Stromeffizienz in Gebäuden in der EU und in Österreich
Beitrag im Rahmen des Workshops „Zukunft der
Energienutzung und Energieeffizienz im Gebäudebereich“
des Bundesamts für Energie Herbert Lechner
E.V.A., the Austrian Energy Agency Bern, 29.10.2004
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Rahmenbedingungen EU (1)
X
Richtlinie über die Gesamteffizienz von Gebäuden
Ä Methode zur Berechnung der Gesamtenergiekennzahl
– Heizung, Lüftung, Klima, solar passiv, bei Nicht-Wohngebäuden auch Beleuchtung
Ä Mindestanforderungen an die Gesamtenergiekennzahl neuer Gebäude und bestehender, sanierter Gebäude
– Überprüfung alternative E-Versorgung bzw. umfassende Sanierung (> 1.000 m2) – Ausnahmen (historische Gebäude, Werkstätten, …)
Ä Erstellung von Energieausweisen für Gebäude
– bei Bau, Verkauf, Vermietung; Gültigkeit max. 10 Jahre – sichtbar anbringen bei öffentlichen Gebäuden > 1.000 m2
Ä Regelmäßige Inspektion von Heizkesseln und Klimaanlagen (> 12 kW)
– „regelmäßig“ Kohle- und Ölkessel 20 – 100 kW, über 100 kW mind. alle 2 Jahre – gesamte Heizanlage: > 20 kW & älter als 15 Jahre (inkl. Erneuerungskonzept)
Ä Umsetzung bis 4.1.2006
Rahmenbedingungen EU (2)
X
Richtlinie über „Ökodesign-Anforderungen“
energiebetriebener Produkte
Ä Rahmenrichtlinie
Ä integrierte Produktpolitik: Materialeinsatz, Energie, Abfall, gefährliche Substanzen, …
Ä grundsätzlich Lebenszykluskonzept
Ä auch Komponenten energiebetriebener Produkte, ausgenommen Fahrzeuge
X
Richtlinien zur Energieeffizienz von Elektrogeräten
Ä Labeling: Kühl- & Gefriergeräte, Waschmaschinen, Wäsche- und Waschtrockner, Geschirrspüler, Haushaltslampen, Backrohre, Raumklimageräte
Ä Mindeststandards: Kühl- & Gefriergeräte, Vorschaltgeräte von Leuchtstofflampen
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Rahmenbedingungen EU (3)
X
Richtlinienvorschlag zur Endenergieeffizienz und zu Energiedienstleistungen
Ä „nationale“ Zielvorgabe: Einsparung von 1% p.a. des an Endkunden verkauften/verteilten Energievolumens, kumuliert über 6 Jahre
Ä Öffentlicher Sektor 1,5% Einsparung
Ä Berücksichtigt werden alle Energieträger/Nutzenergiearten, nicht nur netzgebundene verschiedene Nutzenergiearten (einschließlich
Mobilität)
Ä Ausnahme für kleine Versorger / Energiehändler (max. Umsatz 50 GWh Äquivalent Elektrizität)
Ä Anforderungen an öffentliche Beschaffung
Ä Anforderungen / Zielvorgaben an Energieversorger
Ä „Zertifizierung“ von Einsparungen durch unabhängige Einrichtungen
Ä auch „horizontale“ Maßnahmen (Steuern, Standards, …) zulässig
Ä EDL-Markt der EU auf 5 – 10 Mrd. € p.a. geschätzt
Nationale Rahmenbedingungen (1)
X
Österreichische Klimastrategie 2008/2012 (2002)
Ä Stromverbrauch in Haushalten und Dienstleistungssektor auf 0,5%
p.a. senken
Ä damit sinkt Stromverbrauch insgesamt von 1,6% auf 1,1% p.a.
Ä zum Vergleich: Durchschnitt letzte 10 Jahre: 2,3% (!)
Ä EU-Energy Outlook 2030: Österreich +1,9% (über EU-Durchschnitt)
X
Strategie zur nachhaltigen Entwicklung (2002)
Ä Umsetzung „Aktionsplan Energieeffizienz“ der EU
– Reduktion der Energieintensität bis zum Jahre 2010 um
durchschnittlich 1 % p. a. über das „ansonsten zu erwartende Maß“
unter Berücksichtigung klimatischer und wirtschaftlicher Entwicklungen – Durchschnitt 1990 – 1997 für die EU insgesamt: -0,6 % p.a.
– d.h. Ziel ist -1,6% p.a., Berechnungsbasis: Endenergieeinsatz/BIP
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Nationale Rahmenbedingungen (2)
X
Regierungsprogramm 2003 – 2006:
übernimmt -1,6% p.a. Effizienzziel
X
Energiebericht 2003 der Bundesregierung:
übernimmt Ziele des Regierungsprogramms und der Klimastrategie
Ä verstärkte Verankerung der Energieeffizienz im Beschaffungswesen der öffentlichen Hand
Ä technology procurement im privaten Bereich (Gewerbegeräte)
Ä Labelling bei Bürogeräten & Unterhaltungselektronik
Ä Freiwillige Vereinbarungen mit Gerätehandel
Ä Contracting für kommerziell genutzte Geräte
Ä Forcierung der Energiesparberatung
Ä Ausrichtung der Wohnbauförderung auf effiziente Haustechnik
Ä Aufbereitung/Verbreitung von Informationen zur effizienten Stromnutzung
Ä Prüfung der Einrichtung eines Energieeffizienzfonds unter Einbeziehung der Energieversorgungsunternehmen
Energieverbrauch der Haushalte in EU-15
Rückgang bei Heizung
Steigerung bei E-Geräten und Beleuchtung
Quelle: Enerdata/Odyssee/Mure
8
Durchschnittlicher Energieverbrauch pro Wohnung in den EU-15 (+ NOR)
klimakorrigiert
Quelle: Enerdata/Odyssee/Mure
Effizienzindex für EU-15 Haushalte
10% Effizienzsteigerung 1990-1996, danach Stagnation, nur bei großen E-Geräten kontinuierliche Verbesserungen
Quelle: Enerdata/Odyssee/Mure
10
Anteil der Wohnungen mit solarer Warmwasserbereitung
Quelle: Enerdata/Odyssee/Mure
Stromverbrauch von E-Geräten und Beleuchtung in EU-15
Anteil großer E-Geräte sinkt (54% 1990, 46% 2002) starke Zunahme bei Kleingeräten
Quelle: Enerdata/Odyssee/Mure
12
Entwicklung des durchschnittlichen Stromverbrauchs pro Wohnung für E-
Geräte und Beleuchtung
Quelle: Enerdata/Odyssee/Mure
Marktanteil von A-Label Geräten in der EU
Quelle: Enerdata/Odyssee/Mure
14
Marktanteil von Label A-Kühl/Gefrier- geräten und Label A-Waschmaschinen
Quelle: Enerdata/Odyssee/Mure
Stromverbrauch von großen E-Geräten in der EU
Anteil von Kühl-/Gefriergeräte sinkt; Anteil Trockner steigt
Quelle: Enerdata/Odyssee/Mure
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Zielverbrauch für große E-Geräte
(aus Odyssee)
Quelle: Enerdata/Odyssee/Mure
Marktanteil von Energiesparlampen
(CFL)
Quelle: Enerdata/Odyssee/Mure
18
Anteil von Energiesparlampen (CFL) pro Haushalt
Quelle:
Enerdata/Odyssee/Mure
Ausblick der EU-15
X
European Energy and Transport – Trends to 2030
Ä Endverbrauch elektrische Energie 2000 – 2030: 1,5% p.a., Endverbrauch insgesamt 0,8% p.a.
Ä Stromverbrauch Dienstleistungssektor
E-Geräte +3% p.a., Klimatisierung +2,3% p.a.
Ä Stromverbrauch Haushalte
Heizung, Warmwasser, Kochen 0,3% p.a., E-Geräte 2,0 p.a., Klimatisierung 3,4%
Ä rasche Entwicklung von „Mini“-KWK in Gebäuden (KWK-RL, hocheffiziente KWK)
20
Stromverbrauch in Österreich
X
Stromverbrauch steigt 1993 – 2001 um rd. 1/4
X
knapp die Hälfte (48%) ist „gebäudebezogen“
(Haustechnik, Geräte)
X
davon entfallen knapp 60% auf Haushalte (leicht rückläufiger Trend)
X
Anteil insgesamt 1993 - relativ stabil
X
aber signifikante strukturelle Verschiebungen
Ä Rückgänge bei Heizung & Klima (Haushalte), Kochen, Warmwasser (durch fuel switch)
Ä Zuwächse bei E-Geräten und Beleuchtung & EDV
X
größte Verbrauchergruppe sind E-Geräte (Haushalte 54%, Gebäude insgesamt 38%, dort erreicht Beleuchtung &
EDV mit 32% einen beinahe gleich hohen Anteil)
Gebäudebezogener
Stromverbrauch in Österreich
5.090 3.501 7.304 6.257
5.489 3.327 9.904 8.366
2.465 2.800 5.799 1.519
2.237 2.541 8.110 2.124
- 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000
Heizung & Klima Kochen &
Warmwasser
E-Geräte Beleuchtung &
EDV
in GWh
Gebäude 1993 Gebäude 2001 Haushalte 1993 Haushalte 2001
Stromverbrauch 2001Insgesamt: 55 TWhGebäudebezogen: 27 TWhGebäude Haushalte: 15 TWh
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Struktur des gebäudebezogenen Stromverbrauchs
Heizung & Klima 23%
Kochen &
Warmwasser 16%
E-Geräte 33%
Beleuchtung & EDV 28%
Heizung & Klima 20%
Kochen &
Warmwasser 12%
E-Geräte 37%
Beleuchtung & EDV 31%
1993
2001
Struktur des Stromverbrauchs in Gebäuden des Sektors „Haushalte“
Heizung & Klima 20%
Kochen &
Warmwasser E-Geräte 22%
46%
Beleuchtung & EDV 12%
Heizung & Klima 15%
Kochen &
Warmwasser 17%
E-Geräte 54%
Beleuchtung & EDV 14%
1993
2001
24
Ausstattung mit Haushaltsgeräten in Österreich
(Stückzahlen)
0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 4.500
1970
1972
1974
1976
1978
1980
1982
1984
1986
1988
1990
1992
1994
1996
1998
2000
1.000 Stück
0 2 4 6 8 10 12
1.000 Stück
Fernsehgeräte Kühlschränke Waschmaschinen Gefrierschränke Geschirrspüler Mikrowellengeräte Wäschetrockner Klimaanlagen
Quelle: Cross 2002
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Ausstattung mit Haushaltsgeräten in Österreich
(Verbreitung)
Quelle: Cross 2002 0
20 40 60 80 100 120 140
197 0
1972
1974 197
6 197
8
1980
1982 198
4 198
6
1988
1990 199
2
1994
1996
1998
2000
Prozent
0 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 0,35
Prozent
Haushalte mit Fernsehgeräten Haushalte mit Kühlschränken Haushalte mit Waschmaschinen Haushalte mit Kühlschränken Haushalte mit Geschirrspülern Haushalte mit Mikrowellenherd Haushalte mit Wäschetrocknern Haushalte mit Klimaanlagen
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Entwicklung des Stromverbrauchs von Elektrogeräten in Österreich
(Durchschnitt Bestand)
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000
1970
1973
1976
1979
1982
1985 198
8 199
1
1994 199
7
2000
[kWh/year]
refrigerators freezers
TV sets
washing machines dishwashers
dryers air conditioners:
2280 kWh/year
Quelle: Cross 2002
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Vergleich der Energieeffizienz-Ziele:
EU-RL versus Österreich
Quelle: WIFO, Statistik Austria, eigene Berechnungen
80 85 90 95 100 105 110 115 120 125 130 135 140
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Index: 2004 = 100
BIP ohne Steuern (zu Preisen 1983) Endenergieverbrauch (lt. Wifo Baseline)
Endenergieverbrauch (lt. Ö RP Energieintensität -1,6% p.a.) Endenergieverbrauch (lt. EDL-RL-Vorschlag -1% jährl. kumulativ)
2005-2010: -10.090 GWh (Brennstoffe + Strom
2005-2010: -15.660 GWh (wenn Strom mit Faktor 2,5 bewertet: -20.340 GWh)
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Pay-off & Potenziale für
Stromanwendungen im Haushalt und Dienstleistungssektor in Österreich
-50,000 -40,000 -30,000 -20,000 -10,000 0,000 10,000 20,000 30,000
0,000 50,000 100,000 150,000 200,000 250,000
realistisches Potenzial in GWh
Pay-Off in ct/kWh
Geschirrspüler
privater & gewerblicher Sektor
Wäschetrockner privater & gewerblicher Sektor
Kühl-/Gefriergeräte privater & gewerblicher Sektor
PC + Netzwerk- drucker + Kopierer Dienstleistungssektor Beleuchtung
privater Sektor
Strom nicht mit Faktor 2.5 bewertet
Pay-Off = jährliche Energiekosteneinsparung – Annuität
„volkswirtschaftliche“ Betrachtung (Kosten exkl. Steuern und Förderungen) Orientierung an Standard-Methodik zur Ermittlung von Vermeidungskosten
Quelle: E.V.A.
Situation/Trends
X
Haushalte
Ä deutliche Effizienzsteigerungen bei „klassischen“
Stromanwendungen
Ä starke Zunahme bei „lifestye“-Produkten (IuK) zu erwarten (Vorreiter US)
Ä Reduktion des hohen Anteils an elektr.
Warmwasserbereitung (klima:aktiv Programm)
X
Gewerbe/DL
Ä heterogen,
schwieriger Zugang
Ä höchste Zuwachsraten
X
Effizienzpotenzial bei Haustechnik (Pumpen, Ventilatoren)
X
Klimatisierung/Kühlung: der „schlafende Verbrauchsriese“?
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Substitution von (vornehmlich) elektrischer Warmwasserbereitung:
Effekt der Salzburger Wohnbauförderung
10
17
35
45 47,9
57,6
62,9 60,3
66,3 66,9
9
0 10 20 30 40 50 60 70 80
1994 1995 1996 199 7
1998 1999 200 0
2001 2002
2003 2004 /8 Anteil der
Wohnungen mit Solarausstattung in %
10
17
35
45 47,9
57,6
62,9 60,3
66,3 66,9
9
0 10 20 30 40 50 60 70 80
1994 1995 1996 199 7
1998 1999 200 0
2001 2002
2003 2004 /8 Anteil der
Wohnungen mit Solarausstattung in %
Zentrale Rahmenbedingungen:
Systembetrachtung und Kosteneffizienz
X
Effizienz-RL -> alle Energieträger/Sektoren erfasst
Ä „Die Kosten der zur Erreichung dieses Ziels ergriffenen
Maßnahmen sollten deren Nutzen nicht übersteigen.“ (Art. 4, cif 2)
Ä Praktische Erfahrungen (UK): Priorität Wärmedämmung
Ä „Revival“ von IRP/DSM
Ä Einsparung handelbar ? („white certificates“)
X
Gebäude-RL -> Gesamtenergiekennzahl
Ä Vorschlag in Österreich für Wohngebäude: 90 – 165 kWh/m2*a
Ä abgeleitet aus Heizwärmebedarf (29+58/lc) x 1,55 … 1,9
Ä bei Dienstleistungsgebäuden plus Lüftung/Klima
Ä dezentrale Versorgungskonzepte: Mini-BHKW, Mikro-Gasturbine, Stirlingmotor, Brennstoffzelle
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Kontakt
Ing. Mag. Herbert Lechner
E.V.A., the Austrian Energy Agency Otto-Bauer-Gasse 6
1060 Wien
Tel: +43 1 5861524 21 Fax: +43 1 5861524 40 Email: lechner@eva.ac.at URL: www.eva.ac.at