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Archiv "Kanada: Mit dem Zug durch die Rockies" (26.03.1999)

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raußen ziehen maje- stätisch die Berge mit ihren weißen Gipfeln vorbei. Dazwischen blinken eisigblau Gletscher. Zwischen den grünen Nadeln der Pinien leuchten Aspen als goldgel- be Kerzen in einem Meer von Millionen Weihnachts- bäumen. Immer wieder gur- geln kleine Bäche und Flüsse mit klarem, kaltem Wasser, münden in tiefblaue Seen, auf denen Baumstämme schwim- men. Nur Bären lassen sich nicht blicken, dafür aber Wa- piti-Hirsche. Am Himmel sen- den Stoney-Indianer weiße Wolken als Rauchzeichen aus den engen Tälern zu Manitu.

Am Morgen entfachte die aufgehende Sonne ein Feuer von glutrot bis purpurfarben;

sie tauchte die im Spätherbst schon mit Puderzucker über- zogenen Berge in ein gold- gelbes Licht. In

den Tälern waberte der Nebel. Ein Hauch von Mystik umgab die Szene- rie. Der „Dream- catcher“ der India- ner hatte in der vergangenen Nacht schon alle bösen Träume abgehalten:

eine Gegend, durch die sich der „Rocky Mountaineer“ win- det.

In Banff, der Goldgräberstadt mit der Western-Saloon- Atmosphäre, grasen Wapiti-Hirsche mit- ten in der Stadt an ei-

nem Tennisplatz. Hier sind wir in den Zug mit seinen 22 Wag- gons gestiegen, von zwei PS- starken Lokomotiven schnau- bend durch die Rockies ge- zogen. Glanzstück ist der

„Dome“, der Panoramawa- gen der „Golden-Leaf-Klas- se“. Nach der weiten kanadi- schen Prärie mit ihren end- losen Weizenfeldern geht es in die wilde Schönheit der Rocky Mountains.

Angefangen hat alles im über 4 600 Kilometer ent- fernten Montreal: Am 28. Ju- ni 1886 verließ der erste „Pa-

cific Express“ die „Dalhouise Square Station“ in Richtung Vancouver. Die Regierung in Ottawa hatte fünfzehn Jahre

zuvor 206 Millionen Dollar, ohne mit der Wimper zu zucken, zur Verfügung ge- stellt. Die junge Nation sollte vereint werden, mit der Ei- senbahn, der „Canadian Pa- cific Railway“. Neben den Schienensträngen wurden Hotels gebaut. Heute sind die Canadian-Pacific-Hotels kleine Schlösser, oftmals in einer intakten Umgebung ge- legen.

Auf einem Großteil der Strecke verkehren Panora- mazüge, mit einem Steinbock im Logo der Eisenbahn-Ge- sellschaft. Am Lake Louise, in Banff und im Kananaski- Tal (Kananaski kommt aus dem Indianischen und bedeu- tet: „Zwei Flüsse treffen sich“: der Kananaski und der Bow River) bei Calgary ha- ben wir uns auf den Trip nach Vancouver eingestimmt. Dort laden die antik-romantischen Hotels der „Canadian Paci-

A-791 Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 12, 26. März 1999 (63)

V A R I A REISE

Kanada

Mit dem Zug durch die Rockies

Railway in den Rockies Fotos: Hans-Peter Sick, Göppingen

Blick aus dem„Rocky Mountaineer“

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fic“ zum Verweilen ein. Wenn das Holz im Kamin knistert, möchte man am liebsten für immer bleiben.

Doch von Calgary sind es bis Vancouver 1 569 Bahnki- lometer. Zwei volle Tage auf der Schiene mit Übernach- tung in der alten Goldgräber- stadt Kamloops, die sich nach ihren alten Tagen sehnt. Vor- bei an Gletscherseen, Bergen, deren Gipfel vom ewigen Eis bedeckt sind, durch dichten Urwald, in wilde Schluchten.

Im Traum erscheint ein Tipi mit einer Squaw. Zwischen Lodge-Pinien und Douglasi- en pirschen Indianer.

Farbenrausch Am Lake Louise der Son- nenaufgang. Die Felsen bren- nen förmlich, dunkle Berge zeichnen sich als schroffe, scharfe, akkurate Linien ge- gen den fast schwarzen Him- mel ab. Nach wenigen Minu- ten ist der Spuk vorbei. Dun- kle Wolken ziehen auf. Schon wenig später setzt ein Regen- bogen, unter dem unser Zug hindurchgleitet, der Szenerie noch ein Sahne-Häubchen auf. Kurze Zeit später ent- flammen in Sonnenstrahlen die Bäume am Wegesrand den „Indian Summer“.

Michelle ist seit sechs Jah- ren auf dem Zug, vom Früh- jahr bis zum Herbst. Rund dreißigmal fährt sie pro Sai-

son die Strecke. „Ich möchte keinen Kilometer, keine Stunde auf dem Zug missen“, sagt sie. „Die Szenerie ändert sich ständig.“ Ist es bei den er- sten Fahrten der Saison das zarte Grün der Bäume, ver- abschiedet sich der heiße Sommer im Herbst mit einem Farbenrausch. „Einer der be- sten Trips auf diesem Glo- bus“, frohlockt Pensionär Steve aus Texas, der sich ei- nen Traum erfüllt.

Der „Rocky Moun- taineer“ windet sich als eiserner Bandwurm durch Canyons, vorbei an stillen Seen, ächzt und knarrt nur durch das Rainbow Valley und den Thompson River Canyon.

An den Wänden Spuren von Kupfer- und Eisenoxid. Der Zusammenfluß von Fraser und Thompson River ist dank unterschiedlicher Wasserfar- ben gut zu erkennen. Am Adams River findet alljährlich der größte „Salmon Run“ der Welt statt, wenn Millionen von Lachsen ihren Laichplätzen entgegenklettern.

Der Fraser River wird breiter. „Der Garten Eden von British Columbia“, sagt Michelle. Die Fahrt neigt sich dem Ende zu. Erste Vororte zeigen sich, der Verkehr auf den Straßen wird dichter.

Vancouver kommt in Sicht.

Langsam rollt der Zug in die Zwei-Millionen-Stadt hin- ein. Hans-Peter Sick

A-792 (64) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 12, 26. März 1999 Reise-Tips Kanada

Auskünfte über Kanada erteilt das Kanadische Generalkonsu- lat, Tourismusabteilung, Prinz-Georg-Straße 126, 40479 Düssel- dorf, Tel 02 11/1 72 17-9 oder Fax 02 11/35 91 65.

Weitere Auskünfte und Broschüren über Kanada sowie die Provinzen Alberta und British Columbia bei Lange Touristik- dienst, Postfach 20 02 47, 63469 Maintal, Tel 0 61 81/4 51 78 oder Fax 0 61 81/49 75 58.

Anreise unter anderem mit Canadian Airlines via London (Tel 0 69/13 88 73 00, Fax 0 69/13 88 73 90), Air Canada oder zahl- reichen anderen Fluggesellschaften nach Vancouver und Calgary.

Stilvoll übernachten kann man in Vancouver im Hotel Van- couver der Canadian-Pacific-Hotel-Gruppe, das unter Denkmal- schutz steht und in neuem Glanz erstrahlt. Doppelzimmer ab 74 DM pro Person. Im Hotel Waterfront Centre, am Hafen ge- legen, kostet die Übernachtung ab 90 DM pro Person. Weitere Hotels der Canadian Pacific gibt es unter anderem in Banff, Lake Louise und Kananaski Calgary.

Wer sich für die Geschichte der Indianer interessiert, kann an Festen und Veranstaltungen teilnehmen, zu denen auch „Bleich- gesichter“ willkommen sind. Ein Kalender ist beim Vancouver Touristikinfo Centre, Plaza Level, Waterfront Centre, Vancouver, B. C., Canada V6C 3L6, Tel 0 01/6 04-6 83-20 00, Fax 0 01/

6 04-6 82-68 39, erhältlich. N

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