DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Kardioprotektion
Keine Beeinflussung der Frühleta- lität ergaben bisher Studien mit Kalziumantagonisten (Nifedipin [Adalat®], Verapamil [z. B. Isop- tin®]) und Antiarrhythmika. Letzte- re sollten nur bei ausgewählten Pa- tienten zur symptomatischen Be- handlung eingesetzt werden.
Neue invasive Behandlungsme- thoden wie die Aorten-Ballonge- genpulsation, die perkutane trans- luminale Koronarangioplastik und die Bypass-Operation bei Patien-
ten mit vermutetem oder nachge- wiesenem akutem Myokardinfarkt bedürfen noch der weiteren Erpro- bung.
Insgesamt rechtfertigen die bisher vorliegenden Erfahrungen die op- timistische Einschätzung, daß sich durch den systematischen Einsatz bestimmter kardioprotektiver Me- dikamente — und hier besonders der Beta-Rezeptorenblocker — in der Früh- und Postinfarktphase so- wohl die Lebenserwartung als
auch die Lebensqualität von Koro- narkranken erheblich verbessern lassen.
(Der Kongreß fand vom 11. bis zum 14. Januar 1984 ih Köln statt.)
Professor Dr. med.
Hanns Peter Wolff Vorsitzender des
Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer Mühlbaurstraße 16 8000 München 80
FÜR SIE GELESEN
Wachstum von
hyperaktiven Kindern unter Dauerbehandlung mit Methylphenidat
Die Autoren setzen sich zunächst kritisch mit den uneinheitlichen Ergebnissen der vorangehenden Forschung über die Auswirkun- gen von Stimulantien auf das Län- genwachstum von Kindern aus- einander. Sie kritisieren, daß zum Teil veraltete Längentabellen ver- wendet wurden und die häufig in- adäquat niedrige Dosierung.
In ihrer eigenen Untersuchung wurde das Längen- und Gewichts- wachstum von 86 deutlich hyper- aktiven Kindern, die Methyl- phenidate-Hydrochlorid (Ritalin®) in einer Durchschnittsdosierung von 40 Milligramm täglich bis zu 4 Jahren erhielten, verglichen mit neueren Wachstumsdaten einer gleichaltrigen Standardbevölke- rung. Es fand sich ein signifikan- ter Abfall der Längenperzentile nach 2, 3 und 4 Jahren sowie ein signifikanter Abfall der Gewichts- perzentile bereits ab dem ersten Behandlungsjahr.
Die Dosierung war signifikant kor- reliert mit der Abnahme der Län- gen- und Gewichtsperzentile.
Größere Anfangslänge und größe-
res Anfangsgewicht korrelierten mit stärkeren Wachstumsabnah- men. Die zusätzliche Gabe von Thioridazin (Melleretten®, Mclle- ril®) in einer durchschnittlichen Dosierung von 87 Milligramm täg- lich beeinflußte das Wachstum der behandelten Kinder nicht. Ob- wohl der längenwachstumshem- mende Effekt auf die Gruppe als Ganzes nur klein war, erlauben die Ergebnisse doch den Hinweis, daß das Längenwachstum von hy- peraktiven Kindern, die Stimulan- tien erhalten, überwacht und die Dosierung im Einzelfall bei ver- mindertem Längenwachstum ver- mindert werden sollte. otr
Mattes, J. A.; Gittelman, R.: Growth of Hyper- active Children an Maintenance Regimen of Methylphenidate. Arch. Gen. Psychiatry. Vol.
40 (1983) 317-321
Akuter Herzinfarkt:
Thrombolytische Therapie mit „Tissue Type
Plasminogen Activator"
Der Plasminogen Aktivator ist ei- ne neue thrombolytische Sub- stanz, die im Gegensatz zur Strep- tokinase oder Urokinase nur ge- ringe systemische fibrinolytische und fibrinogenolytische Effekte aufweist. Bei 7 Patienten wurde diese Substanz entweder intrave-
nös oder intrakoronar im akuten Infarktstadium injiziert. Bei 6 Pa- tienten konnte das Infarktgefäß rekanalisiert werden, bei einem Patienten jedoch nicht. Zwei der erfolgreich behandelten Fälle er-
litten einen Reinfarkt. Der Fibrino- genspiegel im Plasma blieb un- verändert. Der Vorteil der Sub- stanz soll die geringe Rate an Ne- benwirkungen (Blutungen) sein.
Diese Ergebnisse zeigen, daß bei Patienten mit akutem Herzinfarkt eine Thrombolyse mit dem Plas- minogen Aktivator möglich ist. Ei- ne endgültige Bewertung dieser Studie ist noch nicht möglich, ins- besondere auch, da die Komplika- tionsrate bei intravenöser und in- trakoronarer Gabe von Streptoki- nase (Kurzzeitthrombolyse) nur sehr gering ist. Diese niedrige Ne- benwirkungsrate wird durch die kurze Behandlungsdauer erklärt, da die Nebenwirkungen der Streptokinase meist erst nach mehrtägiger Behandlung auftre- ten. Die Nebenwirkungen des Plasminogen-Aktivators sind bis- her noch nicht gut bekannt. Es bleibt also abzuwarten, ob sich ein neues Behandlungsprinzip er- geben wird. sha
Van de Werf, F. ; Ludbrook, P. A. et al.: Coro- nary thrombolysis with tissue type plasmino- gen activator in patients with evolving myo- card ial infarction. Washington University School of Medicine, St. Louis, and the Uni- versity of Leuven, Leuven, Belgium. New Engl. J. Med. 310 (1984) 609
2434 (50) Heft 34 vom 22. August 1984 81. Jahrgang Ausgabe A