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Archiv "Kanada/British Columbia: Orcas gesucht – und doch noch gefunden" (26.12.2005)

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as zehn Meter lange Schlauchboot rast mit gefühlten 100 Stunden- kilometern über den Pazifik.

Der Fahrtwind ist eisig. Die Lichtreflexe auf der Wasser- oberfläche brennen in den Augen. Die Dame von Jamie’s Whaling Station (www.jamies.

com) hatte darauf bestanden, dass alle zwölf Passagiere die knallroten Rettungsoveralls überziehen. Die sind zwar wenig kleidsam, halten aber angenehm warm. Die Span- nung steigt. Die Wahrschein- lichkeit, Wale zu sehen, liege bei mehr als 98 Prozent, hatte Kapitän Patrick bei der Ab- fahrt in Tofino, an der Westkü- ste Vancouver Islands gele- gen, versprochen.

Endlich erreichen wir die Bucht, in der morgens Grau- wale gesichtet wurden. Alle Walbeobachtungsboote der Gegend stehen im ständigen Funkkontakt miteinander und melden die Entdeckungen.

Noch eine elegante Kurve, der Zodiac dreht noch etwas bei und kommt zum Stehen. Nach dem Abschalten des ohren-

betäubend lauten 400-PS-Mo- tors ist es gespenstisch still.

Und da passiert es. Keine 200 Meter vor uns: ein „blast“

– die Fontäne eines Buckelwa- les, wie Patrick direkt erkennt.

„Give me a tail“, ruft er noch.

Vergebens. Ziemlich unspek- takulär taucht der Großsäuger wieder ab, ohne dabei seine imposante Schwanzflosse aus dem Wasser zu heben. Die Di- gitalkameras der Mitfahrer klicken noch. Weitere drei- mal, etwa im 8-Minuten-Takt, kommt der träge Wal wieder an die Oberfläche, prustet ein paar Fontänen aus und taucht wieder hinunter zum Meeres- grund, um nach Nahrung zu suchen. Andere Wale sehen wir auf dieser Fahrt nicht.

Wildlife ist eben nicht planbar.

Wer bei einer Exkursion kei- nen Wal vor die Linse be- kommt, darf bei Jamie’s aber kostenfrei an einer späteren Tour teilnehmen.

Auch der zweite Versuch, Orcas zu beobachten, ist nicht von Erfolg gekrönt. Die Sai- son sei nun, Anfang Oktober, so gut wie vorbei, erklärt Ka-

pitän Jim Borrowman, der be- reits seit 1980 Whale-Watch- ing-Trips ab Telegraph Cove anbietet (www.stubbs-island.

com). Seine beiden komforta- blen Schiffe, einschließlich be- heizter Kabinen und Toilet- ten, durchkreuzen von Juni bis Oktober die ruhigen, ge- schützten Gewässer der John- stone Strait an der nordöst- lichen Küste von Vancouver Island. Diese Gegend gilt als weltweit bestes Gewässer, um die Schwertwale in freier Wild- bahn zu beobachten.

In der See rund um Van- couver Island an der Westkü- ste Kanadas und in den sich bis nach Alaska erstrecken- den Küstengewässern British Columbias sind die Schwert- wale zu Hause.Da alle Schwert- wale der in der Region heimi- schen „northern residents“

den Walforschern bereits be- kannt sind, können gesichtete Orcas mithilfe von Fotos ih- rer markanten Rückenflosse und der charakteristischen Zeichnung am Rücken, dem so genannten Sattelfleck, voneinander unterschieden

werden. Den meisten Orcas haben die Forscher Namen ge- geben. Mehr als 230 Schwert- wale der „northern residents“

sind erfasst und halten sich den Sommer über in den Ge- wässern rund um Telegraph Cove auf.

Orcas leben in Herden von etwa 30 Tieren („pods“) zu- sammen und ernähren sich vor allem von den Lachsen, die im Sommer durch die Johnstone Strait ziehen. Sehr selten soll auch schon einmal ein Blauwal auf dem Speise- plan der Delphinart stehen.

Diesen attackieren die Orcas dann als Gruppe, wozu sie miteinander kommunizieren.

Dass Schwertwale auch Kil- lerwale heißen, ist wohl auf das damit einhergehende blutige Spektakel zurückzu- führen. Die Bezeichnung

„Killer“ ist jedoch nicht zu- treffend, weil die Tiere töten, um zu überleben. Es ist kein Vorfall bekannt, bei dem Or- cas in freier Wildbahn einen Menschen getötet haben.

Zur Gemeinschaft der

„southern residents“ gehören

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 51–52⏐⏐26. Dezember 2005 AA3603

V A R I A

Kanada/British Columbia

Orcas gesucht –

und doch noch gefunden

Reise

Ausgangspunkt für Reisen nach Vancouver Island ist Vancouver, Ort der Olympischen Winterspiele 2010.

Wer nach Vancouver Island reist, will neben Bären und Regenwald vor allem

Wale sehen – am liebsten Orcas, auch bekannt als Schwert- oder Killerwale.

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rund 90 Wale. Sie halten sich im Sommer im Süden Vancouver Islands auf. Obwohl die nördli- chen und südlichen Gemein- schaften monatelang in unmit- telbarer Nachbarschaft zuein- ander leben, ist noch keine Ver- mischung der Populationen be- obachtet worden – eine Tatsa- che, die sich niemand erklären kann. Unerforscht ist auch, wo die Wale den Rest des Jahres verbringen.

Von Victoria an der Süd- westspitze der Insel aus startet der letzte Versuch, Schwert- wale zu sichten. Touranbieter ist das Oak Bay Beach Hotel (www.oakbaybeachhotel.com).

Wir werden für unsere Geduld belohnt. Es ist beeindruckend:

Eine Gruppe Orcas der „south- ern residents“ tummelt sich mehr als eine Stunde lang um das parkende Boot und scheint ein Freudenfest aufzu- führen. Die Tiere springen we- nige Meter vor dem Boot aus dem Wasser, tauchen unter dem Bootsrumpf durch oder schwimmen in wechselnden Formationen längsseits vor- bei. Viele Passagiere legen ihre Kamera zur Seite, um die unvergesslichen Momente besser genießen zu können:

„Keep the pictures in your mind“ lautet das Motto.

Die Tiere aus so kurzer Entfernung zu sehen ist ein Glücksfall. Denn um diese nicht zu sehr zu stören, dürfen sich die Boote den Orcas ei- gentlich nur bis auf 100 Metern nähern und ihnen dabei nicht den Weg abschneiden. Hinter- grund: Der in den letzten Jahr- zehnten weltweit stark boo- mende Wirtschaftszweig „whale watching“ hat auch seine Schat- tenseiten.Rücksichtslose Boots- führer, die zu nahe an die Tiere heranfahren, die lauten Moto- rengeräusche – all das verur- sacht nachweislich Stress für die Orcas. Andererseits liegt in der Walbeobachtung auch eine Chance. Denn Gemein- den und Regionen, die vom Waltourismus profitieren, sind eher bereit, sich für den Schutz der Tiere einzusetzen.

Die Whale and Dolphin Conservation Society (WDCS) hat sich den Schutz der Orcas

auf die Fahne geschrieben.Wer die Arbeit der WDCS unter- stützen will, kann Walpate wer- den – ein ausgefallenes Ge- schenk, über das sich nicht nur Kinder freuen. Als Walpate übernimmt man die Paten- schaft für Kira oder Uma. Das sind zwei Schwertwale, die im Rahmen eines WDCS-Projek- tes in British Columbia er- forscht werden.

Informationen zur Walpaten- schaft im Internet: www.wale- in-Kanada.de. Tipps für die Planung eines Kanada-Ur- laubs bietet der „Kanada Rei- seplaner 2006“, der kostenfrei auf der Website der Canadian Tourism Commission abrufbar ist: www.kanada-entdecker.de (Menüpunkt: „Kostenlose Ka- nada-Broschüren).Jens Flintrop

V A R I A

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A3604 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 51–52⏐⏐26. Dezember 2005

Weite Flächen Vancouver Islands sind mit Regenwald bedeckt.

Deren Rodung durch die Holzin- dustrie bringt immer wieder die Naturschützer auf den Plan.

Fotos:Jens Flintrop

Z

wei IT-Experten haben ein Computermodell der menschlichen Haut ent- wickelt. Dieses soll dem besse- ren Verständnis der Entstehung der Haut dienen und damit die Entwicklung neuer Therapie- ansätze fördern. Die Arbeitser- gebnisse wurden in der Wissen- schaftszeitschrift „Bioinforma- tics“ veröffentlicht.

Die Wissenschaftler Karsten Neuber, Klinik für Dermatolo- gie und Venerologie des Uni- versitätsklinikums Hamburg- Eppendorf (www.uke.uni-ham burg.de),und der Bioinformati- ker Niels Grabe, Universitäts- klinikum Heidelberg, haben zunächst bekannte Daten zur Entstehung und Erneuerung der menschlichen Epidermis, des mehrschichtigen äußeren Teils der Haut, eingegeben. Für jede daran beteiligte Zellart wurde dabei ein Programm ge- schrieben, das die grundlegen- den Funktionen der Zelle berücksichtigt und selbststän- dig abläuft. Das dabei entstan- dene zweidimensionale Modell simuliert, wie sich einzelne Stammzellen unter dem Ein- fluss im Computer nachemp-

fundener molekularer Mecha- nismen kontrolliert teilen und so allmählich die einzelnen Schichten der Haut entstehen.

Für experimentelle Unter- suchungen von Organfunktio- nen und Stoffwechsel des Menschen stehen bisher in der Regel nur Modelle zur Verfü- gung, die die komplexen tatsächlichen Vorgänge im Körper stark vereinfachen, wie etwa Zellkulturen. Tier- modelle dagegen sind vom menschlichen Organismus wei- ter entfernt. Häufig gelingt es nicht, Detailerkenntnisse zu einem entwicklungsfähigen Ganzen zusammenzufügen.

Die Systembiologie, die Com- puter- und Labortechnologie vereint, bietet die Möglich- keit, die Auswirkungen kom- plexer molekularer Netz- werke auf ein gesamtes Gewe- be zu simulieren. Erste Ergeb- nisse des Computermodells sind inzwischen durch experi- mentelle Untersuchungen be- stätigt worden. Die Forscher erhoffen sich von dem Modell neue Perspektiven zur Thera- pie der stark zunehmenden Hautkrebserkrankungen. EB

Schnelles Bild vom Herzen

Der Computertomograph Aquillon 64 von Toshiba Medical Systems, Neuss, bildet durch seine Schnelligkeit und die hohe Auflösung feinste Blutgefäße, Gewebeveränderungen und das bewegte Herz in hoher Bildqualität ab. Der CT scannt mit 64 direkt akquirierten Bildschichten von 0,5 mm Breite sämtliche Körperbereiche. Ein Ganzkörperscan ist in zehn Sekunden möglich. Damit können zum Beispiel Unfallpatienten schnell und mit hoher Präzision diagnostiziert werden. Das Herz kann in sechs Sekunden – größtenteils ohne Betablocker und schonend ohne Ka- thetereingriff – untersucht werden. Mit einer Belichtungszeit von 40 ms werden die Bilder „eingefroren“ und als dreidimensionales Herz darge- stellt. Das CT-System wird unter anderem im Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Klinikum Passau, eingesetzt. EB

Computer

Computermodell der Haut

Foto:Toshiba Medical Systems

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