Votivgabe eines Ohrenleidenden aus dem Askleoiosheiliatum hei Fniciatimg
Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Günther Kressl
Neigung zur Tiefstapelei
Dem Thema Kunst und Künstler scheint nun Genüge getan. Aber da ist noch etwas anderes, was ab- schließend nicht vergessen werden soll: Günther Kressl selbst. Wer sich dem „Arzt" und „Künstler" respekt- voll zu nähern versucht, kommt sehr leicht ins Stolpern. Denn da ist eine große Portion legere Natürlichkeit, mit der man eigentlich gar nicht ge- rechnet hat, und die — weil sie nur selten anzutreffen ist — nach der an- fänglichen Verwirrung sehr ange- nehm berührt. Doch Günther Kressl
hat es nicht gern, wenn man ihn hierauf anspricht. Oder darauf, daß ihm trotz Arzt-Status und Künstler- Image keinerlei Arroganz anhaftet.
Und so kommentiert er auch recht barsch: „Ich betrachte mich nicht als Mittelpunkt der Welt."
Überhaupt: Bescheidenheit scheint ihm mit in die Wiege gelegt. Mehr noch — nämlich eine ausgeprägte Neigung zur Tiefstapelei. Denn sein sicherlich doch nicht ganz so unbe- deutendes Licht stellt er nur zu gern unter den Scheffel. Aber gerade das harmoniert keinesfalls mit seinen
unbändigen künstlerischen Aktivitä- ten, denen ein drängendes Kommu- nikationsbedürfnis und somit ein Auf-sich-aufmerksam-machen-Müs- sen zugrunde liegen muß. Wie nur so oft, wenn es um Günther Kressl und dessen Schaffen geht, ist auch hier der Logik wieder einmal ein Punkt gesetzt.
Anschrift des Verfassers:
Dietmar Schultheis Postfach 2347 5810 Witten 1
FRAGMENTE
Zeugnis der Bitte oder des Dankes
Votivgaben werden von Gläubi- gen an religiösen Kultstätten nie- dergelegt als Zeugnis entweder der Bitte oder des Dankes für ei- nen Gnadenerweis der angerufe- nen höheren, göttlichen Macht.
Medizinisch motivierte Votivga- ben, zugleich Zeugnisse religiö- sen Verständnisses von Krank- sein, Krankheiten und Gesund- heit kennzeichnen die vorwissen- schaftliche Medizin, sie begleiten bis in unsere Tage die naturwis- senschaftliche Medizin als Zeug- nisse noch immer auch magi- schen Verständnisses der Heil- kunde. Die Abbildung zeigt die Votivgabe eines Ohrenleidenden aus dem Heiligtum des Askiepios bei Epidauros. Das Heiligtum er- lebte seine Blütezeit im 5. und 4.
Jahrhundert v. Chr. Damals strömten nicht nur Heilung- suchende aus allen griechischen Ländern nach Epidauros, son- dern von dieser Kult- und Kuran- stalt aus wurden auch Tochter- gründungen in Athen, Ephesus und Kos initiiert. Sogar in Rom wurde auf der Tiberinsel 293 v.
Chr. ein Asklepiosheiligtum er- richtet. Das Heiligtum bei Epidau- ros blieb bis in spätrömische Zeit