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Archiv "Klinikalltag: Fragen über Fragen" (11.12.2009)

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A 2512 Deutsches Ärzteblatt

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11. Dezember 2009

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

KLINIKALLTAG

Behandlung und Pflege können kaum noch gewähr- leistet werden. Ge- schäftsführer set- zen Abteilungsleiter unter Druck (DÄ 43/2009: „Randnotiz: Business must go on“ von Andrea Gerfer).

B P k l s z u 43/2009: Randnotiz

halten. Sie werden gebraucht, aber nicht geschätzt. Sie arbeiten fürs Geld, haben keine ärztlichen Idea- le mehr.“

Woher bitte weiß die anonymisierte Autorin, dass wir Honorarärzte nicht geschätzt werden und keine ärztlichen Ideale mehr haben? Ge- rade weil ich als Honorararzt we- sentlich mehr Wertschätzung erfah- re, als in den vielen Berufsjahren zuvor als Angestellter, habe ich wieder Spaß an der Arbeit.

Meinem Ideal, nämlich als Arzt zu arbeiten, bin ich auch ein ganzes Stück nähergekommen: Ich muss mich viel weniger um DRGs, Fall- zahlen und sonstigen bürokrati- schen Wahnsinn kümmern, sondern kann meine Zeit dem Patienten widmen.

Dass ich „fürs Geld arbeite“ – sor- ry – ja, ich bekenne mich: Ich krie- ge dafür sogar noch Geld.

Dr. Heiko Bienengräber, 73728 Esslingen

Den Rücken gekehrt

Die von der Kollegin mutig darge- stellten Bedingungen entsprechen punktgenau meinen Erfahrungen im Krankenhaus. Ich möchte jedes Wort unterstreichen und hinzufü- gen, dass bei Lage der Dinge zu hoffen bleibt, dass die als Drohku- lisse von unserem arroganten und überheblichen Geschäftsführer auf- gebauten „zehn Polen, die vor der Tür stehen“ eines Tages wirklich antreten werden, um den Exodus der Kollegen zu kompensieren. Ich habe dieser Welt nach 30 Jahren enttäuscht und krank den Rücken gekehrt.

Dr. med. Ulrike Lupi-Fuß, 89073 Ulm

Fragen über Fragen

Der tägliche Irrsinn in einem nor- malen deutschen Krankenhaus heißt Ökonomisierung von Krank- heit, zugelassen von leitenden Ärzten, die noch in goldenen Zei- ten der sogenannten Ärzte- schwemme „geherrscht“ haben.

Die Scherben dieser Herrschaft fallen den „Thronfolgern“ jetzt auf die Füße. Wer hat zugelassen, dass die Versorgung von Schwerkran- ken und Schwerpflegebedürftigen in Minutentakten erfasst wird?

Wer unterstützt die Berechnung wunderlicher Zielwerte – neu- deutsch Benchmarking –, damit die Zuwendung für einen Sterben- den in Zeittakte gepresst wird, die der Herstellung eines deutschen

Dem Ideal genähert

Herzlichen Glückwunsch zu dem kurz und knapp geschriebenen Ar- tikel, der gut den aktuellen proble- matischen Stand im Krankenhaus beschreibt. Nur eines verdient ei- ner Klarstellung: Es heißt: „Be- reitschaftsdienste sind nur noch mit Honorarärzten aufrechtzuer-

REHABILITATION

Viele Krankenkas- sen genehmigen Rehabehandlungen nicht, um Geld zu sparen (DÄ 40/2009: „Medizini- sche Rehabilitation:

Krankenkassen brauchen finanzielle Anreize“ von Marc Meißner).

V s R n s 4 s Krankenkassen brau

ten des Pflege-Weiterentwick- lungsgesetzes am 1. Juli 2008 nicht mehr zu. Seither gilt: Wenn die Krankenkasse notwendige Re- habilitationsleistungen nicht recht- zeitig erbringt, wird ein Aus- gleichsbetrag in Höhe von 3 072 Euro fällig (§ 40 Abs. 3, S. 6 SGB V). Umgekehrt erhalten Pflegeein- richtungen eine Prämie in Höhe von 1 536 Euro, wenn durch Akti- vierung oder Rehabilitation eine niedrigere Pflegestufe für mindes- tens sechs Monate erreicht wird.

Die Umsetzung des Grundsatzes

„Reha vor Pflege“ wird also be- reits durch Anreize und Strafen unterstützt – sollte der Gutachter dies übersehen haben?

Dr. med. Elisabeth Nüchtern, Händelstraße 23, 76185 Karlsruhe

Es gibt Prämien

Die Möglichkeiten insbesondere der geriatrischen Rehabilitation zur Vermeidung von Pflegebedürf- tigkeit würden nicht genutzt; es fehlten hierfür ökonomische An- reize, konstatiert Prof. Wasem, Universität Duisburg-Essen. Die Aussage trifft seit dem Inkrafttre-

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11. Dezember 2009 A 2513 Mittelklassewagens ähneln? Wer

hat sich die ärztliche Kernkompe- tenz „Was und wie viel brauche ich, damit ich diesen Patienten an- gemessen versorgen kann?“ aus der Hand nehmen lassen und diese Kompetenz an Firmen delegiert, die „Prozessoptimierung“ betrei- ben und sich ansonsten damit be- fassen, wie bei McDonalds die Burger schneller vom Band kom- men? . . .

Wer hat hordenweise Billigärzte („Ärzte im Praktikum“) eingestellt, statt bestehende Ausbildungsver- träge zu verlängern und so die Facharztweiterbildung zu gewähr- leisten? Wer hat jahrzehntelang dieses Missverhältnis als Druck- mittel für unbezahlte Überstunden, Knebelverträge (1/2-Stelle be- zahlt, 1,5 Stellen gearbeitet), Ur- laubssperren bis hin zum Urlaubs- verzicht (unbezahlt selbstverständ- lich!) benutzt? Wer hat höhnisch

gelächelt, als die ersten warnen- den Stimmen laut wurden und von

„Facharztmangel“ in zehn Jahren sprachen? . . .

Und nun ist sie da, die Palastrevolte, getragen von qualifizierten, erfahre- nen Fachärzten aus allen Stufen der deutschen Krankenhaushierarchie, die weiterhin Patienten in Deutsch- land versorgen wollen, denn es ist ihre Heimat, hier haben sie ihren Beruf erlernt, und hier wollen sie auch weiterhin ihre Kompetenz ein- bringen. Sie haben sich eben nicht

„vom ärztlichen Ideal verabschie-

det“, sondern von der „Entwertung der Ressource Arzt“. Es sind die so- zial kompetenten, flexiblen, kom- munikativen Kolleginnen und Kol- legen, nach denen sich heute jeder

„Abteilungsleiter“ die Finger lecken würde . . .

Die wenigsten „Honorarärzte“

nennen „Geld“ als Hauptmotivati- on, die Gründe sind Erschöpfung, Frustration (Wozu bilde ich mich fort? Hier will eh keiner was Neu- es!) und Überfrachtung durch Tä- tigkeiten, die der ärztlichen nicht ferner sein könnten . . . Honorar-

Briefe, die die Redaktion per E-Mail erreichen, werden aufmerksam gelesen. Sie können jedoch nur veröffentlicht werden, wenn sie ausdrücklich als „Leserbrief“

bezeichnet sind. Voraussetzung ist ferner die vollständige Anschrift des Verfassers (nicht nur die E-Mail-Adresse). Die Redaktion behält sich ohne weitere Mitteilung vor, E-Mail-Nachrichten, die als Leserbrief erscheinen sollen, zu kürzen.

E-MAIL

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A 2514 Deutsches Ärzteblatt

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11. Dezember 2009 ärzte sind wenig geschätzt? Nun,

wir haben selten so viel Anerken- nung für unsere Arbeit bekommen, wir haben selten so viel „Spuren“

hinterlassen, weil unsere Vorschlä- ge und Ideen nicht als „Bedrohung bestehender Strukturen“, sondern vielmehr als „fruchtbare Anregung von außen“ aufgefasst werden.

Wir erfahren eine unglaubliche Bereicherung unserer ärztlichen Kompetenz, weil es überall Neues zu erfahren, erleben und erlernen gibt. Dieses „Wir“ steht für mitt- lerweile 130 Mitglieder des Bun- desverbandes der Honorarärzte, die sich lebhaft in unserem Forum mitteilen und austauschen. Wir al- le wären nicht gegangen, hätte man uns erträgliche Arbeitsbedin- gungen geboten, hätte man uns nicht schikaniert, getreten und ausgebeutet. Und nun ist es gar nicht mehr so schön Chefarzt zu sein? Na, ich kann wenigstens meinen Namen unter diesen Bei- trag setzen lassen.

Constanze Rumpel-Sodoma, 14552 Michendorf

Ich lege nochmals Wert auf die Feststellung des Untersuchungsaus- schusses, dass dies nur ein Zwi- schenbericht war. Ich gehörte zu den 144 Volkskammerabgeordneten, die nach dem 3. Oktober noch bis zum Ende der Legislaturperiode An- fang Dezember 1990 in den Bun- destag nach Bonn übernommen wurden. Dort versuchte ich, den Ausschuss wieder ins Leben zu ru- fen. Eine viel beachtete Presseaktion meinerseits hatte zur Folge, dass Anfang November 1990 nochmals mit der vormaligen Präsidentin der Volkskammer, Frau Dr. Sabine Bergmann-Pohl, nun Ministerin für besondere Angelegenheiten, in mei- nem Beisein ein Vor-Ort-Termin in Waldheim stattfand. Auch dabei war mein Bestreben, die Notwendigkeit eines neuen Untersuchungsaus- schusses zu vermitteln. Leider wur- de aber dann kein neuer Untersu- chungsausschuss gebildet, zumal die Legislaturperiode endete. Ich selbst habe nach meinem kurzen Ausflug in die „große Politik“ nicht wieder für den Bundestag kandidiert und bin an meinen ärztlichen Ar- beitsplatz zurückgekehrt.

Ob die „Waldheim-Story“ aber wirklich geklärt ist und als abge- schlossen bezeichnet werden kann, wage ich aus meinen damaligen Er- kenntnissen zu bezweifeln.

Dr. med. Walter Fiedler, An der Ziegelwiese 10, 39615 Seehausen

Psychiatriemissbrauch selbst erlebt

1970 war ich wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Leipziger Psychi- atrischen Universitätsklinik. Das MfS hielt mich ab 1970 für 23 Mo- nate in Untersuchungshaft, unter an- derem, da ich 1968 am Plakatprotest in der Leipziger Kongresshalle ge- gen die Sprengung der Leipziger Universitätskirche beteiligt war. Da ich nicht geständig-kooperativ zu machen war, wollte die Stasi meine Psychiatrisierung. Den Gutachtens- antrag stellte MfS-Major Etzold, Leiter der Untersuchungsabteilung Leipzig. Das Gutachten dazu fertig- te Leutnant Dr. P. im Psychiatri- schen Haftkrankenhaus Waldheim

DIE WALDHEIM-STORY

Von Nazis und Anti- faschisten, Stasi und Psychiatrie (DÄ 39/2009: „1989/

2009 – 20 Jahre Deutsche Einheit:

Die Waldheim-Sto- ry“ von Norbert Jachertz und „Online- Interview mit Sonja Süß ,Kein Miss- brauch à la Sowjetunion‘“).

DIE WALDHE

V f u 3 2 D D ry“ von Norbert Jach

Ausflug in die Politik

Als Mitglied des Untersuchungsaus- schusses der Volkskammer zum

„Missbrauch der Psychiatrie durch die Stasi“ – kurz „Waldheim-Aus- schuss“ genannt, möchte ich einige Ergänzungen zum oben genannten Artikel geben. Ich war Vertreter der CDU-Fraktion in diesem Ausschuss, der von Anfang Juni bis zum Ende der Volkskammer in intensiver Ar- beit die Rolle der Stasi in psychiatri- schen Kliniken der ehemaligen DDR und besonders in der Klinik in Wald- heim aufzuklären versuchte. Auf der 37. Tagung der Volkskammer, es war die letzte vor der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990, gab der Aus- schuss seinen „Zwischenbericht“

über die bisherigen gewonnenen Er- gebnisse ab mit der ausdrücklichen Bitte, einen neuen Untersuchungs- ausschuss durch den Deutschen Bundestag einzusetzen und die be- gonnene Arbeit fortzuführen. In der Kürze der uns damals zur Verfügung stehenden Zeit war es gar nicht mög- lich, die umfangreichen Materialien zu sichten und auszuwerten und eine genaue Hintergrundforschung zu betreiben. Zwei Termine vor Ort in Waldheim und in der Klinik Hoch- weitzschen konnten nur die unvor- stellbaren Verhältnisse in Waldheim betätigen. Die Durchsicht von Kran- kenunterlagen war schwierig und be- schränkte sich auf einige Fälle, dar - unter die drei erwähnten Fälle mit

„politischem“ Einweisungshinter- grund und zwei Fälle von medizi- nisch fraglich indizierten Hirnopera- tionen, die der damalige Chefarzt Dr.

Poppe in der Neurochirurgischen Universitätsklinik in Leipzig durch- führen ließ. Eine Anhörung von Dr.

Poppe und einigen anderen Personen erfolgte auch durch den Ausschuss.

HONDURAS

Die politischen Kon- flikte gefährden die Gesundheitsversor- gung (DÄ 41/2009:

„Putsch bedroht die Ärmsten“ von Harald Neuber).

Auf den Kopf gestellt

Der Autor scheint von jeder rea - listischen Einschätzung der Lage in Honduras völlig ungetrübt . . . Nicht das „Regime“ von

Micheletti hat geputscht, sondern Zelaya hat versucht, ein ver - fassungswidriges „Referendum“

durchführen zu lassen. Das wurde von der Verfassungsgerichts - barkeit dieses Landes so fest - gestellt und dann durchgesetzt.

Der Westen sollte froh sein, dass es in einem Land wie Honduras mutige Richter gibt, die einem aus der Rolle fallenden Präsidenten die Grenze aufzeigen.

Dr. Karl-Heinz Addicks, Eleonorenstraße 6, 66119 Saarbrücken

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Referenzen

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