen Mannes und werden zu einem einmaligen, nie ermüdenden Lese-Erlebnis. Manfred Wolf

A

A3180 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 4719. November 2004

B Ü C H E R

Medizingeschichte

De Rachitide

Heinrich Schmidt Gayk, Labor Limbach (Hrsg.): Die ältesten Dokumente über Rachitis in Originalfassung und Überset- zung. Verlag Klinisches Labor GmbH, Heidelberg, 2004, 496 Seiten, 49 A

Die erste genaue Beschrei- bung der Vitaminmangel- krankheit Rachitis stammt von dem englischen Arzt und Anatomen Francis Glis- son (1597–1677), der 1650 sein berühmtes Werk „De Rachitide“ veröffentlichte und damit einer bis da- hin weitgehend unbekannten Krankheit einen lateinischen Namen gab.

Wenngleich diese gefürch- tete Krankheit inzwischen

kaum Opfer unter Kindern und Jugendlichen fordert, so ist die unzureichende Ver- sorgung mit Vitamin D auch heute noch ein Thema, und zwar in der Geriatrie. In- sofern macht es durchaus Sinn, einen medizinhistori- schen Klassiker in lateini- scher Originalfassung und in deutscher Übersetzung zu veröffentlichen, wobei die Herausgeber dankenswerter- weise auch noch eine weitere Schrift aus dem Lateinischen ins Deutsche haben über- setzen lassen, und zwar Daniel Whistlers Abhand- lung „De Morbo puerili Anglorum“ von 1645.

Beide Autoren wussten zwar noch nichts über die uns heute bekannten Ursachen der Rachitis, bemerkten aber immerhin bereits, dass ein

Aufenthalt im Freien (UV-B- Lichtexposition) sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken kann. Besondere Aufmerksamkeit verdienen aber nicht die uns aus heuti- ger Sicht oft kurios oder ob- skur erscheinenden Therapie- vorschläge, sondern die recht genaue Beschreibung der Symptomatik: Veränderung am Skelett („rachitischer Rosenkranz“,„Hühnerbrust“) und die bei Rachitis auftre- tende Muskelschwäche. Auch die Muskelschwäche bei älte- ren Menschen, die ans Bett gefesselt waren („bedrid- den“), war Glisson bereits bekannt. Interessant sind auch die wortgeschichtlichen Ausführungen des Londoner Arztes zur englischen Be- zeichnung für Rachitis (rickets). Robert Jütte

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

XML element names may begin with the underscore ('_') character... <!--Extractor Module: Utility Templates -->3. B. <!-- Extractor Module Utility

• infomations about the locations of the 4 data type elements for every specific customer request in database... AG Netzbasierte Informationssysteme

Auch hier ist nicht die alleinige Erhöhung, nicht einmal der Nachweis von Harnsäurekristal- len, beweisend für eine manifeste Gicht; vielmehr wird der intrazellu- läre Nachweis

Eine Sammlung „Arzt, Patient und Krankheit“ baut das Institut für Geschichte der Medizin der Medizini- schen Fakultät Carl Gustav Carus (TU Dresden) auf.. Im Mit- telpunkt stehen

Der zuständige Wissens- zweig, die Neonatologie, muß hier aufgrund ihrer Erfahrung Grenzen, beispielsweise bei einem bestimmten Körpergewicht, erarbeiten, unterhalb derer bisher

I zeit eine Tendenz, daß Weibchen, die in den zeitlichen Häufungszentren ihre Jungen warfen, im Durchschnitt die größten Würfe hatten.. Um zu testen, ob sich

Nur Kenner werden wissen, daß die Skulptur 1811 auf die Burg Nürnberg verbracht wurde, nach- dem man das Vorhängeschloß erbrochen hatte, welches das Kunstwerk sicherte.. Sechs

Altmann war aber auch verantwort- lich für Übungen speziell für „Vorge- rücktere“ und für Kurse über die Theorie und Anwendung des Mikro- skopes