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Archiv "Karlheinz Stockhausen informiert über das bisher aufwendigste Langzeitprojekt zeitgenössischer Musik: Sieben Tage aus LICHT" (11.09.1985)

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Teatro alla Scala, Milano, Archivio Fotograf ico

Karlheinz Stockhausen informiert über das bisher aufwendigste Langzeitprojekt zeitgenössischer Musik

Sieben Tage aus LICHT

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Kulturmagazin

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eit 1977 komponiere ich ein musikdramatisches Werk in sieben Teilen. Je- der Teil hat den Namen eines Wochentages, und jeder Wochentag ist ja bekanntlich nach Lichtkörpern — Sonne, Mond, Planeten — benannt.

Die Woche LICHT soll aus sie- ben Abenden bestehen. Montag ist der Evatag, ein Fest der Neu- geburt. Eva ist der Geist, der für die Erneuerung der Qualität der Wesen auf den verschiedenen Planeten maßgebend ist. Es wird zwei Geburtsfeste geben an diesem Montag. Das erste mißrät — das zweite wird sehr schön. Dienstag ist der offene Konflikt zwischen Luzifer und Michael: Martedi, Marstag, Tag des schärfsten Kampfes. Mitt-

woch ist der Tag der Konsolidie- rung, auch Einigung: Alle drei versuchen zusammenzuarbei- ten. Mittwoch ist der Wotanstag, Wednesday, Merkurtag. Don- nerstag, Jupitertag, ist Michaels- tag. Freitag, Venustag, ist der Tag der Versuchung Evas, einer Versuchung durch Luzifer mit einem sehr komplexen, auf dem Unterschied der Geschlechter basierenden Konflikt. Samstag ist der Saturnstag oder Satans- tag, Luzifers Tag. Und Sonntag ist der Tag der mysthischen Ver- einigung von Eva und Michael, der die Voraussetzung schafft für die Neugeburt des Montag.

Und so ist LICHT ein Zyklus, der weder Anfang noch Ende hat.

Also versucht dieses Werk LICHT, den Wochentagen (die

Der Komponist Karlheinz Stockhausen erklärt für die Leser des „Kultur- magazins"

seinen auf sieben Abende angelegten Opern-Zyklus

„LICHT"; die Oper des

„Donnerstag aus LICHT"

wird zur Zeit in London aufgeführt.

Das musikdra- matische Werk

„LICHT"

beschäftigt Stockhausen nunmehr seit vielen Jahren

2656 (88) Heft 37 vom 11. September 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Stockhausen erklärt sein „LICHT"

von den allermeisten Menschen überhaupt nicht bedacht wer- den, für sie auch gleich sind oder austauschbar) einen neuen Sinn zu geben. „Neu" ist das musikdramatische Werk. Nicht neu ist der „Sinn", den ich durch Vertiefung in die Tradition dieses Planeten wiederentdek- ke und den ich durch intuitive Versenkung in die Bedeutung jedes Wochentages zum Thema eines musikalischen Werkes mache.

Eine Szene vom Dienstag aus LICHT, „Der Jahreslauf", wurde 1977 im Auftrag des National- theaters Tokio für das kaiserlich- japanische Gagaku-Ensemble (Tänzer und Orchester) in Japan geschrieben und im National- theater Tokio uraufgeführt. Es folgten sechs Aufführungen der zirka 65 Minuten dauernden Szene in der Pariser Oper mit ei- nem Spezialorchester aus Köln und vier Karate-Meistern als

„Jahresläufer".

Michael ist verkörpert in drei Gestalten

Der Donnerstag aus LICHT wur- de 1981 in der Mailänder Scala uraufgeführt und siebenmal wiederholt (die nächste Insze- nierung findet im September 1985 in der Royal Opera — Co- vent Garden — London statt).

Donnerstag aus LICHT hat drei Akte. Der erste Akt heißt „Micha- els Jugend", und die erste Sze- ne heißt „Kindheit", die zweite

„Mondeva", die dritte „Ex- amen". Dann kommt der zweite Akt mit dem Namen „Michaels Reise um die Erde". Der dritte Akt heißt „Michaels Heimkehr"

mit den Szenen „Festival" und

„Vision"; diese Titel beschrei- ben bereits den Inhalt.

Das ganze Werk ist der Jupiter- tag, der Michaelstag, der Don- nerstag aus LICHT. Michael ist dreifach in den agierenden Per- sonen. Eine dieser Personen ist

seine Stimme, nämlich ein Te- nor, die zweite ist sein Instru- ment, ein Trompeter, und die dritte Person ist sein Körper, al- so ein Tänzer. Dieser Michael wird sehr bald erkannt als Ema- nation des seit Urzeiten bekann- ten Michael, der in den germani- schen Sprachen Donar oder Thor heißt, Toth bei den Ägyp- tern, Hermes bei den Griechen oder Jupiter bei den Römern.

Nach ihm sind die Donnerstage bei diesen Völkern benannt. Bei uns ist es der Donars-Tag, im Englischen der Thurs-day, bei

Karlheinz Stockhausen ist einer der umstrittensten Komponisten der Neu- en Musik, aber auch einer ihrer inter- national gefeierten Wegbereiter

den Römern der lovis-Tag oder der Giovedi. In der ältesten Tra- dition, die aufs Indische zurück- geht, ist Michael Mithra, und bei den Hebräern ist Michael der Schutzgeist des ganzen Volkes, so, wie er der Volksheilige der Deutschen ist.

Es geht darum, daß Michael, ein zeitloser, ewiger und immanen- ter, immer präsenter Geist, der das Geschick auch dieses Pla- neten lenkt, sich als eine Ema- nation in einen Menschen inkar- niert. Ein wichtiger Aspekt die- ses Werkes ist, daß zum ersten

Male in der Geschichte des Mu- siktheaters Instrumentalisten genauso wichtig werden wie Sänger, und daß sie auf der Büh- ne als Darsteller, manchmal so- gar wie Akrobaten, agieren. Es sind ausgesuchte und beson- ders ausgebildete Instrumenta- listen; sie sind sogar teilweise flexibler als die Sänger, wenn ich an die Bassetthornistin Su- zanne Stephens denke, die ja vorher jahrelang „Harlekin" ge- tanzt und gespielt hatte, oder an den Posaunisten Mark Tezak, für den ich einen Part im „Dra- chenkampf" komponierte, in dem er einen mit der Musik syn- chronisierten Steptanz während des Posaunenspiels als Torero tanzt.

Komposition der Schritte und Bewegungen

Die drei Tänzer als Körper von Michael, Eva und Luzifer sind ebenso wichtig. Es gibt viele Teilszenen als Soli, Duette, Ter- zette, Quartette usw. bis zu No- netten, in denen die dreimal drei Solisten mehr oder weniger gleichberechtigt sind. In diesen Szenen sind Handbewegungen und Kopfbewegungen aller Be- teiligten (also auch der Sänger und Instrumentalisten), manch- mal jeder einzelne Fußschritt komponiert, und zwar im Rhyth- mus und in der Intensität syn- chron mit der Musik. Für die Be- wegungen der Hände, des Kör- pers und der Schritte des Tän- zers habe ich eine besondere Notation erfunden. Wenn zum Beispiel Michael ein „Examen"

als Tänzer macht, ist die Bühne in eine chromatische Skala von links bis rechts aufgeteilt (bei ei- ner Bühne von zwölf Meter Brei- te der Tanzfläche entspricht ein Halbtonschritt einem Meter), und bei einer Tiefe der Tanzflä- che von ca. fünf Metern ist diese in sieben Intensitäten von ppp bis ff eingeteilt (mit einem Ab- stand von 6 x 80 cm, also 4,80 m). Auf diesem Raster, der in La Scala vom Regisseur übernom- men wurde, in diesem musikali- Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 37 vom 11. September 1985 (89) 2657

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In der dritten Szene, nämlich "Luzifers Tanz", des "Samstag aus LICHT": Die zehn Orchestergruppen sitzen in sechs Etagen übereinander. Auf jeder Etage ist die Rückwand als schaUreflektierende Muschelform ausge·

arbeitet. Das Ganze soll wie ein riesiges Menschengesicht mit breit offenem Mund aussehen, in dessen Ge- sichtsteile und Gesichtsfarbe die Musiker mit Instrumenten und Kostümen integriert sind. Hinter den Musi- kern sollen möglichst viele Klapptüren in der Rückwand sein, durch die sie am Schluß hinausgehen können

sehen Beziehungsnetz bewegt sich der Tänzer.

Ferner gibt es in der Tänzer- Stimme eine Polyphonie, die in drei musikalischen Systemen ausgeschrieben ist: für den rechten Arm und die rechte

Hand, für den linken Arm und die linke Hand, und für die Füße.

Die Füße bewegen sich auf die- sem Netz, das ich eben be- schrieb, durch Sprünge oder kontinuierliche bzw. diskonti- nuierliche Bewegungen. Die Hände bewegen sich - ähnlich 2658 (90) Heft 37 vom 11. September 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

wie bei meinem Werk "lnori" - polyphon dazu. Die eine Hand geht manchmal mit dem Tenor, die andere mit dem Trompeter, usw. Auch Kindergesten, ein Murmelspiel sind so notiert.

Man kann jetzt schon sagen, daß auf Grund vieler quasi konzer-

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Das Musikdrama

„Samstag aus LICHT" wurde 1984 als Produk- tion der Mailänder Scala im Palazzo Dello Sport in Mailand uraufge- führt; die Pianistin in der ersten Szene war Majella Stock- hausen, eine Toch- ter des Komponi- sten Karlheinz Stockhausen

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Stockhausen erklärt sein „LICHT"

tanter Aufführungen von Ein- zelszenen und Teilszenen aus dem Donnerstag aus LICHT in den letzten Jahren in verschie- denen europäischen Ländern und in Amerika ein neues Be- wußtsein von szenischer Musik und rituellem Musiktheater ent- standen ist, das verwandte Vor- läufer nur im japanischen Nö- Theater und im indischen Katha- kali-Theater findet.

„Samstag aus LICHT"

Am 25. Mai 1984 wurde dann der Samstag aus LICHT als Produk- tion der Mailänder Scala im Pa- lazzo Dello Sport, Mailand, ur- aufgeführt und fünfmal wieder- holt. Die Musik macht in vier Szenen einen Prozeß deutlich:

die Öffnung des Raumes und Befreiung des Klanges.

Die erste Szene findet auf eng- stem Raum mit nur zwei Perso- nen statt (Bassist und Pianistin), die aus dem Nichts hervorkom- men, sich kaum bewegen und am Schluß „verschwinden".

Die zweite Szene „Kathinkas Gesang als Luzifers Requiem"

erweitert die Orientierung auf Mitte (Flötistin an zwei Manda- las), links und rechts (je drei Schlagzeuger) mit sieben Per- sonen, die bei der „Entlassung"

fortgehen (Schlagzeuger) bzw.

beim „Ausweg" ins Grab stei- gen (Flötistin). Samstag aus LICHT (Saturnstag) ist der Luzi- fertag: Tag des Todes, Nacht des Ubergangs zum LICHT. Wie Luzifer, so stirbt jeder Mensch — verzaubert durch die sinnliche Natur der Musik des Lebens — ei- nen Scheintod. Und so ist Luzi- fers Requiem ein Requiem für jeden Menschen, der das ewige Licht sucht. Kathinkas Gesang bewahrt die Seele eines Toten durch musikalische Übungen, denen sie nach dem körper- lichen Tode 49 Tage lang regel- mäßig lauscht, vor Versuchun- gen und führt sie zum klaren Be- wußtsein. Zur Vorbereitung auf

den Tod kann man zu Lebzeiten lernen, diesen Übungen auf richtige Weise zu lauschen.

Der Name Kathinka ist zusam- mengesetzt aus: KAT (Cat — Kat- ze, die Tiergestalt vom Sams- tag), THINK (bedenke) und A (Alif — Alpha, der Anfang, Ur- sprung). Kathinka singt mit Flöte und Stimme an Luzifers Grab.

Sechs Schlagzeuger — die sechs sterblichen Sinne — geben mit Klangplatten und „magischen Instrumenten" die Resonanz (I Sehen, II Hören, III Riechen, IV Schmecken, V Tasten und VI Denken). „Kathinkas Gesang"

beginnt mit einem „Salut". Dann belehrt er die Seele durch zwei- mal elf Übungen und zwei Pha- sen in vierundzwanzig Stadien, die einen einheitlichen Prozeß formen und deutlich mit Signa- len des hohen F angezeigt wer- den. Diesen Übungen folgen:

„Die Entlassung der Sinne";

„Ausweg"; „Die elf Posaunentö- ne"; „Der Schrei".

Das Menschengesicht als Orchester

In der dritten Szene „Luzifers Tanz" läßt Luzifer ein Orchester als riesiges Menschengesicht (siehe Abbildung) erscheinen.

Die Gesichtsteile sind aus In- strumentalgruppen zusammen- gesetzt, die er in zehn Tänzen,

mit individuellen Metren und Pe- rioden, nacheinander ins Spiel bringt. Dazwischen stehen neun Tutti-Tänze, in denen die Grup- pen zunehmend gegeneinander tanzen unter dem Motto:

„Wenn Du Mensch nie von Luzi- fer gelernt, wie Kontrageist und Unabhän- gigkeit

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Szene aus dem ersten Akt — Michaels Jugend — der Oper „Donnerstag aus LICHT" die 1981 in der Mai- länder Scala ihre Uraufführung Lite; es spielte das Or- chester der Scala unter dem Dirigenten Peter

nem

den Ausdruck des Gesichts ver- zerrt, wie Braue gegen Braue,

Auge gegen Auge, Backe gegen Backe, Nase gegen Backe, Lippe gegen Nase, Zunge gegen Lippe

und Kinn gegen Zunge tanzen kann, kannst Du Dein Antlitz nicht in Harmonie zum LICHTE wenden."

Beim Oberlippentanz erscheint Michael und protestiert mit ei- nem Pikkolo-Trompetensolo ge- gen Luzifers Lust an der Grimas- se. Er wird mit Tamtamschlägen traktiert, so daß das Riesenge- sicht für einen Augenblick ge- rührt ist und einen Tränentanz weint, gleich darauf aber eine schwarze Katze mit Pikkoloflöte hervorzaubert, die sich mit ei- nem „Zungenspitzentanz" und

„Bändertanz" über ihn und das Publikum lustig macht bis zum Miau-Miau: „Seid gegrüßt, Sa- tanskinderchen!" Luzifers Tanz wird in der Oper durch einen Or- chesterstreik abgebrochen und geht im Palaver unter. Im Kon- zert soll er zu Ende gespielt wer- den.

Freilassung des wilden Vogels

„Luzifers Abschied" ist die vier- te und letzte Szene des musik- dramatischen Werkes Samstag aus LICHT. Als Abschluß der Oper wird Luzifers Abschied im Theater oder in einer still gele- genen Kirche in der Nähe des Operntheaters aufgeführt, nach- dem zuvor auf der Bühne die Szene „Luzifers Tanz" durch ei- nen Orchesterstreik abgebro- chen ist. Tenöre und Orgel sind auf einer Galerie oder Empore

oder hinter dem Altar. Die Bässe stehen links und rechts vom Publikum mit dem Gesicht zur Wand. Der „Ausgang" endet auf dem Vorplatz, der still und groß sein muß.

In „Luzifers Abschied" werden die Lodi Delle Virtü (Loblied der Tugenden) des Heiligen Franz von Assisi in Italienisch gesun- gen. Dem letzten Glied der Tri- pelformel vom Samstag aus LICHT entsprechend wurde der Text in dreizehn Perioden ein- geteilt.

Dreizehn Bässe in braunen und dreizehn Bässe in schwarzen Mönchsgewändern, alle in Holz- schuhen, bringen in Prozession einen wilden, schwarzen Vogel in einem Käfig herein, setzen ihn deutlich sichtbar auf ein Pult. Dann findet eine Feier statt, in der sie zu langgezoge- Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 37 vom 11. September 1985 (93) 2661

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Stockhausen erklärt sein „LICHT"

Im dritten Akt — Michaels Heimkehr — des „Donnerstag aus LICHT" treten drei Gestalten des Michael auf: eine der Gestalten ist seine Stimme, ein Tenor, die zweite ist sein Instrument, ein Trompeter, und die dritte Person ist sein Körper, ein Tänzer. Ein wichtiger Aspekt dieses Werkes ist, daß zum ersten Male in der Geschichte des Mu- siktheaters die Instrumentalisten genauso wichtig sind wie die Sänger und daher auch als Darsteller auftreten nen Klängen unsichtbarer Tenö-

re, durch kurze Soli von elf Te- nören eingeleitet und durch kleine Baß-Soli gegliedert, das Lob der Tugenden des Heiligen Franziskus von Assisi singen.

Karfreitagsklappern und Meß- Schellen, Orgelklänge und die Akkorde von sieben Posaunen vom Turm, Tritte und Sprünge und Rennen mit den Holzschu- hen färben das Ganze.

Ein Teufelsbläser mit Posaune spukt durch den Raum. Beim zehnten Vers „Die heilige De- mut verwirrt den Stolz" fällt ein voller Sack vom Himmel. Nach den letzten Worten: „Die heilige Gehorsamkeit verwirre alle Lü- ste des Fleisches und halte den Leib todesbereit, ergeben dem Gehorsam des Geistes und dem Gehorsam gegenüber dem Bru-

der (zwölfter Vers), und lasse den Menschen allen Menschen dieser Welt dienen, und nicht nur den Menschen, sondern auch den zahmen und wilden Tieren, damit sie in Freiheit le- ben können, soweit der Herr es ihnen erlaubt (13. Vers)," gehen alle zum Geläut der Glocken in Prozession hinaus und lassen den wilden Vogel frei.

Danach nimmt sich einer nach dem anderen aus dem vom Him- mel gefallenen Sack eine Ko- kosnuß, denkt sich einen Wunsch und wirft die Nuß auf ei- nen Stein. Je nachdem, wie sie zerschellt, sieht man in den ein- zelnen Gesichtern alle Variatio- nen von Enttäuschung bis Glück. Dann ziehen alle mur- melnd, klappernd, schellend, klatschend davon.

Ausblick

Die Komposition des Montag aus LICHT wurde bereits begon- nen. Der Intendant des Teatro alla Scala, Mailand, teilte im Juni 1984 mit, daß der Montag aus LICHT im Frühjahr 1988 in La Scala uraufgeführt werden soll.

Karlheinz Stockhausen

Einige Teile des musikdramatischen Werkes LICHT — Die sieben Tage der Woche — sind auf Schallplatte erhältlich:

„Der Jahreslauf" aus „Dienstag aus Licht", Deutsche Grammophon (Bestell- Nummer 2531358); „Donnerstag aus LICHT", Album mit vier Schallplatten, Deutsche Grammophon (Bestellnummer 2740272). — Musiktheoretische Schriften von Karlheinz Stockhausen sind unter dem Titel „Texte zur Musik" (vier Bände) bei DuMont, Köln, Band I, 1963, Band II, 1964, Band III, 1971, Band IV, 1978, er- schienen.

2662 (94) Heft 37 vom 11. September 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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