MASTER
NEGA TIVE
NO. 91 -8003
7
MCROFILMED 1991
COLUMBIA UNWERSITY LffiRARIES/NEW YORK
44
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AU THOR:
PANTSCHOFF, MLADEN
TITLE:
KAISER ALEXANDER I ..
PLACE:
LEIPZIG
DA TE
:
1891
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BIBLIOGRAPHIC MICROFORM TARGET
Master Negative #
9 \- 80037-3
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-Existing Bibliographie Record
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947
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DUsartatlon
1Pantschoff, lüaden tf^^--
'1
^ 1 Kaiser Aloxandor I. und der aufstand Ypsilan-
tis 1821
Leipzig 1891
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TECHNICAL MICROFORM DATA
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IST
Kaiser Alexander l.
und
der Aufstand YpsilMtis 1821
Inangnral -Dissertation
zur
Erlangung der Doctorwürde
bei der philosophischen Facultät
der
Universität Leipzig
vorgelegt von
Mladen Pantschoff.
H
Leipzig-Reudnitz
Druck von Oswald Schmidt
1891.
\
t^^äifi^A
/
Dem Andenken
meines unvergesslichen Vaters^
\
Inhalts-Verzeiehnis.
L
I. Capitel.
Seite
Alexanders Charakteristik und seine Politik
biszuniWienerCongfress.
1. Alexanders Erziehung 1
2. Alexanders Eigenschaften und Charakter 2
3. A'exanders Thronbesteigung und seine erste Politik
....
4II. Capitel.
Rasslands orientalische Politik vom Wiener Congress bis zum Congress von Aachen.
1. Russlands orientalische Politik auf
dem
Wiener Congress...
112. Hetärie der Philiker und Kusslands Politik nach
dem
WienerCongress iß
3. Instruktionen an Stroganoff 18
4. Gallatis' Angelegenheit 22
6. Die polnischen Angelegenheiten , Reise Alexanders nach Süd- russland und Moskau, Entdeckung der geheimen Gesellschaften 30
Hl. Capitel.
Vom Aachener Congress bis zu Ypsilantis
Wahl zum Leiter der Hetärie der Philiker.
1. Aachener Congress 33
2. Reise Capodistrias' nach Korfu 35
3. Die Hetärie der Philiker bis 1820,
Wahl
Capodistrias'zum
Leiter der Hetärie 40
4. Capodistrias lehnt die Führerschaft der Hetärie ab 44
•^-^
— VI —
IV. Capiiel.
S«lte
Ypsilantis Thätigkeit an der Spitze der Hetärie
biszu seiner Flucht nach Österreich.
1. Ypsilanti
nimmt
die Führerschaft der Hetärie an 472. Ypsilanti in Südnissland 51
3. Wladimireskos und Ypsilantis Aufstände 65
4. Laibach 61
5. Ende des Aufstandes Ypsilantis 66
6. Schluss 68
« •
I.
Capitel.
1.
Alexanders Erziehnngr«
Geboren am
23.Dezember 1777
erhielt Alexander unter der unmittelbaren Aufsicht seiner GrossmutterKatharina
eine sorg- fältigeErziehung
nach der in jener Zeit modernstenMethode
Rousseaus. Katharina schrieb selbst die Instruktionen für die Erzieher unterdem
Titel,,grossmütterliches Alphabet."^)
Die
Erziehung
leitete derWaatländer Laharpe,
einMann
von durch
und
durch republikanischerGesinnung,
ein archi-jacobin'^ nach Gentz, 2) ein „Schöngeist*' nach
Bemhardi
3).Er
wusste durch sein geistsprühendes
Wesan
Alexander zu fesselnund
so konnte er sich mit Erfolg seines speciellen Auftrages entledigen, Alexander in der französischen Spracheund
Litteratur zu unterrichtenund
einen moralisch tüchtigen Herrscher ausihm
zu machen.Die Verdienste
Laharpes
erkannte Alexander selbst an; so äusserte er zu Czartoryski ,Laharpe
verdanke er alles,was
in
ihm
gut sei, alles, vjras er wisse.*)Die übrigen Erzieher vermochten mit ihrem trockenen Unter- richt nicht, das Interesse Alexanders zu erwecken,
und
hatten über seine Faulheitund Langsamkeit
zu klagen.^)*) V. Katharinas Instruktionen an Saltykoff
vom
13. (25.) März 1784), Text bei Bogdanowitsch, Alexander I. Petei-sburg1869—1871
(russisch)*Bd. I, Beilage S. 11 ff.
2) Depeches inedites de Chevalier de G. aux Hospodars de Valachie 1813—1828, herausg. v. Prokesch-Osten, Paris 1876, Bd. III. S. 72.
3) Bernhardi , Geschichte Russlands, Leipzig 1863
—
1877, Bd.II, 2, S. 442.
*) V. Pypin, Alexander P. Petersburg 1886 (ruflsisch) S. 30.
*) Pypin S. 28.
}
Die Erziehung
machte
aus Alexander einen Schöngeist,gab ihm
aber keine gründlichen Kenntnisse.Am
wenigsten kannte erdas Land, das er zu regieren berufen war. ,In seinen
Träumen,
sagt Pypin, ^) herrscht ein grossmütiges Streben, Russland frei zu machen, aber dieErziehung
hatihm
keinen klaren Begriff davon gegeben, worinetwa
diese Freiheit bestehen möchte."Von
verderblichem Einfluss auf Alexanders Ausbildungwar
das frühe Heiraten (16 jährig)
und
die frühe Unterbrechung seiner Studien; in einem Alter, inwelchem man kaum
beginnt, sich ernsten Studien zuwidmen,
entzogman ihm
seinen Lehrer,und
er vertrieb sich die Zeit mit seiner
jungen
Frau. 2)Grosse
Wirkung
auf Alexanders Charakterentwicklung hatten auch das unnatürliche Verhältniss zwischen seiner Grossmutterund
seinem Vater, der üppigeund
sittenloseHof
Katharinas, andem
er erzogenwurde,
die schreckliche Willkürherrschaft seines Vaters, die sein eigenesLeben
gefährdete,und
zuletztund
besonders dieVorgänge
bei seiner Thronbesteigung, nämlich die Er-mordung
seines Vaters, diezwar
nicht mit seiner unmittelbarenZustimmung
geschah, bei der er aber doch mittelbar insofern mitgewirkt hatte, als er in diegewaltsame Entthronung
seines Vaters einwilligte.2.
Alexanders Eigenschafteu und Charakter.
Alexander war
einMann
von seltener physischerund
geistiger Schönheit,
zuvorkommend,
liebenswürdig imUmgang
mit
jedermann
, vertraulich , dabei feurigund
von majestätischerHaltung,
kurz eine anziehende Persönlichkeit,ganz
geschaffen, einen eigenartigen Zauber auf seineUmgebuug
auszuüben.Man
») Alexander I. S. 39.
-) :,I1 etait le plus mal entoure et le plus descßuvre des princes.
Jl pasaiiit se« journeeö dans des tete-a-tcte avec sa jeune epouse, avec ses valets, ou dans la aociete de sa grand' mere : il vivait plus
moUement
et plus obscurement que Theritier d'un Sultan dans rinterieur des harema du serail ; ce genro de vie eut a la longae Houffe 868 excellentes qualites" (Massen, Memoires secr. I. S. 183, citiert von Pypin IS. 29.)?
I
— 3 —
mag
inihm
jenes Ideal verwirklicht sehen, das unsim Telemach
entzückt. ^)
Sein Geist
war
durchdringend, beweglich, diplomatisch biegsam, aber schwach. Alexander besasszwar
eine selteneUnterscheidungsgabe
und
lebhafte , feurige Phantasie , aberihm
fehlte die Tiefe
und
die Kraft, selbstschöpferisch zu wii-ken.Er war
Logiker, kein Philosoph.*^) So wusste er denvon
anderen entlehntenGedanken
eine solche logischeOrdnung und
Überzeugungs- kraft zugeben, dass fast alle unterdem
unmittelbaren Ein- drucke seinerRede
sein treffendes Urteilund
seine Kenntnisse bewunderten. 3)Es war
also Alexander einer Stütze dringend bedürftigund
er zeigte sich auch lenksam. Dabei beseelte ihn hoher Ehrgeiz.Er
wollte alle mit sich zufrieden stellenund
versprach des- halb fastjedem
die Erfüllung seinerWünsche —
eine allgemeineSchwäche
guter Naturen.Da
er aber nicht alleVersprechungen
halten konnte , denn sie widersprachen sich oft , so ist er mehrfach mit Unrecht ein .,byzantinischer Grieche'S ein
„Talma
des Nordens"genannt
worden. *)Der
grosse deutscheStaatsmann und
Patriot, der Jahre langin intimen Beziehungen zu
ihm
stand, sagt:„Der Hauptzug
Alexanderswar
Gutmütigkeit, Freundlichkeitund
derWunsch,
die Menschheit zu beglücken
und
zu veredeln." •^)„Jammerschade,
ruft
Hardenberg
aus, dass Alexander mit so vielen schönenund
liebenswürdigen Eigenschaften sowenig
Kraftund
Charakter besass."') Vergl. Metternichs nachgelassene Papiere, herausg. von s. Sohn Metternich-Winneburg,
Wien
1880. Bd. I. S. 315 ff; Denkwürdigkeiten des Staatskanzlei-s von Hardenberg, herausg. von L. von Ranke, Leipzig 1877. Bd. IN. S. 525 ; Unsere Zeit , Leipzig 1877. Bd. XIH. 2.S. 280. (Artikel Alexander I. von Kleinschmidt)
und
Pypin, S. 34.*) Vergl. Metternichs nachg. Papiere, Bd.
L
S. 317 ; Hardenbergs Denkwürdigkeiten, Bd. III. S. 525 ; TurgeneffsLa
Russie et les Russes, Paris lf»^i7 Bd. I. S. 78 ; Lamartine, Histoire de la Russie, Paris 1855 Bd. IL S. 143.3) y. Pypin S. 44 und 45.
*) v. Pypin S. 45.
5} V. Pertz „Aus Steins Leben*', Berlin 1856, Bd. I, S. 487.
1*
i-j-
/ :-^,->ay y^
\
\
— 4 —
Alexanders politische Ideen
waren
liberal; er hasste den Despotismus, liebte die Freiheit, welche allenMenschen
zu teilwerden
sollte. „Die Erblichkeit in der Herrschaft ist ungerecht, der jeweilige Herrschermuss vom
Volke gewählt werden**, sagte er zu Czartoryski, ^)und Laharpe
schrieb er : ,.Ichwerde
michnie daran
gewöhnen
können, despotisch zu herrschen**.Nachdem
er sein
Land
freiund
glücklichgemacht
habe, so fährt er fort, solle es seine erste Sorge sein ,abzudanken und
sich in einenWinkel Europas
zurückzuziehen,wo
erGenuss
ziehenwerde
ausdem
Guten,was
er seinem Vaterlande gebracht habe.^
3.
Alexanders Thronbesteigung und
seine erste Politik.Erfüllt
von
solchen Ideen bestiegam
23. Mäi-z1801
Alexander I. denThron
seinerAhnen und
hatte zunächst seinAugenmerk
der Türkei zuzuwenden. Die Stellung Russlands beruhte hauptsächlich aufdem
Frieden von Kütschük-Kainardschie ')(21. Juli 1774), besonders auf den Artikeln 7,
16 und
17. In diesen 3 Artikelngab
der Sultan das Versprechen, die christliche Religionund
ihre Kirchen zu schützen.Ausserdem gewährte
er denBewohnern
der Donaufürstentümerund
der Inseln des Archipels volle Amnestie, freie Religionsübung, ewiges Vergessen allerwirklichen
und
vorausgesetzten Verbrechenund
Beeinträchtigun>^en.Er
versprach ferner, die Ausbesserung oder denNeubau
der Kirchen nicht hindern zu wollen, sicherte dieRückgabe
der Güter zuund
wollte freieAuswanderung während
eines Jahres gestatten; ergewährte
Abgabenfreiheit für die Zeit des Krieges und zwei weitere Jahren.Den Fürstentümern
alleinwurde
billige Steuerverwaltung bewilligt und ihren Fürsten das Recht, christliche charges d'affaires bei der Pforte zu haben , welche geachtet
und
nicht misshaudeltwerden
sollten.Ausserdem
solltenRusslands Vertreter das
Recht
haben, sich für die Fürstenttimer überhauptund
für die neue russische Kirche in Constantinopel») Pypin 8. 33.
^
Turgenett" Bd. I, S. 483.3) Diplomatiaches Archiv, 1822, Bd. IL S. 510 ff.
— 5 —
und
ihre Diener (qui la desservent) zu verwenden,und
die Pforte versprach, sie mit dergebührenden Achtung
einer benachbartenund
aufrichtig freundlichenMacht
zu hören.Der
Vertrag von Jassi (1792) enthielt nichtsNeues;
erwar
nur eine Bestätigung der ersten Festsetzung.
Mit der offiziellen vertragsmässigen Erbschaft
übernahm Alexander nun
auch die sogenanntetraditionelle Politik seiner Vorgänger. Seiner Grossmutter, nach deren Gesetzen,
Herz und
Absichten er regierenund
Russlandzum
höchstenRuhme
fuhren wollte, 1) lag nichts so sehram Herzen
, als dieTürken
Europa
zu veijagenund
ihren zweitenEnkel
Constantin aasals Kaiserdem
neuerrichteten byzantinischen Reiche zu gebenAlexander war Zeuge
, wie seinBruder
sich für diesen Kaiser- thron vorbereitete, wie stolz er schon als Halbkaiser eine griechische Deputation einmal mit denWarten
entliess : ,Geht
hin!alles wird nach euren
V^ünschen
geschehen.« 2)Aber
dieUm-
stände
waren
zu einerVerjagung
derTürken
nicht günstig.Alexander selbst
war jung und
bedurfte derErfahrung,
sein
Land
verlangte dazu grosseReformen im
Innern.Er
entschloss tich deshalb, einstweilen den inneren Angelegenheiten Russlandsseine ganze
Aufmerksamkeit
zu schenken.Sein Manifest
vom
13. Juli1801
')war
derAusdruck
dieserfriedlichen Politik;
„wenn
ich je zu denWaffen
greife, sagteer darin
, so wird es nur
zum
Schutze meines Volkes geschehen.'' In den nicht offiziellen Sitzungen, 4) welche Alexander mit seinen ersten Vertrauten (Stroganoff, Nowosilzoff, Czartoryski, Kotschubey)hielt,
wurde
ausdrücklich beschlossen, aufrichtig zuwerden
in der auswärtigen Politik, sich von keinem durch Verträge binden zu lassen, Frankreich zu bändigen , aber keine äusserste Mass-») Alexanders Manifest
vom
24. März 1801, s. Bogdanowitsch»Alexander I.« Bd. I, S. 4ö f.
=') Briefe eines Augenzeugen der griechischen Revolution von 1821 Halle 1824, S, 9 f.
«) Bemhardi, Bd. II. 2, S. 451.
*) 8. Auszüge aus Stroganofts Protokoll in Bcgdanowitsch „Alexanderl
«
Bd. I. Beilage S. 41 und 47.
.*!
T
•-»4,
— 6 —
regel dafür
anzuwenden,
mitEngland
wieder inEinvernehmen
zu treten, da dieEngländer
Russlands natürlicheFreunde
seien.Die
Türken und Schweden
seienzwar
Russlands natürliche Feinde, aber sie seienschwach und
nicht gefährlich,und man
müsse
versuchen, sie in dieserLage
zu halten.Im
Falle einerTeilung der Türkei sollten
Moldau und Walachei
einen be- sonderen Staat bilden, keineswegs aber Österreich überlassenwerden
; Russland selbst sollteEroberungen
machen, dieihm
eine ansehnliche Stellung (attitude respectable) geben würden.Zwischen
den feindlich einander gegenüberstehendenLändern
Österreichund
Preussen wollteman
neutral bleiben.Auf
Deutschland ge- dachteman
den Einfluss zu bewahren, ohne sich jedoch in seine inneren Angelegenheiten zu mischen.Die
unternommenen
innerenReformen
gingen jedoch nichtglatt, vielmehr sehr langsam,
und man
hatte mit grossen Schwierig- keiten zu kämpfen. Alexander aberwar zum langsamen
Vor- wärtsgehen nicht geschaffen ;nachdem
erkaum
angefangen, wollte er dasEnde
sehen,und
da dies nicht möglichwar,
so stand er ermüdet von derBeglückung
Russlands ab,wendete
seine Blicke nach aussen hinund
wollte jetztganz Europa
beglücken! „Alleeuropäischen Staaten sollten sich zu einem das
Ganze
umfassen- den Bündnis vereinigen ; die Satzungen des internationalen Völker- rechtes sollten, in bestimmtesteFassung
gestellt, für alle Re- gierungen Gesetzeskraft erhalten,und
der gesamteBund
ver- pflichtet sein, nötigenfalls seineWaffen gegen
denjenigen Staat zu wenden, deretwa
diese Gesetze verletzen wollte."England und
Russlandim
engstenBunde
konnten eine solcheOrdnung
der
Dinge
begründen. Mit solchen Instruktionen schickte Alexander daher imSeptember 1804
seinen Bevollmächtigten Nowosilzoff nach London.Er
hatte noch den Auftrag, etwas über die orientalischenDinge
zu insinuieren,und zwar
im Falle , dass die Pforte sich mit Frankreich verbinde , oder sonst die Fortdauer ihrer Herrschaft inEuropa
unmöglichmache, werde man
sich doch mitdem
Schicksale der einzelnen Teile ihres Gebietes beschäftigen müssen. Jedenfalls wolleRussland
seine Verträge mit der Pforte nicht erneuern, ohne'>^
—
7—
Bürgschaft für das Schicksal ihrer
christlichen ünterthanen erhalten zu haben. ^)
Vorläufig galt es jedoch, die Franzosen zur Vernunft zu bringen, die bald darauf
Nachbarn
der Türkeiwurden
:
Nach
dem
Pressburger Friedenvom
26. Dez.1805 nahmen
sie nämlichIllyrien. Schon Talleyrand plante die Zerstückelung der Türkei
;
nach ihm sollte Österreich Moldau,
Walachei und
das nördliche Bulgarien erhalten und dadurch in feindliche Beziehungen zu Russland gesetzt werden. 2) DieRussen waren
beunruhigt ,man
beschloss, festzuhalten an
dem Bündnis
mit England, zu versuchen das Vertrauen der Türkei zugewinnen
, zugleich aber mit den Griechenund
den Slaven in der Türkei Beziehungenanzuknüpfen und
sich bereit zu halten, für den Fall eines Krieges zwischen Frankreich oder Österreichund
der Türkei sogleich in dieDonau-
fürstentümer einzurücken. ^)Unwillig
nahm
Alexander denHandschuh
, welchenihm
der Sultan infolge der Intriguen der Franzosen hinwarf, auf. „KatharinasSystem
inBezug
auf den Orient ist vollständig verfassen", äusserte er1806 zum Herzog
von Braunschweig, „ich binFreund von
der Türkeiund
will sie unterstützen.•* ^)Der
Kriegwurde
vorsichtig geführt;man
knüpftezwar
intime
Beziehungen
mit den aufständischen Serben an, unter- handelte aber zugleich mit Österreich,ihm
Serbien, Bosnienund
das türkische Kroatien zu lassen, falls RusslandMoldau und Walachei
für sich gewinne."^)Besiegt bei Friedland, von allen seinen Vertrauten
zum
Frieden gedrängt, von den
Engländern schwach
unterstützt,während
die Österreicherimme/
noch zögerten, sich mitihm
zuvereinigen,'') entschloss sich Alexander, mit Napoleon zu unter- handeln. Dieser zeigte sich
zuvorkommend
, er versprach,ihm
Bemhardi, Bd. II, 2 S. 502 f.
2) Revue historique, 1889 S. 64. Talleyrand ä l'empereur Na- poleon (17. octobre 1805).
3) Solowjoff, Kaiser Alexander I. (russ ) Petersburg 1877 S 104
*) Solowjoff, S. 107.
5) Solowjoff, S. 144.
«) Hardenbergs Denkwürdigkeiten Bd. V. 533 und 539.
— 8 -
sogar die Türkei zu überlassen,
und
die beidenMonarchen wurden
jetzt auf einmal die intimsten Freunde. In Tilsit (1807) machte Alexander plötzlich eine
Schwenkung,
er verlie?8 seinen Ver- bündeten, denKönig
von Preussen,dem
er feierlich versprochen hatte, nicht zu ruhen, bis erihm
alle seine Staaten wiederverschaflft hätte;*) er
nahm
sogar ein Stückvon
seinem Lande, den Bezirk Bialystock,und
in einem geheimen Artikel des Tilsiter Friedens (7. Juli) verabredete er mitNapoleon
die Teilung der Türkei, 2) falls dieVerhandlungen
mit der Pforte in3 Monaten
zu keinem Resultate führen würden.In Erfurt
1808 wurden
denRussen
ausdrücklich dieDonau-
fürstentümervon Napoleon
preisgegeben, weiter aber nichts.Er werde
denRussen
die Donaufürstentümer gern überlassen, aber nie eine einzigeFestung
aufdem
rechten Ufer der Donau, sagteNapoleon 1810
zu Metternich 3),und
dieser schreibt schon1808
nachWien:^; „Wir können
die Türkei nicht retten, wirmüssen
also bei ihrer Teilung helfenund
versuchen , den grösst-möglichen Anteil zu erhalten,'*
und dann am
28. Juli1810
:••)„Wir müssen
diese wichtige Provinz (Serbien) für alle künftigen Fälle als unser betrachten." Jedoch dielangsame
Kriegführung derRussen
gegen die Türkeiund
der Krieg von1812
zwischen Russlandund
Frankreich retteten die türkischen Unterthanen,von
einem Joche unter ein anderes zu gehen.Im
Frieden von Bukarest (28.Mai
1812), der nach Sorel«) geschlossenwurde
„pour avoir des occasions legales demieux
se disputer*',
wurden
den Fürstentümern die alten Rechte be-)
') Hardenbergs Denkwürdigkeiten, Bd. III, S. 526.
2) Die Teilung nach Sebastianis (franz. Gesandte in Constantinopel) Correspondenz sollte folgendermassen geschehen : Frankreich soll
nehmen
:Bosnien
, Albanien, Epinis
, ganz Griechenland, Thessalien nnd Maco- donien; Österreich: Serbien; Rnssland: Moldau, Walachei, Bulgarien und Thracien bis zur Maritza. Der Türkei wird nur noch Constantinopel und ein Teil von Thracien zwischen Enos und Burgas gelassen, (s. La-
vallee, histoire de la Turquie, Bruxelles 1869, Bd. 11. .S. 293 f.)
') Nachgelassene Papiere, Bd. 11, S. 378.
*) Ebendaselbst S. 163.
") Ebendaselbst S. .388.
*) Revue historique, Bd. V. S. 213.
— 9 —
»tätigt.
Nenes
enthielt Artikel achtdesselben Vertrages •) der
wenn
auch in einer sehrdunklen
nnd
nnyerständlichen Sprache,' doch den Serben beträchtliche Rechte sicherte.„Wenige Worte
aber
von dem
grössten Gewicht, sagtder Meister der Geschichte,' L. V. Ranke, *) durch welche den Serben die volle innere
Unab-
hängigkeit versichert z»
werden
schien ,wenn
sienur
auch indem
Sinne, inwelchem
siegegeben waren,
zurAusführung
ge- bracht wurden."Die
Wünsche
Alexanders, gleichzeitig mitdem
Frieden dieTürke, .n ein
Bündnis
mit sich zu ziehen,ihre Christen zu bewaffnen
und
die Franzosen in Illyrienaufzusuchen, misslangen.
Er
hatte nämlich anseinen ausserordentlichen Gesandten den
Admiral
Tschitschagoff geschrieben, ermöge
von der Pforte kernemuselmännische Armee
verlangen, angeblich,um
das„mnselmännische
Blut zu schonen,nur die Serben, Bosniaken die
Kroaten und
andere christliche Nationen soll sie uns als Hülfe geben.") Alexander wollte, so erzählt
Solowjoff, ^)
dem
west-lichen Kaiser die
ganze
slavischeWelt
entgegensetzen,und da
Österreichim Bunde
mit Napoleonwar
, auch seine Slaven zurErhebung
bringen, er befahlTschitschagoff, den Slaven
in der Türkei den
Gedanken
an die Möglichkeit derBildung
eines slavischen Reiches einzuflössen.
) Artikel acht sichert den Serben :
Une
amnestie generale: des
süret^sangler avec la nation Servienne
pour mettre celle-ci ä l'abri
des vexatwns de la part des
gamisons que Ja Porte a le droit de mettre dans les fortoresses
; promesse d'accorder aux Serviens sur leurs mstances les
memes
avantages dont jouissent les lies de 1' Archipel de leur abandonner l'administration Interieure du pays , et de rerier de concert avec eux la quotite et lemode
de perception de leurtribut.
(Irokesch-Osten.GeschichtedesAbfallsderGriechen'-,
Wien
1867Bd
IIIS. 120 f.) ' '
2) Serbien und Türkei im 19. Jahrhundert, Leipzig 1879 S 160
') Solowjoft, S. 223 (er giebt den Text des Briefes an).
'
*) Ebendaselbst.
-
Mendelssohn-Bartholdy, Graf Joh. CapodistriasBerhn 1864, S. 2) f. erzählt, der Czar wolle die Serben,
Walachen
Moldauer und Ungarn aufwiegeln,um
Österreich in Schach zu haltenund
dafür den Türken selbst Ragusa und die ionischen Inseln versprechen^
^s^Ä.ii''-'^.'.
— 10 —
Ebenso wurde
derkühne Plan
Tschitschagoffs, durch dieEroberung von
Constantinopel eine grossartige Diversion zu machen, aus Rücksicht auf Österreich , welches inzwischen über sein Scheinbündnis mitNapoleon
beruhigende Versicherungendem
Kaiser Alexander gegeben hatte, nicht versucht. Alexandertröstete seinen
Admiral, indem
erihm
schrieb, die Geschichte mit Constantinopelkönne
später wiederaufgenommen,
seine Plänegegen
die Türken, sobald dieDinge gegen
Napoleon gut stünden, sogleich wieder ergriffen werden. *)») Gervinus, Geschichte des 19. Jahrliiinderts , Leipzig \>^CA. Bd. V, S 121 f.
II. Capitel.
1.
Ru88lainls orientalische Politik auf dem Wiener
Congress.
Zur
Zeit desWiener
Congresseswar
Alexander inmehr
oder weniger gespannten Beziehungen mit fastganz
Europa. Inte- ressant ist die Charakteristik,welche
Gentz^) darüber giebt:Alexander (der nach
Wien gekommen
sei, vor allem,um
sich be-wundern
zu lassen,was immer
sein ersterGedanke
sei,) hasse Metternich als Rivalen, alsgeschworenen
Feind; Castlereaghwäre ihm unangenehm
als Pedant, seineBeziehungen
zu Frankreich hätten keine freundschaftliche Physiognomie; derKönig von Bayern wäre ihm
verhasst, derKönig
vonDänemark
unerträglich.Nur
derKönig
von Preussenwäre
sein Freund.Österreich seinerseits könnte in Alexander nichts
Anderes
sehen als einen erklärten Feind, ebenso in Preussen,dem
Ver-bündeten Russlands. England,
Bayern und
gewissermassen auch Frankreich galten als seine Freunde, aber von allen diesenwäre
nurBayern
bereit, im Notfall thätigaufzutreten;
England
wollteum
jeden Preis Frieden; Frankreich seizum Krieg
nicht bereitund
überhauptzum
Bundesgenossenwegen
seiner compromittierten Stellung inEuropa
sehr ungeeignet.Die gespannten
Beziehungen waren
eineFolge
der polnischenund
sächsischen Fragen.Aber
zugleich gingen inWien Dinge
vor, die die
Wiener Diplomaten
sehrunangenehm
berühren sollten.Capodistrias genoss
damals
das Vertrauen seines Kaisers inhohem Grade und
wollte essogleich benutzen,
um
etwas für seine- 0^ Metternichs nachgelassene Papiere, Bd. II, S. 473 ff., Denkschrift Gentz von 1815, c^. 12. Febr. Metternich bemerkt, dass diese Denkschrift
im
ganzen wahrheitsgemäss sei.J&^l
.1
1'
I
— 12 —
Landslente, die Griechen, zu thun.
—
Die Vergangenheit hatteihm und
allen besserdenkenden
Griechen deutlich gezeigt, dass es aussichtslos wäre,wenn
die Griechen versuchen wollten, sich durch Aufstand ohne fremde Hülfe von der Türkei zu befreien.Zugleich
war
Capodistrias überzeugt, dass Bildungund
materiellerWohlstand
der Befreiung vorangehen müssten, denn sonstwürde
Griechenland, wie bisher, nurzum
Spielball fremder Interessen dienen (wie1774
und 1791). So entschloss sich Capodistrias, auf alleWeise
denWohlstand
und die Ausbildung seiner Lands-leute zu fördern, zugleich aber seinen Einfluss auf den Kaiser
von
Russland zu gebrauchen,um
einen entscheidenden Krieg zwischen Russlandund
der Türkei herbeizuführen, dessen Folgedann
die Befreiung der Griechen sein sollte.*)1812^) war
inAthen
unterMitwirkung
der dortwohnenden Fremden
eine Gesellschaft, Hetärie der Philomusen genannt, ge-gründet worden. Ihr
Zweck —
die geistigeAu
bildung der Griechen— war ganz
nachdem Geschmacke
Capodistrias,und
daihm
zur Zeit desWiener
Congresses die Vorstandschaft derselben angeboten wurde,nahm
er sie mit Begeisterung an.Durch
seinenFreund
Alexander Ypsilanti unterstützt,warb
er für die HetärieAnhänger und
Mitglieder unter den inWien anwesenden
Grössen,und dank
dieserMühe
sehen wir bald Kaiser Alexander selbst, die Kronprinzenvon Bayern und Württemberg und
viele andere den Ehrenring der Philomusen tragenund
der Gesellschaft grosse Beiträge zahlen. Berauscht von seinem Erfolge, rief Capodistrias seinemFreunde Anthimos
Gazis, derihm
die traurigeLage
der») V. Bernhardi, Bd. III, S. 614 f.
'^) 1812 als
Datum
derGründung
der Hetärie geben an : Bernhardi (Bd. III, S. 614), Mendelssohn-Bartholdy, (die Hetärie, bist. Zeitschr. XVI.1866, S. 310 f. u. Geschichte Griechenlands 1870 Bd. I, S. 130) u. a. Da- gegen geben Gervinus (19. Jahrhundert, Bd. V, S. 91), Pertz (Steins
Leben, Bd. IV, S. 302), Mendelssohn selbst (in seinem Graf Johann Capodistrias 1P64, S. 35) das Jahr 1814 an. Uns erscheint 1812
richtiger, einmal, weil Mendelssohn selbst sich 2 Jahre später corrigiert
hat und zweitens, weil die hoffnungslose Lage der Christen von 1812 solche friedlichen Ideen leichter einflössen konnte als 1814,
wo
die Geister keine Zeitmehr
zu warten hatten, da die h. Allianz, wieman
glaubte,gegen die Türkei gegründet war.
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Griechen beschrieb, zu:
„Wann
wird sich ein Thrasybulfür uns
finden!
Gern
hätte ich diechristlichen Fürsten zu einem ge-
meinsamen
Schritte fürGriechenland gewonnen.-
^
„Die orienta-lische
Frage
klopfte, so sagtMendelssohn,'^) in jener unschuldigen Gestalt des Philomusenbundes an die
Thüren
des Congresses.^^In der That, diese Beteiligung Alexanders an einer nationalen griechischen Gesellschaft, die grossen Geldbeiträge, die er zahlte
und
seine h. Allianzwurden
sogleich von den griechischen Patrioten reichlich zu ihrenZwecken
ausgebeutetund waren
einer der mächtigsten Hebel des griechischen Aufstandes. So wendeten sichdie von Ali
Pascha
verfolgten Suliotenan Kaiser Alexander als an den „Grossen, den Vater des griechischen Volkes-.3) g^
überreichten die Jonier
am
21.Mai 1814
eine Bittschriftan
Kaiser Alexander in Paris,um
ihr Vateriandihm
zu empfehlenund
Capodistrias erhielt die Eriaubnis, trotz seiner Stellung als'russischer Minister die Sache der Jonier auf
dem Wiener
Congresszu befürworten
und
thätig zu unterstützen.^) Sturdza überreichtedem
Kaiser sogar eine Schrift,^>) welche die Befreiung Griechen- lands behandelte,während
Ypsilantiund
Capodistrias milcht auf- horten,ihm
insOhr
zu flüstern, den Schlüssel seinesHauses -
Constantinopel
~
zunehmen,
die „Barbaren" zu verjagen, die Griechen zu befreien,und
sie erhieltenimmer
die ausweichende aber wohlwollende Antwort: „Geduld".'^)Manchmal zwar
fühlte' sich der Kaiser belästigtund machte
deshalb seinem Minister Vorwürfe, erkümmere
sichmehr um
seine Landsleute, alsum
ihn selbst, aber
dann
erkundigte er sich sogleichwieder freundlich
„nach seinen Griechen".')
^'^^^« Treiben konnte von Metternich nicht
unbemerkt
>) Gervinus, Bd. V, S. 123.
-) Graf Job. Capodistrias, S. 35.
^) Gervinus, Bd. V, S. 123.
^) Mendelssohn, Graf Job. Capodistrias, S. 35. Hier ist zu bemerken
das« Capodistrias trotz semer erklärten Anhänglichkeit an Kussland durchaus nicht die Inseln unter das russische Protektorat zu stellen ge- dachte, sondern unter das Englands.
••^) Pertz, Steins Leben, Berlin 1849-54, 6 Bände, Bd. IV, S. 479
«) Gervinus, Bd. V, S. 123.
') Gervinus, Bd. V, S. 122.
5üfe
m-
1
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bleiben, er suchte deshalb auf irgend eine
Weise
den gefährlich- sten Griechen, Capodistrias,vom
Kaiser zu entfernen, aber seineMühe
blieb erfolglos.Anderen Ärger
bereiteten Metternich die inWien
anwesen- den serbischen Gesandtenund
ihre Beziehungenzum
russischen Kaiser.Die Serben
waren
nachdem
Friedenvon
Bukarest trotz des Artikels 7 wieder mitGewalt
unter das türkische Joch ge- beugt. Fast alle Häuptlinge, Karageorgewitsch au ihrer Spitze, flohen ansdem
Lande, Milosch allein blieb.Er
wusste dieAchtung
des Paschas zugewinnen, wurde
sogar von demselben eingeladen, dasLand
zu beruhigen.Da
aber die Excesse der Janitscharen nicht aufhörten, so sandte Milosch(December 1814)
MatthiasNenadowitsch und
andere angeseheneMänner
nachWien um
dort Schutz zu suchen.In
Wien
angelangt,wurde Nenadowitsch vom
KaiserFranz
am
17. Jan.1815
in Audienz empfangen, aber nur,um
leereVersprechungen zu hören,
während
die österreichischenDiplomaten
heftig über die
Undankbarkeit
der Serben, besonders über denStolz der serbischen
Angesehenen
klagten.Bei
dem
russischen Kaiser erlangteNenadowitsch
keine Audienz; der russische Minister Nesselrode teilteihm
aber mit, dass der Kaiser schon mehrereMale
der Pforte geschrieben habe,sie
möge
ihrerGrausamkeit
gegen die Serben einEnde
machen,und
der russische Gesandte in Constantinopel hatte wirklich der Pforte dieFrage
gestellt,warum
siegegen
die Serben Kriegführe.^) Die serbischen Gesandten verkehrten sehr viel mit den russischen Diplomaten in
Wien,
sie besuchten die russische Canzlei fast täglich.Man
bestärkte sie in der Hoffnung, an Russlandeine Stütze zu finden,
man gab
ihnen zu, dass, falls die serbische Nation ausgerottetwürde,
die Schuld der Nachlässigkeit des russischen Herrschers als des Protektors Serbiens zuzuschreibensei. Die
Engländer
sagten ihnen einfach, sie seien schlechte Deutsche, siemöchten
ihnen deshalb eine lateinische Bittschrift überreichen; zuletzt aber erklärten sie, keine Zeit zoi'Einmischung
fl
)
') Dobrotf, .das Südslaventhum' S. 597.
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in die serbischen Angelegenheiten zu haben.
Hardenberg
versprachihnen, ein gutes
Wort
bei der Pforte für die Serben einzulegen.So gingen di? diplomatischen
Verhandlungen
inWien während
die Janitscharen in Serbien weiter mordeten. Endlich'Anfang 1815,
brach der Aufstandunter Miloschs
Führung von neuem
ans.Nenadowitsch
batum
neue Audienzen, flehteum
Hülfe, Geld
und
Munition. Wirklich gewährteihm
KaiserFranz auch
wieder eine Audienz, aberer antwortete auf
Nenado
witscheBitten, die Serben hätten sich in ein
Wasser
gestürzt, auswelchem
sie
schwer herausschwimmen würden;
das bedauere er sehr.Dann
fragte er Nenadowitsch, ob er beim Kaiser Alexander
gewesen
sei,
und
als dieser ihn versicherte, dass alle seineBemühungen umsonst gewesen
wären, sagte der Kaiser für sich: „Teuflische Politik, er denke,niemand
wisse,was
sie dort mit den Serbentreiben ....
und warum
lässt er sie nicht zu sich?—
nichtwahr, deswegen, weil er in
meinem
Palastwohnt? — Aber
dasist ja gleich."
Er
entliess ihn ohne bestimmteAntwort,
dochsagte er ihm, er solle auf dieselbe zunächst noch in
Wien
wartenNach
längerer Zeit erhieltNenadowitsch
wirklich eine Antwort,die lautete:
„Wir können
ihnen jetztkeine Hülfe gewähren."'
Der
Kaiservon
Russland verweigertedem
serbischenGesandten
wieder die Audienz,
man gab ihm
jedoch Geldund
erklärte ihm, ,die Serben
müssen
diesmal alleinhandeln.")
'
Milosch handelte in der
That
allein, indess gelang esihm
auf diplomatischeaiWege
denTürken
das zu entreissen,was
dieGrossen
ihm nur
mit leerenWorten
halb versprochen hatten-
er
wurde
zuletzt alsKnes
von Serbien anerkannt.Man
sieht also, dass neben der polnischenund
sächsischenFrage
den Östereichemauch
die orientalischeFrage
viel zu schaffen machte.Und man
begreift dann,warum
KaiserAlexander
ein 80angenehmer
(!)Gast
inWien
war, dassGentz
es für gutfand,
am
Schlüsse seinerobenerwähnten
Denkschrift zu sagen-,Der
Kaiser von ßusslandund
derKönig
von Preussen halten nochMher
wegreisen kiinnen,wenn
sie gewollt hätten."*)•) Dobrotf, „Das Südslaventum," Petersburg 1879,
S. 596 f. (Citat
aus N. Popoffs ..Serbien uud Russland," Bd. I, S. 118—22).
2) Metternichs „Nachgehussene Papiere", Bd. II, S. 602.
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