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Archiv "Spätabbrüche: Irreführend" (17.11.2006)

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A3094 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 46⏐⏐17. November 2006

B R I E F E

SPÄTABBRÜCHE

Die ärztliche Bera- tung bei der Präna- taldiagnostik ist in der Diskussion (DÄ 40/2006: „Spät- abbrüche nach Pränataldiagnostik:

Der Wunsch nach dem perfekten Kind“

von Annegret Braun).

Aufklärung findet nicht statt

Wie schön, dass Sie einen Artikel ver- öffentlichen, der uns doch sehr aus dem Herzen spricht und endlich ein minimaler Schritt zu mehr Ehrlichkeit zu diesem Thema ist. Nachdem wir bei einer Schwangerschaft erleben mussten, wie viel Kraft und Wider- stand man aufbringen muss, um bei einem fraglichen Befund in der 13.

Schwangerschaftswoche eben nicht die komplette Maschinerie überge- stülpt zu bekommen, kann man die kritischen Töne von Frau Braun nur begrüßen. Eine wirkliche Aufklärung von Betroffenen findet nicht statt, stattdessen wird einem immer nur ge- sagt, was man „abklären muss“

. . . Was das teilweise an seelischen Kämpfen und Qualen bei anderen hervorruft, haben wir dann in mehrfa- chen Gesprächen mit anderen Eltern, die durch die Maschinerie ge- dreht wurden und am Ende doch ein gesundes Kind bekamen, erfahren.

Von daher kann man der Pränataldia- gnostik nur zurufen, dass sie wirklich Grenzen überschritten hat. Und der Wunsch nach dem perfekten Kind muss unserer Gesellschaft ganz schnell wieder abgeschminkt werden.

Dr. med. Antje Rathke, Dr. med. Volker Rathke, Zur langen Fuhr 30, 56332 Wolken

Mehr Hilfe für Behinderte

Als niedergelassene Frauenärztin ist mir besonders der Aspekt des aus- führlichen Beratungsgesprächs vor Beginn jeder pränatalen Diagnostik wichtig. Den Schwangeren und be- sonders auch den werdenden Vätern, die ja oft besonders technikgläubig sind, muss bewusst gemacht werden, dass neben unauffälligen Screening- Befunden, die natürlich der Beruhi- gung und Minderung von Ängsten dienen können, jede auch noch so kleine Normabweichung nach mei- ner Erfahrung häufig das weitere Schwangerschaftserleben negativ be- lasten kann. Ursächlich für die von Annegret Braun richtig beschriebe- nen Trends in Richtung Selektion ist allerdings die zunehmende Ökono- misierung aller Lebensbereiche. Nur eine kinder- und behindertenfreund- liche Gesellschaft kann helfen, dem propagierten Wunsch nach „dem per- fekten Kind“ zu widerstehen.

Dr. med. Angelika Linckh,Frauenstraße 2 c, 70199 Stuttgart

Irreführend

Eine Beratung im Rahmen einer PND ist eine genuine ärztliche Tätigkeit, die ein zentraler und unverzichtbarer Bestandteil der Arzt-Patient-Bezie- hung immer schon war und sich auf- grund der Erfordernisse in den letzten Jahren immer weiter intensiviert hat.

Die Art und die Durchführung dieser Beratung sind unter Berücksichtigung der individuellen Situation der Rat su- chenden Patientin bzw. des Elternpaa- res so umfassend wie möglich, neutral und ergebnisoffen. Im Gegensatz zu der von der Autorin wiedergegebenen persönlichen Auffassung liegt dieser Beratung nicht das Ziel zugrunde, die Schwangerschaft im Fall einer de-

tektierten fetalen Pathologie zum Ab- bruch zu führen. Die Erfordernisse für eine umfassende Beratung implizie- ren – dies ist im Übrigen in der zivil- und strafrechtlichen Forensik verankert – die Nennung aller Entscheidungsal- ternativen, mithin auch die Option ei- nes Schwangerschaftsabbruchs. Der Vorschlag der Autorin, der Patientin die letztgenannten Entscheidungs- möglichkeiten bewusst vorzuenthal- ten, entbehrt nicht nur das Wissen um aktuelle rechtliche Grundlagen, son- dern widerspricht auch der geforder- ten und notwendigen ergebnisoffenen ärztlichen Beratung und dem ehrli- chen Umgang miteinander. Hauptin- tention des beratenden Gesprächs ist es, die Patientin bzw. das Elternpaar in die Lage zu versetzen, aus der Sy- nopse aller zur Verfügung stehenden Informationen ihre eigene Entschei- dung zu finden. Im Rahmen dieses Entscheidungsfindungsprozesses sind außerärztliche psychosoziale Bera- tungen im Einzelfall eine sinnvolle Ergänzung. Die Erfahrung lehrt, dass die Frage der Fortsetzung der Schwangerschaft hochgradig beein- flusst wird durch das familiär-soziale, vor allem aber durch das partner- schaftliche Umfeld. In der Tat entsteht hier ein Rechtfertigungsdruck, aller- dings nicht in erster Linie gegenüber dem Arzt. Bedauerlich ist, dass im ge- nannten Artikel undifferenzierte, po- larisierende und irreführende Begriff- lichkeiten verwendet werden. Eine befriedigende Lösung des Umgangs mit der zugrunde liegenden diffizilen Thematik – auch unter Würdigung moralisch-ethischer Aspekte – lässt sich nur in einer kooperativen Atmos- phäre aller Beteiligten finden.

Für den Vorstand des Berufsverbandes niedergelas- sener Pränatalmediziner e.V.:

Dr. med. Robin Schwerdtfeger, Podbielskistraße 122, 30177 Hannover

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