662 Hommel, Ueber das Wort Wein im SUdsemitischen.
dem UDglücklichen Langer zum ehrenvollen Denkmal werden, wenn
er es thatsächlich ermöglicht hätte, dass man nach seiner Copie
diese Inschrift ergänzen konnte. Ich selbst habe in jener Moschee
nur bei Kerzenlicht arbeiten können, was bei Langer, der heimlich
und ohne Schutz reiste, wohl nicht der Fall gewesen ist. Seltsam
bleibt es immerhin, dass die meisten scharfsinnigen Vermuthungen
und Ergänzungen D. H. Müller's sich ohne Mühe aus dem Abklatsch
ergaben. In meinem demnächst erscheinenden Reisewerke wird
man die historische Deutung dieser interessanten Inschrift finden.
Juli 1889. Eduard Glaser.
Nachschrift Glaser's.
Eben entdecke ich in den „Tabulae" zu P. IV des nunmehr
gedruckt vorliegenden Corpus inscriptionum semiticarum zwei weitere interessante Thatsachen :
Meiue Inschrift Glaser 12 ist dort unter Nr. 11 nach einer
meiner im Jahre 1883 gemachten Photographien reproducirt; da¬
nach kauu sich nun jedermann einen Begriff von dem verwitterten
Zustand dieses Denkmales macheu.
Interessanter ist die angebliche Photographie des Langer'schen
Abklatsches (Langer Nr. 7), welche auf Tafel XI unter der Nummer
46 reproducirt ist. Die beiden vorhandenen Zeilen, auf dem
Steine sowohl als auf dem in meinen Händen befind¬
lichen Abklatsche kaum ums Merken deutlicher als die nächst
vorhergehende Zeile (3. Zeile von unten), sind offenbar, wie sich
jedermann durch Vergleichuug mit meinem Abklatsch überzeugen
kann, irgendwie präparirt worden '), vielleicht mit Farbe uud zwar
gerade in Uebereinstimmung mit der unrichtigen
Lesung D. H. Müller's. Um nur Ein Beispiel anzuführen,
bitte ich die letzten Worte der letzten Zeile
ana« | p | | DDin
etwas genauer zu betrachten. Beim c sieht man noch deutlich
das obere Ringelchen des (jod), welches die Herren Correctoren
stehen liessen. D ist aus D gemacht worden, ebenso 3 im Worte
■|na73 aus i, dessen Spuren auch noch vorhanden sind.
Eduard Glaser.
1) Dagegen ist an sich nichts einzuwenden, da ein solches Verfahren bei der Wiedergabe (zumal der photogr. bezw. auch photolitbogr.) von Ab¬
klatschen sogar nothwendig ist; vgl. Euting, Nabat. Inschriften aus Arabien
(Berlin 1885), S. 5. F. Hommel.
Hommel, Ueber das Wort Wein im Südsemitisehen. ßßg
Zu S. 620 und Anm. 2 möchte ich noch bemerken, dass die
Ortsnamen OivöavSa in Karien und üiviavöog in Kilikien, welche
durch das characteristiscbe Suffix -vd- sich als vorindogermanisch ') ausweisen , eben deshalb , weil sie vorgriechisch sind , nicht noth¬
wendig die Wanderung der Graeco-Italer durch Kleinasien (statt
durch Südrussland) nach Thrakien voraussetzeu, falls überhaupt,
wie ich allerdings annehmen möchte, hier das Element foivo „Wein"
vorliegt.
1) Vgl. Carl Pauli , Eine vorgriechische Inschrift von Lemnos (Leipzig 1886), S. 45 f. und meiuen eben im Druck befindlichen Aufsatz „Neue Werke zur Ethnologie Kleinasiens" Arch. f. Anthrop., 1889, Suppl., der auch für die älteslen Wanderungen der Indogermanen (und zwar wiederum gegen Kleinasien als Durchgangsgebiet) neue Gesichtspunkte eröffnen wird.
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Arisches.
Von Chr. Kartholoiiiae.
I. RV. 3. 33.10 cd.
ni te n^säi pipjän 6 vajösä
niärjäjeva kanjä sasvakäi te.
Jaska, Nir. 2. 27 übersetzt: ,ni namäraa te päjajamä-
neva jösä putram marjäjeva kanjä parisva^fanäja ni
namä iti vä". Grassmann: „Dir neig ich mich wie eine üppge
Buhle , wie ihrem Mann die Braut ergeb ich mich". Ludwig:
„Nieder will ich mich beugen wie eine säugende Prau, wie eine
junge dem Geliebten aus mich breiten". Kaegi (in 70 Lieder):
„Ich neige mich und öffne meine Arme für dich, wie für den Mann
die blühnde Jungfrau". Keine von diesen Uebersetzungen ist
richtig, am wenigsten die letzte. Grassmann's und Kaegi's
Uebersetzung von pipjäniva jösä ist durch die des Peters¬
burger Wörterbuchs „wie ein Weib mit voller Brust" bestimmt
worden. Aber Jaska und Ludwig kommen der wirklicben Be¬
deutung näher.
In s a s V a k ä i der zweiten Zeile glaubt Brunnhofer, Kuhn's
Zeitschrift XXX, S. 505 einen reduplicirteu äi-Infinitiv gefunden
zu haben; vgl. dazu Verf., Bezzenberger's Beiträge XV, S. 234
Note 3. Vermuthlich hat ihn Jaska's pari.svaganäja darauf
gebracht. Und für diese Fassung spricht ja allerdings der Um¬
stand , dass die Form betont ist. Aber anderseits würde dadurch
der Parallelismus der beiden Zeilen ganz zerstört und deren Sinn
beeinträchtigt werdeu. Ich bleibe bei der herkömmlichen Erklärung,
die saj'Vakäi als 1. Sing. Conj. wie na säi nimmt uud den Accent
streicht. Solche Fehler sind häufig.
Dem ni te na säi „ich will mich (zu) dir niederbeugen"
der ersten Zeile steht sasvakäi te „ich will mich dir aufthun"
iu der zweiteu gegenüber: dem jösä „die Frau" kanjä „das
Mädchen". Die beiden Zeilen wäi'en also vollkommen sj'^mmetrisch
gebaut, wenn sich auch pipjäneva und marjäjeva entsprächen,
pipjänä müsste wie märjäja Dativ sein. Die Möglichkeit dieser
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