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Archiv "Günther Kressl" (26.07.1979)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Kunst aus Manie und Depression

Arzt — und Poet dazu

Günther Kressl

Der Augenarzt Günther Kressl (2807 Achim, Meislahnstraße 2, Ärztezen- trum), ist ein vielseitiges Talent:

Während der Schulzeit in Leer (er ist dort 1934 geboren) stand im Vorder- grund die Musik, er komponierte so- gar kleine Sonaten und Opernent- würfe. Danach kam die Lyrik, beein- flußt von Trakl, George und Celan.

Schließlich reizte ihn die bildende Kunst, und er betätigte sich beson- ders als Grafiker. Dabei legt er gro- ßen Wert auf gut beherrschte Tech- nik, zum Beispiel auf Zink- und Kup- ferplatten mit Kaltnadel und Ätz- technik.

Sein Ziel ist die ideale Verbindung von Wort und bildender Kunst. Er hat seine Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen in verschiedenen Städten zeigen können. Günther Kressl illustriert z. B. den Tannhäu- ser „Mir war, ich wär im Venus- berg". Einige seiner Grafiken wur- den im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT 44/1978, Seite 2628, vorgestellt („Mit den Augen des Krebses").

Aber in dieser Arzt-Poet-Spalte soll es ja um das dichterische Wort ge- hen. Da ist das Gedicht vom zerris- senen Morgen, eine ungewöhnliche Betrachtung altbekannter Ereig- nisse:

den schönen morgen zerrissen glocken sie sollten an gott erinnern

und zerrissen seinen schönen morgen was haben sie aus ihm gemacht die hunde schreien

weil die glocken

den schönen tag gottes zerreißen komm wir wollen gehen

und gehen

bis keine glocken mehr

unseren morgen zerreißen können

Aber nach dieser Deutlichkeit sollen nun einige Gedicht-Beispiele folgen, die mit Namen und Zahlen und Bil- dern Aussagen machen, bei denen es um schwer Deutbares geht:

ophelia will blumen fangen der ast gibt nach

hamlet spielt fisch und ophelia kommt es ist 21 uhr 24

ein mond hängt sich ins geäst er will ophelias schatten werfen

der mond -

Um 9 uhr 72 endlich hobst du das tuch von deinem mitbringsel ein schaltjahr hattest du mir aufgehoben

du hattest es in klee gelegt ein langes fahr ist gut ich brauch ein langes fahr - scheuch mir noch die krähen fort vom kornfeld

und lock die schöne taube wieder her für dieses fahr -

sechs minuten danach

war eine neue welt zersprungen die scherben fielen schön so tausendschön. .

Eine irreale Welt in der Dimension von Zeit: Wer kann 9 Uhr 72 erle- ben? Aber wenn schon — das mir Unbegreifliche liegt eigentlich darin, daß das offene Geheimnis unbe- dingt Geheimnis bleiben soll.

Edith Engelke und Kunst" seine Aussage — auch

für Hauser gültig — gemacht, die Anspruch hat, allgemeingültig zu werden:

„Wenn nun ein Mensch in einer Psy- chose ganz eigenartige, durch die Psychose geprägte künstlerische Äußerungen hervorbringt und weder vorher noch nachher imstande ist, ähnliches zu produzieren, wenn sich im nichtpsychotischen Zustand sei- ne Erzeugnisse vielmehr in einem völlig unauffälligen, konventionellen Stil bewegen, dann darf man die in der Psychose hervorgebrachten Schöpfungen sicherlich ,zustands- gebunden' nennen.

Zum Kunstschaffen und Kunsterle- ben gehört allerdings, wie wir glau- ben, immer ein Bewußtseinszu- stand, der sich vom gewöhnlichen Bewußtsein des Alltags unterschei- det. Kunst ist eine ,zustandsspezifi- sche' Äußerung und dient einem ,zustandsspezifischen Kommunika- tionsbedürfnis' bei Gesunden und psychisch Kranken.

Dennoch schien es mir gerechtfer- tigt, die aus einer Psychose entste- henden künstlerischen Leistungen ,zustandsgebundene Kunst' zu nen- nen, weil nämlich die Zustandsge- bundenheit im Vergleich mit den an- deren Bedingungen künstlerischen Schaffens, insbesondere allen äuße- ren Einflüssen, dabei im Vorder- grund steht.

Der Ausdruck ,zustandsgebundene Kunst' scheint mir die Besonderheit dieser Kunst treffender wiederzuge- ben als die Bezeichnungen ‚Irren- kunst`„Bildnerei der Geisteskran- ken`, psychopathologische Kunst', und er hat den Vorteil, das Attribut des Krankhaften und Abartigen zu vermeiden, das meist zu einer Ab- wertung derartiger Produkte führt.''

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Dr. phil.

Manfred in der Beeck Landeskrankenhaus 2380 Schleswig

1982 Heft 30 vom 26. Juli 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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