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Archiv "HOLOCAUST: So einfach war das damals!" (22.02.1979)

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Systemfehler

„Die Einheit des Studiums ist für Lehrende und Lernen- de nicht mehr in der für den Aufbau eines gemeinsamen Ausbildungszieles wün- schenswerten Deutlichkeit vorhanden. Das Studium wird hierdurch viel deutli- cher als je zuvor überdies examensbestimmt, da alle Anstrengungen des Studen- ten nun über die gesamte Studiendauer hinweg dem alleinigen Ziel dienen, die extrem formalisierten Ex- amina zu bestehen."

Prof. Dr. med. Michael Ar- nold, Lehrstuhl für Anatomie an der Universität Tübingen

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

gemeinsamen sozialmedizinischen Dienst.

Richtig ist, daß die sozialmedizini- sche Tätigkeit einer bisher vernach- lässigten Fort- und Weiterbildung bedarf. Aus diesem Grunde haben die Bundesverbände der Vertrau- ens- und Rentenversicherungsärzte

— unterstützt vom Hartmannbund — die Schaffung der Zusatzbezeich- nung „Sozialmedizin" gefordert.

Derzeit berät die Bundesärztekam- mer darüber. Hierdurch kann auch die Beraterfunktion des behandeln- den Arztes optimiert werden. Richtig ist, daß die reine gutachterliche Tä- tigkeit für die meisten Ärzte im öf- fentlichen Dienst unbefriedigend ist.

Dies dürfte neben der restriktiven Besoldungspolitik die Hauptursache für den Nachwuchsmangel sein. Das

„BfA-Modell" zeigt, wie kurative und Gutachtertätigkeit ärztlich befriedi- gender ausübbar sind. Im Falle des SMD würden für die davon betroffe- nen Ärzte fast alle bisherigen Ein- künfte durch Nebentätigkeit entfal- len, da diese zur Dienstaufgabe werden.

Da Arbeitgeber- und Arbeitnehmer- vertretung den betroffenen Ärzten im Falle einer Fusionierung der Dienste jede Mitbestimmung ver- mutlich verweigern werden, stellt sich die Forderung nach Eigenbe- stimmung. Grundsätzlich müßte ein solcher Dienst aus der Sphäre und Beeinflußbarkeit von diesen Organi- sationen herausgenommen werden.

Es gibt andere Angliederungsmög- lichkeiten, unabhängig von Stellen- schlüsseln und Stechuhren.

Der Wissensunterschied zwischen einem speziell intern fortgebildeten Arzt des sozialärztlichen Dienstes und einem etwa nicht so fachkundi- gen Hausarzt oder Klinikgutachter verschlechtert zwangsläufig die Po- sition des Antragstellers oder des Klägers. Es kann doch nicht davon ausgegangen werden, daß dieser SMD nur Leistungen befürwortet oder keine Fehlbeurteilungen pro- duziert. Die psychologische Situa- tion wird katastrophal, wenn erst medizinische Daten vom „Großen Bruder" ausgespuckt werden und

Die Vereinheitlicher bohren weiter

dann nur noch der „Gläserne Mensch" besteht. Wo bleibt da die Sicherheit, daß die im Grundgesetz garantierte Würde des Menschen unantastbar bleibt? Hier muß auch der Behördenneugier Einhalt gebo- ten werden.

Das von der Arbeitsgemeinschaft für Gemeinschaftsaufgaben der Kran- kenversicherung (Essen) entworfe- ne Projekt über „Datenerfassung, Verarbeitung, Dokumentation und Informationsverbund in den sozial- ärztlichen Diensten" (DVDIS) stellt eine zentralisierte Bürgerdatenbank mit dezentraler Organisationsstruk- tur dar. Immerhin haben mehr als 92 Prozent der Bundesbürger Ansprü- che an die gesetzliche Sozialversi- cherung. DVDIS soll in der Endstufe die medizinischen Daten von etwa 55 Millionen Bürgern dokumentie- ren. Die systempolitischen Ziele der Verfechter des gemeinsamen sozial- medizinischen Dienstes werden da- mit immer offenkundiger.

Dr. med. Manfred Auberlen Regierungsmedizinaldirektor a. D.

Kleinhohenheimer Straße 28 7000 Stuttgart 75

BRIEFE AN DIE REDAKTION

HOLOCAUST

Einen Ausschnitt aus dem „Westdeut- schen Beobachter" und einige kommen- tierende Zeilen schickte uns ein 84jähri- ger Leser.

So einfach

war das damals!

Wie gelegentlich in früheren Jahren, so hört man jetzt anläßlich der Kritik über Holocaust von jungen Men- schen: .. „Wie war das möglich, war- um haben Sie keinen Widerstand geleistet?"

Wer als Arzt, vielleicht bona fide, nicht mittat, also Widerstand leiste- te, dem drohte, was aus einem Zei- tungsausschnitt aus dem „West- deutschen Beobachter" Jahrgang 1944 dem Kollegen Dr. Joerrens in Lindlar passierte: Konzentrationsla- ger! Dort ist zu lesen:

„Arzt treibt Sabotage — Trotz wieder- holter Warnungen und Hinweise hat der praktische Arzt Dr. Joerrens aus Lindlar in zahlreichen Fällen, wie ei- ne Nachprüfung der Geheimen Staatspolizei ergab, Arbeitsdienst- pflichtige leichtfertig krank und ar- beitsunfähig geschrieben. Verschie- dentlich stellte er sogar Atteste aus, ohne die betreffenden Personen ge- sehen, geschweige denn untersucht zu haben. Da ein solches Vorgehen im Zeichen des totalen Kriegseinsat- zes nur noch als Sabotage am ge- meinsamen Kampf betrachtet wer- den kann, wurde Dr. Joerrens in Schutzhaft genommen. Er sieht sei- ner Überführung in ein Konzentra- tionslager entgegen."

Und was das bedeutete, haben spätestens nach Beendigung des Krieges und jetzt durch Holocaust Millionen Deutsche erfahren. Also vorsichtig mit Vorwürfen gegen die älteren Generationen! Ich persön-

lich und meine Familie haben es am eigenen Leibe erfahren, was es da- mals bedeutete, als „politisch unzu- verlässig" disqualifiziert zu werden (worauf ich, notabene, heute noch stolz bin)!

Dr. med. P. Pies

Theodor-Heuss-Straße 12 5300 Bonn-Bad Godesberg

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 8 vom 22. Februar 1979 525

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