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Archiv "Ärztliche Maßnahmen am Computer" (16.11.2001)

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S C H L U S S P U N K T

[96] Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 46½½½½16. November 2001

A

nfang November avan- cierte die Degussa AG zum Börsenschreck par excellence. Nur innerhalb ei- nes Tages verlor die Aktie glatte zehn Prozent ihres Wertes. Seitdem versucht sie sich auf einem Niveau um 25 Euro zu halten.

Die harsche Reaktion des Marktes war letztendlich die Quittung für eine völlig über- raschende Gewinnwarnung.

Lange genug hatte nämlich der Düsseldorfer Spezial- chemiekonzern versucht, die Anleger bei Laune zu halten und auf die im Vergleich zur Konkurrenz geringere Kon- junkturabhängigkeit hinge- wiesen. Selbst nach den Ter- roranschlägen des 11. Sep- tember änderte die Degussa ihre positive Einschätzung der Lage nicht. Die Gewinn- warnung war also ein richtiger

Schlag ins Kontor. Eine Fort- schreibung des Betriebsge- winnes sei nicht mehr drin, meldete der Vorstand locker, vielmehr müsse sich die Börse auf einen Rückgang von 20 bis 30 Prozent einstellen.

Was jetzt? Reihenweise (natürlich erst nach der schlechten Kunde) haben die Experten bundesweit die Ak- tie der Degussa herunterge- stuft und vertreten dabei uni- sono die Meinung, dass aus der Branche auch in Zukunft mit schlechten Nachrichten gerechnet werden müsse. Die Profis raten unter dem Strich eher zu einem Verkauf der Aktie. Meine Meinung ist

das nicht. Zwar hat Degussa in dieser einen Woche ge- zeigt, dass sie doch konjunk- turabhängiger sind als bis- lang vermutet. Auf der ande- ren Seite ist das Düsseldor- fer Unternehmen in vielen Vorproduktbereichen Welt- marktführer und dürfte da- her von einem Aufschwung der Wirtschaft recht zeitnah profitieren. Kaufen und ge- duldig abwarten wäre hier also vielleicht doch sinn- voller.

Ein ähnliches Debakel er- lebten die Fans der Heidel- berger Druckmaschinen AG, sogar noch um einige Nuan- cen schlimmer. Seit Jahren

gelten die Produkte der „Hei- deldruck“ in aller Welt quasi als Mercedes dieser Branche.

Gleichwohl musste das Un- ternehmen jüngst Rückgänge im zweistelligen Bereich ver- melden.

Als die erste Prognose – Umsatzrückgang von zehn Prozent, Nettoergebnis nur noch 200 statt 283 Millionen Euro – über die Ticker lief, purzelte der Börsenkurs bin- nen Stunden um 17 Prozent auf unter 40 Euro.

Diese Bestrafung durch die Börse halte ich für klar über- trieben. Heidelberger Druck wird als eines der ersten Un- ternehmen von einer Erho- lung der Wirtschaft in den USA profitieren und steht auch sonst weltweit nach wie vor gut da. Allerdings ist auch bei dieser Aktie Geduld aller- erste Bürgerpflicht. ✮

Aktien

Geduldig zum Erfolg

H

aben Sie auch mal geglaubt, dass der Computer eine unbestechliche, sachliche und zuverlässige Instanz sei, die sich durch nichts aus dem Kon- zept bringen lässt?

Wahrscheinlich haben Sie längst ge- merkt, dass es keinen schlimmeren Irr- tum gibt. Ich bin inzwischen der festen Überzeugung, dass viele Computer ein- gebaute hysterische Software-Kompo- nenten haben, die jederzeit unvermit- telt die sorgfältig bearbeiteten Pro- gramme durcheinander bringen oder direkt auf den Bildschirm springen können. Therapeuti- schen Bemühungen gegenüber ist die Hysterie resistent. Auch aggressive Gegenübertragun- gen bis hin zu offenen Wut- anfällen nutzen nichts.

Der Datengigant hat natür- lich auch Komplizen, zum Bei- spiel den Drucker, der, wenn es besonders schnell gehen sollte, Massen völlig wahnwitziger, nie gesehener Schriftzeichen liefert.

Vielleicht ist uns der Computer ja auch vom Big Brother geschickt, um uns auf unsere Charakterzüge zu testen?

Reagieren wir mit ohnmächtiger De- pression – oder schlagen wir womöglich auf unschuldige Tastaturen ein, um diese zur Vernunft zu bringen?

„Die ganze Welt ist gegen mich.

Sogar mein Computer verweigert sich mir!“

Haben Sie auch schon von der guten al- ten Schreibmaschine geträumt, die Sie erst neulich zum Sperrmüll getragen haben?!

Die gehorchte wenigstens den Gesetzen der Mechanik: Nach Wutanfällen ließen sich Typenhebel wieder entwirren . . .

Für ärztliche Maßnahmen am Compu- ter müssen wir Summen hinlegen, für die wir am Patienten lange arbeiten dürfen.

Ein Hausbesuch des Computer-Notarz- tes – fast unbezahlbar! Was nützt mir der Aldi-Computer mit dem guten Tester- gebnis, wenn er dann doch kränkelt und die Kuren immer teurer werden? Der gute Rat eines Computer-„Fachmanns“

nach einer Stunde Diagnose-Suche und nachdem er ihn endgültig lahm gelegt hatte: „Am besten, Sie kaufen sich einen neuen!“ Das hätte ich mir kostenlos auch selbst sagen können. Trotz der versuch- ten Sterbehilfe läuft mein altes statio- näres Gerät weiter – mit verbessertem Arbeitsspeicher. Dass mein neuer Lap- top mit angeblich vielfach höherer Geschwindigkeit echt schneller läuft, halte ich nach wie vor für ein Gerücht.

Dr. med. Helmut Kolitzus Post Scriptum

Börsebius

Zeichnung:

Reinhold Löffler

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