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Archiv "Fragen zur ärztlichen Betreuung im Breitensport" (11.09.1980)

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Aufsätze - Notizen

Das Krankenhaus — ein Industriebetrieb?

lung. Statt dessen werden aus Zeit- gründen Magensonden geschoben und Infusionen gelegt, weil nicht ge- nügend Zeit vorhanden ist, um die Kranken zu füttern. Ausführliche Aufklärung und Einbeziehung der Patienten in den diagnostischen und therapeutischen Ablauf findet zu- nehmend weniger statt. Wenn heute Ärzte allzu häufig Medikamente ein- setzen oder die Schwestern darauf drängen, einen unruhigen Kranken mit einem Mittel ruhigzustellen, so ist es doch der Ausdruck der man- gelnden Möglichkeiten, sich mit dem Kranken zu beschäftigen.

Die Behandlungsmethoden sind darauf ausgerichtet, Personal einzu- sparen. Leistung und Produktivität haben Vorrang, Hilfe und Zuwen- dung stehen im Hintergrund. Die psychosoziale Betreuung nimmt zu- viel Zeit in Anspruch, also Pille statt Gespräch.

Diese Entwicklung wurde durch die Sparmaßnahmen und damit den Zwang zur billigeren Produktion der Ware Gesundheit geebnet. Das Ver- ständnis, daß hinter der Krankheit ein Mensch steht, geht verloren.

Dem überlasteten Krankenhausper- sonal bleibt nichts anderes übrig, als die Technik anzuwenden.

Schon jetzt ergaben Fragebogen- Aktionen an mehreren Kliniken, daß 60 Prozent des Personals eine aus- reichende Versorgung der Patienten nicht für gewährleistet hält.

Überstunden und Doppelschichten häufen sich, freie Tage können nicht regelmäßig genommen werden, der Krankenstand des Krankenhausper- sonals steigt. In Bremen fanden 53 Prozent der Patienten, daß Schwe- stern und Pfleger zu wenig Zeit für die Kranken haben, 37,6 Prozent empfanden die Pflege wie am Fließ- band 12).

Diese Stimmen sollten uns und den Verantwortlichen zu denken geben und in Erinnerung rufen, daß wir es im Gesundheitswesen mit Men- schen zu tun haben. Eine schnelle Diagnostik und Behandlung im Krankenhaus bringt noch lange kei-

ne Heilung oder Linderung der Be- schwerden mit sich. In der Industrie führt die Massenproduktion durch die Automatisierung zur Verbilli- gung der Produktionskosten. In der Medizin könnte diese Entwicklung zu einem Bumerang werden.

Hier soll nicht für lange Liegezeiten im Krankenhaus plädiert werden, auch nicht für unnötige Aufenthalte.

Die Einsparungen im Krankenhaus sollten jedoch nicht durch Wegratio- nalisierung der humanen Versor- gung getroffen werden. Die Kosten im Krankenhaussektor sind nur zu lösen durch einen Ausbau des am- bulanten Behandlungs- und Nach- sorgesystems. Durch die Erweite- rung der Hauspflege, der Tages- und Nachtkliniken, durch den Bau alten- und behindertengerechter Woh- nungen und andere Maßnahmen wird den niedergelassenen Ärzten die Möglichkeit gegeben, ihre Pa- tienten problemloser ambulant zu betreuen und Krankenhauseinwei- sungen aus Pflegegründen den Be- troffenen zu ersparen.

Anmerkungen

1) „Das Krankenhaus" 4/1980, S. 117; 2) Der Senator für Gesundheit und Umweltschutz Ak- tuelle Information Dezember 1978/4 S. 3; 3) Schultze, Die gestufte Pflege im Krankenhaus

— ein Beitrag zum Thema Kostensenkung im Krankenhauswesen, in: Das Krankenhaus, Bei- lage, Heft 9/1976, S. 3; 4) Siehe Gutachten der Krankenhaushygienekommission des Städt.

Krankenhauses Moabit von 1977 in Berlin- Tiergarten; 5) Frankfurter Rundschau vom 17. 2. 1977; 6) Quelle beim Verfasser; 7) Be- richt der Bundesregierung über die Auswir- kungen des Krankenhausfinanzierungsgeset- zes (1975), Deutscher Bundestag, Drucksache 7/4530; 8) G. Bölke, „Ist das Krankenhaus wirk- lich zu teuer?" in: Arzt und Krankenhaus, 12/

1977, S. 27/28; 9) G. Bölke a.a.O. S. 24 (Diese Berechnung gilt für den Zeitraum 1967-1973) und Karl Becker „Die Kosten der Gesundheit"

Deutscher Ärzte-Verlag, Köln-Lövenich 1979 (hier analysierte der Autor die Ursachen der Kostensteigerungen aller Ausgaben der GKV zwischen 1965 und 1977); 10) G. Bölke a.a.O.;

11) DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 28/79, S. 1851/

Statistisches Jahrbuch 1979/Der Bundesmini- ster für Jugend, Familie und Gesundheit: Da- ten des Gesundheitswesens Ausgabe 1977;

Presse- und Informationsamt der Bundesre- gierung: Gesellschaftliche Daten 1977; 12) Quellen beim Verfasser.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Jan Blumenstock Institut für Soziale Medizin der Freien Universität Berlin Thielallee 47

1000 Berlin 33

THEMEN DER ZEIT

Fragen zur

ärztlichen Betreuung im Breitensport

Alle wissenschaftlichen Aussagen über die gesundheitliche und vor- beugende Funktion des Sports gingen davon aus, „daß der Sport- treibende entweder gesund sein muß oder daß im Falle von vermin- derter Leistungsfähigkeit, von Be- hinderung und Krankheit, Art und Ausmaß der Einschränkungen durch ärztliche Untersuchungen bekannt sein müssen, um so — in Zusammenarbeit mit dem Arzt — die für den einzelnen günstigste Sportart einschließlich Umfang und Intensität der Belastungen festlegen zu können".

Das formulierte die Bundesregie- rung in einer Antwort auf eine Klei- ne Anfrage der Fraktionen der SPD und FDP.

Für die sportmedizinische Betreu- ung im Breiten- und Freizeitsport seien in erster Linie die Länder zuständig. Sie hätten die Absicht, auf der Grundlage unterschied- lichster Erfahrungen eine Lösung der ärztlichen Betreuung des Brei- tensports zu finden.

Die Gesundheitsministerkonfe- renz von Bund und Ländern habe sich für die vom Bund geförderte Verbundstudie eingesetzt, „die ei- ne epidemiologisch orientierte sportmedizinische Untersuchung im Freizeit- und Breitensport als einen gesundheitspolitisch wichti- gen Beitrag zur Gesundheitsvor- sorge zum Inhalt hat."

Die Regierung ist der Auffassung, daß es notwendig ist, durch früh- zeitige sportmedizinische Betreu- ung Überforderungen und ge- sundheitliche Schäden zu verhin- dern. Die Einführung eines Unter- suchungsprogramms sei Aufgabe der Länder.

Eine Finanzierung solcher Unter- suchungen durch die Sozialversi- cherungsträger sei derzeit nicht beabsichtigt. EM

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 37 vom 11. September 1980 2185

Referenzen

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