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Archiv "Koloskopie: Erfolg der Früherkennung" (31.01.2003)

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m 1. Oktober 2002 wurde die EBM-Ziffer Nr. 156 (Früherken- nungs-Koloskopie) bundesweit eingeführt und gemäß § 135 Abs. 2 SGB V mit Qualitätssicherungsverein- barungen zu Koloskopie verbunden.

Personen ab dem vollendeten 55.Lebens- jahr können sich präventiv kostenfrei untersuchen lassen. Damit ist Deutsch- land das erste Land weltweit, in dem die Vorsorge-Koloskopie in einem nationalen Krebsfrüherkennungspro- gramm enthalten ist. Skeptiker hinter- fragen noch heute den Sinn dieser Maß- nahme. Deshalb wurde jetzt in einer prospektiven Multicenterstudie bei nie- dergelassenen Gastroenterologen die Prävalenz kolorektaler Neoplasien bei Personen mit und ohne familiäres Risiko untersucht. Erste Ergebnisse können hier bereits mitgeteilt werden.

Frühzeitige Entdeckung von Karzinomen

Es wurden Vorsorge-Koloskopien bei 557 asymptomatischen Personen (227 Frauen, 280 Männer) zwischen 50 und 60 Jahren ausgewertet. Fortgeschrittene Neoplasien (definiert als die Summe der Karzinome, großen Adenome größer als ein Zentimeter, villösen Adenome und Adenome mit hochgradiger Dysplasie) wurden bei zehn Prozent der Personen ohne Risiko und bei 19 Prozent der Per- sonen mit familiärem Risiko (Verwandte ersten Grades mit Darmkrebs) entdeckt.

Die Anzahl aller Neoplasien auch unter Einschluss kleiner Adenome betrug 22 Prozent bei Personen ohne und 36 Pro- zent bei Patienten mit familiärem Risiko.

Es wurden sieben kolorektale Karzino- me entdeckt, davon fünf in der Gruppe mit Risiko. Sechs der sieben Karzinome befanden sich im Stadium Duke’s A (T1N0 oder T2N0) und ein Karzinom im Stadium Duke’s B (T3N0). Bei zwei Pati- enten wurde der Tumor endoskopisch

abgetragen, fünf Patienten wurden ope- riert. Bei allen Patienten lag somit ein frühes Stadium mit noch guter Prognose vor. Außerdem konnten in sieben Fällen Adenome mit hochgradigen Dysplasien Grad III (Ca. in situ der alten Nomenkla- tur) endoskopisch entfernt werden.

Auf die Frage, ob sie einer erneuten Untersuchung zustimmen würden, ant- worteten alle Patienten mit Ja. Als Komplikationen wurden lediglich zwei Blutungen nach Polypektomie, die en- doskopisch gestillt wurden, beobachtet.

Durch die Vorsorge-Koloskopie kön- nen nicht nur Neoplasien frühzeitig ent- deckt und gleichzeitig entfernt werden, sondern die Maßnahme ist auch für die Krankenkassen kosteneffizient:

Ausgaben: Es wurden 557 Kolosko- pien – im EBM mit 4 100 Punkten be- wertet – durchgeführt. Rechnet man mit einem fiktiven Punktwert von 4,5 Cents, wie er ursprünglich vorgesehen war, der aber in den meisten KV-Berei- chen durch den Honorarverteilungs- maßstab herabgestuft wird, kommt man auf eine Summe von 102 000 Euro.

Einsparungen: Diese resultieren dar- aus, dass Karzinome entweder durch en- doskopische Abtragung von T1-Tumo- ren direkt entfernt oder durch Polypek- tomie von hochgradig dysplastischen Adenomen verhindert wurden. Die Ko- sten von Karzinomen im Stadium T1 und T2 wurden vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) mit 11 000 Euro pro Fall berechnet. Die mittleren Kosten für neu entdeckte Kar- zinome von Patienten, die nicht an Scree- ning-Maßnahmen teilnehmen, werden auf 22 000 Euro geschätzt. Dementspre- chend wurden Einsparungen (zwei Kar- zinome T1 und sieben Dysplasien Grad III) von 176 000 Euro erzielt.

Die Vorsorge-Koloskopie ist effizi- ent bei der Entdeckung und Beseiti- gung kolorektaler Neoplasien, kosten- günstig und wird von den Patienten gut angenommen. Prof. Dr. med. Andreas Sieg P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 531. Januar 2003 AA235

es so schlecht ist? Warum lässt sich ein jeder, auch Politiker, sofort nach Hause zurückfliegen, wenn er im Ausland einen Unfall erleidet oder ernstlich krank wird? Nur um in den Genuss unserer qualitativ mangelhaften Unter-, Über- oder Fehlversorgung zu kommen?

Bedrückend ist, dass die Diskus- sion um unser Gesundheitswesen längst den Kreis derjenigen über- schritten hat, die vielleicht noch et- was davon verstehen. „Gesellschaft- lich relevante“ Gruppen aller Art glauben,ihren Senf zu einer Reform des Systems dazugeben zu müssen.

Zum Beispiel auch solche, die eine Nullrunde für die Leistungserbrin- ger im Gesundheitswesen befür- worten, im gleichen Atemzug je- doch für sich und ihre Mitglieder Lohnerhöhungen mit einer drei vor dem Komma fordern und dieser Forderung, ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Situation im Lande, mit Trillerpfeifen auf der Straße Nachdruck zu verleihen suchen.

Sicherlich braucht unser Ge- sundheitswesen wie auch unser ge- samtes soziales Sicherungssystem dringend eine grundlegende Re- form. Warum konzentriert man sich nicht darauf, vor allem diejeni- gen zu fragen, die tagtäglich damit arbeiten, und auch diejenigen zu hören, welche die Leistungen des Systems in Anspruch nehmen müssen? Immer neue Kommissio- nen, in welchen die entscheiden- den Gruppen nicht vertreten sind, für deren Ergebnisse sich offen- bar niemand interessiert und die umzusetzen niemand gewillt ist, sind nicht die Lösung. Besonders dann nicht, wenn dort „Fachleute“

mitreden, die solche Sätze schrei- ben, wie eingangs dieses Artikels zitiert.

Dr. med. Alfred Möhrle

Der Verfasser ist Präsident der Hessischen Lan- desärztekammer und Mitglied des Vorstandes der Bundesärztekammer.

Koloskopie

Erfolg der Früherkennung

Erste Ergebnisse einer prospektiven Multicenterstudie liegen vor.

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