ie Deutsche Angestellten- Krankenkasse (DAK), Ham- burg, erzielte mittels Forsa- Umfrage das Echo, das sie offenbar hören wollte: 53 Prozent der Er- wachsenenbevölkerung wollen, dass die Krankenkassen über mehr Ge- sundheitsdaten verfügen, um so an- gebliche Schwachstellen aufzudecken und abstellen zu können. Die Dia- gnosedaten in der Verfügungs- und Definitionsmacht der Krankenkassen seien wichtig, um die Krankenversi- cherten gezielter beraten und Vorsor- geprogramme an die Frau oder den Mann bringen zu können. Die Mehr- heit der Befragten (52 Prozent) gab an, dass die Krankenkassen über sämtliche Abrechnungsdaten verfü- gen sollten, um die Leistungsabrech- nungen genauer und lückenlos über- prüfen zu können.
Votum für eine erweiterte Chipkarte
Die Versicherten sprechen sich auch für eine erweiterte Versicherten- Chipkarte aus. So könnte eine umpro- grammierte Krankenversichertenkar- te derart erweitert werden, dass stan- dardisierte Informationen über die Blutgruppe des Versicherten, über die Hauptdiagnosen und -therapien ge- speichert werden. Die Karte ließe sich auch zugunsten des Arztes nutzen:
Behandelnde Ärzte und Notfallärzte erhielten so Zugriff auf wichtige me- dizinische Informationen. 56 Prozent der an der Umfrage beteiligten Bür- ger meinen, dass der Arzt bei grö- ßerem Datenfundus es leichter habe, seine Behandlungsobliegenheiten zu verrichten und Ausgaben zu sparen.
52 Prozent der Befragten wollen selbst bestimmen, wer einen Zugang
zu den Informationen auf der Chip- karte haben sollte. 37 Prozent be- fürchten, dass die Gefahr des Miss- brauchs von Patientendaten zuneh- me. Hierbei sind die Befragten mit einem qualifizierten Ausbildungsab- schluss (47 Prozent) in der Überzahl, 47 Prozent der jüngeren Generation (unter 30 Jahre) hatten Vorbehalte. 52 Prozent der westdeutschen Bürger lassen sich beim Arztwechsel mei- stens Röntgenbilder und 40 Prozent die Kopien der Untersuchungsbefun- de vom Arzt aushändigen. 20 Prozent der Befragten haben kein Interesse an solchen Zusatzinformationen.
Mehr Daten für bessere Kontrolle
67 Prozent der Versicherten wol- len einen intensiveren Datenaus- tausch. Mehr als die Hälfte meint, dass dadurch die Krankenkassen die Abrechnung der Leistungserbringer, insbesondere der Ärzte, besser prü- fen könnten. 29 Prozent befürchten keinen Missbrauch der Patientenda- ten. Sie halten die geltenden Daten- schutzvorschriften für ausreichend.
Auch hier gibt es Unterschiede zwi- schen West- und Ostdeutschen. 38 Prozent der Ostdeutschen befürchten keinen Datenmissbrauch; bei den Westdeutschen ist das Vertrauen in den Gesundheitsdatenschutz mit 26 Prozent niedriger.
72 Prozent meinen, dass Ge- sundheitsdaten außer den Patienten selbst nur den Arzt etwas angehen.
Einhellig ist die Meinung, dass eine erhöhte Datentransparenz dazu bei- tragen könne, die Ausgaben besser zu kontrollieren und Doppel- sowie Mehrfachuntersuchungen einzudäm-
men. Dr. Harald Clade
A-974 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 15, 14. April 2000
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