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Archiv "Organspenden: Eindringlicher Appell" (07.08.2006)

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ereitwillig bewies der Bundes- außenminister, dass es sich bei ihm nicht nur um fromme Worte handel- te. Wie selbstverständlich zückte Frank- Walter Steinmeier (SPD) seinen Or- ganspenderausweis, als ihn Besucher der Wohltätigkeitsveranstaltung „Wir Kin- der vom Ederhof“ im Schauspielhaus Hannover danach fragten. Bei der großen Mehrheit in Deutschland ver- misse er aber dieses Engagement, be- klagte Steinmeier als Gastredner der Be- nefizmatinee der Rudolf-Pichlmayr-Stif- tung für das von ihr geführte Kinderre- habilitationszentrum in Tirol. Zwar be- kundeten zwei Drittel aller Bürger, dass sie Organspenden gut fänden. „Aber ge- rade mal zehn Prozent sind dann dazu auch wirklich bereit“, sagte Steinmeier.

So stünden den jährlich 10 000 Patien- ten, die Niere, Leber, Herz oder Lunge benötigten, nur 3 500 Spenderorgane zur Verfügung. „Aus diesem Missverhältnis müssen wir herauskommen“, appellierte der Minister. Es gehe darum, durch bes- sere Information eine breitere gesell- schaftliche Basis für Organspenden zu schaffen.

Einen Schritt weiter ging Prof. Chri- stoph Broelsch, der Direktor des Trans- plantationszentrums Essen. „Jeden Morgen, wenn ich aufwache, sind drei bis fünf Menschen gestorben, weil sie

kein passendes Organ gefunden ha- ben.“ Er habe kein Verständnis für die vielen Vorbehalte. Freiwilligkeit reiche nicht mehr aus. „Deshalb muss ein an- deres Gesetz her.“

Berührende Beispiele

Wie dringlich Organspenden auch und gerade für Kinder sind, zeigten einmal mehr die berührenden Beispiele vom Ederhof in Stronach in Tirol. 2 000 Kin- der und ihre Familienangehörigen wur- den seit 1992 in dem von Prof. Rudolf Pichlmayr und seiner Frau Prof. Ina Pichlmayr gegründeten Rehabilitati- ons- und Dialysezentrum betreut. In ei- ner ganzheitlichen Therapie erholen sich die Kinder und Jugendlichen nicht nur von ihren anstrengenden Operatio- nen, sie werden auch dabei unterstützt, (zurück) in den Alltag zu finden. „Ihnen wird dort der Schlüssel zum Weg in ein neues Leben gegeben“, sagte Prof. Eck- hard Nagel, Vorsitzender der Pichl- mayr-Stiftung.

Marvin ist einer von ihnen. Im Alter von zwölf Tagen bekam er eine neue Leber transplantiert. Seitdem kommt der heute Zehnjährige jedes Jahr zum Ederhof. „Wir machen hier viel Gym- nastik und wandern viel“, berichtet der Fan vom Hamburger Sportverein. Dass es ihm anfangs gar nicht behagte, „auf den Berg hochgescheucht“ zu werden,

gibt er nur zögernd zu. Inzwischen schafft er auch das spielend. Die Schule leidet während seiner Kuren nicht.

„Die schicken mir die Aufgaben in Ma- the und Deutsch per Fax zum Eder- hof.“ „Das macht ihm Spaß“, erzählt Marvins Mutter Manuela Schild fröh- lich. Die Norderstedterin und ihre sie- benjährige Tochter begleiten den klei- nen Patienten bei fast jedem Aufent- halt nach Tirol.

Der Austausch der Betroffenen steht im Mittelpunkt der Therapie in Tirol.

Die Kinder und ihre Eltern bildeten dort eine „Schicksalsgemeinschaft“, be- tonte Dr. Anne Schattenfroh, die Reha- Leiterin des Ederhofs. Die gesamte Fa- milie einbeziehen, das gehört von An- fang an zum Konzept des Ederhofs, die- ser in Europa immer noch einmaligen Einrichtung. In Deutschland, so bekla- gen Betroffene, gebe es immer wieder Probleme mit der Finanzierung durch die Krankenkassen. Waren früher drei Monate Aufenthalt gang und gäbe, sind es heute meist nur noch vier Wochen.

Die Pichlmayr-Stiftung kümmert sich denn auch um die materielle Hilfe für die Familien. Um das Stiftungswerk im Sinne des Gründers weiterführen zu können, baten Nagel und Steinmeier um Spenden, Patenschaften und ehren- amtliches Engagement.

Beide würdigten das Werk Rudolf Pichlmayrs. Der 1997 verstorbene Me- diziner leitete viele Jahre die Abdomi- nalchirurgie und Transplantationsmedi- zin an der Medizinischen Hochschule Hannover. Pichlmayr übertrug als Er- ster in Europa Kindern Spenderorgane.

Schon früh erkannten der Chirurg und seine Frau, dass es aber allein mit der Transplantation nicht getan ist, dass die Betreuung der jungen Patienten nach der Operation mindestens genauso wichtig ist. Daraus wurde die Idee der Stiftung und später des Reha-Zentrums Ederhof geboren. Peter Mlodoch P O L I T I K

Organspenden

Eindringlicher Appell

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat die Bundesbürger aufgefordert, anderen Menschen durch eine Organspende neues Leben zu schenken.

In einer ganzheitlichen Therapie erholen sich transplantierte Kinder und Jugendliche auf dem Ederhof in Tirol.

Foto:Ederhof

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