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Quelle: Markus Dlouhy: Softwareentwicklung in Indien, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Christoph & Friends / Das Fotoarchiv

Aufgaben:

- Wohin wird die Arbeit verlagert?

- Warum wird Arbeit verlagert?

- Welche Arbeitsplätze sind gefährdet?

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6. Stunde: Arbeitsblatt zurück zur Stundenplanung

„Wir sind die Gewinner“

Manchmal tun ihr die Deutschen leid. „Es ist traurig, dass sie ihren Job verlieren“, sagt Kiran. „Aber es ist gut für uns, dass die Jobs herkommen.“

Die Frau mit den ernsten Augen ist 25 Jahre alt und hat drei Jahre lang am Goethe-Institut Deutsch gelernt. Jetzt arbeitet sie für eine europäische Investmentbank in Neu-Delhi. Bis vergangenen März hat den Job noch irgendjemand in Frankfurt erledigt – bis der Bank die Mitarbeiter dort zu teuer wurden.

Nun verwalten Kiran und 50 andere Inder die Fondskonten deutscher Anleger – rund 6100 Kilometer entfernt in Gurgaon, einem staubigen Vorort der indischen Hauptstadt Neu-Delhi.

„Ich glaube nicht, dass die Kunden das wissen“, sagt Kiran, die ihren richtigen Namen daher lieber nicht genannt sehen will. Ihr Arbeitstag beginnt, wenn in Deutschland die Banken öffnen. In Indien ist dann schon früher Nachmittag.

Sie selbst spricht nicht mit den Kunden. Die Aufträge kommen online. 12 000 Rupien verdient sie im Monat, das sind etwa 240 Euro. In Deutschland wäre das ein Hungerlohn, für eine 25-Jährige in Indien ist es fast schon ein Spitzengehalt.

Wenn Konzerne im großen Stil Arbeitsplätze in die Dritte Welt verlegen, merken das die Kunden oft gar nicht. Längst gehe es dabei nicht nur um simple Handlangerdienste wie das Eintippen von Daten, prophezeihen Unternehmensberater, jetzt müssten auch die einstigen Lieblinge der High-Tech-Gesellschaft wie Softwarentwickler oder Analysten um ihre Jobs bangen. Die Marktforscher von Forrester Research etwa sagen voraus, dass amerikanische Arbeitgeber bis 2015 rund 3,3 Millionen Angestelltenjobs, darunter mehr als 450.000 bei IT-Firmen, verlegen werden. Ähnliches erwarten die Unternehmensberater von A. T. Kearney für Europa. Allein die Finanzinstitute in Deutschland, Österreich und der Schweiz würden bis 2008 rund 100.000 Stellen in billigere Regionen verschieben.

Großer Gewinner der neuen Runde im globalen Job- Monopoly dürfte Indien sein. Nachdem China zur Werkhalle der Welt avanciert2 ist, schickt sich Indien mit rund einer Milliarde Einwohnern an, das globale Service- und Rechenzentrum zu werden.

Seit Anfang der neunziger Jahre ist dort eine Industrie aus dem Boden geschossen, die West-Firmen fast alles abnimmt, was sich dank Telefon, Internet und Computer auch aus der Ferne regeln lässt.

In der einstigen britischen Kolonie ist Englisch neben Hindi die am weitesten verbreitete (Zweit-)Sprache. Inder nehmen Anfragen, Beschwerden und Bestellungen von Käufern aus den USA, Kanada und Großbritannien entgegen. Sie verkaufen Toaster, Puppen und Versicherungen auf der anderen Seite der Welt. Sie mahnen säumige Zahler, genehmigen Kredite, führen für Großkonzerne die Lohnabrechnungen, wickeln Kontobuchungen ab, eröffnen Aktiendepots. Ja, sie erstellen selbst Marktanalysen für westliche Unternehmen.

Oder sichten für Pharmakonzerne wissenschaftliche Studien.

Hinter vorgehaltener Hand rechnen Manager vor, dass man zum Preis eines Deutschen zwei

Nicht nur fast alle großen Computerunternehmen wollen deshalb Stellen in ihrer Heimat ab-und in Billiglohnländern, allen voran Indien, ausbauen. Große Konzerne quer durch die Branchen lagern in großem Stil ganze Abteilungen wie Buchhaltung, Personal, Finanzen oder sogar Forschung und Entwicklung aus – entweder mit eigenen Dependancen oder über Drittfirmen.

Wenn Amerika ins Büro geht, beginnt im Sandsteingebäude von Spectramind in Delhi das Hauptgeschäft. Und dann ist es in Indien später Abend. Hunderte junger Menschen, viele lässig-westlich in Jeans und T-Shirt, strömen aus der schwülen Hitze in die gekühlten Großraumbüros, starten ihre Computer und setzen sich ihre Headsets auf. Alarmrote Plakate mahnen alle paar Schritte: „Wir glauben an Qualität“.

Dann verwandelt sich Nidhi, die Inderin mit dem schelmischen Gesicht, in Nancy, die Amerikanerin. Dann rollt sie das R, sagt yes statt yah und wünscht einen schönen Tag, obwohl es in Indien schon Nacht ist. Sie hat das in Trainingskursen eingeübt. Die 21-Jährige sitzt für einen US-Internet-Anbieter an der Kundenhotline. Geduldig lotst sie PC-Nutzer auf der anderen Seite der Welt aus virtuellen Sackgassen. Nur die wenigsten merkten, dass sie mit Indien telefonierten, sagt Nidhi.

Vor ziemlich genau zehn Jahren erschienen in Deutschland die ersten Berichte über die geschickten Softwareentwickler aus Indien, Unternehmen wie Siemens gründeten eigene Software-Töchter, andere wie die Deutsche Bank oder Lufthansa lassen seitdem EDV-Arbeiten in Delhi, Bangalore oder Pune ausführen. Obwohl seither immer mehr Aufträge nach Indien gingen, wurde erst mit der Green-Card-Debatte vor drei Jahren wieder deutlich, dass das Land der Maharadschas, Tempel und heiligen Kühe auch IT-Experten bietet – und zwar reichlich.

Zwar können 30 bis 40 Prozent des Milliardenvolkes nicht lesen und schreiben, weil viele arme Familien ihre Kinder lieber zur Arbeit oder zum Betteln als zur Schule schicken, aber die zweitgrößte Nation der Welt kann auch mit hervorragenden Universitäten und einem Heer an gut ausgebildeten, jungen Menschen wuchern, die in der Regel exzellent Englisch sprechen.

„Das Bildungsniveau ist in vielen Bereichen definitiv höher als in Deutschland“, meint Clas Neumann, der seit drei Jahren SAP Lab im indischen IT-Mekka Bangalore leitet.

Ein Auto, eine eigene Wohnung kann sich Kiran von ihren 12000 Rupien nicht leisten. Aber ein Handy, Parfum und Jeans, am liebsten amerikanische Marken wie Levi’s. Wäre Kiran in Deutschland geboren, wäre all das für sie selbstverständlich. In einem Land wie Indien, in dem jeder Dritte mit weniger als einem Dollar am Tag auskommen muss, ist es Luxus.

„Natürlich werden wir ausgebeutet“, sagt Kiran. „Aber ich denke schon, dass wir Gewinner der Globalisierung sind.“

Aus: Christine Möllhoff, „Wir sind die Gewinner“, Die Zeit Nr. 44 vom 23.10.2003 (gekürzt) Aufgaben:

Überprüfe die von uns aufgestellten Vermutungen zu den drei Fragen:

- Wohin wird die Arbeit verlagert?

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Quelle: Zahlenbild Nr. 220 020 © Erich Schmidt Verlag

Arbeitssektoren

Primärer Sektor (erstrangiger Bereich):

Alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse von Ackerbau und Viehzucht bis zur Kokosnussernte.

Sekundärer Sektor (zweitrangiger Bereich):

Alle industriell hergestellten Produkte von den ersten Manufakturwaren bis zum völlig per Roboter hergestellten Produkt.

Tertiärer Sektor (drittrangiger Bereich):

Alle Arten von Dienstleistungen, an deren Ende kein greifbares Produkt steht, sondern eine Leistung. Zu den Dienstleistungsbetrieben zählen u. a. Handelsbetriebe, Verkehrsbetriebe, Kreditinstitute, Versicherungen, Steuerberater und Rechtsanwälte und der öffentliche Dienst.

Quartiärer Sektor (viertrangiger Bereich: relativ neuer Begriff, der sich noch nicht überall durchgesetzt hat):

Informationswirtschaft. Verbreitung, aber auch Beschaffung, Verarbeitung und vor allem Aufbereitung von Informationen zu gezielten Zwecken. Hierzu zählen u.a. Informationstechnik, Telekommunikation, Unterhaltungselektronik und Medienberufe.

Aus: Johannes Greving, Wirtschaft verstehen, Berlin 2001, S.

16, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Johannes Greving

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7. Stunde: Arbeitsblatt 2 zurück zur Stundenplanung

Quelle Abbildung links: Zahlenbild Nr. 247 133 © Erich Schmidt Verlag, Quelle Abbildung rechts: Langner & Partner, Hemmingen

Aussagen zu den Beschäftigungsstrukturen richtig falsch 1. In Zukunft werden die Erwerbstätigen im Bereich Verkehr und

Nachrichtenübermittlung stark gefragt sein.

2. Im Bereich der Dienstleistungen entstehen viele neue Arbeitsplätze.

3. Der Bedarf an Fachkräften mit einer Lehre oder einem Berufsfachschulabschluss bleibt in etwa gleich.

4. Immer mehr Menschen arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft.

5. Im Bereich „übrige Dienstleistungen“ werden in Zukunft mehr Menschen einen Arbeitsplatz finden.

6. Im Handel stehen zukünftig in etwa gleich viele Arbeitsplätze zur Verfügung wie im Jahr 2005.

7. Erwerbstätige mit Fachhochschulabschluss oder Hochschulabschluss sind in Zukunft mehr gefragt.

8. Es wird eine Zunahme im Wirtschaftsbereich Staat geben.

9. Erwerbstätige ohne Berufsschulabschluss haben gute Berufschancen.

10. Im Baugewerbe wird es zukünftig weniger Beschäftigte geben.

Quelle: Aussagen zu den Beschäftigungsstrukturen, in: Politik und Wirtschaft verstehen 7-9 (Nordrhein-Westfalen), Braunschweig 2009, S. 377;, Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH, www.schroedel.de

Aufgabe: Welche Aussage ist richtig, welche falsch?

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Arbeitsaufträge:

In den nächsten Stunden werdet ihr zu verschiedenen Themen rund um eure Berufswahl auch im Internet recherchieren. Deswegen werden wir heute…

- noch einmal üben, wie man geschickt mit Suchmaschinen umgeht.

- eine kleine Sammlung an Internetseiten in unseren lo-Net-Mitteilungen anlegen, die besonders gut bei der Berufswahl helfen und die ihr in den nächsten

Unterrichtsstunden benutzen könnt.

Geht folgendermaßen vor:

- Lest euch zunächst das Infoblatt „Recherchieren mit einer Suchmaschine“ durch und sucht dann mit Hilfe der dort erläuterten Tipps nach Internetseiten zur Berufswahl.

- Wenn ihr eine auf den ersten Blick interessante und informative Seite gefunden habt, lest euch das Arbeitsblatt „Homepages zur Berufswahl bewerten“ durch und

untersucht die Internetseite nach dem auf dem Arbeitsblatt beschriebenen Bewertungsverfahren.

8. Stunde: Arbeitsblatt, Teil 2 zurück zur Stundenplanung

Infoblatt: Recherchieren mit einer Suchmaschine

Bevor du mit einer Internetrecherche beginnst, solltest du ein paar Fragen beantworten:

Zu welchem Thema sollen Informationen beschafft werden?

Wie kann das Thema strukturiert werden?

Sammle Begriffe, die dir zum Thema Berufswahl einfallen, und ordne diese nach Ober- und Unterbegriffen. So erhältst du gute Schlagwörter für die Suche.

Welche Bedingungen sollen die Ergebnisse erfüllen?

Beim Thema Berufswahl will man meist aktuelle und verlässliche Sachinformationen finden.

Manchmal will man aber auch persönliche, emotionale Erfahrungsberichte von anderen lesen (z.B. über deren Erfahrungen mit Schichtarbeit im Krankenhaus…).

Besser recherchieren mit Hilfe der „Booleschen Operatoren“

Wenn man ganz genau weiß, was man bei einer Internetrecherche sucht, kann man mit der Eingabe des exakten Suchbegriffs schnell fündig werden. Aber nicht immer weiß man so genau, welches der beste Suchbegriff ist. Gibt man zum Beispiel einfach den Begriff „Berufswahl“ bei Google ein, bekommt man 973.000 Ergebnisse angezeigt. In so einem Fall helfen Kombinationen mehrerer Suchwörter – so genannte logische Verknüpfungen oder auch „Boolesche Operatoren“ – dabei, die Suche einzuengen und die Anzahl der gefundenen Seiten einzugrenzen.

Verknüpfung Symbol Beispiel Erklärung

AND + +Bewerbung +Lebenslauf Google.de verknüpft mehrere Begriffe automatisch als

„AND“, sodass man das Zeichen + auch weglassen kann.

NOT - Beruf –Eignungstest Die Suchmaschine zeigt jetzt alle Seiten an, auf denen das Wort Beruf vorkommt, das Wort Eignungstest aber nicht.

Phrase „“ „Fragen des Bewerbers“ Nur die Seiten, auf denen diese drei Wörter in dieser Schreibweise und Reihenfolge zusammenhängend zu lesen sind, werden in der Trefferliste gezeigt.

Tipp: Alle Suchmaschinen geben auf ihren Homepages Tipps zur Profisuche!

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