• Keine Ergebnisse gefunden

■ Fliegendes Auge

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "■ Fliegendes Auge"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

P H Y S I K I M A L LTA G

50 Physik Journal 15 (2016) Nr. 7 © 2016 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

B

ereits seit Jahrzehnten kom- men Drohnen, also unbe- mannte Flugkörper, zu militä- rischen Zwecken zum Einsatz.

Im privaten und gewerblichen Bereich haben sie erst in den letzten Jahren ihren Durchbruch erlebt.

Oft dienen sie als ferngesteuerte Plattformen für Kameras – bei Fotografen, im Vermessungswesen oder bei der Inspektion von Indus- trieanlagen. Die Preise beginnen bei einigen hundert Euro, gehobene Modelle sind für einige tausend Euro zu haben, bei Komplettsys- temen für Profis geht es rasch in den fünfstelligen Bereich. Fast alle diese Drohnen sind als Multikopter ausgelegt – im einfachsten Fall als Quadrokopter, also als System mit vier horizontalen Propellern.

Die Propeller eines Quadro- kopters sind kreuzweise symme- trisch in Bezug zum Drohnen- schwerpunkt angebracht und wer- den mit Elektromotoren betrieben.

Die Form der Propellerblätter ist so gewählt, dass die umgebende Luft sie asymmetrisch umströmt;

ihr Profil ist nicht veränderbar. Da- durch erfahren die Propeller einen dynamischen Auftrieb. Drehen sich nun jeweils zwei auf einer Ver- bindungsachse liegende Propeller gleichsinnig und die beiden anderen in die entgegengesetzte Richtung, heben sich ihre Drehmomente ins- gesamt auf, und die Drohne steigt zumindest an einem windstillen Tag einfach senkrecht nach oben.

Die durch die Rotationsrichtung der Propeller definierte Achse heißt Hoch- oder Gierachse. Um den Quadrokopter zu lenken oder auf Wind reagieren zu können, kann der Pilot die Drohne um zwei weitere Achsen drehen: um die parallel zur Flugrichtung verlaufen- de Längs- oder Rollachse und um die zu den beiden anderen Achsen senkrecht stehende Quer- oder Nickachse (Abb. 1a).

Welche Propeller dazu rascher oder langsamer rotieren müssen, hängt von der Anordnung der vier Propeller relativ zur Flugrichtung ab. Man unterscheidet zwischen zwei Konfigurationen (Abb. 1b, c). Bei der +-Konfiguration liegen zwei

der vier Propeller auf der Rollach- se, also in Flugrichtung. Bei der

×-Konfiguration dagegen sind die Propeller um 45 Grad zur Flugrich- tung versetzt. Die +-Konfiguration hat den Vorteil, dass für ein Rollen oder Nicken der Drohne jeweils nur eines der beiden Propellerpaare erforderlich ist: Bei einem Propeller des Paars muss dazu die Drehzahl steigen, beim anderen sinken. So lassen sich Kurven fliegen oder ein Sink- oder Steigflug einleiten.

Bei der ×-Konfiguration dagegen sind für Rollen oder Nicken immer Eingriffe an beiden Propellerpaa- ren erforderlich. Um zum Beispiel um die Längsachse nach rechts zu rollen, also eine Rechtskurve einzu-

Fliegendes Auge

Kameradrohnen entwickeln sich zum Verkaufsschlager. Dank Multikopterkonzepten sind sie relativ einfach zu steuern.

Drohnen lassen sich aufgrund der symmetrischen Propeller anordnung intuitiver steuern als Hubschrauber.

Zur Lage regelung nutzen Drohnen die Signale von Beschleunigungs- und Kreisel sensoren.

Fotolia / Kadmy

Abb. 1 Die drei Achsen, um die sich eine Drohne drehen kann, schneiden sich in ihrem Schwerpunkt (a). Jeweils zwei der

vier Propeller rotieren mit gleichem Drehsinn (rot, blau). Bei der +-Konfigura- tion (b) ist zum Nicken oder Rollen nur

eines der Paare nötig. In der ×-Konfigu- ration (c) schränken dafür die Propeller das Bildfeld der Kamera nicht ein.

gieren nicken

rollen Querachse

Hochachse Längsachse und Flugrichtung

Schwerpunkt

a b c

(2)

P H Y S I K I M A L LTA G

© 2016 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 15 (2016) Nr. 7 51 leiten, müssen die beiden in Flug-

richtung links liegenden Propeller sich schneller drehen, die beiden rechts liegenden unverändert oder langsamer. Ein Vorteil dieser Konfi- guration ist, dass die Propeller nicht ins Bildfeld einer Kamera ragen, die meist in Flug richtung zeigt.

Die sechs Freiheitsgrade der Bewegung einer Drohne werden sensorisch erfasst. Die drei Trans- lationsfreiheitsgrade erkennt die Steuerung mittels mikro-elektro- mechanischer Beschleunigungs- sensoren, wie sie im Prinzip auch in Fahrzeugen und Smartphones Ver- wendung finden. Mikro-elektrome- chanische Kreiselsensoren erfassen die drei Rotationsfreiheitsgrade.

Kinderleicht gesteuert

Dank einer differenziellen Steue- rung, bei der man einfach die Dreh- zahlen der Propeller variiert, lässt sich ein Quadro kopter intuitiver steuern als ein Hubschrauber. Beim Hubschrauber dagegen kann man die Drehzahl nur an Haupt- und Heckrotor verändern, der dritte Freiheitsgrad wird durch den An- stellwinkel der Hauptrotorblätter kontrolliert. Solch eine Steuerung erfordert vom Piloten mehr Trai- ning sowie zusätzliche mechanische Komponenten, die das Gerät teurer und wartungsan fälliger machen würden.

Im militärischen Bereich gibt es nur in Ausnahmefällen Hubschrau- bermodelle mit zwei Hauptrotoren.

Dass sich bei ihnen kein Multikop- terkonzept durchgesetzt hat, liegt letztlich an dem hohen mecha- nischen Aufwand, der nötig wäre,

um die Propeller mit einem Ver- brennungsmotor mittels Getrieben zu steuern. Ein elektromotorischer Antrieb wiederum scheitert an Masse und Volumen der Akkus, die solch ein Hubschrauber bräuchte.

Zusammen mit der Kamera, die durchaus bis zu einem Kilo gramm wiegen kann, hat jede Drohne eine gewisse

Masse.

Diese

bestimmt maß- geblich die Flug- geschwindigkeit, die in der Größenord- nung von etwa 1 m/s liegt. Je massereicher das Gefährt ist, desto schneller muss bzw. kann es fliegen. Nur so entsteht eine ausreichend große Auftriebskraft durch den Druck- unterschied ober- und unterhalb des Propellers. Auch das Profil des Propellerblatts spielt eine Rolle, aber entscheidend ist die Flächen- belastung: das Verhältnis zwischen der Masse des Fluggefährts und dessen Flügelfläche. Im Fall einer Drohne ist die Flügelfläche durch die Kreise gegeben, welche die ro- tierenden Propeller überstreichen.

Da ein Drohnenleichtgewicht lang- samer fliegen kann, um genügend Auftrieb für eine stabile Flugbahn zu erzeugen, ist es einfacher zu handhaben. Ist eine Drohne aber dafür gedacht, eine schwere Last zu tragen, sollte ihr Pilot über genug Routine verfügen.

Der Preis einer Drohne hängt von vielen Faktoren ab. So macht es einen Unterschied, ob Drohne und Kamera ein integriertes System

bilden oder Einzelkomponenten sind. Bei einfachen Drohnen ist die Kamera nicht stabilisiert; sie hat al- so keine separate Lageregelung, um unruhige Flugbewegungen zu kom- pensieren. Zudem gibt es Unter- schiede in der Steuerung, bei Soft- und Hardware sowie den Akkus.

Auch stellt sich die Frage, wie viel Drehmoment-

reserven eine

Drohne bei Windstille noch haben soll. Um eine Drohne flexibel steuern zu können, sollte sie bei Windstille nur im mittleren Bereich drehen. Nicht zuletzt spielt die mechanische und elektrische Qua- lität der Komponenten eine Rolle.

Zudem bedeuten Multikopter mit mehr als vier Propellern mehr Komplexität. Ihr Vorteil ist eine höhere Flugzuverlässigkeit, weil sie den Ausfall eines einzelnen Pro- pellers kompensieren können. Bei einem Quadrokopter gilt es dann nur noch, das Fluggerät möglichst geordnet und unversehrt zu landen.

Versandunternehmen erproben Drohnen inzwischen intensiv für die rasche Zustellung von Waren.

Wer also in der warmen Jahreszeit verstärkt im Freien ist, wird wohl immer häufiger ein feines Brum- men in der Luft wahrnehmen.

Manchmal ist es eine Drohne.

Michael Vogel

AEE AEE

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

ärgert die Kollegen häufig, dass sie eine Selbstverständlichkeit auch noch per Dokumentation beweisen müssen.

Kommt eine Verständigung nicht zustande und fehlt es an der gebotenen Negativ- mitteilung nach § 243 Absatz 4 Satz 1 StPO (vgl. 72 f.) oder dem vorge- schriebenen Negativattest nach

Verantwortlich für die Schriftleitung (für den Gesamtinhalt im Sinne der gesetzli- chen Bestimmungen).. Ernst

Wir sind bereit, Ziffer 4 als Postulat zu überweisen, dies mit der Bemerkung, dass eine Obergrenze immer auch die Kosten decken und keine neuen ungedeckten Kosten für den

„In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst“.. André Lüthi, Gründer

Please note that the USAG Wiesbaden requires a minimum of 3 business days to process your request.. We cannot guarantee that last-minute requests will be processed

Rollen, schwimmen, tauchen oder über schwieriges Gelände „gehen“: Roboter werden entwickelt und eingesetzt, um Aufklärung auch unter Wasser zu leisten, verletzte Soldaten

Herzlich bedanken möchte ich mich bei meinen ehemaligen Kollegen und Kolleginnen am Lehrstuhl für Strafrecht III, stellvertretend genannt seien hier die wissenschaftlichen