Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 11⏐⏐16. März 2007 A685
A K T U E L L
GESUNDHEITSWIRTSCHAFT
Europa als Motor
Die Bundesregierung er- hofft sich von einer stär- keren europäischen Zu- sammenarbeit im Ge- sundheitsbereich Impul- se auch für die deutsche Wirtschaft. „In Deutsch- land arbeiten bereits 4,3 Millionen Beschäftigte im Gesundheitswesen“, sagte Bundesgesundheits- ministerin Ulla Schmidt (SPD) auf einer vom nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium und dem European Public Health Centrum NRW veranstalteten Konferenz in Düsseldorf.
Allein 2004 und 2005 seien 27 000 neue Arbeitsplätze hinzuge- kommen. Schmidt verwies darauf,
dass die Standortbedingungen für die Pharma-, Biotechnologie- und Me- dizinprodukteindustrie in Deutsch- land, verglichen mit anderen euro- päischen Ländern, besser seien als ihr Ruf. Ein regelmäßiger Erfah- rungsaustausch über die Grenzen hinweg sowie Kooperationen könn- ten die Dynamik weiter beschleuni- gen. Die EU-Verordnung zu Kinder- arzneimitteln verdeutliche zudem, welchen konkreten Nutzen grenz- überschreitende Kooperationen für die medizinische Versorgung haben können, sagte Schmidt. Gleiches gelte für die Arzneimittelforschung im Bereich seltener Krankheiten.
Aus Sicht von Schmidt wäre es außerdem wünschenswert, europa- weit gemeinsame Standards für die Kosten- und Nutzenbewertung neu- er Arzneimittel und Therapieverfah- ren zu entwickeln. ps
Der therapeutische Ansatz des Maß- regelvollzugs (MRV) ist durch ge- stiegene Einweisungszahlen, ver- bunden mit einem Rückgang der Entlassungen, stark gefährdet. Diese Ansicht vertraten Experten in einer Anhörung im Rechtsausschuss des Bundestages zu zwei Gesetzentwür- fen der Bundesregierung und des Bundesrates, die dieser Entwick- lung entgegenwirken sollen (siehe auch DÄ, Heft 38/2006).
Fasse man das Beste aus beiden Gesetzesvorlagen zusammen, kön- ne man sinnvolle Regeln schaffen, sagte Rolf Hannich, Bundesanwalt beim Bundesgerichtshof. Es gelte einen fairen Ausgleich zu finden zwischen den Sicherheitsinteressen der Gesellschaft und der Freiheit des Einzelnen. Spektakuläre Fälle ausgebrochener Häftlinge aus dem MRV dürften nicht überbewertet werden. Solle der Maßregelvollzug bei vertretbaren Kosten saniert wer- den, müsse sich die forensische Psy- chiatrie auf ihre Kernaufgaben be- schränken, betonte Prof. Rüdiger Müller Isberner vom Zentrum für Soziale Psychiatrie, Haina. Eine zu großzügige Auslegung des MRV als
Eigentlich wissen wir doch, wie es geht – wir müssen es nur umset- zen, das Glücklichsein. Eine Mehr- heit der Deutschen, das zumindest ergab eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD) im Auftrag der Zeitschrift „emotion“, glaubt an die Beeinflussbarkeit des Glücksempfindens. Und wer daran glaubt, sein Lebensglück selbst in der Hand zu haben, ist konsequen- terweise auch häufiger glücklich,
fand das IfD heraus. Das kann man jetzt – um professioneller zu klin- gen – im Sinne des Trend- und Zukunftsforschers Matthias Horx
„Selfness“ nennen. Damit kann man sich auch, wie die Sozial- psychologin Dr. phil. Elisabeth Auhagen, wissenschaftlich fundiert beschäftigen. Glücklich sein und positiv denken kann man aber auch einfach nur zu leben versuchen.
Dass dies nicht immer einfach ist, zeigt die Zunahme an depressi- ven Erkrankungen. Gründe für die- se Entwicklung gibt es genug. Den- noch hilft manchmal ein Blick auf die elementaren und kleinen Dinge im Leben, um dem Glücklichsein wieder näher zu kommen. So be- zeichnete beispielsweise die Mehr- heit der Befragten als Glück, ge- sund zu sein, lieben zu können und geliebt zu werden – sei es von der Familie, dem Partner oder von Freunden. Glücksgefühle lassen sich auch aus einem Spaziergang durch die Natur, Musik oder einem Erfolgserlebnis bei der Arbeit schöpfen.
Diese Sicht auf die Dinge ist sicherlich für manchen weitaus schwieriger, als sein eigenes Un- glück auf das Schicksal zu schie- ben. Sie scheint aber zu gelingen:
über zwei Drittel der Menschen sind der Studie zufolge zumindest tendenziell glücklich.
RANDNOTIZ
Martina Merten
Glück erlernen
Sicherungsinstrument mache ihn zu einer Verwahranstalt für schwierige Kriminelle. Darunter hätten tatsäch- lich psychisch Kranke zu leiden.
Hierzu sei in den Gesetzentwürfen nichts zu finden. Prof. Dr. med. Nor- bert Nedopil, Forensische Psychia- trie der Universität München, kriti- sierte die Gesetzentwürfe als kaum durchschaubar. Besser als neue Ge- setze zu erlassen sei es, die Dienst- leistung des MRV zu verbessern.
Hierfür müsste mehr Geld zur Ver- fügung gestellt werden. PB MASSREGELVOLLZUG
Auf Kernaufgaben beschränken
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Beschränkung auf die Kernauf- gaben:Maßregel- vollzug ist keine Verwahranstalt für schwierige Krimi- nelle.
Ulla Schmidt be- tonte den Nutzen grenzüberschrei- tender Kooperatio- nen.