Notizen und Correspondenxen. 141
armenische Historilcer überliefert haben, vgl. Injiji, Storagruthiun
hin Hay. p. 405. Vologesocerta heisst also: von Vologeses ge¬
macht, Werk des Vologeses
Wie aber ValarSaJcert persisch ist, so wird anch der Name
der Stadt VakarSapat persisch sein. Denn arm. apat ist die ältere
Form des nenpers. oLt, von gleicher Bedentung wie dieses, und
gewiss aus dem Persischen entlehnt. Ein Theil der iranischen
Namen mag unter den Arsaciden, die selbst persische Namen trugen*)
und gewiss auch persisch sprachen, eingeführt worden sein, doch
finden wir schon in den altp. Keilinschriften einen Armenier, der
den persischen Namen Dädarsis trägt. Dass überhaupt schon zur
Zeit des Darius iranische Namen über Iran hinaus verbreitet waren,
zeigen uns die Namen der Susianer Atrina und Upadarma, des
Sagartiers Citraiaxma, der Meder Taxmaspäda, Fravartis, Vin¬
dafrä (lies Vindafranä, gemäss der „medischen" Uebersetzung:
Vintaparna, B. III, 87).
Der Miles gloriosus des Plantus in 1001 Nacht.
Von Dr. Wilh. Bacher.
Dass die grosse Märchensammlung des islamischen Orients auch
griechische Sagenelemente enthält , ist längst anerkannt '). Merk¬
würdiger und meines Wissens bisher nicht hervorgehoben ist die
Thatsache, dass eine Erzählung in „Tausend und eine Nacht"
wesentlich auf eine Comödie des alten Plautus zurückzuführen ist.
Die Erzählung findet sich in der Habicht'schen Textausgabe Bd. XI,
S. 140—145 und trägt die Ueberschrift: Geschichte vom Fleisch¬
hauer, seiner Gattin nnd dem Soldaten. Ihr Inhalt ist folgender.
In einer Stadt lebt ein Fleischer mit seiner schönen Frau,
welche während der -Abwesenheit ihres Mannes die Besuche eines
Soldaten empfängt. Da letzterer es bequemer habeu und ihr stets
nahe sein will, macht er ihr folgenden Vorschlag: „Ich will ein
1) Aehnlich würde OySi^^, wenn es hei classischen Schriftstellern vor¬
käme, Phrahatocerta — von Phrahates gemacht, lauten.
2) Dies ist entsciiieden gegen O. Rawlinson, the sixth great oriental monarchy p. 21 flg. festzuhalten. Dass die Parther Turanier gewesen seien, ist bis jetzt noch keineswegs bewiesen. Natürlich beweisen auch die iranischen Namen der arsacidiscben Herrscherfamilie nicht , dass die Parther Iranier ge¬
wesen wären.
3) S. Grässe, Allgemeine Literaturgeschichte II, 1, 459 f.; Dunlop, Ge¬
schichte der Prosadicfatung, deutscb von Liebrecht, S. 412.
142 Notizen und Correspondenzen.
Haus in der Nälie des Deinigen miethen und zwischen den beiden
Häusern einen unterirdischen Gang — G|j^ — graben. Hierauf
sage du deinem Gatten, dass deine Schwester mit ihrem Gemahl
nach langer Abwesenheit in diesen Tagen von der Reise angekommen
sei, dass du sie, um jederzeit mit ihr zusammenkommen zu können,
in deiner Nachbarschaft habest wohnen lassen. Begieb dich, so
sage ferner deinem Gatten, zum Manne meiner Schwester, es ist
ein Soldat, um das Nöthige mit ihm zu besprechen; da wirst du
auch sehen, dass ich und meine Schwester von einander nicht zu
unterscheiden sind." Der Plan wird ganz so vorgeführt. So oft der
betrogene Ehemann den Besnch beim angeblichen Schwager macht,
kommt ihm seine Fran anf dem geheimen Gange zuvor, um ihre
angebliche Schwester zu spielen und kehrt, wenn der Besuch zn
Ende ist, auf demselben Wege in ihr Haus zurück. Stellen wir
nun dieser Erzählung den Inhalt des in der Ueberschrift genannten
Plautinischen Lustspiels gegenüber und zwar mit den Worten des
Camerarius „Avexerat amicam adolescentis Attici Miles, hoc
factum indicare hero absenti servus dum vult, capitur a piratis, et
illi eidem forte Militi dono datur. statim agnoscit mulierem servus;
negotium occultat, rem omnem hero suo Atheniensi litteris exponit:
quid fieri opporteat, demonstrat. Advenit ille adolescens Ephesum :
ad senem hospitem vicinum Militis divertitur. Erat utriusque domus
paries communis, quo perforate copia fit amantibus con-
grediendi. Sed Militis alter servus forte mulierem in amatoris
complexu viderat. Id ne vidisse crederet, dolis servi Attici per-
ficitnr, qui illi persuadet, adesse geminam herilis amicae
s oro rem. Postea Militi persuadetur, amari ipsum mirifice ab
uxore senis vicini : itaque dimittit coucnbinam, et mox deprehensus per insidias, pro moecho plectitur."
Die Hauptintrigue in der arabischen Erzählung wie in der
lateinischen Comödie ist dieselbe : geheime Communication der beiden
Liebenden und betrügerische Vorspiegelung einer zum Verwechseln
ähnlichen Schwester. , Dazu kommt nun der ebenso ganz specielle
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Zug, dass hier wie dort einem Soldaten (arabisch ^oüj>) eine
Hauptrolle zufällt, — freilich mit dem Unterschiede, dass es in
1001 Nacht die des Mitbetrügers, bei Plautus die des Betrogenen
ist. Eine solche Uebereinstimmung kann kaum eine zufällige sein;
wie dieselbe zn erklären, darüber können freilich nicht einmal ge¬
nügende Vermuthungen aufgestellt werden.
Man könnte immerhin annehmen, dass der Stoff des Miles
gloriosus, zu einer kurzen Prosaerzählung verarbeitet, auch in den
Orient gelangte, durch Erzählertradition sich forterhielt nnd endlich
modificirt in unserer Erzählung fixirt wurde. Vielleicht stammt
1) Plaati Cumoediae, Lugd. Batav. et Rotterdam. 1669. p. 628.
Notizen nna uorretpondenzen. 143
aber jener Stoff aus dem grossen indischen Sagenquell, welcher ja
von den ältesten Zeiten her den Occident gespeist hat, und gelangte einerseits sehr frühe in den Kreis der classischen Comödie, während
er andrerseits im Oriente selbst bis zu den Begründern der be¬
rühmtesten Märchensammluug sich fortpflanzte. — Zum Schlüsse
sei noch erwähnt, dass die von Ovid (Metam. IV, 30ff.) erzählte
Geschichte von Pyramus nnd Thisbe, welche auch in Gesta Roma¬
norum (ed. Oesterley No. 231) in Prosa erzählt ist, zu einer Ge¬
schichte der 1001 Nacht (Handschrift von Haleb) einen wesentlichen
Bestandtheil geliefert hat. S. die Habicht'sche Uebersetzung der
1001 Nacht, XI Band, S. XI.
üeber einige neue Scliriften znr Gescliiehte der Wissen-
sdiaften im Orient.
Von H. Steinschneider.
Während die vorzugsweise philologischen Studien der Orienta¬
listen in grösserer Unabhängigkeit sich fortentwickeln können, wird
die „Theilung der Arbeit" fühlbarer auf den mehr realistischen
Gebieten der Naturwissenschaften nnd in den eigenthümlichen
Kreisen der reinen und angewandten Mathematik, woSprach-
nnd Sachkunde sich so selten vereinigen. Die gegenseitige Förde¬
rung kann naturgemäss hier nur laugsam vor sich gehen, und ist
jede umfassende Arbeit von diesem Gesichtspunkte aus zu beur¬
theilen. Der Dank für solche Leistungen schliesst natürlich die
Beseitigung von unausbleiblichen Irrthümern nicht ans.
Zu dieser Bemerkung veranlassen mich einige neuere Schriften
auf den letztgenannten Gebieten, innerhalb deren die Berücksichtigung der orientalischen Studien in erfreulicher Weise fortschreitet.
Die neue Auflage von Haeser's Geschichte der Medizin Bd. I
widmet der „Heilkunde bei den Arabern" S. 547—603. Die ein¬
schlagende Literatur ist vielfach benutzt nnd nach dem Massstabe
der Gesammtanlage des Werkes verwerthet. Einiges scheint aus
der älteren Auflage stehen geblieben. So z. B. gleich in der Ein¬
leitung S. 547 wird von Ha^i Kbalfa's Lexieon („Midja"? der
Titel ist Keschf etc.) nur Bd. I — III angegeben; S. 601 Cana-
m US ali; ich habe in Virchow's Archiv Bd. 39 S. 313, Bd. 52
S. 483, mit Hilfe einer handschriftlichen hebräischen Uebersetzung
den Antor Abn'l-Kasim Ammar (jUc bei ibn abi Oseibia) b. Ali
el-Mansili ermittelt'); S. 576 „Algazirah", s. dagegeu Virchow's
Archiv Bd. 39 S. 365 Zeile 5.
1) Im Augenblick, wo icb Dieses schreibe, kommt mirLeclerc's Histoire de medicine u-abe T. I, Paris 1875 zu Oesichte, wo S. 533 diese Identification