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Archiv "Da kräht kein Hahn danach: Federviehproduktion in Deutschland" (04.09.1992)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

DIE REPORTAGE

Da kräht kein Hahn danach

Federviehproduktion in Deutschland

lauforganisation sind bei ganztägigen Öffnungszeiten 4 bis 6 Kräfte erfor- derlich.

Die begleitenden Ärzte müssen die Klienten untersuchen, Dosierun- gen bestimmen, Urinkontrollen durchzuführen: Hunderte von Un- tersuchungen pro Woche, durch wie- viele Ärzte? Da die Grenzen zwi- schen Verträglichkeit und Überdo- sierung bekanntlich eng beieinander liegen, dürfte es zu Zwischenfällen kommen Das bedeutet: Ein jeder- zeit abrufbarer Rettungsdienst mit Reanimationsgerät, Arzt, dazu Not- betten und Pflegepersonal müssen vorgehalten werden.

Für die beteiligten Ärzte öffnet sich ein fataler Teufelskreis, denn die Dosissteigerung muß mit einem Sicherheitsbereich, den keiner ob- jektiv kennt, eingehalten werden.

Unterdosierung bedeutet mehr Si- cherheit, aber zugleich die erhöhte Gefahr des Beikonsums und damit von akuten Notfällen.

Besonders schwierig, aber un- verzichtbar ist die Entgiftung im noch sicheren Grenzbereich (?) — auch gegen den Willen des Patien- ten. Ist dieser schließlich „runterdo- siert", eventuell sogar drogenfrei, so hat er sein Rauschverlangen den- noch nicht überwunden und wird durch die „Zuteilung" von Heroin in kleinerer, dann steigender Dosis wieder süchtig. Dem Abhängigen, der seinen Stoff in ausreichender Menge bekommt, geht es subjektiv gesehen gut. Warum sollte er sich jetzt noch für die als Qual diffamier- te Therapie entscheiden? Der er- hoffte Einstieg in die Drogenfreiheit ist mithin eine Illusion.

Ohne Frage: Für diese Klienten wird der Beschaffungsdruck gemil- dert. Sonst ändert sich an ihrer Si- tuation jedoch nichts: Der „Kranke"

bleibt krank. Der benötigte Aufwand läßt sich nur schwer quantifizieren, er dürfte aber Millionen verschlin- gen. Und doch wird sich am Ende zeigen, daß man den Teufel nicht mit Beelzebub austreiben kann. War das alles unbekannt?

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. habil. M. Franke Friedrichstraße 47

W-5300 Bonn 1

Poularden, Grillhähnchen, Hüh- nersuppe — all das macht vie- len Menschen Appetit. Er ver- geht jedoch den meisten Geflü- gelessern, wenn man ihnen schildert, wie Hühnchen und Hähnchen in der Bundesrepu- blik Deutschland erzeugt wer- den. Die Redaktion ist im Zu- sammenhang mit dem Thema

„Tierversuche" öfters gebeten worden, auch dem Thema

„Massentierhaltung" einmal nachzugehen. Das hat Karsten Röhr, Autor der folgenden Re- portage, getan.

„Wer ist das fröhlichste Tier?"

fragte man einen alten Bauern. „Es ist der Hahn", antwortete er. „Der Hahn und die Fröhlichkeit sind eins.

Er freut sich, wenn der Tag geboren wird, und singt. Er freut sich, wenn die Sonne aufgeht, und singt. Er läuft, springt, kämpft und spielt, im- mer singend, glücklich und zufrie- den. Und der ganze Hof hört auf ihn und freut sich mit."

Der Hahn, von Leonardo da Vinci in der kleinen Episode solcher- maßen gefeiert, ist aus unseren Dör- fern so gut wie verschwunden. Nur auf der Kirchturmspitze dreht er sich noch ab und zu: als Windanzeiger und Zeichen der Wachsamkeit. Der Rest ist Geschichte. Die Hähne von heute werden in der Regel gar nicht erst zu solchen. Die in den sterilen Brutkammern der modernen Hüh- nerfabriken geschlüpften Küken werden sofort von koreanischen und japanischen Spezialisten nach Ge- schlechtern sortiert. 52 Prozent, nämlich die kleinen, wirft man le- bend in eine bereitstehende Abfall- tonne, weil sie bei der Mast nicht ge- nug Fleisch ansetzen würden. Ist ein Behälter voll, werden die Eintagskü-

Hühner- und Eier-Industrie

ken mit Kohlendioxyd vergast, einge- froren und als Tierfutter verkauft.

Doch auch das Leben der spezi- ell gezüchteten Masttiere ist kurz und freudlos. In sechs Wochen ge- langen sie zur Schlachtreife. Hier werden die weiblichen Küken wegen ihrer ähnlich guten Futterverwer- tung nicht aussortiert oder „ausge- sext", wie es in der Fachsprache heißt. Die Hühnchen gehen als

„Masthähnchen" oder „Broiler" in die Truhe.

Das Broiler-Zentrum der Bun- desrepublik liegt im südlichen Ol- denburg. Rund acht Millionen gefie- derte Zweibeiner verlassen jährlich die gut 60 Mastställe zwischen Neu- vrees und Neulorup. Bis zu 17 000 Hähnchen pferchen die Bauern in ei- nen Stall.

Und das Geschäft blüht. Grill- Hähnchen und Poularden sind beim Verbraucher sehr gefragt. Der Trend zu magerer Kost ist ungebro- chen. Statt fetter Schweinebraten kommt immer mehr Geflügel auf den Tisch. 100 Gramm Hähnchen- fleisch enthalten etwa 5 Gramm Fett, 100 Gramm mittelfettes Schweinefleisch dagegen etwa 35.

A1-2846 (30) Dt. Ärztebl. 89, Heft 36 , 4. September 1992

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Geflügelfleisch enthält viel Eiweiß, B-Vitamine und Mineralstoffe wie Eisen und Phosphor.

Doch warum müssen es Hähn- chen aus der tierquälerischen, gülle- und salmonellenträchtigen Massen- tierhaltung sein? Karl-Ernst Strack, Leiter der Technikerschule für Agrarwirtschaft in Fritzlar, an die Adresse der Landwirte: „Wer sich mit der Broilermast beschäftigt, soll- te von vorneherein keine Illusionen über die Gewinnmöglichkeiten die- ses Betriebszweiges hegen." Unre- gelmäßiger Arbeitsbedarf und hoher Kapitalaufwand machen die Hähn- chenmast als Hauptbetriebszweig im einzelnen Familienbetrieb unrenta- bel. Und wenn man die Produktions- kosten von 2,43 DM je verwertetes Tier mit dem erzielten Erlös von 2,58 DM vergleicht, wird deutlich, wie be- scheiden der Beitrag des einzelnen Hähnchens zum Familieneinkom- men auch bei rationeller Produktion ist, und wie rasch dieser Betriebs- zweig bei Unvollkommenheiten oder Störungen der Produktion in die ro- ten Zahlen gelangen kann.

Deshalb ist hier die Agrar-Indu- strie eingestiegen. Ihre Vertreter handeln betriebswirtschaftlich per- fekt, wenn auch etwas unromantisch:

Die Hähnchen werden mit künstli- chem Licht 22 Stunden am Tag wachgehalten, um die Freßdauer zu verlängern. Wenn die Broiler nach sieben Wochen ihr Schlachtgewicht von 1400 Gramm erreicht haben, wird in der letzten Nacht blaues Licht eingeschaltet, damit die Hähn- chen schlafen können und somit beim Schlachtvorgang leere Därme haben.

In der Schlachthalle werden sie an den Beinen am Förderband auf- gehängt. Der Kopf gleitet zur Betäu- bung durch ein elektrisches Strom- bad. Bei kleineren Tieren funktio- niert das System nicht. Sie entgehen auch den rotierenden Messern der Entblutungsmaschine, die die gro- ßen Halsgefäße öffnen, und müssen von einer Kontrollperson von Hand getötet werden. Anschließend wer- den die Masthühnchen vollautoma- tisch in den Brühwasserbehälter ge- worfen.

Ihre Spitze erreichte die Ent- wicklung der Geflügelbestände und

Alles auch eine Frage der Hygiene -leistungen Anfang der 70er Jahre.

Seitdem herrscht weitgehend Nach- frage-Stagnation. Über die Folgen schrieb der Agrar-Experte Dr. Rolf Abelein damals: „Die Produktion wandert in der ganzen Welt zuneh- mend in Spezialbetriebe." Die be- stimmenden Standort- und Produkti- onsfaktoren, so Abelein, ergeben sich aus rein ökonomischen Erwä- gungen: „Beim Geflügel ist das die Produktionskostenberechnung." Fol- ge: Heute entfallen auf 99 Prozent der Halter mit bis zu 1000 Tieren nur ein Prozent der Tiere insgesamt. Die wenigen Halter hingegen mit mehr als 1000 Tieren besitzen 99 Prozent der Jungmasthühner.

Das derart durchkalkulierte, tote Hähnchen ist „billig, aber bähh". Der Freiburger Chemiker Dr. Rainer Grießhammer: „Wer immer noch tief- gekühltes Geflügel kauft, sollte es oh- ne Folie in einer großen Schüssel auf- tauen, nach dem Auftauen sofort ver- wenden, die Auftauflüssigkeit gleich weggießen und Schüssel, Arbeitsflä- chen und Geräte gut heiß nachwa- schen wegen der Salmonellengefahr.

Das Auftauwasser darf nicht an ande- re Lebensmittel kommen. Keine Holzbretter verwenden."

Den Legehennen, wie die Mast- hähnchen spezielle Hybridzüchtun- gen, ergeht es nicht viel besser. Die arbeitssparende und kostengünstige Käfighaltung hat sich längst durchge- setzt: Heute sind 80 Prozent der Hennen in der Hand von einem Pro- zent der Halter.

Untersuchungen im Institut für Kleintierzucht (Bundesforschungs- anstalt) in Celle ergaben, daß die

Käfighaltung im Vergleich zur Bo- denhaltung hygienischer ist. Bei den Käfighennen war der Anteil an Schmutzeiern, der Keimbefall der Eier und der Parasitenbefall der Tie- re geringer als in der Bodenhaltung.

Andererseits wurde festgestellt, daß von Käfighennen wegen ihrer einge- schränkten Bewegungsmöglichkeiten arttypische Verhaltensweisen einge- stellt werden. Zum Scharren, Flügel- schlagen, „Sandbaden" oder Nist- platzsuchen besteht schlicht keine Möglichkeit, wenn 250 Hühner auf etwa drei mal drei Meter leben.

Fehlverhalten wie stereotypes Kopf- schütteln und Krankheiten sind die Folge. Die regelmäßige Medikamen- tengabe ist obligatorisch.

Karl-Ernst Strack im aktuellen Lehrbuch zur „Tierproduktion":

„Als perfekte Endstufe eines Pro- duktionsverfahrens kann die Käfig- haltung nicht angesehen werden.

Wahrscheinlich würden sich viele Legehennenhalter von den Käfigen trennen, wenn ihnen ein Produkti- onsverfahren angeboten werden könnte, das allen Anforderungen, sowohl den ökonomischen wie denen des Tierschutzes, in gleichem Maße entspräche."

Anders als in der Schweiz, in der ein neues Tierschutzgesetz die Kä- fighaltung ab 1992 verbietet, wird sich in der Bundesrepublik also we- nig ändern. Die schweizerischen Verbraucher müssen dafür jetzt mehr Geld für ihre Eier hinlegen.

Deutsche Eieresser scheinen dazu nicht in gleichem Maße bereit. Karl- Ernst Strack: „Ein einseitiges Verbot der Käfighaltung in der Bundesrepu- blik hätte den wirtschaftlichen Ruin fast aller unserer Legehennenbetrie- be zur Folge." Der Agrarier Strack rechnet damit, daß entstehende Ver- sorgungslücken dann rasch aus den USA und von den EG-Partnern aus- gefüllt würden — mit Käfigeiern na- türlich.

Seitdem die Käfighaltung ins Kreuzfeuer geraten ist, werden auf den bundesdeutschen Märkten zwar auch Eier von Auslaufhennen ange- boten. Das Problem ist aber: „Nur wenige Verbraucher sind bereit, da- für kostendeckende, also höhere Preise zu bezahlen." Dabei ist das Ei, gemessen an der Preissteigerung Dt. Ärztebl. 89, Heft 36, 4. September 1992 (33) A1-2849

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

R KOMMENTAR

Wie mißt man einen Forscher?

Ein psychologisch-medizinisches Institut einer süddeutschen Universi- tät hat in acht Jahre langer Arbeit ei- ne Methode entwickelt, die „Quali- tät" von Forschern zu messen und entsprechende Ranglisten zu erstel- len. Und zwar im Gebiet der (west) deutschen Medizin: Von 10 000 Ge- lehrten der Medizin wurden die

„Werte" ermittelt. Die Liste eines Faches, der Gynäkologie, wurde in- zwischen, wie das Institut in einer Pressemitteilung berichtet, veröf- fentlicht, und Berufungskommissio- nen können sich ihrer bedienen, was auch schon geschehen sei.

Ob das so weise ist? Die Metho- de ist nicht neu; ähnliches wird in den USA schon länger gemacht, al- lerdings eher zum Zwecke der Erhei- terung. Benutzt wird der „SII-Wert"

— die Buchstaben stehen für Science Impact Index. Er sagt, wieviele ande- re Wissenschaftler einen Forscher pro Jahr zitieren — Kollege Compu- ter macht so etwas heute möglich.

Allerdings kann Kollege Com- puter zwar zählen, aber nicht bewer- ten, und bei der Frage nach dem

„Wert" eines Forschers kommt es doch wohl weniger auf die Zahl von Publikationen beziehungsweise Zita- ten an. Aus der Pressemitteilung des Institutes geht gleich am Anfang deutlich hervor, daß den Autoren diese Problematik gar nicht bewußt ist. Da heißt es nämlich. „Trotz welt- bester Forschungsförderung finden die Beiträge deutscher Wissenschaft- ler zum internationalen Forschungs- geschehen meist keine Spitzenbe- achtung. Die Schweizer, Schweden und US-Amerikaner rangieren weit vor ihnen, mit einer doppelt bis drei- fach so hohen Beachtung." Dies aber liegt weniger an der „weltbesten" (?) Forschungsförderung als an der Tat- sache, daß deutsche Forscher, gera- de in der Medizin, vorwiegend in deutscher Sprache publizieren;

Schweden und Schweizer sind eher in den englischsprachigen Zeitschrif- ten zu finden.

Ferner: In vielen Zeitschriften wird häufig so zitiert: Baier, K., et al.. Kollege Computer hat aber die alii und aliae nicht im Speicher. Und

er weiß auch nicht, in welcher Rei- henfolge die Autoren über der Origi- nalarbeit gestanden haben — mit an- deren Worten: ob Baier, K. der wich- tigste Autor oder vielleicht „nur" der Statistiker war. Es gibt Zeitschriften, die übernehmen die Reihenfolge der Autoren so, wie es auf dem Manu- skript stand, andere ordnen nach dem Alphabet.

In der Pressemitteilung wird ver- räterischerweise ein weiterer Kurz- Schluß gezogen: Die deutschen Nachkriegs-Nobelpreisträger für Medizin und Physiologie wiesen, so heißt es, hohe SII-Werte auf. Und dann wird bedauernd festgestellt, daß es mit der forscherischen Quali- tät der medizinischen Fakultäten so weit wohl nicht her sein könne, denn keiner dieser Nobelpreisträger habe sein Haupttätigkeitsfeld an einer Universität gehabt. In der Tat ist das beispielsweise in den USA anders — aber es ist doch eben ein besonderes Merkmal der Forschungslandschaft in Deutschland, daß es eine große Anzahl außeruniversitärer For- schungseinrichtungen gibt.

Daß das Zählen von Zitaten eher erheiternd sein kann, das konn- te man in den letzten Monaten in ei- nigen amerikanischen wissenschaftli- chen Zeitschriften nachlesen: Da hat man mal diejenigen Gelehrten der Welt herausgesucht, die am meisten publiziert hatten. An der Spitze stand ein russischer Geowissen- schaftler, der wöchentlich mehrere Arbeiten veröffentlicht hatte; jeden- falls stand sein Name über den Arti- keln — neben anderen Namen na- türlich. In seinem Institut, einer gro- ßen Einrichtung, war es eben Sitte, daß der Name des Chefs über jeder Arbeit stand, auch wenn er sie nur genehmigt oder angeregt hatte. Über die forscherische Qualität sagt dies nichts aus; sicherlich ist er ein guter Organisator wissenschaftlicher Ar- beit.

Aber leider ist der Spruch „Pub- lish or perish" wohl noch immer gül- tig; ob dies der anderen Aufgabe der humboldtschen Universität, der Leh- re, gut tut, mag füglich bezweifelt werden. bt

Zusammensetzung: Eine Tablette Fosinorm ® enthält 10 mg Fosi- nopril-Natrium. Anwendungsgebiete: Essentielle Hypertonie. Ge- genanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Fosinopril-Natrium. Angio- ödem in der Anamnese. Nierenarterienstenose (beidseitig oder bei Einzelniere). Vor Anwendung von Fosinorm® Ausschluß einer Nieren- arterienstenose sowie Funktionsprüfung. Zustand nach Nierentrans- plantation. Hämodynamisch relevante Aorten- oder Mitralklappenste- nose bzw. hypertrophe Kardiomyopathie. Primärer Hyperaldoste- ronismus. Schwangerschaft, Stillzeit. Dialyse. Unbehandelte, dekom- pensierte Herzinsuffizienz. Kinder. Sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwä- gung bei: klinisch relevanten Elektrolytstörungen, gestörter Immun- reaktion, Kollagenkrankheiten, gleichzeitiger Gabe von Arzneimitteln, die die Abwehrreaktion unterdrücken, Allopurinol, Procainamid, Li- thium. Klinisch relevante Proteinurie (>1g/Tag). Zu Therapiebeginn Überwachung von Blutdruck und/oder repräsentativen Laborwerten bei: Patienten mit Salz- und/oder Flüssigkeitsmangel, schwerem Blut- hochdruck, Patienten > 65 Jahre und bei gleichzeitig vorhandener Herzinsuffizienz. Nebenwirkungen: Gelegentlich zu Therapiebeginn bei Salz- und/oder Flüssigkeitsmangel, Herzinsuffizienz, schwerer oder renaler Hypertonie, bei Erhöhung der Diuretika- und/oder Fo- sinorm® Dosis Hypotonie, Orthostase mit Schwindel, Schwächegefühl, Sehstörungen, selten Synkope. In Einzelfällen Tachykardie, Palpita- tionen, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris, Myokardinfarkt, TIA, zerebraler Insult, im Zusammenhang mit einem verstärkten Blutdruck- abfall. Gelegentlich Nierenfunktionsstörungen bis zum akuten Nieren- versagen in Einzelfällen. Selten Prote inurie, teilweise mit gleichzeitiger Verschlechterung der Nierenfunktion. Gelegentlich trockener Reizhu- sten, Bronchitis, selten Atemnot, Sinusitis, Rhinitis, vereinzelt Bron- chospasmus, Glossitis und Mundtrockenheit. In Einzelfällen angio- neurotische Ödeme mit Beteiligung von Kehlkopf, Rachen und/oder Zunge. Gelegentlich Übelkeit, Oberbauchbeschwerden und Verdau- ungsstörungen, selten Erbrechen, Durchfall, Verstopfung und Appe- titlosigkeit. In Einzelfällen cholestatischer Ikterus, Hepatitis, Pankrea- titis und Ileus. Gelegentlich allergische Hautreaktionen wie Exanthe- me, selten Urtikaria sowie Hautreaktionen wie Erythema multiforme oder angioneurotisches Ödem, in Einzelfällen mit Fieber, Myalgien, Arthralgien, Vaskulitiden, Eosinophilie und/oder erhöhten ANA-Titem.

Vereinzelt psoriasiforme Hautveränderungen, Photosensibilität, Abo- pecie, Onycholyse und Verstärkung einer Raynaud-Symptomatik. Ge- legentlich Kopfschmerzen, Müdigkeit, selten Benommenheit, Depres- sionen, Schlafstörungen, Impotenz, Parästhesien, Gleichgewichtsstö- rungen, Verwirrtheit, Ohrensausen, verschwommenes Sehen, Ge- schmacksveränderungen oder vorübergehender Geschmacksverlust.

Gelegentlich Abfall von Hämoglobin, Hämatokrit, Leukozyten- oder Thrombozytenzahl. Selten, insbesondere bei eingeschränkter Nieren- funktion, Kollagenkrankheiten oder gleichzeitiger Therapie mit Allo- purinol, Procainamid oder Medikamenten, die die Abwehrreaktion unterdrücken, Anämie, Thrombozytopenie, Neutropenie, Eosinophilie in Einzelfällen Agranulozytose oder Panzytopenie. Selten, insbeson- dere bei Nierenfunktionsstörungen, Anstieg von Serum-Harnstoff, -Harnsäure, -Kreatinin und -Kalium sowie Abfall der Natriumkonzen- tration im Serum. Albuminurie. In Einzelfällen Erhöhung der Bilirubin- und Leberenzymkonzentrationen. Hinweis: regelmäßige Kontrolle der o. g. Laborparameter. Insbesondere zu Behandlungsbeginn und bei Risikopatienten sind Kontrollen der Serum-Elektrolyt- und Kreatinin- Konzentrationen sowie des Blutbildes kurzfristig angezeigt. Bei Auf- treten von Fieber, Lymphknotenschwellung und/oder Halsentzündung, umgehende Untersuchung des weißen Blutbildes. Regelmäßige ärzt- liche Kontrollen. Die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenver- kehr und zum Bedienen von Maschinen kann beeinträchtigt werden, insbesondere bei Behandlungsbeginn, Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol. Wechselwirkungen: Abschwächen der Wirkung durch Kochsalz und Analgetika, Antiphlogistika, Antacida.

Wirkungsverstärkung durch andere Antihypertensiva, insbesondere Diuretika. Gefahr der Hyperkaliämie durch Kalium, kaliumsparende Diuretika. Lithium: Erhöhung der Serum-Lithium-Konzentration. Ver- stärkte Wirkung von Alkohol. Narkotika, Anästhetika: verstärkter Blut- druckabfall (Information des Narkosearztes). Allopurinol, Zytostatika, Immunsuppressiva, systemische Corticoide, Procainamid: Abnahme der Leukozytenzahl, Leukopenie. Dosierung: Initialdosis 10 mg.

Erhöhung der Dosis auf 20 mg nach 3 Wochen möglich. Maximaldosis:

40 mg. Verabreichung ist unabhängig von Mahlzeiten möglich; bei Einnahme von Antacida, Verabreichung von Fosinorm® mit zweistün- digem Abstand, da Resorption durch Antacida beeinträchtigt wird. Bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- bzw. Leberfunktion ist wegen des dualen Ausscheidungswegs von Fosinoprilat eine Dosisreduktion normalerweise nicht erforderlich. Weitere Informationen siehe Ge- brauchsinformation. Handelsformen und Preise: 20 Tabletten (N1):

DM 41,30; 50 Tabletten (N2): DM 94,80; 100 Tabletten (N3):

DM 179,25.

Stand: Juli 1992 Hersteller:

Bristol-Myers Squibb GmbH, 8000 München 19 Vertrieb:

Boehringer Mannheim GmbH, Galenus Mannheim GmbH, 6800 Mannheim 31 Bristol Arzneimittel GmbH, Bristol-Salor Pharma GmbH, 8000 München 19

A1-2850 (34) Dt. Ärztebl. 89, Heft 36, 4. September 1992

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der letzten 35 Jahre, das preiswerte- ste Lebensmittel überhaupt. In mitt- lerer Größe kostet es heute etwa 25 Pfennig, nur drei Pfennig mehr als 1950.

Das artgemäße Bewegungsbe- dürfnis wird also weiterhin hintange- stellt, die Hennen werden so zu Le- gemaschinen degradiert. Auch das Bewegungsbedürfnis von Journali- sten wird bei diesem Thema be- grenzt: Das Deutsche Ärzteblatt er- hielt trotz Intervention des nieder- sächsischen Landwirtschaftsministe- riums keinen Zutritt zu einem Mas- sentierhaltungs-Stall, weil „der reine Anblick einen solchen Schock auslö- sen könnte, daß darunter vermutlich die objektive Sichtweise leiden könn- te", wie der Halter befürchtete.

Über die Gülle-Problematik und die damit verbundene Nitrat-Bela- stung des Grundwassers hinaus hin- terläßt die Massentierhaltung noch andere Spuren. Mittlerweile ist ein Streit darüber entbrannt, ob die vergüllte, ammoniakgeschwängerte Landluft um die Schweine- und Ge- flügelfabriken nur schlecht riecht oder ob sie den Organismus auch weitergehend belastet.

Edeltraud Scheffler-Goll, An- wohnerin, glaubt an einen Zusam- menhang zwischen Ställen und Atemwegserkrankungen: „Was hier viele Menschen für Erkältungen hal- ten, sind in Wirklichkeit Dauerrei- zungen, die ausgelöst werden durch Mikroorganismen, Viren und Pilzto- xine aus den Massengeflügelställen."

Ärzte bescheinigten Scheffler-Goll eine „Reizschleim-Allergie", und Experten des Landes-Hygiene-Insti- tuts Oldenburg fanden bei einer Messung der Luft des Örtchens Geh- lenberg „den Gehalt von keimfähi- gen Pilzsporen so hoch, daß sogar der Meßbereich des Instruments überschritten wurde".

Vor gut einem Jahr hat sich die Fachtagung „Allergie und Umwelt"

der niedersächsischen Landesärzte- kammer mit dem Thema befaßt. Da- mals war die allergieauslösende Wir- kung des Staubs der trockenen Gülle zwar bejaht worden. Der Umfang je- doch war und ist unklar Die vom Verband der Allgemeinen Ortskran- kenkassen in Auftrag gegebene Stu- die „Die Gesundheit der Nation"

stellt 1985 im Landkreis Cloppen- burg immerhin die dritthöchste Rate tödlicher Atemwegserkrankungen in der Bundesrepublik fest. Um festzu- stellen, ob die Massentierhaltung de- finitiv gesundheitliche Schäden ver- ursacht, soll die Region nun am Mo- dellversuch zur Errichtung und Er- probung regionaler Beobachtungs- praxen zwecks Erhebung umweltbe- zogener Gesundheitsstörungen (MORBUS) teilnehmen. Die Lan- desärztekammer Niedersachsen geht davon aus, daß dahingehend „eine starke Vermutung gerechtfertigt ist".

Alternative

Besser als die Volierenhaltung (250 Hühner auf 10 Quadratmetern, kurz = 250/10) oder die Bodenhal- tung (70/10) ist die intensive Aus- laufhaltung (40/10) oder gar die Freilaufhaltung (1/10). Nicht nur Tierschützer zahlen für Eier und Tiere aus dieser Haltung gerne mehr als für die Käfig-Produkte. Gourmet und Gastro-Kritiker Wolfram Sie- beck im vergangenen Jahr im

„ZEIT-Magazin": „Meine wieder- holten Plädoyers für Hühnergerichte versehe ich nicht ohne Grund mit dem stereotypen Zusatz, daß es aber ein Freiland-Huhn sein müsse, am besten eines der teuren Bresse-Hüh- ner."

Ein Beispiel für viele ist der Hof Alpermühle in Nümbrecht, im Bergi- schen Land. Die Freiland-Hühner dort leben nicht in der alten Hof- Idylle: Der Bauer kennt keines der Hühner mit Namen, und im Winter steckt keines auch nur seinen Schna- bel aus der Stalltür — von einem Quadratmeter pro Huhn kann da keine Rede sein. Aber hier gibt es natürliches Licht und damit keine künstlich gesteuerten Eierlege-Pha- sen. In der Stroh- oder Hobelspäne- Einstreu können die Hühner schar- ren und kratzen und haben Platz zum Schütteln und Flügelschlagen.

Die Schnäbel sind nicht kupiert, die Tiere haben dichtes Fell und brau- chen keine Medikamente. Die Ge- fahr der Verwurmung oder Infektion ist minimal. Und bei schönem Wetter laufen sie über die freien Wiesen ringsum.

Landwirt Andreas Klose hält 4000 Hühner in drei Ställen. Mit den Eiern beliefert er fast sämtliche Bio- Läden der Stadt Köln. Statt 25 oder 30 Pfennig, wie die Käfig- oder Bo- denhaltungs-Eier im Supermarkt, zahlt der Kunde im Bioladen für Kloses Freilauf-Eier 50 Pfennig. Für den Landwirt ist das ein einträgli- ches, brüssel-unabhängiges Ge- schäft.

Nach eineinhalb Jahren Legetä- tigkeit werden die Tiere geschlach- tet. Weil die meisten Bioläden schon ernährungsphilosophisch mit Fleisch nichts zu tun haben wollen, verkauft Klose direkt an Privatkunden in Köln und Düsseldorf. Die Zusam- menarbeit mit Großschlachtereien lohnt sich nicht: „Die kommen nicht extra wegen 1000 Hähnchen." Für das Kilogramm Schlachtgewicht zah- len die Kunden fünf DM.

Die Politik

Ein gemeinsames Verbot der Käfighaltung in allen EG-Ländern scheint vorläufig nicht erreichbar.

Seit 1986 stellt eine entsprechende EG-Richtlinie aber Mindestanforde- rungen für die Käfighaltung. Danach müssen alle neuen Käfiganlagen mindestens 450 Quadratzentimeter Bodenfläche (zwei Drittel einer Ärz- teblatt-Seite) und 10 Zentimeter Troglänge je Legehenne aufweisen.

Für bestehende Anlagen in den Mit- gliedsländern gelten diese Auflagen ab 1. Januar 1995.

Um Käfig-Halter nicht auch noch in den Genuß landwirtschaftli- cher Subventionen kommen zu las- sen, hat das Land Niedersachsen ei- ne Bundesrats-Initiative angeregt, die diesen Unternehmern den Status des (nicht förderungswürdigen) Agrar-Industriellen verleiht. Aus dem niedersächsischen Landwirt- schaftsministerium heißt es dazu:

„Wo in dieser Art gewirtschaftet wird, sind Privilegien unpassend."

Zusätzliche Anreize, wie sie Förder- programme der einzelnen Länder bieten, sollen zukünftig verstärkt Be- trieben mit artgerechter, umweltver- träglicher und direktvermarktender Produktion zugute kommen

Karsten Röhr A1-2852 (36) Dt. Ärztebl. 89, Heft 36, 4. September 1992

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