• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Typ-2-Diabetes-mellitus – Betreuung von chronisch Kranken in der Hausarztpraxis: Schlusswort" (03.03.2006)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Typ-2-Diabetes-mellitus – Betreuung von chronisch Kranken in der Hausarztpraxis: Schlusswort" (03.03.2006)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

zung bedarf. Lustmann et al. (2) konnte diesbezüglich nachweisen, dass eine psy- chotherapeutische Intervention zu einer signifikanten Besserung der Stoffwech- sellage führen kann.

Diesem Umstand wurde auch in der

„Nationale Versorgungs-Leitlinie Diabe- tes mellitus Typ 2“ (3) Rechnung getra- gen, indem neben der Untersuchung or- ganischer Folgekrankheiten auch eine Abklärung depressiver Krankheitsbilder gefordert wurde.

Ein weiterer wichtiger Aspekt stellt das gleichzeitige Auftreten von Ess- störungen wie Anorexia nervosa, Buli- mia nervosa und einer „binge eating dis- order“ dar. Nach Herpertz (4) liegt die Prävalenz bei Diabetes mellitus Typ 1 bei 5,4 bis 7 Prozent, bei Menschen mit Typ- 2-Diabetes sogar bei 10 bis 13,7 Prozent.

Hierbei spielt zusätzlich auch das Insulin- Purging, das heißt, die bewusste oder un- bewusste Unterdosierung oder gar das Weglassen des Insulins zur Gewichtsre- duktion, eine wichtige Rolle. Die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Stoffwechselführung bedürfen keiner weiteren Erörterung.

Andere potenzielle psychische Er- krankungen wie Angsterkrankungen (Hypoglykämieangst,Angst vor Folgeer- krankungen,Spritzenphobie) oder Sucht- erkrankungen (zum Beispiel Diabetes und Alkohol) seien nur am Rande er- wähnt, sollten in der Therapie beachtet werden.

Zusammenfassend ist es von hoher Relevanz, die psychischen/psychosoma- tischen Komorbiditäten intensiver im Bewusstsein derjenigen zu verankern, die im Bereich der Betreuung von Men- schen mit Diabetes mellitus tätig sind.

Literatur

1. Anderson RJ et al.: The prevalence of comorbid de- pression in adults with diabetes. A meta-analysis. Dia- betes care 2001; 24: 1069–78.

2. Lustmann PJ et al.: Cognitive behaviour therapy for depression in type 2 diabetes mellitus. Ann Intern Med 1998; 129: 613–21.

3. Bundesärztekammer et al.: Nationale Versorgungs- Leitlinie Diabetes mellitus Typ 2, ZaeFQ 2002; 96 (Suppl. II): 1–24.

4. Herpertz et al.: Comorbidity of diabets and eating dis- orders. Diabetes Care 1998; 21: 1110–16.

Dr. med. Werner Schaan

Psychosomatische Abteilung der Inneren Medizin II Krankenanstalt Mutterhaus der Borromäerinnen Trier Feldstraße 16

54290 Trier

Schlusswort

Wir danken Herrn Kollegen Schaan für das Interesse an unserer Arbeit (1).

Uns war wichtig, die Möglichkeiten moderner Konzepte der Gestaltung der Arzt-Patienten-Beziehung, wie sie in unserem Beitrag erwähnt wurden, etwa die der Patientenfallkonferenz, der Salutogenese oder der Integrierten Medizin bei der Versorgung von chro- nisch Kranken (in unserem Artikel an Patienten mit Typ-2-Diabetes aufge- zeigt) stärker ins Bewusstsein zu rücken. Besonders letzteres Konzept bemüht sich darum, eine „gemeinsame Wirklichkeit“, eine „Passung“ zwi- schen Arzt und Patient anzustreben, die erlaubt, besser in die Patienten- wirklichkeit eingreifen, deren „Wirk- lichkeitskonstruktionen“ besser beein- flussen zu können.

Herr Schaan macht auf einen wichti- gen Punkt bei der Versorgung von chronisch kranken Patienten aufmerk- sam, der in unserer Arbeit nicht explizit angesprochen wurde. Leider hatten wir in unserer Erhebung kein Instrumenta- rium benutzt, um die Häufigkeit von depressiven Störungen bei Patienten mit Diabetes valide zu erfassen. Zu we- sentlichen Einschränkungen subjekti- ver und sozialer Gesundheit gehören in der Tat auch depressive Störungen, die bei vielen chronisch erkrankten Patien- ten gehäuft zu finden sind und gerade nach schwerwiegenden Krankheitser- eignissen besonders häufig auftreten.

Die Häufigkeitsangabe einer Depressi- on bei Personen mit Diabetes von 25 Prozent (basierend auf der Metaanaly- se von Anderson [2]) erscheint uns al- lerdings für die hausärztliche Praxis zu hoch, was aber nur einen graduellen und keinen grundsätzlichen Unter- schied bedeuten würde.

Depressive Symptome und Ängste können dabei die Folge eines schwer zu bewältigenden Krankheitsprozesses sein. Im Falle von Herz-Kreislauf-Er- krankungen (und diese stellen ja auch die Hauptkomplikationen beim Diabe- tes) scheinen depressive Symptome und Ängste auch eigenständige Risiko- faktoren zu sein und haben Auswirkun- gen auf den weiteren Verlauf der Er- krankung (3). Im Sinne zirkulärer Pro- zesse stören diese psychischen Verän-

derungen nun wieder die Fähigkeit der Patienten, adäquat mit ihrer Erkran- kung umzugehen. Wir sind mit Herrn Schaan einig, dass in ausgeprägten Fäl- len auch eine antidepressive Pharma- kotherapie und/oder eine Psychothera- pie notwendig und erfolgreich sein werden.

Daten zur Prävalenz von verschie- denartigen Essstörungen (Anorexia nervosa, Bulimia nervosa, Essattacken [so genanntes „binge eating“] und an- dere nicht näher spezifizierte Essstö- rungen) bei Patienten mit Typ-2-Dia- betes, wie in einer Studie aus mehreren Diabeteszentren aus zwei deutschen Großstädten zusammengefasst und mit einer Punktprävalenz von 6,5 bis 9 Pro- zent (Lebenszeitprävalenz 10 bis 13,7 Prozent) angegeben (4), scheinen uns auch nicht ohne Weiteres auf die haus- ärztliche Versorgungswirklichkeit über- tragbar und spielen nach unseren Er- fahrungen im Vergleich zu depressiven Störungen und Ängsten keine solch be- deutende Rolle. Unserem eigentlichen Ziel wären wir aber ein großes Stück näher gekommen, wenn wir eine ver- stärkte wissenschaftliche Begleitfor- schung der angesprochenen Aspekte in der hausärztlichen Tätigkeit bewirken könnten.

Literatur

1. Rothenbacher D, Hermann Brenner H, Rüter G: Betreu- ung von chronisch Kranken in der Hausarztpraxis am Beispiel des Typ-2-Diabetes. Dtsch Arztebl 2005;

102(36): A 2408–12.

2. Anderson RJ, Freelan KE, Clouse RE, Lustmann PJ: The prevalence of comorbid depression in adults with dia- betes. Diabet Care 2001; 24: 1069–78.

3. Barth J, Schumacher M, Herrmann-Lingen C: Depressi- on as a risk factor for mortality in patients with coro- nary heart disease: a meta-analysis. Psychosom Med 2004; 66: 802–13.

4. Herpertz S, Albus C, Wagner R et al.: Comorbidity of diabetes and eating disorders. Diabet Care 1998; 21:

1110–16.

Prof. Dr. med. Dietrich Rothenbacher Prof. Dr. med. Hermann Brenner Abteilung Epidemiologie

Deutsches Zentrum für Alternsforschung Bergheimer Straße 20

69115 Heidelberg Dr. med. Gernot Rüter Blumenstraße 11 71726 Benningen

Die Autoren aller Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Internatio- nal Committee of Medical Journal Editors besteht.

M E D I Z I N

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 9⏐⏐3. März 2006 AA547

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

AN = anorexia nervosa; AN-BP = anorexia nervosa binge purge subtype; AN-R = anorexia nervosa restrictive subtype; BMI = body mass index; BN = bulimia nervosa; BED = binge

Anorexia nervosa, restriktiver Typ Anorexia nervosa, aktiver Typ Sonstige und nicht näher bezeichnete Anorexia nervosa Atypische Anorexia nervosa Bulimia nervosa Atypische

Anorexia nervosa, restriktiver Typ Anorexia nervosa, aktiver Typ Sonstige und nicht näher bezeichnete Anorexia nervosa Atypische Anorexia nervosa Bulimia nervosa Atypische

Da das kardiale Risiko von Diabetikern ähnlich hoch ist wie bei Patienten mit Herzinfarkt (aber ohne Diabetes), er- gibt sich bei diesen Patienten die Not- wendigkeit, sie im

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtilinien des International Committee of Medical Journal Editors

Oft haben Frauen erst nach einer län- geren Therapiephase den Mut, über sexuelle Gewalterfahrungen in der Kindheit zu sprechen, oder erinnern sich sogar erst dann daran.. Hierdurch

Arbeiten aus jüngster Zeit stellen aber zumindest heraus, daß der sexuelle Mißbrauch bei Eßstörun- gen nicht häufiger als bei anderen psychiatrischen Erkrankungen beob- achtet

Nach einer Verlaufsstudie bei erwachse- nen bulimischen Patienten waren nach zweijähriger Beobachtungsdau- er immer noch 41 Prozent von 247 Patienten an einer Eßstörung er-