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Rituximab, ein neues Therapieprinzip beim Non-Hodgkin-Lymphom

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Arzneiverordnung in der Praxis ~ Ausgabe 3/2002

Rituximab, ein neues Therapieprinzip beim Non-Hodgkin-Lymphom

Rituximab (MabThera®) wurde Mitte 1998 als erster monoklonaler Antikörper in Deutschland zur Monotherapie des re- fraktären oder rezidivierten indolenten (niedrigmalignen) follikulären Non- Hodgkin-Lymphoms (NHL) im Stadium III–IV zugelassen. Seit März 2002 be- steht eine Zulassung für die Behandlung des diffusen großzelligen NHL in Kom- bination mit der CHOP-Chemotherapie.

Wirkmechanismus

Rituximab, ein chimärer IgG-Antikör- per, bindet spezifisch an das Membran- Antigen CD20, das von gesunden wie malignen B-Zellen sowie in 95 % aller B- Zell-NHL exprimiert wird. Die antitumo- rale Wirkung entfaltet Rituximab durch komplementvermittelte Lyse, zellver- mittelte Zytotoxizität, Apoptose, Prolife- rationshemmung sowie möglicherweise durch Sensibilisierung gegenüber Che- motherapie. Da CD20 weder auf hämato- poetischen Stammzellen, frühen B-Zell- Vorstufen, normalen Plasmazellen noch normalem Gewebe exprimiert wird, wer- den diese Zellen durch Rituximab nicht zerstört. Vermutlich beruht darauf des- sen geringe Toxizität. Außerdem über- schneidet sich der Wirkmechanismus nicht mit dem herkömmlicher Chemo- therapien.

Pharmakokinetik

Die Rituximab-Konzentration im Serum korreliert neben der applizierten Dosis mit der Ansprechrate des Tumors. Die Bindung an die B-Zellen stellt die vor- wiegende Elimination aus dem primären Kompartiment dar. Die mittlere Serum- HWZ liegt nach der ersten Infusion bei 60–68 Stunden und steigt nach der vier- ten auf 175–190 Stunden. Die B-Zellen regenerieren sich ab dem 6. Monat nach Therapieende und erreichen nach 9–12 Monaten Normwerte.

Therapeutischer Stellenwert

Die Erstzulassung beruhte lediglich auf einer unkontrollierten Studie an 166 Pa- tienten mit oben genannter Indikation, bei denen mit Rituximab ähnlich gute bis bessere Therapieergebnisse erzielt wurden als mit Standardchemotherapie im historischen Vergleich zu erwarten gewesen wären.

Eine im Januar 2002 publizierte ran- domisierte Studie an Patienten mit dif- fusem, großzellig-aggressivem B-Zell- NHL zeigte ein signifikant besseres

„event*-free survival“ (57 % versus 39 %), wenn die Standardchemotherapie nach CHOP-Schema um Rituximab er- weitert wurde. Auf dieser Studie beruht die eingangs erwähnte erweiterte Zulas- sung. Aufgrund fehlender randomisier- ter doppelblindkontrollierter Protokol- le, vager Endpunktdefinitionen und zu kurzer Beobachtungszeiten ist der Nut- zen von Rituximab noch unter Vorbehalt zu sehen. Zum Zweifel am dauerhaften therapeutischen Wert tragen vereinzelte Berichte bei, dass sich Therapieresisten- zen gegenüber Rituximab entwickeln könnten.

Nebenwirkungen

Die meisten Nebenwirkungen von Ri- tuximab treten bei oder nach der ersten Infusion auf und sind meist mild und voll reversibel. Allerdings sind inzwi- schen auch schwerwiegende, z. T. auch lebensbedrohliche UAW mitgeteilt wor- den. Diese waren in erster Linie auf eine Freisetzung inflammatorischer Zytoki- ne zurückzuführen (Fieber, Schüttel- frost, Urtikaria, Angioödem, Hypotensi- on u. a.). Auch über Tumor-Lyse-Syndro- me wurde berichtet.

Dosierung und Kosten

MabThera®ist als Konzentrat zur Her- stellung einer Infusionslösung mit 100 oder 500 mg im Handel. Es wird als

Monotherapie in einer Dosierung von 375 mg/m2KO einmal wöchentlich über 4 Wochen parenteral appliziert. Der Be- handlungstag eines Erwachsenen kostet durchschnittlich 3.000 €, ein Zyklus ent- sprechend das Vierfache. Eine sechs- wöchige CHOP-Schema-Behandlung (Studie 2002) liegt im Vergleich dazu bei ca. 500 €. Wird das CHOP-Schema mit Rituximab ergänzt, entstehen Mehr- kosten, die durch gute Langzeit-An- sprechraten oder bessere Verträglichkeit gerechtfertigt werden müssen.

Literatur

Auf Anfrage bei den Autoren

* Ereignisse wurden definiert als Progression der Er- krankung, Rückfall, Einleitung einer weiteren antitu- moralen Therapie, Tod.

Isabel Püntmann, Ärztin Prof. Dr. med. Bernd Mühlbauer Institut für Klinische Pharmakologie Zentralkrankenhaus

Sankt-Jürgen-Straße, 28205 Bremen

FAZIT

Rituximab (MabThera®) wurde seit Mitte 1998 als erster monoklonaler An- tikörper in Deutschland zur Monothe- rapie des refraktären oder rezidivierten indolenten (niedrigmalignen) folli- kulären Non-Hodgkin-Lymphoms im Stadium III–IV zugelassen. Seit März 2002 besteht eine Zulassung für die Be- handlung des diffusen großzelligen NHL in Kombination mit der CHOP-Che- motherapie.

Der Wirkmechanismus stellt ein inno- vatives und vielversprechendes thera- peutisches Konzept dar. Ob die Thera- pie dauerhaft und auch bei anderen Typen von NHL zu einer klinisch rele- vanten Verbesserung der Prognose der Patienten im Vergleich zur Standard- chemotherapie führt, muss noch be- wiesen werden. Die Anwendung sollte zunächst nur in spezialisierten Zentren erfolgen.

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