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VARIA AUS DER INDUSTRIE
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it der Zulassung von Kogenate®, dem gen- technisch hergestell- ten Faktor-VIII-Produkt der Bayer AG, wird die Behand- lung der Bluterkrankheit Hä- mophilie A in Deutschland deutlich verbessert. Damit steht 6 000 Patienten eine Al- ternative zu den herkömmli- chen Faktor-VIII-Präparaten zur Verfügung, die aus dem Blutplasma verschiedener Spender gewonnen werden.Weltweit leiden über 200 000 Menschen an Hämo- philie A, der häufigsten Form der Bluterkrankheit. Da der genetisch bedingte Gerin- nungsdefekt (Faktor-VIII- Mangel) autosomal rezessiv vererbt wird, sind fast aus- schließlich Männer betroffen.
Blutungen, die nach banalen Mikrotraumen oder spontan auftreten, prägen das klini- sche Bild. Folgenschwer sind rezidivierende Blutungen in Muskulatur, Gastrointesti- naltrakt, Nieren und Gelen- ken.
Erst seit Ende der vierzi- ger Jahre steht den Hämophi- liekranken eine Behandlungs- möglichkeit zur Verfügung.
Damals war es gelungen, Ge- rinnungsfaktoren industriell aus menschlichem Blut zu isolieren und zu reinigen (Plasmafraktionierung nach Cohn). Ein Nachteil des Ver- fahrens ist jedoch, daß man als Grundlage „Pools" aus dem Plasma verschiedener Spender einrichten muß. Ein neues Zeitalter der Faktor- VIII-Therapie wurde einge- leitet, als 1984 zwei amerika- nische Gentechnik-Firmen unabhängig voneinander über
die erfolgreiche Klonierung und Expression des menschli- chen Gerinnungsfaktors-VIII berichteten.
Noch im gleichen Jahr schloß Bayer mit der Firma Genentech einen Lizenzver- trag ab und erwarb damit die exldusiven Rechte an dem re- kombinaten Faktor-VIII (rF VIII).
Auf dieser Basis über- nahm Miles, die amerikani- sche Tocher der Bayer AG, die weitere Entwicklung des Produktes. Um höchste Qua- lität und Virussicherheit zu erreichen, wurde mit großem technischen Aufwand ein ge- nau definierter und kontrol- lierter Herstellungsprozeß er- arbeitet.
Zunächst wurde das menschliche Gen für die Pro- duktion von Faktor-VIII in Hamsternierenzellen inte- griert. In Kulturmedien pro- duzieren diese Zellen dann neben tierischen Stoffwech- selprodukten auch den huma- nen rF VIII, der nun in einem vierstufigen Reinigungsver- fahren isoliert und gereinigt wird (zum Beispiel Ionenaus- tauscher, Gelfiltration). Der leistungsfähigste Schritt der Reinigung ist jedoch die Im- munaffinitäts-Chromatogra- phie mit Faktor-VIII-spezifi- schen Antikörpern, die an ei-
ne feste Glasmatrix gebunden sind.
Wird die Produktionslö- sung aufgetragen, so binden die monoklonalen Antikörper zwar „zielsicher" den rekom- binanten Faktor-VIII, nicht aber mögliche Verunreini- gungen. Insgesamt werden mehr als 600 Sicherheitstests vor, während und nach der Produktion von Kogenate®
durchgeführt. Auf diese Wei- se wird eine größtmögliche Sicherheit vor mikrobieller oder viraler Kontamination gewährleistet. Als Stabilisa- torlösung wird dem rF VIII pasteurisiertes Human-Albu- min hinzugefügt; Rinderse- rum oder Rinderalbumin werden nicht verwendet.
Die ausgezeichnete Wirk- samkeit, Verträglichkeit und Sicherheit von Kogenate®
wurde weltweit bei mehr als 250 Patienten im Rahmen von klinischen Studien belegt;
dabei befanden sich viele Hä- mophiliekranke in Langzeit- studien von mehr als fünf Jahren. Nur selten traten Ne- benwirkungen auf, die auch von herkömmlichen Faktor- VIII-Konzentraten bekannt sind. Antikörperbildungen gegen die in der Produktion eingesetzten Proteine und kli- nische Reaktionen, die auf ein erhöhtes allergenes Po- tential hingewiesen hätten, wurden nicht beobachtet. Im Rahmen der Kogenate®-The- rapie bleibt auch die Immun- funktion unbeeinflußt — so- wohl bei HIV-seronegativen als auch bei HIV-seropositi- ven Patienten.
Die aussagekräftigsten Er- gebnisse zur Verträglichkeit und Sicherheit eines neuen Faktor-VIII-Präparates er- hielt man jedoch vor allem bei Kleinkindern, bei denen die Hämophilie A neu diagnosti- ziert wurde; denn die Entste-
hung von neutralisierenden Antikörpern — eine schwere Komplikation der Therapie
— wird bei unbehandelten Patienten meist nach den er- sten Faktor-VIII-Gaben be- obachtet. Von 99 mehrfach mit Kogenate® behandelten Kindern entwickelten 19 An- tikörper. Diese Inzidenz ist vergleichbar der herkömmli- chen Therapie mit Plasma- Faktor-Konzentraten. Bei acht Kindern konnte die Ko- genate®-Behandlung den- noch weitergeführt werden;
und bei vier Patienten wurde der Antikörper mit Hilfe der Immuntoleranztherapie er- folgreich behandelt.
Kogenate® ist bereits in den USA, Kanada, Neusee- land, Japan und England auf dem Markt; in der Schweiz wurde der Wirkstoff bereits registriert. Und vom „Euro- päischen Arzneimittelspezia- litäten-Ausschuß" wurde die Empfehlung zur Zulassung in der Europäischen Union (EU) ausgesprochen. In der molekularbiologischen „pipe- line" der Bayer AG bezie- hungsweise in der klinischen Prüfung befinden sich ein monoklonaler TNF-Antikör- per zur Behandlung des septi- schen Schocks und ein Alpha- 1-Proteinaseinhibitor zur Therapie eines genetisch be- dingten Enzymmangels (Kli- nik: Lungenemphysem).
Langfristiges Ziel des Kon- zerns ist die kausale Therapie der Hämophilie A durch Ein- schleusen des fehlenden Gens in menschliche Körperzellen.
Hierfür wurden breits For- schungs- und Kooperationsab- kommen abgeschlossen. zyl
Kurz informiert
Omniscan® — Der norwe- gische Pharmakonzern Nyco- med bietet nun auch in Deutschland für die Magnet- resonanz-Tomographie das nichtionische Kontrastmittel Omniscan® an. Das Kontrast- mittel ist gut verträglich und weist geringste Toxizität auf, es ist für alle Untersuchungen im Bereich des Zentralner- vensystems zugelassen. pe
Kogenate: rekombinanter Faktor-VIII
Eine Alternative für Plasma-Präparate
A-2264 (66) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 34/35, 29. August 1994