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Archiv "Körperbilder: Pierre-Auguste Renoir (1841–1919) – Ambiguität der Gefühle" (15.06.2012)

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[116] Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 24

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15. Juni 2012

S C H L U S S P U N K T

KÖRPERBILDER: PIERRE-AUGUSTE RENOIR (1841–1919)

Ambiguität der Gefühle

V

iel ist nicht bekannt über dieses ungewöhnliche Aktbild Renoirs, in dem ein graziler Jüngling dem Betrachter seinen perlmutterfarbenen Hintern zu- wendet und das so gar nicht an die schwülstigen Frau- enkörper seiner späteren Jahre erinnert. Modell dafür stand vermutlich der elfjährige Felix Tréhot, der Bruder seiner langjährigen Geliebten Lise Tréhot. Renoir malte in seinen Anfangsjahren fast ausschließlich Frauenakte, für die Lise oder professionelle Modelle posierten. Sei- nem einzigen männlichen Akt verlieh er sehr feinsinni- ge, elegante Züge. Scheu, in sich gekehrt, rätselhaft, auch ein wenig lasziv blickt der Junge aus dem Bild.

Seine Körpersprache unterstreicht seine Gefühle:

Schamhaft überkreuzt er seine Beine und kann die un- natürliche, unbequeme Pose nur aushalten, indem er sich mit den Armen auf einem Tisch abstützt.

Unverkennbar ist der Einfluss von Renoirs Vorbild Édouard Manet und dessen fünf Jahre zuvor entstande- nem Skandalbild „Frühstück im Grünen“, das eine nack- te Frau mit zwei bekleideten Kavalieren beim Picknick zeigt. Wie Manet lässt Renoir den bloßen Leib in kras- sem Kontrast zum schwarzem Hintergrund aufleuchten.

Auch sein Akt stellt eine reale Person dar und ist an keine mythologische oder göttliche Figur geknüpft, wie es bis

dahin üblich war und vom Publikum erwartet wurde. Re- noir, am Anfang seiner Karriere stehend und hin- und hergerissen zwischen seiner ärmlichen Herkunft, dem künstlerischen Boheme-Milieu, in dem er verkehrte, und der bourgeoisen Pariser Gesellschaft, ging aber nicht ganz so weit. Er stellte seinen Jüngling in ein bürgerli- ches Interieur mit prachtvoll ornamentierter Tischdecke und verzichtete auf die Zurschaustellung jedweder Ge- schlechtsmerkmale. Doch gerade aus der Ambiguität des nackten Körpers erwächst eine Art sexueller Zwiespäl- tigkeit, die den Künstler als subtilen Beobachter der Ge- fühlswelt seines Gegenübers ausweist.

Das 1868 entstandene bittersüße, alles andere als süß- liche Motiv gehört zum neu entdeckten Frühwerk Re- noirs. Das Kunstmuseum Basel präsentiert die Porträts, Landschaften und Stillleben der 1860er und 1870er Jah- re diesen Sommer in einer Überblicksschau und will so mit dem zuckrigen Image des Impressionisten aufräu- men, das einer adäquaten Rezeption seiner großartigen Malerei manchmal im Wege steht. Sabine Schuchart

Pierre-Auguste Renoir: „Le garçon au chat“ („Der Junge mit der Katze“), 1868, Öl auf Leinwand, 123 × 66 cm:

Den einzigen männlichen Akt im Frühwerk Renoirs könnte man auf den ersten Blick auch für ein Mädchen halten. So androgyn wirkt der nackte Körper des Jünglings, so feinsinnig und verträumt sein Gesicht, das er zärtlich an eine Katze schmiegt. Der schwarze Hintergrund und die kalte Farb - palette verweisen auf den künstlerischen Einfluss Manets, dem der junge Renoir nacheiferte.

© RMN (Musée d’Orsay) / René-Gabriel Ojéda

LITERATUR

„Renoir. Zwischen Bohème und Bourgeoisie: Die frühen Jahre“, Katalog zur Ausstellung Basel, geb. Ausgabe, 302 S., Hatje Cantz; 49,80 Euro

AUSSTELLUNG

„Renoir. Zwischen Bohème und Bour- geoisie: Die frühen Jahre“

Kunstmuseum Basel, St. Alban-Graben 16, CH-4010 Basel Di.–So.10–18 Uhr www.kunstmuseum- basel.ch

bis 12. August

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