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„Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“ Ein am Ruhr- und Schiller-Gymnasium Witten konzipiertes und erprobtes Unterrichtsvorhaben

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Academic year: 2023

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„Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“

Ein am Ruhr- und Schiller-Gymnasium Witten konzipiertes und erprobtes Unterrichtsvorhaben

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Arbeitsgruppe Ruhr- und Schiller-Gymnasium Witten:

Tina Lüneberger Antje Roskam

Cornelia Wiedemayer Fachliche Begleitung:

Rainer Frielingsdorf

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UV „Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitende Darstellung des Unterrichtvorhabens 3

1.1 Welche Ziele verfolgt das Unterrichtsvorhaben? 3

1.2 Was ist neu an der kompetenzorientierten Unterrichtsgestaltung? 4 1.3 Welche schulischen Rahmenbedingungen für das Unterrichtsvorhaben gibt es an den

beiden Gymnasien? 4

1.4 Über welche Kompetenzen verfügen die Schülerinnen und Schüler vor Beginn des

Unterrichtsvorhabens? 5

1.5 Welche Kompetenzen sollen durch das Unterrichtsvorhaben erreicht werden? 6

2 Reihen- und Stundenplanung 8

1. Stunde: Was ist wichtig für meine Berufswahlentscheidung? – Ermittlung von Vorwissen und Informationsbedarf der Schüler/innen zum Unterrichtsvorhaben „Arbeitswelt und Berufswahl“

mittels einer Mindmap 8

2. Stunde: Was hat sich in der Arbeitswelt verändert? – Soziologische Analyse der Arbeitswelt

anhand exemplarischer Berufestammbäume 9

3. Stunde: Welche Folge hat die Arbeitsweise? – Analyse von Funktion und Auswirkungen

zergliederter Arbeitsprozesse am Beispiel von Fließbandarbeit 10 4. Stunde: Welche Folge hat die Arbeitsweise? – Analyse von Funktion und Auswirkungen von

Teamarbeit am Beispiel der „Schlanken Produktion“ (Lean Production) 12 5. Stunde: Welche Folge hat die Arbeitsweise? – Analyse von Chancen und Risiken der

Telearbeit als Beispiel für neuere Entwicklungen im Dienstleistungsbereich 13 6. Stunde: Was bedeutet die Globalisierung für meine Chancen, einen Arbeitsplatz zu

bekommen? – Analyse der Auswirkungen von Globalisierungsprozessen auf den

Arbeitsmarkt 14

7. Stunde: Wie kann ich auf die veränderten Anforderungen des Arbeitsmarktes reagieren? – Analyse der zukünftigen Entwicklung der Arbeit im Hinblick auf die Struktur des

Arbeitsmarktes und den daraus resultierenden Qualifikationsanforderungen 15 8. Stunde: Wie kann ich mich in geeigneter Weise informieren? – Recherche von Websites zur

Berufswahl und Beurteilung von deren Informationswert 17

9. Stunde bis 14. Stunde: Individuelle Konkretisierung der Berufswegeplanung mithilfe eines

Portfolios 18

15. Stunde: Evaluation der Portfolioarbeit mittels eines Fragebogens und Diagnose des

Lernzuwachses mittels einer Mindmap 19

3 Arbeitsmaterialien 20

4 Evaluation 43

4.1 Allgemeine Angaben zur Erprobung 43

4.2 Beobachtungen durch die Lehrkräfte 43

4.3 Auswertung der erreichten Sachkompetenzen (Mindmaps) 44

4.4 Auswertung der erreichten Handlungskompetenz (Portfolios) 46 4.5 Bedeutung der Kompetenzorientierung für die Unterrichtsplanung mit dem Kernlehrplan

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1 Einleitende Darstellung des Unterrichtvorhabens

1.1 Welche Ziele verfolgt das Unterrichtsvorhaben?

Die Wahrnehmung eigener Lebenschancen bei der für die Biographie der Schülerinnen und Schüler existenziellen Entscheidung in Sachen Berufswahl ist das zentrale Kompetenzziel dieses Vorhabens. Die didaktische Begründung für diese Kompetenzausprägung liegt in der zunehmenden Bedeutung und Komplexität der Berufswahlentscheidung unter heutigen Lebensbedingungen. Zum einen verändern sich berufliche Anforderungen in immer schnellerer Abfolge und größerem Ausmaß, zum anderen wird der Überblick über das sich ständig weiter ausdifferenzierende Spektrum beruflicher Tätigkeitsfelder immer komplizierter und verwirrender.

Die persönliche Berufswahlentscheidung geschieht in Abhängigkeit von gesellschaftlichen Veränderungsprozessen, die sich auf die inhaltliche und strukturelle Gestaltung von Arbeits- und Sozialverhältnissen auswirken. Die Schülerinnen und Schüler müssen daher befähigt werden, diese Veränderungen zu erfassen und zielgerichtet in ihren Entscheidungsprozess einzubeziehen. Sie müssen in der Lage sein, die erforderlichen Informationen betrieblicher, regionaler, nationaler und internationaler Strukturentwicklungen zu erfassen (Sachkompetenz), in ihrer Konsequenz zu analysieren (Methodenkompetenz unter Einbeziehung der Medienkompetenz) und mit ihren Fähigkeiten und Vorstellungen abzugleichen (Urteilskompetenz) sowie auf dieser Grundlage einen Entscheidungsprozess kritisch reversibler Art zu begründen (Handlungskompetenz).

Die Unterrichtsreihe wertet daher ausgehend von einer Problemstandsanalyse in Sachen Berufswahl Informationen über die die Berufswahl entscheidenden Faktoren aus, um die Planungserfordernisse für den Entscheidungsprozess zu bestimmen.

Das Vorhaben kombiniert die Selbstkompetenz der Erkundung eigener Fähigkeiten und Interessen mit der Fachkompetenz der soziologischen Analyse von Entwicklungen der Arbeitswelt, ihrer Anforderungen und ihrer sozial-ökonomischen Folgen mit der Zielperspektive, die Analyse sozialstruktureller Entwicklungen mit personellen Entscheidungsprozessen zu verbinden, und umfasst somit alle drei Ebenen der sozialwissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung. In Verbindung mit der Information über und der Nutzung von Entscheidungshilfen zur Berufswahlorientierung soll die methodische Kompetenz erwachsen, einen abgesicherten Entscheidungsprozess zu konzipieren. Dabei sind fachmethodische Anforderungen analytischer und Prozess gestaltender Art eingebunden sowie

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UV „Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“

historische Aspekte der Entwicklung der Arbeitswelt vom 20. bis zum 21. Jahrhundert im Sinne einer zielgerichteten Trendanalyse von Anforderungen. Auf die nahe liegende Anbindung sozialpolitischer und sozialrechtlicher Problemaspekte wurde aus zeitökonomischen Gründen verzichtet.

1.2 Was ist neu an der kompetenzorientierten Unterrichtsgestaltung?

Kompetenzorientierung ist kein inhaltliches Element der Reihe, sondern die konsequente Ausrichtung der Zielperspektive auf die Unterstützung der Schülerinnen und Schüler bei der Berufswahlentscheidung. An der Handlungskompetenz in dieser Frage sind die erforderlichen Elemente der Sachkompetenz (Entwicklung des Arbeitsmarkts), der Methodenkompetenz (zielgerichtete Informationsanalyse) und der Urteilskompetenz (Bezugsetzung zu den eigenen Interessen und Qualifikationen) auszurichten.

Insofern ist die Reihe ein exemplarisches Übungsfeld dafür, die lieb gewonnenen Ausflüge zu thematischen Aspekten oder wichtigen Gegenständen, die „auch noch gut dazu passen“ und „eigentlich dazu gehören“, kritisch mit der jeweiligen Kompetenzfokussierung auszufiltern. Nur so wird insgesamt eine Chance bestehen, der Vielfalt der Kompetenzerwartungen durch eine kompetenzorientiert verknüpfte Zuordnung der ebenso zahlreichen inhaltlichen Umsetzungsbereiche ansatzweise zu entsprechen.

Die Arbeit mit dem kompetenzorientierten Kernlehrplan Politik/Wirtschaft erfordert von uns eine methodische Umstellung bei der Konzeptionierung von Unterrichtseinheiten, die – und das ist ja auch nicht neu – eine spiralcurriculare Komplexitätserweiterung beinhaltet, die an dem Erreichen von Kompetenzen und ihrer Progression gemessen werden kann. Nicht zu verschweigen ist, dass insbesondere im Bereich der Kompetenzerfassung – diagnostisch und (be)wertend – noch erheblicher Konkretisierungsbedarf besteht, für den hier erste Ansätze erkundet werden.

1.3 Welche schulischen Rahmenbedingungen für das Unterrichtsvorhaben gibt es an den beiden Gymnasien?

Die Berufsorientierung stellt sowohl am Ruhr- wie auch am Schiller-Gymnasium einen wichtigen Teil des Schulprogramms dar und ist von der Sekundarstufe I bis

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 In Klasse 10 findet ein Betriebspraktikum statt, das die Schülerinnen und Schüler individuell planen.

 Jedes Jahr im November veranstalten beide Schulen gemeinsam den so genannten Berufspräsenztag, an dem Vertreter aus verschiedenen beruflichen Fachrichtungen sowie Hochschulen ihre Berufe bzw. Fachbereiche vorstellen.

Dies findet in kleinen Gruppen statt und die Schülerinnen und Schüler haben dabei ausführlich Gelegenheit, Fragen zu stellen.

 Am Ruhr-Gymnasium finden für die 9. Klassen in der letzten Woche vor den Sommerferien die Berufsinformationstage statt: In Gruppen besuchen die Schülerinnen und Schüler an drei Tagen Unternehmen und Fachhochschulen/

Universitäten mit unterschiedlichen beruflichen Schwerpunkten. Abgeschlossen wird dies am vierten Tag mit einem umfangreichen Eignungstest.

 Die Schülerinnen und Schüler haben jedes Jahr im April die Möglichkeit, am Girls’ bzw. Boys’ Day teilzunehmen. Dieses Angebot ist im Curriculum der Jahrgangsstufe 7 bzw. 8 verankert und stellt so gleichzeitig die Grundlage für das Unterrichtsvorhaben „Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“ dar.

1.4 Über welche Kompetenzen verfügen die Schülerinnen und Schüler vor Beginn des Unterrichtsvorhabens?

Am Ende der Jahrgangsstufe 7 bzw. 8, nach der Unterrichtseinheit „Berufs- und Lebensplanung – Vorbereitung auf den Zukunftstag“, sollten die Schülerinnen und Schüler folgende Kompetenzen erreicht haben bzw. sollten über die sie verfügen:

Angebahnte Kompetenzen im Sinne der Sachkompetenz (SK) 9

 Die SuS sollten Schwierigkeiten erläutern können, die sich bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ergeben.

 Die SuS können die herkömmlichen Geschlechterrollen und Aspekte des Wandels, z.B. „die neue Väter-Generation“ beschreiben.

Angebahnte Kompetenzen im Sinne der Methodenkompetenzen (MK) 3 und 4

 Die SuS haben Collagen zum Thema „Mein Leben, wenn ich 30 bin“ erstellt und präsentiert.

 Die SuS haben Wandzeitungen bzw. Berichte über ihren Zukunftstag (z.B.

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UV „Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“

Kurzvorstellung des Betriebs, Repräsentation von Frauen und Männern auf verschiedenen Ebenen des Unternehmens, eigene Reflexion) erstellt und präsentiert.

Angebahnte Kompetenzen im Sinne der Urteilskompetenz (UK) 1

 Die SuS sollen problemorientiert den Stellenwert von Arbeit diskutieren und einen eigenen Standpunkt begründen können.

 Die SuS können sich begründend mit den unterschiedlichen Erwartungen bezüglich der Geschlechterrollen auseinandersetzen, auch im Hinblick auf die eigene Zukunft.

Angebahnte Kompetenzen im Sinne der Handlungskompetenz (HK) 5

 Die SuS haben selbstständig ihre Teilnahme am Girls´ bzw. Boys´ Day organisiert.

1.5 Welche Kompetenzen sollen durch das Unterrichtsvorhaben erreicht werden?

SK 8: Die SuS analysieren die Bedeutung und die Herausforderungen des Globalisierungsprozesses für den deutschen Arbeitsmarkt exemplarisch.

SK 9: Die SuS erläutern die Bedeutung von Qualifikationen für die Berufschancen auf dem Arbeitsmarkt.

SK 11: Die SuS beschreiben die Chancen und Risiken neuer Technologien für die Bereiche Wirtschaft und Gesellschaft (exemplarisch erarbeitet am Beispiel Telearbeit; alternativ bieten sich die Beispiele Callcenter oder wachsende Bedeutung des Internets an).1

MK 1: Die SuS können folgende Fachbegriffe zum Bereich „Wandel der Arbeitswelt“ definieren und anwenden: Wirtschaftssektoren, Arbeitsformen (Fließfertigung, schlanke Produktion, Gruppenarbeit, Telearbeit), Arbeitsanforderungen (soft skills), Globalisierung der Arbeitswelt.

MK 2: Die SuS nutzen verschiedene – auch neue – Medien zielgerichtet zur Recherche, indem sie die Informationsangebote begründet auswählen und analysieren (Portfolioarbeit).

MK 8a:Die SuS recherchieren selbstständig Materialien für ihre Portfolioarbeit und

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205

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MK 8b:Die SuS erstellen ihr produktorientiertes Portfolio und teilen sich ihre Zeit innerhalb des vorgegebenen Rahmens selbstständig ein.

UK 3a: Die SuS entwickeln Lösungsoptionen für ihre Berufsplanung und beurteilen, inwiefern die dafür notwendigen Anforderungen mit ihren eigenen Fähigkeiten übereinstimmen.

UK 3b:Die SuS setzen sich mit bestimmten Formen/Entwicklungen der Arbeit (z.B.

der Arbeit im Callcenter/Telearbeit) auseinander und beurteilen deren Auswirkung auf Individuum und Gesellschaft.

HK 5: Die SuS stellen ihre eigenen Fähigkeiten und Interessen im Spannungsfeld gesellschaftlicher Anforderungen hinsichtlich der anstehenden Berufswahl/Berufsorientierung dar (Portfolioarbeit) und bereiten entsprechende Entscheidungen vor bzw. leiten diese ein (z.B. bereiten den Besuch im BIZ und ihre Teilnahme am Berufspräsenztag vor; stellen erste Überlegungen im Hinblick auf einen Praktikumsplatz (Jgst. 10) an).

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UV „Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“

2 Reihen- und Stundenplanung

1. Stunde: Was ist wichtig für meine Berufswahlentscheidung? – Ermittlung von Vorwissen und Informationsbedarf der Schüler/innen zum Unterrichtsvorhaben „Arbeitswelt und Berufswahl“ mittels einer Mindmap

Zeit Unterrichts-

phase Sach- und Verhaltensaspekt Sozialform/

Handlungs- muster

Medien Didaktische Perspektive/

Kompetenzorientierung 5’ Einstieg L erläutert das Thema des Unterrichtsvorhabens LV Didaktische Perspektive:

Die SuS resümieren ihr Vorwissen und formulieren ihren Informationsbedarf.

Hinweis:

Die von den SuS formulierten Fragen sollten

möglichst in die

Portfolioarbeit

aufgenommen werden.

20- 25’

Erarbeitung Ermittlung des Vorwissens der SuS:

SuS erstellen Mindmaps zum Thema

„Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“ unter Beachtung der beiden Leitfragen:

- Was wisst ihr bereits zu diesem Thema?

- Was wollt ihr noch wissen? Welche Informationen fehlen euch?

Verteilen von Aufgaben(karten) im Sinne des Kooperativen Lernens, z.B. Wächter für Zeit, Lautstärke, Thema sowie Protokollant und Präsentierender.

GA Folien +

Stifte

10’ Präsentation Der jeweilige Gruppensprecher stellt die Ergebnisse vor.

SV OHP

5’ Auswertung Zusammenfassen der Hauptergebnisse durch die SuS

UG Hausaufgabe Erstellen des Berufestammbaums (Hinweis geben:

Stammbäume bereits vor der nächsten Stunde aufhängen).

AB mit HA

25

230

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2. Stunde: Was hat sich in der Arbeitswelt verändert? – Soziologische Analyse der Arbeitswelt anhand exemplarischer Berufestammbäume

Zeit Unterrichts- phase

Sach- und Verhaltensaspekt Sozialform/

Handlungs- muster

Medien Didaktische Perspektive/

Kompetenzorientierung 10’ Einstieg Kriterien zur Auswertung der Stammbäume

werden an der Tafel gesammelt und gleich von den SuS mitgeschrieben, z.B.:

- Unterschiede zw. den Berufen (zunehmende Komplexität)

- Geschlechterrollen

- Zunehmende Ausbildungsdauer

- Unterschiede zw. den Generationen (z.B. früher

mehr Handwerks-, heute mehr

Dienstleistungsberufe) - Bedeutung der Arbeit

- Welche Pläne für die berufliche Zukunft werden deutlich?

UG Tafel Didaktische Perspektive:

Die SuS werden durch die individuelle

Auseinandersetzung mit familiären

Berufestammbäumen (Herkunftsorientierung) für Entwicklungen in der Berufswelt sensibilisiert und erkennen strukturelle Veränderungstendenzen.

Hinweis:

Die Anonymität der Produkte sowie die Freiwilligkeit der Präsentation müssen bei der Arbeit mit den Berufestammbäumen aus datenschutzrechtlichen Gründen unbedingt berücksichtigt werden.

20-

25’ Erarbeitung Museumsgang (unter Beachtung der Kriterien): Die SuS betrachten einen Stammbaum je ca. 30 Sek.

bis 1 Min. und halten ihre Ergebnisse knapp schriftlich fest; der L gibt per Klatschen das Signal zum Weitergehen.

SA Berufe-

stamm- bäume

10’ Auswertung/

Vertiefung

Auswertung der Ergebnisse im Plenum; zwei bis vier SuS protokollieren als Gruppe die Ergebnisse und halten diese als Zusatzaufgabe (zur nächsten Stunde) auf einer Wandzeitung fest.

UG

235

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UV „Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“

3. Stunde: Welche Folge hat die Arbeitsweise? – Analyse von Funktion und Auswirkungen zergliederter Arbeitsprozesse am Beispiel von Fließbandarbeit

Zeit Unterrichts- phase

Sach- und Verhaltensaspekt Sozialform/

Handlungs- muster

Medien Didaktische Perspektive/

Kompetenzorientierung 10’ Einstieg Aufgabe:

- Beschreibt die einzelnen Fotos: Was wird dargestellt? Welche Tätigkeiten verrichten die Menschen?

- Vergleicht die Bilder: Welche Unterschiede stellt ihr fest? Welche Entwicklung ist erkennbar?

UG Folie mit

Fotos Didaktische Perspektive:

Die SuS erkennen die ökonomische Funktion und die physischen und psychischen Belastungen der Fließbandarbeit.

Fachdidaktische Kategorien:

Interesse (Unternehmer, Arbeitnehmer), Dimension (ökonomisch, sozial)

Kompetenzen:

MK 1 UK 3b 5’ Überleitung Hinweise/ historische Einordnung des Taylorismus

(Literaturtipp: Wochenschau 1/ 2006, S. 12) LV Folie mit Zitat 20’ Erarbeitung Aufgabe: Arbeitet anhand der beiden Texte die

Vor- und Nachteile von Fließbandarbeit heraus.

Schreibt die Vorteile auf grüne Karteikarten, die Nachteile auf rote.

Die Gruppensprecher bringen die Karten an der Tafel an, wobei inhaltsgleiche Karten übereinander gehängt werden.

GA

SA

AB mit Texten, rote und grüne Kartei- karten, Stifte, Magnete, Klebe- streifen 10’ Auswertung/

Vertiefung Auswertungsfragen:

- Was fällt euch auf?

- Notfallfrage: Wen betreffen die Vor- und Nachteile? In welcher Hinsicht?

Ziel:

Unterscheidung in Vorteile, die weitgehend die

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sozialen Interessen der Arbeiter anbelangen

Gemeinsames Umsortieren der Karten, sodass diese Kategorienbildung (Interesse/Dimension) deutlich wird.

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UV „Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“

4. Stunde: Welche Folge hat die Arbeitsweise? – Analyse von Funktion und Auswirkungen von Teamarbeit am Beispiel der

„Schlanken Produktion“

Zeit Unterrichts- phase

Sach- und Verhaltensaspekt Sozialform/

Handlungs- muster

Medien Didaktische Perspektive/

Kompetenzorientierung 10’ Einstieg Aufgabe:

- Beschreibt die Fotos.

- Welche Veränderungen zu den Fotos aus der letzten Stunde fallen euch auf?

Hypothesenbildung: Warum wurden diese Veränderungen vorgenommen?

UG Folie mit

Fotos Didaktische Perspektive:

Die SuS erkennen Merkmale, Anforderungen und Auswirkungen der

„Schlanken Produktion“

und beurteilen diese auch

im Vergleich zur

Fließbandarbeit.

Fachdidaktische Kategorien:

Interesse, Mitbestimmung, Anforderungen an die Ausbildung,

gesundheitliche und soziale Auswirkungen Kompetenzen:

MK 1 UK 3b 25’ Erarbeitung Aufgabe: Fertigt eine Tabelle an, in der ihr die

Merkmale der „Schlanken Produktion“ und die Anforderungen an die Arbeitnehmer sowie Kriterien zur Beurteilung dieser Arbeitsweise auflistet.

PA AB mit

Texten

10’ Auswertung Vergleich und ggf. Aufarbeitung der Ergebnisse hinsichtlich der Kategorien Interesse, Mitbestimmung, Anforderungen an die Ausbildung, gesundheitliche und soziale Auswirkungen; diese Kategorien sollen für die SuS transparent werden.

UG

240

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5. Stunde: Welche Folge hat die Arbeitsweise? – Analyse von Chancen und Risiken der Telearbeit als Beispiel für neuere Entwicklungen im Dienstleistungsbereich

Zeit Unterrichts- phase

Sach- und Verhaltensaspekt Sozialform/

Handlungs- muster

Medien Didaktische Perspektive/

Kompetenzorientierung 5’ Einstieg Aufgabe: Was könnte mit Telearbeit gemeint sein?

(eventl. Ableitung vom Wort) UG Folie mit

Stellenan zeige

Didaktische Perspektive:

Die SuS wenden die in den vorherigen Stunden eingeführten Kategorien bei der Analyse der Telearbeit selbstständig an.

Kompetenzen:

MK 1 UK 3b SK 11 25’ Erarbeitung Aufgaben (arbeitsteilig):

- Was ist Telearbeit (Definition)?

- Welche Vorteile hat Telearbeit?

- Welche Nachteile hat Telearbeit?

arbeitsteilige

EA AB mit

Texten

15’ Auswertung Zu jeder Frage kommt ein/e SuS an die Tafel und schreibt seine/ihre Lösung an, sodass ein Gesamtbild von Telearbeit entsteht.

SA/ UG Tafel

Hausaufgabe Aufgabe: Welche dieser Kompetenzen sind für Siegfried Niedermeier und Claudia Thordsen besonders wichtig, um den Anforderungen an ihren Arbeitsplätzen gerecht zu werden?

AB mit HA

245

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UV „Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“

6. Stunde: Was bedeutet die Globalisierung für meine Chancen einen Arbeitsplatz zu bekommen? – Analyse der Auswirkungen von Globalisierungsprozessen auf den Arbeitsmarkt

Zeit Unterrichtsp hase

Sach- und Verhaltensaspekt Sozialform/

Handlungs muster

Medien Didaktische Perspektive/

Kompetenzorientierung 5’ Auswertung

der HA Vergleich der Ergebnisse und ggf. Aufarbeitung UG Didaktische Perspektive:

Die SuS führen eine qualitative Analyse globaler Entwick- lungsprozesse des Arbeitsmarktes zur

Überprüfung von

Voreinstellungen durch.

fachdidaktische Kategorie:

Konkurrenz Kompetenzen:

SK 8 SK 11

Anbahnung SK 9 MK 1

10’ Einstieg Impuls: „Wo gearbeitet wird, ist beliebig.“ (Folie);

danach wird (etwas zeitverzögert) das Foto aufgelegt.

Aufgaben:

- Wohin wird die Arbeit verlagert?

- Warum wird Arbeit verlagert?

- Welche Arbeitsplätze sind gefährdet?

Die Antworten, die das Vorwissen der SuS erfragen, aber auch Vermutungen darstellen können, werden vom L an der Tafel gesammelt.

UG Folie mit

Zitat und Foto

Tafel

20’ Erarbeitung Aufgabe: Überprüfe unsere Vermutungen anhand des Artikels.

EA AB mit

Text 10’ Auswertung/

Sicherung

LuL oder SuS schreiben die Ergebnisse an die Tafel an: Internationale Konkurrenz um Arbeitsplätze durch niedrigere Lohnkosten, durch gute Qualifikation der Arbeitnehmer im Ausland (auch: gute Medien- und Sprachkompetenz). Nicht nur einfache, sondern auch qualifizierte Tätigkeiten werden ausgelagert. Voraussetzung für all dies ist die weltweite Verknüpfung durch das Internet.

UG Tafel

250

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7. Stunde: Wie kann ich auf die veränderten Anforderungen des Arbeitsmarktes reagieren? – Analyse der zukünftigen Entwicklung der Arbeit im Hinblick auf die Struktur des Arbeitsmarktes und den daraus resultierenden

Qualifikationsanforderungen Zeit Unterrichts-

phase Sach- und Verhaltensaspekt Sozialform/

Handlungs- muster

Medien Didaktische Perspektive/

Kompetenzorientierung 5’ Einstieg Problemfrage: In welchen Bereichen ist die Gefahr

der Auslagerung am größten? (Rückbezug zur 6.

Stunde)

LV Didaktische Perspektive:

Die SuS erkennen strukturelle Entwicklungen des Arbeitsmarktes und beziehen diese auf entsprechende

Qualifikationsanfor- derungen.

Kompetenzen:

SK 9 MK 1 10’ Erarbeitung/

Auswertung

Differenzierung der Arbeitsmarktentwicklung nach Wirtschaftssektoren/ Erläuterung der drei Bereiche/

Begriffe.

Aufgabe: Was hat zu diesen Veränderungen geführt? (1. und 2. Sektor sinken durch Automatisierung, Ausbau des 3. Sektors z.B. durch geändertes Freizeitverhalten (mehr Restaurantbesuche, mehr Flugreisen).

AB 1 mit Schau- bildern und Text

5’ Überleitung Impuls: „Stellt euch vor, eure Kinder schreiben den Berufestammbaum weiter – was schreiben sie für sich auf?“ (mögliche Hinweise: Entwicklung der Wirtschaftssektoren und der versch. Berufsbilder)

UG Berufe-

stamm- bäume 10’ Erarbeitung

II

Aufgabe: Welche Aussage ist richtig, welche falsch?

PA AB 2 mit

Schau- bildern und Tabelle 5’ Auswertung Vergleich und ggf. Aufarbeitung der Ergebnisse UG

10’ Erarbeitung (zeitoptional im Unterricht ansonsten

Zwischenevaluation: Welche persönlichen Konsequenzen kannst du aus den bisherigen Erkenntnissen zur Veränderung der Arbeitswelt für deine Berufswahlentscheidung ziehen? (SuS

EA

255

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UV „Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“

als HA) schreiben ihre Gedanken in einem zusammenhängenden Text auf.)

5’ Präsentation Einige SuS lesen (auf freiwilliger Basis) ihre Texte vor.

Eventl. Hinweis vom L: An diesen individuellen Punkten könnt ihr später in der Wochenplanarbeit weitermachen.

SA

50

(18)

8. Stunde: Wie kann ich mich in geeigneter Weise informieren? – Recherche von Websites zur Berufswahl und Beurteilung von deren Informationswert

Zeit Unterrichts- phase

Sach- und Verhaltensaspekt Sozialform/

Handlungs- muster

Medien Didaktische Perspektive/

Kompetenzorientierung

5’ Einstieg Gegebenenfalls Auswertung der Hausaufgabe SV Didaktische Perspektive:

Die SuS finden Websites und bewerten diese im Hinblick auf inhaltliche und mediale Gestaltung sowie auf

Verwendbarkeit.

Kompetenzen:

MK 2 MK 8a 10’ Erarbeitung I

Auswertung

Sammeln des Vorwissens der SuS zur Internetrecherche

Frage: Wie geht ihr vor, wenn ihr etwas im Internet sucht? Schreibt dies in Stichworten auf.

Auswertung und Ergänzung der Ergebnisse und Vergleich mit den Informationen auf dem AB

„Recherchieren mit Suchmaschinen“

UG AB 1

30’ Erarbeitung

II Die SuS recherchieren geeignete Websites zur Berufswahl mit Hilfe des Infoblattes

„Recherchieren mit Suchmaschinen“ und bewerten diese anhand des Arbeitsblattes „Homepages zur Berufswahl bewerten“. Abschließend machen sie einen Eintrag über die Website (Adresse, kurze Beschreibung und Bewertung) im lo-net- Klassenraum. Alternativ können die Bewertungen aller SuS auch in einem Textdokument abgespeichert werden, das an alle gemailt oder für alle kopiert wird.

PA AB 2, ein

Computer für je zwei SuS

260

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UV „Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“

9. Stunde bis 14. Stunde: Individuelle Konkretisierung der Berufswegeplanung mithilfe eines Portfolios Zeit Unterrichts-

phase

Sach- und Verhaltensaspekt Sozialform/

Handlungs- muster

Medien Didaktische Perspektive/

Kompetenzorientierung 6

Schul stun- den

Erarbeitung Individuelles und selbstständiges Arbeiten/Lernen der SuS:

Anfertigung einer Portfoliomappe

(produktorientiert), die die Erarbeitung von vier Pflichtaufgaben und mindestens zwei

Wahlaufgaben enthält (siehe Laufzettel zur Portfolioarbeit)

EA AB 1,

AB 2, AB 3, AB 4, AB 5, AB 6, AB 7, Portfolio- mappe, ggf. das Schul- buch

„Politik und Wirt- schaft verstehe n 7/8/9“

(Schroe- del Verlag)

Didaktische Perspektive:

Die SuS beurteilen ihren Informationsstand,

verfolgen individuelle Vertiefungsaspekte und bestimmen weitere Schritte ihrer Berufswegeplanung.

Kompetenzen:

HK 5 MK 2 MK 8a MK 8b UK 3a Hinweis:

Wenn möglich, ist es sinnvoll, dass einige Computer zur Recherche zur Verfügung stehen.

55

265

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15. Stunde: Evaluation der Portfolioarbeit mittels eines Fragebogens und Diagnose des Lernzuwachses mittels einer Mindmap

Zeit Unterrichts- phase

Sach- und Verhaltensaspekt Sozialform/

Handlungs- muster

Medien Didaktische Perspektive/

Kompetenzorientierung 2‘ Einstieg LuL erläutert knapp das Stundenvorhaben

(Evaluation) LV Didaktische Perspektive:

Die SuS führen eine kriteriengeleitete

Selbstevaluation für das Portfolio durch. Sie reflektieren so auch ihren Arbeitsprozess

(Selbstkompetenz) und können ihre Beurteilung später mit der der Lehrkraft vergleichen (diese sammelt die Mappen ein).

Ausgehend von den in der ersten Stunde erstellten Mindmaps (Diagnostik), stellen die SuS ihren individuellen Lernzuwachs

(Vielfalt und

Systematisierung der Themenaspekte) heraus.

Aus den Formulierungen fehlender bzw. offen gebliebener Aspekte kann man ggf. Rückschlüsse auf

die inhaltliche

Schwerpunktsetzung ziehen.

8‘ Erarbeitung I SuS füllen den Selbstevaluationsbogen aus und fügen ihn ihrer Portfoliomappe bei

EA AB mit

Selbstev aluation Überleitung Auflegen der Mindmaps aus der ersten

Unterrichtsstunde 20-

25‘

Erarbeitung II

SuS erstellen Mindmaps zum Thema

„Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“ unter Beachtung der beiden Leitfragen:

- Was weißt du heute zu diesem Thema? (Stelle möglichst Beziehungen zwischen den einzelnen Aspekten her.)

- Welche Informationen fehlen dir heute noch?

EA DIN-A3-

Bögen

10‘ Sicherung/

Vertiefung

Einzelne SuS stellen ihre Mindmaps vor.

Die Ergebnisse werden im Plenum reflektiert

SV UG

270

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UV „Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“

3 Arbeitsmaterialien

1. Stunde: Hausaufgabe zurück zur Stundenplanung

„Mein Berufestammbaum“

Aufgabe:

Gestalte einen „Berufestammbaum“ deiner Familie (Eltern, Tanten, Onkel, Großeltern…).

Finde dafür heraus…

…welches die erlernten Berufe deiner Familienmitglieder sind.

…welche Berufe sie schon ausgeübt haben bzw. gerade ausüben (Berufswechsel).

…welchen Schul-, Ausbildungs- oder Hochschulabschluss sie haben.

…ob und wann es Phasen einer beruflichen Pause oder der Arbeitslosigkeit gab.

Lasse sie außerdem folgenden Satz in eigenen Worten vervollständigen: „Arbeit bedeutet für mich….“.

Ergänze den Stammbaum zum Schluss (soweit es dir möglich ist) durch deinen Eintrag: Hast du schon Pläne für deine berufliche Zukunft?

Die Stammbäume sollen (müssen aber nicht!!!) in der Klasse aufgehängt werden (und zwar anonym, d.h. ohne Namen), also benutze dafür nicht dein Heft, sondern ein Blatt Papier oder ein kleines Plakat.

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Aufgaben:

- Beschreibt die einzelnen Fotos: Was wird dargestellt? Welche Tätigkeiten verrichten die Menschen?

- Vergleicht die Bilder: Welche Unterschiede stellt ihr fest? Welche Entwicklung ist erkennbar?

Foto oben: Wagenmontage in der AEG-Automobilfabrik in Berlin, um 1900. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte (bpk)

Foto Mitte: Fließband bei Rüsselsheim, 1927. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Adam Opel AG

Foto unten: Montage bei Ford, Saarlouis, 2000. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von dpa Picture-Alliance GmbH

Zitat:

Frederick Winslow Taylor, geboren 1856 in Georgetown (Pennsylvania, USA), widmete sein ganzes Leben dem Wesen der Effizienz in den Betrieben. Als er am Morgen nach seinem 59. Geburtstag starb, mit einer Uhr in der Hand, sollte die Welt nicht mehr sein, wie sie war. (…)

Aus: Markus Dettmer, Schöne neue Arbeitswelt? – Die Mechanisierung des Menschen in: Der Spiegel Nr. 26/1999, S. 119 310

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UV „Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“

3. Stunde: Arbeitsblatt zurück zur Stundenplanung

Fließbandproduktion

Henry Ford berichtet über neue Methoden in der Autoindustrie, 1922:

Im Oktober 1913 erforderte die Zusammensetzung eines Motors 9 9/10 Arbeitsstunden; sechs Monate später war die Zeit durch das System der gleitenden Montagebahnen auf 5 14/15 Arbeitsstunden gesunken. In unserer Fabrik ist jedes einzelne Arbeitsteil in Bewegung: entweder gleitet es an großen, über Manneshöhe befestigten Ketten in genauer Reihenfolge zur Montage, oder es bewegt sich auf Rollbahnen oder durch die Schwerkraft fort. (…)

So war es mit der Montage der Kolbenstange. (…) Es standen dafür zwei Bänke mit insgesamt 28 Mann zur Verfügung, in einem neunstündigen Arbeitstag setzten sie, alles in allem, 175 Kolbenstangen zusammen – das heißt, sie brauchten genau 3 Minuten, 5 Sekunden pro Stück. (…) Der Vorarbeiter unterzog den ganzen Vorgang einer genauen Untersuchung (…) mit einer Stoppuhr und fand, dass bei einem neunstündigen Arbeitstag vier Stunden mit dem Hin- und Hergehen vergingen. Die Arbeiter (…) mussten sich hin- und her bewegen, um ihr Material heranzuholen und das fertige Stück beiseite zu schieben. Während des ganzen Vorganges hatte jeder Arbeiter acht verschiedene Handgriffe zu verrichten. Der Vorarbeiter (…) brachte an der Bank einen Schlitten an, stellte drei Mann an jeder Seite auf und einen Aufseher an das eine Ende. Statt dass ein Mann sämtliche Handgriffe tat, verrichtete er jetzt nur den dritten Teil – nur so viel, als möglich war, ohne sich hin und her zu bewegen.

Heute bringen sieben Mann bei achtstündiger Arbeitszeit 2.600 Stück pro Tag heraus.

(…) Zum Erlernen der verschiedenen Beschäftigungsarten sind folgende Zeiten erforderlich: 43% sämtlicher Arbeiten erfordern nicht über einen Tag Lehrzeit, 36%

einen bis acht Tage, 6% ein bis zwei Wochen, 14% einen Monat bis zu einem Jahr, 1% ein bis sechs Jahre. (…)

Unsere Taktik zielt auf Preisabbau, Produktionserhöhung und Vervollkommnung der Ware. (…) Daher reduzieren wir vor allem den Preis erst einmal so weit, dass wir hoffen dürfen, einen möglichst großen Absatz erzielen zu können. Dann legen wir uns ins Zeug und suchen die Ware für diesen Preis herzustellen.

Aus: Henry Ford: Mein Leben und Werk – die Autobiografie. Deltus media, Leipzig bei Taucha

Am Fließband

Der Journalist Günter Wallraff ist bekannt geworden für seine Reportagen aus der Arbeitswelt. Immer wieder hat er mit falschen Papieren oder durch Verkleidungen an Arbeitsstellen mitgearbeitet, die dem Normalbürger nahezu unbekannt sind. Die ungeschönten Reportagen aus der Arbeitswelt hatten vor allem den Zweck, auf Missstände und unmenschliche Arbeitsbedingungen hinzuweisen. Hier ein Auszug aus seinem Bericht als Fließbandarbeiter der Ford-Werke Köln aus dem Jahre 1975.

Quelle: Bernd Hainmüller, Beruf Lebenskünstler? Orientierung nach der Schule. Verlag an der Ruhr. Mülheim an der Ruhr 1999, S. 39

Punkt 15.10 Uhr ruckt das Band an. Nach drei Stunden bin ich selbst nur noch Band.

Ich spüre die fließende Bewegung des Bandes wie einen Sog in mir. Wenn das Band einmal einen Augenblick stillsteht, ist das wie eine Erlösung. Aber um so heftiger, so scheint es, setzt es sich danach wieder in Gang. Wie um die verlorene Zeit aufzuholen.

Die Bandarbeit ist wie das Schwimmen gegen einen starken Strom. Man kann ein Stück dagegen anschwimmen. Das ist erforderlich, wenn man einmal zur Toilette muss oder im Automaten gegenüber einen Becher Cola oder heißen Kaffee ziehen will. Drei, vier Wagen kann man vorarbeiten. Dann wird man unweigerlich wieder abgetrieben.

Die vor mir am Band arbeiten und die hinter mir, kenne ich nicht. Ich weiß auch nicht, was sie tun. Manchmal begegnen wir uns am Band im gleichen Wagen. Sie sind mit der Montage an ihrem Abschnitt nicht fertig geworden und in mein Revier abgetrieben – oder umgekehrt. Leider sind wir aber voneinander abhängig. Dann sind wir uns gegenseitig im Weg. Da schlägt mir einer eine Wagentür ins Kreuz, oder ich beschütte einen mit Lack. Wir entschuldigen uns nicht. Jeder wird so in Anspruch genommen von seinem Handgriff, dass er den andern übersieht.

Das Zermürbende am Band ist das ewig Eintönige, das Nichthaltmachenkönnen, das Ausgeliefertsein. (…) Ich stumpfe bei der monotonen Arbeit mehr und mehr ab. Das fertige Auto habe ich noch nie gesehen. Vielleicht ist das die Gewöhnung. Eingespannt in den Rhythmus der wechselnden Schichten, bin ich nur noch für die Arbeit da. Essen, trinken, schlafen zur Erhaltung der Arbeitskraft. Was darüber hinausreicht, ist Luxus, den man sich bei dieser Arbeit nicht oft leisten kann.

Alle setzen ihre Hoffnung aufs Lottospielen. „Wenn die sechs Richtigen kommen, bin ich am gleichen Tag hier weg.“ An der Säule über dem Feuermelder hat jemand eine Karikatur geheftet: Ein Arbeiter, der aufs Fließband pisst. Darunter steht: „Sechs Richtige! Ich kündige!“

Aus: Günter Wallraff: Von einem der auszog und das Fürchten lernte, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Günter Wallraff

Aufgabe:

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Fotos: Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Adam Opel AG.

Aufgaben:

- Beschreibt die Fotos.

- Welche Veränderungen zu den Fotos aus der letzten Stunde fallen euch auf?

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435

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UV „Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“

4. Stunde: Arbeitsblatt zurück zur Stundenplanung

„Hier kann man überall mitsprechen“

Seit einem halben Jahr hat Alfred Schmitt einen neuen Arbeitsplatz. Eines gefällt dem 35 Jahre alten Elektrotechniker dabei ganz besonders: "Hier kann man überall mitsprechen und sich einmischen - das hätte ich mich früher nie getraut." Dabei hat der junge Franke weder die Firma gewechselt noch Karriere gemacht. Er arbeitet immer noch bei der Siemens-Medizintechnik, wo er 1976 als Lehrling anfing. Verändert hat sich vor allem eines: Alfred Schmitt arbeitet jetzt in der Gruppe. Im Team von sechs Kollegen montiert er Computertomographen - große Zylinder, in denen ein Mensch mit Röntgenstrahlen scheibchenweise komplett durchleuchtet und anschließend am Computerbildschirm nach Bedarf wieder zusammengesetzt werden kann.

Was für Alfred Schmitt noch neu ist, ist für seine Kollegen, den Feingeräteelektroniker Theo Hornof, 32, und den Mechaniker Bernhard Distler, 31, nach zwei Jahren Gruppenarbeit schon Routine. Auch die beiden möchten die Arbeit in der Montagelinie der neuen "MED"-Fabrik nicht mit anderen Siemens-Werkern tauschen, die noch an herkömmlichen Einzelarbeitsplätzen montieren. "Man bekommt viel mehr mit von der Entstehung des Produkts", sagt Theo Hornof. Und sein Kollege Bernhard Distler meint:

"Jetzt macht auch jeder Mechaniker seinen Prüfschritt nach dem Montagegang." Sein Arbeitsfeld hat sich deutlich erweitert, "das Grundwissen steigt".

Dass sich die Monteure stärker für das Gesamtprodukt interessieren, ist Teil der betriebswirtschaftlichen Kalkulation. (…) Im herkömmlichen Betrieb wurde die Arbeit nach Funktionen gegliedert und die Produktion in kleine Einzelschritte zerlegt. Hier wird der umgekehrte Weg gegangen: Funktionale Trennungen werden wieder aufgehoben, die Arbeit wird zu Prozessen zusammengeführt. (…)

Bei aller schönen Rhetorik steckt "nicht Menschenfreundlichkeit, sondern Kalkül" hinter der Welle von Gruppen- und Teamarbeit, sagt der Augsburger Organisationspsychologe Oswald Neuberger. Die Manager hätten schlicht gemerkt, dass sich die gewünschte Produktivität nicht "herbeikontrollieren" lasse.

Das, was Meister und Abteilungsleiter nicht gelang, schafft jetzt der Druck der Gruppe.

"Jeder kann mal einen schlechten Tag haben, aber wer nicht mitzieht, bekommt das zu spüren", erklärt Elektrotechniker Schmitt die Gruppendynamik. "Man merkt, wenn der Kollege hinter einem auf das Gerät wartet", berichtet Kollege Distler. Schließlich wird die Prämie für pünktliche Ablieferung für das gesamte Team ausgelobt.

"Wenn einer menschlich ins Team passt, werden schwächere Leistungen durch die anderen ausgebügelt", sagt Montageleiter Scharowski, aber auch: "Wer sich nicht einfügt, wird herausgebissen."

Aus: Dietmar H. Lamparter, Schöne neue Fabrik, in: Die Zeit Nr. 16 vom 16.4.1995

Lean production – das Beispiel Opel

Genau 70 Jahre ist es her, als im Rüsselsheimer Opel-Werk ein neues Zeitalter der Automobilproduktion begann: die Umstellung von den handwerklichen Fertigungsverfahren der industriellen Gründerzeit zur Großserienproduktion am Fließband.

Opel war seinerzeit der erste europäische Automobilhersteller, der die Vorteile des von Frederick Winslow Taylor entwickelten hocharbeitsteiligen Produktionsverfahrens (…) erkannte und in die Tat umsetzte. Mit Erfolg: Die Einführung der Fließbandfertigung ermöglichte die Herstellung großer Stückzahlen, reduzierte die Produktionskosten und machte das Automobil somit für große Bevölkerungsschichten erschwinglich.

Heute stehen die Unternehmen am Vorabend einer zweiten Industriellen Revolution.

Wiederum geht es um die Verwirklichung neuer Herstellungsverfahren, die sich den veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anpassen. Wieder ist die Adam Opel AG in Europa Vorreiter auf diesem Gebiet. Doch anders als vor 70 Jahren stehen diesmal nicht die Maschinen, sondern die Menschen im Mittelpunkt des Veränderungsprozesses.

Opel hat ein Richtung weisendes Produktionssystem entwickelt, das nicht nur den aktuellen Anforderungen nach höherer Produktivität, nach besserer Qualität und geringeren Kosten entspricht, sondern auch den Wünschen der Mitarbeiter nach mehr Eigenverantwortung und Abwechslung entgegenkommt. Nicht das Fließband, sondern die Menschen bestimmen künftig bei Opel den Ablauf der Tätigkeiten. Deshalb sind das Engagement und die Eigeninitiative der Beschäftigten die wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg des neuen Produktionssystems.

Fünf wesentliche Merkmale kennzeichnen das neue Konzept der Adam Opel AG:

-Die Beschäftigten arbeiten in Gruppen, die neben der reinen Montagetätigkeit auch Aufgaben wie Qualitätssicherung, Instandhaltung und Materialbereitstellung übernehmen.

-Die Qualität hat oberste Priorität. Jeder Mitarbeiter kann bei Qualitätsproblemen die Produktion stoppen.

-Die Mitarbeiter haben Gelegenheit, Arbeitsplätze und Arbeitsabläufe kontinuierlich zu verbessern.

-Die innerbetrieblichen Zusammenhänge werden jederzeit transparent gemacht. Klare Zielvorgaben und konsequente Zielkontrollen dienen der Erfassung und Beseitigung von Problemen.

-Die Materialbestände werden deutlich reduziert. Selbststeuernde Systeme ermöglichen eine bedarfsgerechte Bereitstellung des Materials.

Adam Opel AG (Hrsg.), Das Opel Produktionssystem. Rüsselsheim 1983, S. 6-7

Aufgabe: Fertigt eine Tabelle an, in der ihr die Merkmale der „Schlanken Produktion“

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UV „Veränderungen in der Arbeitswelt – Was bedeutet das für meine Berufswahlentscheidung?“

5. Stunde: Folie

Schüßler + Partner Immobilien GmbH

Werbung / PR / Marketing / Vertrieb Marketing, Kommunikation werbung für den Bereich Immobilien und Finanzierungen:

Wer macht aus unseren Ideen Marketing- Konzepte und hilft uns professionell und textstark bei der Realiserung?

Die Zusammenarbeit ist per Telearbeitsplatz möglich.

Wenn wir Sie angesprochen haben,

schicken Sie uns bitte Ihre Kurzbewerbung mit Darstellung Ihrer Qualifikationen.

Schüßler + Partner Immobilien GmbH Tel.: xyz / vwxyz

www.vwxyz.de

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Schüßler + Partner (anonymisierte Darstellung)

80

515

(28)

5. Stunde: Arbeitsblatt zurück zur Stundenplanung

„Die Firma im Laptop“

Die positiven Aspekte für den Arbeitnehmer sind evident: Die Arbeit erfolgt eher selbstbestimmt, Arbeitsrhythmus und Arbeitszeiten kann man freier einteilen, dies führt zu besserer Konzentration und höherer Motivation. Meist lässt sich die Tätigkeit auch besser dem familiären Umfeld anpassen, was ebenfalls Zufriedenheit und Motivation steigert. Der Nutzen der Arbeitgeber liegt - abgesehen von der höheren Motivation der Mitarbeiter und deren gesteigerter Produktivität - in den Einsparmöglichkeiten bei Bürokosten.

Diesen Chancen stehen eine Menge Risiken gegenüber: Wer seinen Arbeitsplatz nicht beim Arbeitgeber hat, ist auch nicht in die Sozialstrukturen in der Firma eingebunden, was bedeuten kann, dass man von vielen - besonders den wichtigen informellen - Informationskanälen abgeschnitten ist. Dies kann sich letztlich auch auf die Aufstiegschancen und Karrieremöglichkeiten auswirken. Gerhard Fuchs von der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Stuttgart hat beobachtet, dass sich viele potenzielle Mobilworker um ihre Aufstiegschancen sorgen. „Karrieren werden erfahrungsgemäß weniger durch effektives Arbeiten entwickelt", gibt der Wissenschaftler zu bedenken,

„erfolgskritisch ist vielmehr die geschickte soziale Vernetzung am Arbeitsort."

Daneben bringt die hohe Eigenverantwortung die Gefahr der Selbstausbeutung mit sich:

Die Arbeit ist weniger an feste Zeiten als an Aufgaben oder Ziele gekoppelt, leicht ist man geneigt, Mehrarbeit zu leisten. „Die Frage", sinniert der Kölner Psychologe und Medienforscher Heinz Grüne, "ist nicht allein: Wann fange ich an zu arbeiten?, sondern auch: Wann und wie schaffe ich es, damit aufzuhören?" Wenn man seinen Arbeitsplatz zu Hause eingerichtet hat, erfordert es mitunter ein hohes Maß an Koordination und Disziplin, Privatleben und Arbeit hinreichend zu trennen.

Aus: Jörn Müller: „Die Firma im Laptop: Telearbeit“, veröffentlicht im „Job-Newsletter, einem E-Mail- Newsletter der „Zeit“ (gekürzte Fassung)

An dieser Stelle bietet sich die Arbeit mit einem Text aus der Süddeutschen Zeitung vom 20.7.2001 an, der hier aus rechtlichen Gründen nicht angezeigt werden darf. Zu finden ist er unter:

http://www.sueddeutsche.de/karriere/zukunft-der-arbeit-vom- wohnzimmer-direkt-ins-firmennetz-1.495845

Aufgaben (arbeitsteilig):

- Was ist Telearbeit?

- Welche Vorteile hat Telearbeit?

- Welche Nachteile hat Telearbeit?

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5. Stunde: Hausaufgabe zurück zur Stundenplanung

Berufliche Kompetenzen

Aufgabe:

- Welche dieser Kompetenzen sind für Siegfried Niedermeier besonders wichtig, um den Anforderungen an seinem Arbeitsplatz gerecht zu werden?

Teamfähigkeit

Zuverlässigkei t

Flexibilität

Vertrauenswürdigkeit Selbstständigkeit

Technikverständnis

Kommunikationsfähigkeit Berufserfahrun

g

Akzeptanz im Betrieb

85 550

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Wo gearbeitet wird, ist beliebig.

Quelle: Markus Dlouhy: Softwareentwicklung in Indien, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Christoph & Friends / Das Fotoarchiv

Aufgaben:

- Wohin wird die Arbeit verlagert?

- Warum wird Arbeit verlagert?

- Welche Arbeitsplätze sind gefährdet?

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6. Stunde: Arbeitsblatt zurück zur Stundenplanung

„Wir sind die Gewinner“

Manchmal tun ihr die Deutschen leid. „Es ist traurig, dass sie ihren Job verlieren“, sagt Kiran. „Aber es ist gut für uns, dass die Jobs herkommen.“

Die Frau mit den ernsten Augen ist 25 Jahre alt und hat drei Jahre lang am Goethe-Institut Deutsch gelernt. Jetzt arbeitet sie für eine europäische Investmentbank in Neu-Delhi. Bis vergangenen März hat den Job noch irgendjemand in Frankfurt erledigt – bis der Bank die Mitarbeiter dort zu teuer wurden.

Nun verwalten Kiran und 50 andere Inder die Fondskonten deutscher Anleger – rund 6100 Kilometer entfernt in Gurgaon, einem staubigen Vorort der indischen Hauptstadt Neu-Delhi.

„Ich glaube nicht, dass die Kunden das wissen“, sagt Kiran, die ihren richtigen Namen daher lieber nicht genannt sehen will. Ihr Arbeitstag beginnt, wenn in Deutschland die Banken öffnen. In Indien ist dann schon früher Nachmittag.

Sie selbst spricht nicht mit den Kunden. Die Aufträge kommen online. 12 000 Rupien verdient sie im Monat, das sind etwa 240 Euro. In Deutschland wäre das ein Hungerlohn, für eine 25-Jährige in Indien ist es fast schon ein Spitzengehalt.

Wenn Konzerne im großen Stil Arbeitsplätze in die Dritte Welt verlegen, merken das die Kunden oft gar nicht. Längst gehe es dabei nicht nur um simple Handlangerdienste wie das Eintippen von Daten, prophezeihen Unternehmensberater, jetzt müssten auch die einstigen Lieblinge der High-Tech-Gesellschaft wie Softwarentwickler oder Analysten um ihre Jobs bangen. Die Marktforscher von Forrester Research etwa sagen voraus, dass amerikanische Arbeitgeber bis 2015 rund 3,3 Millionen Angestelltenjobs, darunter mehr als 450.000 bei IT- Firmen, verlegen werden. Ähnliches erwarten die Unternehmensberater von A. T. Kearney für Europa. Allein die Finanzinstitute in Deutschland, Österreich und der Schweiz würden bis 2008 rund 100.000 Stellen in billigere Regionen verschieben.

Großer Gewinner der neuen Runde im globalen Job- Monopoly dürfte Indien sein. Nachdem China zur Werkhalle der Welt avanciert2 ist, schickt sich Indien mit rund einer Milliarde Einwohnern an, das globale Service- und Rechenzentrum zu werden.

Seit Anfang der neunziger Jahre ist dort eine Industrie aus dem Boden geschossen, die West-Firmen fast alles abnimmt, was sich dank Telefon, Internet und Computer auch aus der Ferne regeln lässt.

In der einstigen britischen Kolonie ist Englisch neben Hindi die am weitesten verbreitete (Zweit-)Sprache. Inder nehmen Anfragen, Beschwerden und Bestellungen von Käufern aus den USA, Kanada und Großbritannien entgegen. Sie verkaufen Toaster, Puppen und Versicherungen auf der anderen Seite der Welt. Sie mahnen säumige Zahler, genehmigen Kredite, führen für Großkonzerne die Lohnabrechnungen, wickeln Kontobuchungen ab, eröffnen Aktiendepots. Ja, sie erstellen selbst Marktanalysen für westliche Unternehmen.

Oder sichten für Pharmakonzerne wissenschaftliche Studien.

Hinter vorgehaltener Hand rechnen Manager vor, dass man zum Preis eines Deutschen zwei

Nicht nur fast alle großen Computerunternehmen wollen deshalb Stellen in ihrer Heimat ab- und in Billiglohnländern, allen voran Indien, ausbauen. Große Konzerne quer durch die Branchen lagern in großem Stil ganze Abteilungen wie Buchhaltung, Personal, Finanzen oder sogar Forschung und Entwicklung aus – entweder mit eigenen Dependancen oder über Drittfirmen.

Wenn Amerika ins Büro geht, beginnt im Sandsteingebäude von Spectramind in Delhi das Hauptgeschäft. Und dann ist es in Indien später Abend. Hunderte junger Menschen, viele lässig-westlich in Jeans und T-Shirt, strömen aus der schwülen Hitze in die gekühlten Großraumbüros, starten ihre Computer und setzen sich ihre Headsets auf. Alarmrote Plakate mahnen alle paar Schritte: „Wir glauben an Qualität“.

Dann verwandelt sich Nidhi, die Inderin mit dem schelmischen Gesicht, in Nancy, die Amerikanerin. Dann rollt sie das R, sagt yes statt yah und wünscht einen schönen Tag, obwohl es in Indien schon Nacht ist. Sie hat das in Trainingskursen eingeübt. Die 21-Jährige sitzt für einen US-Internet-Anbieter an der Kundenhotline. Geduldig lotst sie PC-Nutzer auf der anderen Seite der Welt aus virtuellen Sackgassen. Nur die wenigsten merkten, dass sie mit Indien telefonierten, sagt Nidhi.

Vor ziemlich genau zehn Jahren erschienen in Deutschland die ersten Berichte über die geschickten Softwareentwickler aus Indien, Unternehmen wie Siemens gründeten eigene Software-Töchter, andere wie die Deutsche Bank oder Lufthansa lassen seitdem EDV- Arbeiten in Delhi, Bangalore oder Pune ausführen. Obwohl seither immer mehr Aufträge nach Indien gingen, wurde erst mit der Green-Card-Debatte vor drei Jahren wieder deutlich, dass das Land der Maharadschas, Tempel und heiligen Kühe auch IT-Experten bietet – und zwar reichlich.

Zwar können 30 bis 40 Prozent des Milliardenvolkes nicht lesen und schreiben, weil viele arme Familien ihre Kinder lieber zur Arbeit oder zum Betteln als zur Schule schicken, aber die zweitgrößte Nation der Welt kann auch mit hervorragenden Universitäten und einem Heer an gut ausgebildeten, jungen Menschen wuchern, die in der Regel exzellent Englisch sprechen.

„Das Bildungsniveau ist in vielen Bereichen definitiv höher als in Deutschland“, meint Clas Neumann, der seit drei Jahren SAP Lab im indischen IT-Mekka Bangalore leitet.

Ein Auto, eine eigene Wohnung kann sich Kiran von ihren 12000 Rupien nicht leisten. Aber ein Handy, Parfum und Jeans, am liebsten amerikanische Marken wie Levi’s. Wäre Kiran in Deutschland geboren, wäre all das für sie selbstverständlich. In einem Land wie Indien, in dem jeder Dritte mit weniger als einem Dollar am Tag auskommen muss, ist es Luxus.

„Natürlich werden wir ausgebeutet“, sagt Kiran. „Aber ich denke schon, dass wir Gewinner der Globalisierung sind.“

Aus: Christine Möllhoff, „Wir sind die Gewinner“, Die Zeit Nr. 44 vom 23.10.2003 (gekürzt) Aufgaben:

Überprüfe die von uns aufgestellten Vermutungen zu den drei Fragen:

- Wohin wird die Arbeit verlagert?

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Quelle: Zahlenbild Nr. 220 020 © Erich Schmidt Verlag

Arbeitssektoren

Primärer Sektor (erstrangiger Bereich):

Alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse von Ackerbau und Viehzucht bis zur Kokosnussernte.

Sekundärer Sektor (zweitrangiger Bereich):

Alle industriell hergestellten Produkte von den ersten Manufakturwaren bis zum völlig per Roboter hergestellten Produkt.

Tertiärer Sektor (drittrangiger Bereich):

Alle Arten von Dienstleistungen, an deren Ende kein greifbares Produkt steht, sondern eine Leistung. Zu den Dienstleistungsbetrieben zählen u. a. Handelsbetriebe, Verkehrsbetriebe, Kreditinstitute, Versicherungen, Steuerberater und Rechtsanwälte und der öffentliche Dienst.

Quartiärer Sektor (viertrangiger Bereich: relativ neuer Begriff, der sich noch nicht überall durchgesetzt hat):

Informationswirtschaft. Verbreitung, aber auch Beschaffung, Verarbeitung und vor allem Aufbereitung von Informationen zu gezielten Zwecken. Hierzu zählen u.a. Informationstechnik, Telekommunikation, Unterhaltungselektronik und Medienberufe.

Aus: Johannes Greving, Wirtschaft verstehen, Berlin 2001, S.

16, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Johannes Greving

685

690

695

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7. Stunde: Arbeitsblatt 2 zurück zur Stundenplanung

Quelle Abbildung links: Zahlenbild Nr. 247 133 © Erich Schmidt Verlag, Quelle Abbildung rechts: Langner & Partner, Hemmingen

Aussagen zu den Beschäftigungsstrukturen richtig falsch 1. In Zukunft werden die Erwerbstätigen im Bereich Verkehr und

Nachrichtenübermittlung stark gefragt sein.

2. Im Bereich der Dienstleistungen entstehen viele neue Arbeitsplätze.

3. Der Bedarf an Fachkräften mit einer Lehre oder einem Berufsfachschulabschluss bleibt in etwa gleich.

4. Immer mehr Menschen arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft.

5. Im Bereich „übrige Dienstleistungen“ werden in Zukunft mehr Menschen einen Arbeitsplatz finden.

6. Im Handel stehen zukünftig in etwa gleich viele Arbeitsplätze zur Verfügung wie im Jahr 2005.

7. Erwerbstätige mit Fachhochschulabschluss oder Hochschulabschluss sind in Zukunft mehr gefragt.

8. Es wird eine Zunahme im Wirtschaftsbereich Staat geben.

9. Erwerbstätige ohne Berufsschulabschluss haben gute Berufschancen.

10. Im Baugewerbe wird es zukünftig weniger Beschäftigte geben.

Quelle: Aussagen zu den Beschäftigungsstrukturen, in: Politik und Wirtschaft verstehen 7-9 (Nordrhein-Westfalen), Braunschweig 2009, S. 377;, Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH, www.schroedel.de

Aufgabe: Welche Aussage ist richtig, welche falsch?

725

730

(34)

Arbeitsaufträge:

In den nächsten Stunden werdet ihr zu verschiedenen Themen rund um eure Berufswahl auch im Internet recherchieren. Deswegen werden wir heute…

- noch einmal üben, wie man geschickt mit Suchmaschinen umgeht.

- eine kleine Sammlung an Internetseiten in unseren lo-Net-Mitteilungen anlegen, die besonders gut bei der Berufswahl helfen und die ihr in den nächsten

Unterrichtsstunden benutzen könnt.

Geht folgendermaßen vor:

- Lest euch zunächst das Infoblatt „Recherchieren mit einer Suchmaschine“ durch und sucht dann mit Hilfe der dort erläuterten Tipps nach Internetseiten zur Berufswahl.

- Wenn ihr eine auf den ersten Blick interessante und informative Seite gefunden habt, lest euch das Arbeitsblatt „Homepages zur Berufswahl bewerten“ durch und

untersucht die Internetseite nach dem auf dem Arbeitsblatt beschriebenen Bewertungsverfahren.

Referenzen

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