Visieren
Stehen ausreichend Zeit
und
Lichtzur Verfügung,solltenstetsnur sauber gezielte Schüsse abgegeben werden.Auf
alle Fülle istim Zuge
der Ausbildungzunächst das Erlernen einessauber gezielten Schießensnotwendig.Beim
Zielen sindKimme und Korn
untereinanderund
mitdem
Ziel inÜbereinstimmung zubringen.
Da
esdem
menschlichenAuge
nichtmöglich ist, dieetwa einen dreiviertel Meter vordem Auge
befindliche Visierungund
das 25m
entfernte Ziel gleichzeitig in vollerSchärfezusehen, stehtderAnfänger vorder Frage,ober die Visierung oder das Ziel in voller Schärfe erfassen soll.Nur
einesvon
beidenkann man
scharfsehen, das andereerscheintetwasver-schwommen. Sowohl
die Praxis als auch hier nicht näher zu er- örterndetheoretischeÜberlegungenzeigen eindeutig, daß dieweit größeren Schußabweichungen durch eine unklare Visierung ent- stehen. Es ist also notwendig, seine volle Konzentration auf die Visierungzurichtenund
dafüreine leichteVerschwommenheit
desAbb. 9 a)Falsch; die volleSehschärfe liegtauf der Scheibe,die Visie- rung erscheint dadurch verschwommen, was zu beträchtlichen Schuß- abweichungen führen kann,- b) richtig: die volle Sehschärfe
muß
auf der Visierungliegen,dieScheibeerscheintdabei etwasverschwommena b c d e
Abb. 10 Richtige und falsche Ausrichtung der Visierung: a) richtig,
b) Vollkorn rechtsverkantet ergibt Hochrechtsschuß, c) Feinkorn ergibt Tiefschuß, d) gestrichenes Korn links verklemmt ergibt Linksschuß,
e)gestrichenesKornrechtsverkantetergibtgeringen Rechtstiefschuß
Zieles in
Kauf
zu nehmen.Auch
dieseKonzentration ist-
wie so vielesbeimFaustfeuerwaffenschießen-
eineAngelegenheitdesWil- lensund
derÜbung.
Zunächst müssen also die beiden Teile der Visiereinrichtung (Korn
und Kimme)
ausgerichtet(zusammengebracht)und
biszum
Brechen des Schusses in dieser Ausrichtung erhaltenbleiben. Abb.9
+
10 zeigen eine in sich richtig ausgerichtete Visierung sowie einigebesondershäufige Zielfehler,die alleinoder inKombination zubeträchtlichenSchußabweichungenführen.Bei einerauf den Fleck eingeschossenen
Waffe würde
derSchuß-
richtige Visierung vorausgesetzt
-
genau dort sitzen,wohin
dasKorn im Moment
des Schusseszeigt.Ob
derSchützebeim Zielen nureinAuge
oder beideAugen
offen hält, ist Gewohnheitssache.Das
Schießen mit beiden geöffnetenAugen
erfordert zumindest anfänglich eine weit höhereKonzen-
tration. Für den Waffengebrauch
im
Verteidigungsfall hat es je-doch den Vorteil,
daß man
einen besseren Überblick über dasGe- fechtsfeldund
damit über etwa vorhandene weitere Gegner hat.Das
Schießen mit beiden geöffnetenAugen
hat also nach Über-windung
der Anfangsschwierigkeiten Vorteile. Andererseits gibt es selbstSpitzenschützen,diestetseinAuge
schließen.Abziehen
Der
vielleichtschwierigste,zugleich einerder wichtigstenVorgänge beijeglichemFaustfeuerwaffenschießenistdas Auslösen desSchus-ses, das gemeinhin als »Abziehen« bezeichnet wird. Für den
An-
17Abb.11
50cm-
Abb.12
Abb. 11-13 Verschiedene gebräuchliche Ringscheiben
Abb.13
fänger ist dieser Ausdruck leicht irreführend, denn ein bewußtes
»Schießenwollen« ineinem ganz bestimmten Augenblickführtden Anfängerunweigerlich
zum
DurchreißendesAbzugs und
damitzu Fehlschüssen.Vor
allem der Anfänger, aber auch jeder ältere Schütze, der sich ein unsauberes Abziehenangewöhnt
hat, sollte versuchen,beim Abziehen überhauptnichtandenSchuß zudenken.Ausgehend
von
einerlockerenBerührung zwischenZeigefingerund Abzug
über einefesteAnlehnung
wirdderDruck
des Zeigefingersimmer mehr
verstärkt,und zwar
stets genau nach hinten, niemals seitlich.Das
Brechen des Schussesmuß
den Schützen selber über- raschen.AufgabedesSchützenistes also,nichtdenZeitpunkt, son- dernlediglich den Zeitraum zubestimmen,indem
derSchußfällt.Je größerdie
Übung
des Schützen, destokleiner wird dieserZeit- raum, bis er schließlich für den Zuschauer wieder ein scheinbar19
vom
Schützen genau bestimmter Zeitpunkt ist. Dieses»vom
eige- nen Schuß überraschen lassen« gilt nicht nur für das Präzisions- schießen, sondern sogar für das schnellste gezielte Schnellfeuer)worauf
wirspäternochzurückkommen.
Der Abzug
soll tunlichst mitdem
vorderen Glied des Zeigefingers betätigt werden, höchstens mit der Beuge zwischendem
vorderenund
mittleren Glied, niemals aber mit der Fläche des mittleren Gliedes, da auch dies zu unkontrollierten Schußabweichungen führt. Eine große, aber unbedingt notwendigeÜbung
erfordert es,auch hart stehende
Abzüge
schnell zu betätigen, ohnedaß
außer denZeigefingermuskeln irgendwelcheHand-
oderArmmuskeln
die geringsteBewegung
vollführen. Gerade in dieser Hinsicht haben Anfänger oft große Schwierigkeiten,indem
sich beim Abziehen andere Muskelpartien- am
häufigsten des Daumenballens-
mit bewegenund
dieWaffe im
entscheidendenMoment
aus der Rich- tungbringen. Hierhelfen nureifrigesTrockentrainingund
eiserne Konzentration, bisendlich dieZeigefinger-und Handmuskeln
un- tergenauer Kontrollesindund
alleihreBewegungen
vollbeherrscht werden.Abb.18 Figurenscheibe des Deutschen Schützenbundes unddesDeutschen Jagdschutz-Verbandes
Die Grundausbildung im Schießen
Präzisionsschießen
Wie
bereits erwähnt,muß
das Präzisionsschießen ohne Zeitbe- grenzung für den einzelnen Schuß die Grundlagejeder Schießaus- bildung sein.Beim
Präzisionsschießen werden dieim
vorigenAb-
schnitt beschriebenen Elemente zu einem einheitlichen
und
sorg- fältigkoordinierten Handlungsablaufvereint,derhierzusammen-
gefaßt beschriebenwerden
soll.Als erstes sucht sich der Schütze günstige Standplätze für seine Füße. Als nächstes
nimmt
er die beschriebene Körperhaltungund
Körperstellung zur Scheibe einund
geht sodann in den Anschlag.Um während
des Zielensauch denBrustkorb ruhigzustellen,emp-
fiehlt es sich, den ausgestrecktenSchießarm mit der
Waffe
in derHand
unter tiefem Einatmen weit über die Waagerechte zu er-heben
und dann
unterAusatmen
bis aufSchußhöhe zusenken.Wie
weit der Schütze ausatmet,muß
er nach seinen eigenen Erfahrun- genentscheiden.Auch
indieser Beziehunggiltder Grundsatz,daß
dasBequemstedas für den Schützenbeste ist. Jedenfallssollte der Schützevom
Beginn des Zielensbis zurAbgabe
des Schusses oder biszum
Abbrechen des Zielens keineAtembewegungen mehr ma-
chenmüssen.Schon
während
desgroben Ausrichtens derWaffe
auf dieScheibenimmt
der Schütze »Vordruck«, d.h. erverstärkt bereitsjetzt denDruck
auf denAbzug
bis etwa zur Hälfte des Abzugsgewichtes, bei Druckpunktabzügen bis zur vollständigenÜberwindung
des Vorzugs.Das
richtigeMaß
desVordrucksistnatürlichSacheeines guten Fingerspitzengefühls, dasman
sich durch langeÜbung
an- eignenmuß und
wofürwiederum
ein intensives Trockentraining sehrnützlichist.Fürdaseigentliche feine Visieren
muß man
sichdarüberim
klaren sein, daßes keinem Menschen möglichist,in stehend freihändigem Anschlag seinenArm und
die Faustfeuerwaffe mehrere Sekunden lang absolut ruhig zuhalten-
wederein Weltmeisterim
Pistolen- schießenkann
das noch ein Weltmeisterim
Gewichtheben. Trotz 23möglichst günstiger Aufstellung wird stets der ganze Körper
und
anihm
wieder derSchießarm ständigeSchwankungen
vollführen.Jedes
Schwanken
nacheiner Seitemuß
durcheineGegenbewegung
zur anderen Seite aufgefangenund
ausgeglichen werden.Durch
langesTrainingmuß
der SchützedieKunstlernen,durch rechtzei- tigeund
richtig dosierteGegenbewegungen
alleSchwankungen
so gering wie möglich zu halten. GeringeSchwankungen werden
trotzdem bleiben, weshalbman
beim Faustfeuerwaffenschießen nichtvom
Haltepunkt, sondernvon
der Haltefläche auf derSchei- bespricht.In dieser Haltefläche wird sich die Visierung in völlig regellosen
Kurven
mit größerenund
kleineren Ausschlägen hinund
her be- wegen.Nähert
sich dabei dasKorn
der Mitte der Haltefläche, so wirdderDruck
aufdenAbzug
verstärkt, entfernt es sichvon
det Mitte, wird derDruck
nicht weiter verstärkt, aber auch keines- fallsverringet.Nähert
sich dasKorn dann
wiederderMitte, wird derDruck
weiterverstärkt, bisirgendwann ganz plötzlichund
für den Schützenselberüberraschend derSchuß
bricht.Zu Anfang
sollte das Präzisionsschießen auf eine völlig weiße ScheibeineinerGröße von
50x
50bis70x
70cm
erfolgen.Gerade das völlige Fehlen irgendeines Haltepunktes erleichtertdem An-
fänger die notwendige Konzentration auf Visierungund
Abzug.Auch
später solltevon
Zeit zuZeit aufeine völlig weißeScheibe geschossenwerden -
insbesondere dann,wenn
derSchützesich ein unsauberes Abziehen oder gar Reißenangewöhnt
hat oderwenn
der Schießausbilder aufgrund größerer Streuung die
Vermutung
hegt,
daß
der Schützeseine Sehschärfe aufdieScheibe anstatt auf die Visierunglegt.Erst
wenn
der Anfänger beziehungsweise der zu korrigierende Schütze die Schußangst verlorenund
die Konzentration auf die Visierung sowie das korrekte Verliereneinesjeden Schussesgelernt hat, solltezum
Schießen auf reguläre Scheiben übergegangen wer- den,und zwar
zunächst auf Ringscheiben, späterauf unterschied- licheFigurenscheiben.Zeitschießen
Wird
das Präzisionsschießen-
also dieAbgabe
möglichst genauer Einzelschüsse ohne Zeitbegrenzung-
beherrscht,muß
der Schütze alsnächstes lernen,Einzelschüsseabzufeuern, beidenenfürdasIn- anschlaggehen, Zielenund
Schießen eine Höchstzeit festgelegt ist.Eine besondersgeeignete
Übung
hierfürist diejenige,dieim
Faust- feuerwaffensport als Duellschießen,im
Faustfeuerwaffenpro-gramm
des Deutschen Jagdschutz-Verbandes als Zeitschießen be- zeichnet wird.Diese
Übung
wirdauf 160cm
hohe, 45cm
breite,in 10 Ringeun- terteilte Figurenscheiben (Abb. 18) ausgeübt,und zwar
in Serien vonjeweils fünf Schüssen.Der
Schütze lädt seineWaffe
mit fünf Patronenund
hältsieschußfertignach vornuntengerichtet,wobei der Erhebungswinkel des Schießarmes höchstens 45° betragen darf. Abb.19 zeigt einen Schützen in vorschriftsmäßiger Bereit- stellung.Erfolgt aufdieFragedes Schießleiters»SindSie fertig?« kein Ein- wand, so setztderSchießleiter dieDrehscheiben-
Automatik
inBe- trieb. Zunächst verschwinden die Scheiben für etwa 10 Sek.und
erscheinendann
fünfmal fürje 3 Sek., wobei die Zwischenzeiten, in denendieScheiben fortgedrehtsind, jeweils 7Sek. betragen.Bei jedem Erscheinen der Scheiben hebt der Schütze seineWaffe und
Abb.19 Bereitstellung
zum
ZeitschießenRolf Hennig
Schießen mit
Faustfeuerwaffen
Für Dienstgebrauch und Selbstverteidigung Mit 50 Abbildungen
BLV
MÖNCHEN
BERN WEN
AlleRechte der Verbreitungeinschließlich Film,FunkundFernsehen sowie der Fotokopie unddesauszugsweisenNachdrucks,Vorbehalten.
©
1971BLV
VerlagsgesellschaftmbH, München Umschlagentwurf: Franz Wöllzenmüller,MünchenSatz,Druck undBuchbinder:Friedrich Pustet,Regensburg PrintedinGermany•ISBN3-405-11098-x
Vorwort
Das im
gleichen Verlag erschieneneBuch
»Pistoleund
Revolver«hatseit seinemerstenErscheinen
im Spätsommer
1967einen über- ausgroßenAnklang
inweiten Leserkreisen gefunden. Als Leitfaden für den gesamtenUmgang
mit Faustfeuerwaffenvermag
es all jenenalsLehr-und
Nachschlagewerk zu dienen,die sich beruflich oder privat mit Faustfeuerwaffen oder Faustfeuerwaffenschießen befassen oder die sich als Journalisten, Richter, Verwaltungsbe-ame
o. ä.überdieseGebieteorientierenwollen.Insbesondere aus Kreisen der Polizeibeamten
-
aberauchderBun-
deswehr, der Jagerund
derWaffenscheininhaber—
istnun
vielfach derWunsch
geäußert worden, eine kürzereAnleitung ausschließ- lich für die Ausbildungim
gebrauchsmäßigen Faustfeuerwaffen- schießenin dieHand
zubekommen.
Ein solcherLeitfadenist mit dieser Broschüre geschaffen worden. Unter Fortlassung aller Aus- führungen überWaffen und
Zubehör, über die richtige Waffen-und
Munitionswahl, über das sportlicheFaustfeuerwaffenschießen usw. beschreibt er lehrbuchmäßig das stufenweise Erlernen allerElemente des gebrauchsmäßigen Faustfeuerwaffenschießens.