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Schwere Aortenstenose –vom Verdacht zum Therapieentscheid

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Academic year: 2022

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Nach Einführung der PTCA durch Andreas Grüntzig im Jahre 1977 stellt die TAVI-Technik einen fast vergleichbaren Meilenstein in der Geschichte der interventionellen Kardiologie dar, ist Dr. Fabian Niet- lispach, Teamleiter TAVI am univer- sitären Herzzentrum des Univer - sitätsspitals Zürich, überzeugt. Ob dieser minimalinvasive Eingriff für Patienten mit Aortenstenose in Frage kommt und wie die Entschei- dung fällt, erläutert der Experte im Gespräch. Um Rückfragen von Patient und Familie beantworten zu können, ist es auch für den Hausarzt hilfreich, hier Bescheid zu wissen.

CHRISTINE MÜCKE

Wenn diskutiert wird, ob ein katheter- basierter Aortenklappenersatz (TAVI) oder eine offene Herzoperation zur Behebung der Aortenstenose gewählt werden soll, ist schon ein wichtiger Schritt getan. Denn dann ist die Dia - gnose bereits gestellt, und Beschwerden wie Anstrengungsdyspnoe, Systolikum, Angina oder Synkopen sind richtig in- terpretiert worden, so Prof. Dr. Tho- mas Lüscher, Direktor der Klinik für Kardiologie, Universitätsspital Zürich.

«An eine Aortenstenose zu denken ist ganz wichtig», appelliert der Kardio- loge, denn bei Patienten zwischen 75 und 90 Jahren ist eine Aortenstenose etwas Häufiges. Oftmals werden Er- schöpfung, Dyspnoe oder Kraftlosig- keit auf das Alter geschoben, bei zu- sätzlichem Herzgeräusch aber sollten die Patienten für eine Echokardiografie

zum Kardiologen oder ins Spital zur weiteren Abklärung geschickt werden, unterstreicht auch Nietlispach. «Denn liegt eine schwere Aortenstenose vor, kann man den Betroffenen mit einer Therapie unter Umständen einen zweiten Frühling ermöglichen», so der Experte weiter.

Schweregrad der Stenose bestimmt das Vorgehen

Liegt eine Aortenstenose vor, ist für das weitere Prozedere der echokardiogra- fisch bestimmte Schweregrad der Aor- tenstenose ausschlaggebend, der Fluss- geschwindigkeit, Druckgradient und

Klappenöffnungsfläche berücksichtigt.

Eine leichte oder mittelschwere Aor- tenstenose bedarf lediglich regelmäs - siger Kontrollen. Bei einer symptoma - tischen schweren Stenose ist die einzig wirksame Therapie der Ersatz der Klappe – perkutan oder operativ. Es bedarf einer kardiologischen Vorab - klärung im Spital, welche als wichtigste Untersuchung eine Herzkatheterunter- suchung beinhaltet. Abhängig von den Befunden, den Komorbiditäten oder dem Vorliegen einer Gebrechlichkeit (frailty) wird die beste Behandlungs - methode eruiert. «Auch Informationen vom zuweisenden Hausarzt oder Kar- diologen, die den Patienten schon län- ger kennen, sind für uns sehr wichtig.

Falls es hier eine Präferenz hinsichtlich des Vorgehens gibt, ist das wichtig zu wissen.»

Für die Vorabklärung bleiben die meist multimorbiden Patienten in der Regel

über Nacht im Spital. Sind sie noch relativ fit, ist auch eine ambulante Ab- klärung möglich. In 3 Schritten kommt man von der Diagnosestellung zur

Intervention: 1. Abklärung, 2. Diskus- sion und 3. die Intervention. Diese Schritte erfolgen typischerweise zu ver- schiedenen Zeitpunkten – das könnte zukünftig auch schneller gehen, ist Nietlispach überzeugt.

Umfangreiche Abklärung

Momentan erfolgt meist eine recht um- fangreiche Diagnostik, nicht zuletzt auch zur Dokumentation und wissen- schaftlichen Begleitung des Verfahrens.

Zwingend sind eine transthorakale Echokardiografie sowie eine Koronar - angiografie und bei Bedarf direkt im Anschluss eine perkutane Koronar - intervention. Häufig wird zusätzlich ein transösophageales Echo gemacht und in den meisten Zentren auch eine Computertomografie. Beim Eingriff selber kann mittels Ballonvalvuloplas- tie eine funktionelle Untersuchung der Klappen erfolgen.

SERIE HERZKLAPPENERSATZ

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ARS MEDICI 21 2013

Schwere Aortenstenose –

vom Verdacht zum Therapieentscheid

«Liegt eine schwere Aortenstenose vor, kann man den

Betroffenen mit einer Therapie unter Umständen einen zweiten Frühling ermöglichen.»

Thomas Lüscher Fabian Nietlispach

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SERIE HERZKLAPPENERSATZ

ARS MEDICI 21 2013

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Diskussion: TAVI oder OP?

Der chirurgische Klappenersatz gilt nach wie vor als Standardtherapie, aber der katheterbasierte Aortenklap- penersatz wird zunehmend bedeut - samer.

Bei alten und polymorbiden Hochrisi- kopatienten schneiden TAVI und OP hinsichtlich des kombinierten End- punkts Tod und Schlaganfall gleich gut

ab (1). Bei femoralem Zugang war TAVI der offenen Herzoperation so gar überlegen, mit signifikant besserem 30-Tages-Überleben (1). Da weniger invasiv, fällt in dieser Patientengruppe in über 90 Prozent der Entscheid zur TAVI. Für Patienten mit tieferem Risiko laufen aktuell Studien zum katheterbasierten Aortenklappenersatz.

Jüngere Patienten werden zurzeit häu - figer operiert, da hier gute Daten für die Operation vorliegen, für TAVI aber noch fehlen. Das könnte sich mit zu- nehmender Datenlage ändern, so der Experte.

Auch bei grundsätzlich guten Erfolgen mit TAVI bleiben bestimmte Patienten, die letztlich nicht von einem Eingriff profitieren. Das waren in der Partner-

Studie zum Beispiel sehr gebrechliche Patienten, Patienten mit schwerer COPD und/oder schwerer Niereninsuffizienz oder mehreren Komorbiditäten (2). Pa- tienten zu erkennen, welche nicht von einem Eingriff profitieren, wird eine wichtige Aufgabe in der nahen Zukunft sein, so Nietlispach.

Aufschluss durch weitere Studien Bei der offenen Operation ist die Er - holung langsamer, es gibt postoperativ mehr schwere Blutungen und mehr Vorhofflimmern. Die deutlich schnel- lere Erholung nach TAVI ist denn auch ihr grosser Vorteil. Dafür gibt es nach TAVI mehr vaskuläre und möglicher- weise mehr neurologische Komplika- tionen – zumindest gemäss den Daten der ersten Studien (1). Die Klappen, die heute eingesetzt werden, haben mit die- sen Erstgenerationsklappen jedoch nicht mehr viel zu tun; die neuen Modelle gehen mit deutlich weniger vaskulären Komplikationen einher als ihre Vorgänger, ergänzt Nietlispach.

Laufende Studien sowie die Daten aus den Registern werden dazu beitragen, das Wissen über TAVI zu erhärten. Die Erfahrungen aus der Praxis sind viel- versprechend: «Ob in drei, fünf oder zehn Jahren, ich denke, bei Aorten - stenosen wird die TAVI in einigen Jahren den Hauptteil der Interventio- nen ausmachen», wagt Lüscher eine

Prognose.

Christine Mücke

Referenzen:

1. Smith et al.: Transcatheter versus surgical aortic- valve replacement in high-risk patients. N Engl J Med 2011; 364: 2187–2198.

2. Leon et al.: Transcatheter aortic-valve implantation for aortic stenosis in patients who cannot undergo surgery. N Engl J Med 2010; 363: 1597–1607.

TAVI: verschiedene Zugangswege

Die Prozedur dauert vom Stich bis zur Schlussnaht etwa 45 Minuten (transfemorale TAVI), eine Herzlungenmaschine ist nicht erforderlich. Der Zugang kann entweder transfemoral (links), trans axillär, transapikal (mitte) oder transaortal (rechts) erfolgen. Für den transfemoralen Zugang liegen die besten Daten vor; er ist grundsätzlich ohne Intubation möglich. Der transapikale Zugang hingegen erfolgt unter Vollnarkose.

Abbildung: A: Darstellung der Aortenklappe und Aortensinus: *akoronare Tasche; rechtskoronare Tasche; linkskoronare Tasche B: Ballonvalvuloplastie mit gleichzeitiger Kontrastmittelinjektion als Vorbereitung für die Klappenimplantation

C: Klappenprothese im Aortenannulus platziert (Pfeil); D: Klappenprothese im Aortenannulus abgesetzt (Pfeil)

Die Serie «Herzklappenersatz» ent- steht in Zusammenarbeit mit unab- hängigen Experten. Die Aufarbeitung der Thematik wird durch ein «unre- stricted educational grant» der Firma Edwards Lifesciences unterstützt.

«Informationen vom zuweisenden Hausarzt oder Kardiologen, die den

Patienten schon länger kennen, sind für uns sehr wichtig.»

Referenzen

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