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Kanada anders sehen

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2021 | www.diepta.de

Feierabend!

S

tubenhocker waren sie nicht, die Künstler, die sich im Mai 1920 in Toronto zur „Group of Seven” zusammenschlossen, im Gegenteil: Fürs Malen reisten sie mit Zug und Kanu in ent­

legene Ecken Kanadas wie den Norden Ontarios, an den Lake Superior und den Rand der Arktis. Sie zelteten, lebten teil­

weise in umgebauten Güter­

wagen – und suchten in der Natur nach Schönheit und Erhabenheit, außerdem nach künstlerischer Unabhängigkeit von Europa und neuem maleri­

schen Ausdruck für das, was den jungen Staat Kanada aus­

machte. Als ein Vorreiter dieses Künstlertypus galt der Maler Tom Thomson. Er arbeitete auch noch als Ranger und Park führer.

Prägend fürs Kanada-Bild

„Unseren Besucherinnen und Besuchern zeigen wir die Ikonen der kanadischen Mo­

derne schlechthin – und das erstmals in Deutschland“, schwärmt Schirn­Direktor Dr.

Philipp Demandt. „Es sind Ge­

mälde, die bis heute das Bild prägen, das man sich von Ka­

nada macht.“ Zu betrachten sind wunderschöne Exponate in satten Farben und unterschied­

lichen Stilen, die die Natur in zig Facetten zeigen: unter­

schiedlich gefärbte Wälder, wilde Seen, monumentale Eis­

berge.

Die Schirn Kunsthalle Frank­

furt präsentiert mit der Ausstel­

lung „Magnetic North. Mythos Kanada in der Malerei 1910–

1940“ aber nicht nur rund 90 Skizzen und Gemälde aus

großen Sammlungen Kanadas.

Sie ergänzt diese um Videoar­

beiten und dokumentarisches Filmmaterial. Dadurch weitet sich der Blick der Ausstellungs­

besucher: Denn Kanada war zur Zeit der „Group of Seven“ und anderer Künstler keine vorwie­

gend unberührte Wildnis, auch wenn deren Gemälde dies vor­

geben. In dem erst 1867 unab­

hängig gewordenen Land lebten seit Jahrtausenden Indigene Völker. Auch wurden Anfang des 20. Jahrhunderts bereits weite Teile Kanadas forstwirt­

schaftlich genutzt, waren von Bergbau und Industrialisierung geprägt, was Umweltzerstörung und Umsiedlung der ursprüng­

lichen Einwohner nach sich zog. Dies alles spiegelt sich nicht in den Motiven der kana­

dischen Moderne wider. Zwar

thematisieren einige Künstler und Künstlerinnen Holzab­

schlag oder Bergbau – doch auch dies in fast menschenlee­

rer Umgebung.

Tiefgang in den Kabinetten Die Ausstellungsmacher gehen darauf mehrdimensional ein.

Die einzelnen Abschnitte von

„Magnetic North“ mit ihren schön gehängten Gemälden werden durch kleine Kabinette ergänzt. Darin kann, wer will, das dokumentarische Material auf sich wirken lassen. Auch die Übersichtstexte an den Wänden geben Hinweise. Zusätzlich durchbrechen die in Endlos­

schleife laufenden Filme die re­

lative Stille in der Kunsthalle.

Am Anfang ist das irritierend.

Doch je weiter man sich in die Motive vertieft, desto passender erscheint einem dieser Kunst­

griff: Die „Group of Seven“ und Künstler in deren Umfeld spar­

ten Indigene Bevölkerung und Industrialisierung weitgehend aus. Die Ausstellung ergänzt die schönen Exponate um beide Realitäten.  n

Sabine Rieser, freie Journalistin

Kanada anders sehen

SCHON MAL DA GEWESEN?

Flammende Wälder, majestätische Arktis, geheimnisvolle Nordlichter: In der Frankfurter Ausstellung „Magnetic North“ kann man die Malerei der kanadischen Moderne bewundern.

Sie zeigt zugleich: Die menschenleere Wildnis war schon damals Illusion.

Schirn Kunsthalle Frankfurt Tickets und Programm:

www.schirn.de

Verlängert bis: 29.8.2021 Online-Führung durch die Highlights: www.schirn.de/

digital/angebote/webinare/

KONTAKT

© Schirn Kunsthalle Frankfurt/ Norbert Miguletz

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