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Archiv "Körperbilder: Auguste Rodin (1840–1917) — Allegorie sinnlicher Liebe" (11.10.2013)

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[64] Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 41

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11. Oktober 2013

KÖRPERBILDER: AUGUSTE RODIN (1840–1917)

Allegorie sinnlicher Liebe

W

eibliche und männliche Körper, die sich um- schlingen, die sich zärtlich aneinander schmie- gen oder aber voneinander losreißen, sind ein zentrales Thema im Œuvre Rodins, des großen Bildhauers an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert. Keines die- ser Paare erlangte allerdings solche Berühmtheit wie die Protagonisten seines „Kusses“. Als Inbegriff und Allegorie sinnlicher Liebe avancierte die Skulptur zur Bild-Ikone. Die hier abgebildete, derzeit in Edinburgh ausgestellte Version aus dem Besitz der Londoner Tate Gallery ist eine von drei lebensgroßen Marmorfassun- gen, die zu Lebzeiten Rodins entstanden. Er porträtierte darin Dantes ehebrecherische Liebende Francesca da Rimini und ihren Schwager Paolo Malatesta, die auf- grund ihrer Sünde zur Hölle verdammt waren. Bei der Lektüre der mittelalterlichen Sage „Lancelot und Gino- ver“ verliebten und küssten sie sich. Das Buch kann man in Paolos linker Hand erkennen.

Die physische Präsenz der miteinander verbunde- nen, völlig nackten Körper schockierte und begeisterte das Publikum der Jahrhundertwende, zumal Rodin auf die üblichen mystischen Ausschmückungen verzichte- te. Damit stellte er Paolo und Francesca in einen zeitlo-

sen Kontext. Ihre umeinander verdrehten Leiber, ihre verschlungenen Gliedmaßen und Muskeln sind Aus- druck verkörperter seelischer Zustände zwischen Frau und Mann. Prof. Dr. Anne-Marie Bonnet, Kunsthistori- kerin an der Universität Bonn, verweist auf die Kom- plexität und ikonografische Offenheit der von Rodin

„allansichtig“ konzipierten monumentalen Plastik:

„Umschreitet man die Gruppe, so kommen Zweifel auf an der Innigkeit des Kusses.“ Dann offenbarten sich, so Bonnet, neben den harmonischen auch widerstrebende Aspekte der Geschlechtervereinigung wie die sich nicht berührenden Oberkörper oder der sich gegen den Zugriff der Partnerin spannende Rücken Paolos.

Gleichwohl stand die Erotik im Vordergrund, als die erste Marmorfassung (heute im Musée Rodin) 1898 beim Pariser „Salon“ zu sehen war. Edward P. Warren, ein reicher, in England lebender US-Sammler antiker Kunst, gab daraufhin eine analoge Version in feinstem Marmor in Auftrag, bestand aber im Vertrag auf einer Abweichung: Das Geschlechtsteil Paolos müsse voll- ständig zu erkennen sein. 1952, ein halbes Jahrhundert später, erwarb die Tate diesen legendären „Kuss“ für ih-

re Sammlung. Sabine Schuchart

Auguste Rodin: „Der Kuss“, 1901–1904, Pentelischer Marmor, 182,2 × 121,9 × 153 cm:

Ein naturalistisch dargestelltes nacktes Paar, das auf einem Felsbrocken sitzt, küsst sich leiden- schaftlich. Die Frau ist offensiver als der Mann.

Ungestüm umarmt sie ihren Liebhaber, der sie nur leicht umschlingt, hat ihren rechten Oberschenkel über seinen Schoß gelegt. Die Figuren gehen auf die berühmten Liebenden Paolo und Francesca in Dantes Göttlicher Komödie zurück.

© Tate, Purchased with assistance from the Art Fund and public contributions 1953

AUSSTELLUNG

„Rodin’s The Kiss“

Scottish National Gallery, The Mound, Edinburgh;

www.national galleries.org;

tgl. 10–17, Do. 10–19 Uhr;

bis 2. Februar 2014

S C H L U S S P U N K T

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