krankten Hauskatze die Besitzerin und ihre Tochter, die nur lokalen Pocken blieben aber ohne ernsthaf- tere Folgen. Auch aus einem Hund, der im Haushalt lebte und lokale Hautläsionen aufwies, konnte das gleiche Virus wie bei den Patienten und der Katze angezüchtet und cha- rakterisiert werden.
Die bei Katzen, inzwischen auch beim Hund vorkommenden Ortho- pockenviren stellen sicher nur die Spitze eines Eisberges dar. Sie sind im Tierreich weit verbreitet, haben ihr ständiges Reservoir in wildleben- den Nagern und gefährden die Ge- sundheit des Menschen speziell nach Aufhebung der Pflichtimpfung gegen die Pocken. Bisher handelte es sich stets um Einzelfälle. In einer immun- supprimierten Gemeinschaft könn- ten über Mensch-Mensch-Übertra- gungen mittels Mutation und Selek- tion genetisch geringfügig veränder- te, neue Orthopockenviren entste- hen, über deren epidemieerzeugen- des Potential wir nichts wissen. Das plötzliche Auftreten neuer Influen- za-A-Epidemien, teilweise sogar Pandemien, die vom Schwein, Pferd und Geflügel jeweils ihren Ausgang nehmen, wäre ein Beispiel hierfür.
Derzeit besteht aber kein Grund zu ernster Sorge. Trotzdem müssen Ärzte, Tierärzte und Heimtierbesit- zer hierüber frühzeitig aufgeklärt werden.
Was ist zu tun? Es werden fol- gende Maßnahmen empfohlen:
• Bei lokalen, ulzerativen oder phlegmonösen, progredierenden, an- tibiotikaresistenten Prozessen von mit Heimtieren zusammenlebenden Personen sollten eine elektronenop- tische Kontrolle auf Pockenviren be- ziehungsweise eine Virusanzüchtung durchgeführt werden.
(;) Im positiven Falle sind die Patienten sofort zu paramunisieren (medikamentöse Steigerung der er- regerunspezifischen Abwehr). Zu- sätzlich können spezifisches, poly- klonales Immunserum verabreicht und eine parenterale Schutzimp- fung mit einer attenuierten De- letionsmutante des Vacciniavirus (Stamm MVA) durchgeführt wer- den.
• In Haushalten lebende Hun- de und Katzen können prophylak-
tisch gegen Orthopockeninfektionen durch Impfung mit dem Vaccinia- Stamm MVA geschützt werden.
CI)
Eine freiwillige Impfung ge- gen Infektionen mit Orthopockenvi- ren bei Mensch und Tier mit wirksa- men, genetisch stabilen und un- schädlichen Lebendimpfstoffen soll- te ermöglicht und entsprechende Impfstoffe sollten zugelassen wer- den.(1)
Die Erforschung der Epide- miologie der Orthopockenviren und ihrer Verankerung in der Biozönose muß intensiviert werden.Non-Hodgkin- Lymphom
des Magens:
Kombinierte Radio- Chemotherapie
ausreichend
34 Patienten mit einem Non- Hodgkin-Lymphom des Magens im Stadium I E und II E wurden einer kombinierten Radio- und Chemo- therapie unterzogen, auf eine Ma- genresektion wurde verzichtet.
Bei 20 Patienten war die Dia- gnose durch endoskopische Biopsie, bei 14 durch Laparotomie und Biop- sie gesichert. In 19 Fällen handelte es sich um ein Stadium I E, in 15 um das Stadium II E. Histologisch lag in 26 Fällen ein diffuses großzelliges, in drei ein immunoplastisches, bei wei- teren drei ein diffuses undifferen- ziertes, in einem Fall ein noduläres gemischtes und in einem Fall ein nicht klassifizierbares Lymphom vor.
Die Patienten erhielten zunächst vier Zyklen einer Chemotherapie aus Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednison und Bleomycin (CHOP-Bleo). Anschließend erfolg- te eine Strahlenbehandlung, gefolgt von weiteren Zyklen der Chemothe- rapie.
68 Prozent der Patienten hatten nie wieder ein Rezidiv, fünf Patien- ten verstarben an abdominellem Tu- morrezidiv, zwei an Komplikationen
Durch Tierpockenviren beim Menschen verursachte Krankheiten sollten nach dem Bundesseuchenge- setz meldepflichtig gemacht werden.
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. vet.
Dr. med. vet. h. c. mult. Anton Mayr Lehrstuhl für Mikrobiologie
und Seuchenlehre
Tierärztliche Fakultät der Universität München Veterinärstraße 13 W-8000 München 22
FÜR SIE REFERIERT
der Behandlung (einmal Sepsis, ein- mal Lungenfibrose). Bei keinem Pa- tienten kam es zu einer Magenperfo- ration oder einer Blutung unter der konservativen Therapie. Nur in zwei Fällen war eine Magenresektion er- forderlich, in einem Fall wegen Fort- schreiten des Leidens während der Chemotherapie, in einem weiteren Fall wegen einer narbigen Magen- ausgangsstenose.
Die Daten unterstreichen, daß beim Lymphom des Magens eine pri- märe operative Therapie nicht erfor- derlich ist. Eine kombinierte Strah- len- und Chemotherapie führt bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten zu hervorragenden Ergeb- nissen.
Maor, M. H., W. S. Velasquez, L. M. Ful- 1er, K. B. Silvermintz: Stomach Conserva- tion in Stages I E and II E Gastric Non- Hodgkin's Lymphoma. J Clin Oncol 8:
266-271, 1990.
Departments of Clinical Radiotherapy and Hematology, University of Texas, Ander- son Cancer Center, Houston, Texas 77030.
A-670 (68) Dt. Ärztebl. 88, Heft 9, 28. Februar 1991