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Archiv "Barfußärzte" (26.10.1978)

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Spektrum der Woche Aufsätze Notizen

Briefe an die Redaktion

ausgehen und nicht etwa vom Waschbeckenabflu ß. Es ist leider hier zu wenig bekannt, daß wieder ein Großteil dieser klinisch induzier- ten exogenen Infektionen schlichte Schmierinfektionen sind, wobei man sich sicherlich über die Vermeidbar- keit aus personell-organisatori- schen Gründen streiten kann, wenn man z. B. die Arbeit auf einer über- belegten Intensivstation vor Augen hat. Die Interpretation bleibt jedoch gleich. Es handelt sich zu einem er- heblichen Teil um manuelle Pflege- fehler. Vom gesamten Patientengut

dürfte andererseits etwa die Hälfte durch die sogenannten endogenen Infektionen, also Infektionen von der patienteneigenen Flora, erkranken."

Die von Daschner und Marget zitier- te Arbeit ist noch älter. In der Zwi- schenzeit hat sich aber schon eini- ges zum positiven geändert. Was mich als Kinderarzt aber sehr be- denklich stimmt, ist eine der ande- ren falschen Informationen, die die an sich schon labilen Schwangeren zu Fehlhandlungen treiben könnte und die jetzt möglicherweise bei Ri- siko- und Frühgeburten auf eine Kli- nikbehandlung verzichten. Es steht nämlich in diesem Artikel folgende Ungeheuerlichkeit: „bis zu 50 Pro- zent der Frühgeburten und Risiko- geburten sterben an Hospitalinfek- tionen!" Es ist nicht meine Aufgabe, zu untersuchen, ob diese Angaben frei erfunden, erlogen oder misera- bel recherchiert sind, sicher ist aber eines, daß mit derartigen Nachrich- ten nur Schlechtes angerichtet wer- den kann und Leute ungerechtfer- tigt verunsichert werden.

Der Verfasser hätte sich besser die Mühe machen sollen, nachzufor- schen, wie rückläufig in den letzten Jahren die Neugeborenensterblich- keit tatsächlich war, und zwar inklu- sive Infektionen .

Prof. Dr. med. Walter Marget Abteilung für

antimikrobielle Therapie und Infektionsimmunologie in der Universitätskinderklinik Lindwurmstraße 4,

8000 München 2

Patienten verschreckt

. . . ein Artikel, der kommentiert wer- den muß, da er nicht nur unseren eigenen ärztlichen Bemühungen zu- widerläuft, sondern unnötigerweise unsere Patienten verschreckt und Ärzte und Schwestern zu Unrecht beschuldigt. „Medical Tribune"

wußte sogar am 21. Juli 1978 zu be- richten: Fast immer vermeidbar — aber 25 000 sterben pro Jahr. Die

„Welt am Sonntag" einige Zeit spä- ter: Hygienemängel in deutschen Kliniken: 25 000 Tote! Der Anlaß für diese Schlagzeilen war ein Vortrag, den ich anläßlich der Düsseldorfer Hygienetage gehalten habe. Ich sag- te: „Durchschnittlich 5 Prozent, wenn die Infektion durch gramnega- tive Erreger hervorgerufen wird, nach neuesten (amerikanischen!) Untersuchungen durchschnittlich sogar 12% sterben an der kranken- hauserworbenen Infektion, so daß man davon ausgehen muß, daß in Deutschland pro Jahr bei minde- stens 25 000 Menschen eine Hospi- talinfektion entweder unmittelbar zum Tode führende Erkrankung oder mitverantwortlich für den Tod des Patienten ist. Bei der Zahl von 25 000 Toten pro Jahr handelt es sich um eine Hochrechnung ameri- kanischer prospektiver Untersu- chungen auf deutsche Verhältnisse.

Ich sagte weiter: „Auf Grund dieser Befunde sind in verschiedenen Län- dern, allen voran in England, USA, Kanada, Israel, den skandinavischen Ländern, sowie von verschiedenen Institutionen, so zum Beispiel der Weltgesundheitsorganisation, dem

ZITAT

Barfußärzte

„Der Barfußarzt

ist

zu einem

Schlagwort geworden, aber man braucht Schlagworte, um Wirkungen zu erzielen.

Gesundheitspolitisch gibt es kein besseres."

Prof. Dr. med. Dr. med. h. c.

Carl-Erich Alken, Köln, in:

FAZ vom 16. September 1978

Europarat und nun vom Bundesge- sundheitsamt in Berlin Programme und Richtlinien für die Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Krankenhausinfektionen erarbeitet worden." Und: „In den letzten Jah- ren sind auch in Deutschland erheb- liche Anstrengungen auf dem Gebiet der Krankenhaushygiene unternom- men worden."

Die durch sogenannte Hygienemän- gel verursachten und vermeidbaren Hospitalinfektionen werden durch die Arbeit von hauptamtlichen Kran- kenhaushygienikern (zum Beispiel in München, Freiburg, Ulm, Tübin- gen, Berlin, Mainz, Bonn, Hamburg usw.) und durch Hygienefachschwe- stern/pfleger versucht, zu bekämp- fen. Dieses „krankenhausinterne Überwachungssystem" muß natür- lich noch weiter ausgebaut werden, aber immerhin werden bereits an drei Stellen in Deutschland (Düssel- dorf, Erlangen, Stuttgart) regelmäßi- ge Kurse zur Ausbildung von Hy- gienefachschwestern abgehalten.

Das Medizinische Landesuntersu- chungsamt in Stuttgart und die Bayerische Landesärztekammer ver- anstalten einwöchige Ausbildungs- kurse für Hygienebeauftragte. Alle Kurse waren stets ausgebucht, die Wartelisten für die, nächsten Kurse sind lange. Es ist also nicht so, wie

„Hören und Sehen" schreibt, daß Ärzte und Schwestern im Hinblick auf die Sicherheit ihrer Patienten

„zu fein sind, einfache Hygienere- geln zu befolgen".

Wissenschaftler, u. a. auch die Pro- fessoren Marget und Daschner, ha- ben also keinen unglaublichen Skandal aufgedeckt. Es ist aller- dings außerordentlich unfair, die Bilder der genannten Wissenschaft- ler ohne deren Wissen und Zustim- mung mit solchen reißerischen Überschriften in Zusammenhang zu bringen und ihnen gar wörtliche Zi- tate in den Mund zu legen, die sie

niemals gemacht haben.

Professor Dr. med. F. Daschner Klinikhygieniker der

Universitätsklinik Freiburg Hugstetter Straße 55 7800 Freiburg i. Br.

2524 Heft 43 vom 26. Oktober 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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