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Archiv "Der richtige Transport abgetrennter Gliedmaßen" (01.02.1990)

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Academic year: 2022

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Der richtige

Transport abgetrennter Gliedmaßen

Mark Lopatecki

D

ie Fortschritte der Mikro- chirurgie machen es mög- lich, abgetrennte Glied- maßen (Finger, Hände, Arme, Beine) wieder anzunähen.

Die Replantation ist aber nur mög- lich, wenn die Amputate in einem möglichst unveränderten Zustand im replantierenden Krankenhaus ange- liefert werden. Der erstbehandelnde Arzt ist verpflichtet, Sorge für den richtigen Transport der Amputate zu tragen. Die Unterlassung dieser Pflicht kann juristische Konsequen- zen haben. Der falsche Transport der Amputate (entweder tiefgefro- ren — Abbildung 1 — oder im Wasser

— Abbildung 2) kommt jedoch sehr häufig vor.

Indikationen

Die Indikation zur erfolgreichen Replantation durch mikrochirurgi- sche Naht ist gegeben bei Abtren- nung von:

• Fingern,

• Händen und Handteilen,

• Skalphaut (keine Schädel- hirntraumen),

• Ohrmuscheln.

Relative Indikationen zur Re- plantation bestehen bei

• Fingerring-Hautablederun- gen sowie

• Hautdefekten nach ausge- dehnten Weichteilverlusten an den Extremitäten, die durch eine freie Hautlappenübertragung mit Gefäß- anastomosen geschlossen werden können. Gerade diese Indikation ge- winnt immer mehr an Bedeutung.

Abteilung für Handchirurgie und Plastische Chirurgie (Leitender Arzt:

Professor Dr. med. Dieter Buck-Gramcko) des Berufsgenossenschaftlichen Kran- kenhauses Hamburg

Abbildung 1: Falsch transportiertes Ampu tat: hier tiefgefroren

Abbildung 2: Falsch transportiertes Amputat:

Nur glatte Amputationen ohne stärkere Gewebsschädigungen haben Aussicht auf Erfolg. Ausriß- oder Ablederungsverletzungen sind meist zur Replantation nicht geeignet. Die Entscheidung zur Replantation kann allerdings nur der replantierende Arzt nach Inspektion des Verletzten treffen.

Erstversorgung des Verletzten

Die Erstbehandlung des Ver- letzten besteht in der Schockbe- kämpfung (Anlegen einer Infusion) und der Gabe von Analgetika. Die Blutstillung am Amputationsstumpf erfolgt nur durch Anlegen eines ste- rilen Kompressionsverbandes und Hochlagerung der verletzten Extre- mität. Das „Abbinden" des Oberar- mes oder des Oberschenkels sollte nicht vorgenommen werden, da dies fast immer durch Stauung zu ver- mehrter Blutung führt.

Versorgung des Amputates

Das Amputat wird ohne weitere Behandlung trocken in mehrere ste- rile Kompressen gewickelt und in ei- ner Plastiktüte fest verschlossen. Die Tüte wird dann in eine Mischung von Wasser und Eis gelegt, wobei eine di-

hier im Wasser

rekte Berührung von Amputat und Eis wegen einer Kälteschädigung un- bedingt vermieden werden muß (Ab- bildung 3). In einer Kühlbox wird dann das Amputat weitertranspor- tiert. Bei längeren Transportstrek- ken muß das Eis erneuert werden.

Der direkte Kontakt des Amputates mit dem Eis oder Wasser ist zu ver- A-302 (54) Dt. Ärztebl. 87, Heft 5, 1. Februar 1990

(2)

Einige Eiswürfel und etwas Wasser (Temperatur etwa 4°-6°)

Sterile Plastikbeutel sicher und in einen

Kompresse verschließen zweiten Beutel

legen

Abbildung 3: Richtig transportiertes Amputat (aus 2)

meiden, um der irreversiblen Quel- lung der Intima vorzubeugen. Diese Intimaveränderung führt nämlich zum Stop des Blutdurchstroms.

Telefonische Kontaktaufnahme mit dem replantierenden Zentrum ist vor Beginn des Transportes not- wendig. Da der Replantationserfolg mit der Länge der Anoxämiezeit des Amputates abnimmt, sollte das schnellste Transportmittel ausge- sucht werden. Gegebenenfalls ist der

Rettungshubschrauber einzusetzen.

Die richtige Vorbehandlung und der richtige Transport des Verletzten sind die ersten Schritte zum Gelin- gen der Replantation. Eine langwie- rige Nachbehandlung und häufig se- kundäre Korrektureingriffe tragen wesentlich dazu bei, einen guten funktionellen Erfolg zu erreichen.

Über fast immer bleibende Funk- tionseinbußen muß der Verletzte aufgeklärt werden.

Literatur

1. Buck-Gramcko, D., R. Hoffmann, R. Neu- mann• „Der handchirurgische Notfall", Bi- bliothek für Handchirurgie, Hippokrates Verlag, Stuttgart, 2. Aufl. 1989

2. Merkblatt „Replantation abgetrennter Glied- maßen" des Landesverbandes Nordwest- deutschland der gewerblichen Berufsgenos- senschaften, 3000 Hannover

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Mark Lopatecki Paul-Ehrlich-Straße 9 5270 Gummersbach

Muskelschwund durch Alkohol

Die Autoren suchten bei einer Gruppe von 50 asymptomatischen Alkoholikern (Männer, mittleres Al- ter 38,5 Jahre) im Rahmen eines am- bulanten Behandlungsprogrammes nach alkoholisch bedingten Herz- oder Skelettmuskelerkrankungen.

Durchgeführt wurden Messungen der Muskelstärke mit elektronischen Myometern, Muskelbiopsie, Echo- kardiographie sowie Herzmuskel- Szintigraphie, verglichen mit den Er- gebnissen gesunder Kontrollperso- nen ähnlichen Alters. Der mittlere tägliche Alkoholkonsum der Patien- ten ( ± SEM) betrug 243 ± 13 g über einen Durchschnittszeitraum von 16 Jahren. Diese Patienten wie- sen klinisch oder labormäßig keine Anzeichen für eine Mangelernäh- rung oder ein Elektrolytungleichge- wicht auf.

Bei 42 Prozent der Patienten, je- doch bei keinem in der Kontroll- gruppe, wurde eine Stärke unter 20

kg im Deltamuskel gemessen. Mus- kel-Biopsien bei 23 Patienten (46 Prozent) ergaben den histologischen Nachweis für eine Myopathie. Bei den kardiologischen Studien zeigten sich bei den Alkoholikern im Ver- gleich zu 20 gesunden Kontrollperso- nen signifikant niedrigere mittlere Ventrikelauswurffraktionen (59 ge- genüber 67 Prozent), ein größerer mittlerer enddiastolischer Durch- messer (51 gegenüber 49 mm) und eine größere mittlere Masse des lin- ken Ventrikels (123 gegenüber 106 g je m2 Körperoberfläche). Ein Drittel der Alkoholiker wies eine Auswurffrak- tion von 55 Prozent oder weniger auf, jedoch keine der Kontrollpersonen.

Endomyokardbiopsieproben von sechs Patienten mit Auswurffraktio- nen unter 50 Prozent zeigten histolo- gische Veränderungen einer Kardio- myopathie. Die geschätzte Gesamt- dosis Äthanol im Leben korrelierte invers mit der Muskelstärke (r =

FÜR SIE REFERIERT

— 0,65; p < 0,001). In einer Analyse, die ebenfalls sechs Patienten mit symptomatischer alkoholischer Kar- diomyopathie einschloß, korrelierte die geschätzte Gesamtdosis Äthanol im Leben invers mit der Auswurf- fraktion (r = — 0,58; p < 0,001) und direkt mit der Linksventrikelmasse (r = 0,59; p < 0,001).

Die Autoren folgern, daß eine Myopathie der Skelettmuskulatur und eine Kardiomyopathie bei Per- sonen mit chronischem Alkoholkon- sum häufig auftreten, und daß Alko- hol dosisabhängig eine toxische Aus- wirkung auf die gestreifte Muskula- tur hat. Lng

Urbano-Marquez, A. et al.: The Effects of Alcoholism an Skeletal and Cardiac Mus- cle, New Engl. Journ. Med. 320 (1989) 409-415.

Dr. Rubin, Department of Pathology and Cell Biology, Jefferson Medical College, Philadelphia, PA 19107, USA.

A-304 (56) Dt. Ärztebl. 87, Heft 5, 1. Februar 1990

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