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Archiv "Die Gesundheit „gehört“ dem Staat: Bemerkungen zu einem Buch über die DDR" (09.11.1978)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen AUS DER DDR

Nach einer Reise von 13 Tagen nach Rostock zum Zwecke eines „subjek- tiven Systemvergleichs" hat Dr.

med. vet. Jürgen-Peter Stössel (frü- her in der Arzneimittelindustrie tätig und Redakteur einer medizinischen Fachzeitschrift, dann 1973 Verfasser des Buches „Psychopharmaka — die verordnete Anpassung") seine Be- obachtungen und Gespräche zu ei- nem Buch über das Gesundheitswe- sen der DDR verarbeitet, das man als gefährlich bezeichnen muß. Nun sollte allerdings verhindert werden, daß der Autor etwa damit wirbt, das

„offizielle Sprachrohr der ärztlichen Standesorganisationen" (Stössel) habe sein Buch als gefährlich be- zeichnet; es muß also bewiesen wer- den, wo die Gefahren dieses Buches liegen.

Eins sei gleich vorausgeschickt: vie- le Bücher sind auf Grund von zwei- wöchigen „Studien-" oder „Infor- mationsreisen" geschrieben wor- den. Viele davon sind schlechter als Stössels Buch, viele allerdings auch besser. Daraus allein kann und soll also Stössel ausdrücklich kein Vor- wurf gemacht werden. Wenn schon, dann könnte man höchstens ver- merken, daß Stössel alles, was ihm in Rostock und Umgebung vorge- führt worden ist, für die ganze Deut- sche Demokratische Republik ver- allgemeinert hat. Das ist ein weitver- breiteter Fehler derjenigen, die sich in totalitären Staaten nicht genü- gend auskennen: man glaubt, die Verhältnisse seien überall die glei- chen. Gerade Rostock hat ein paar Vorzeigeobjekte des DDR-Gesund- heitswesens aufzuweisen, aber das hat Stössel offenbar nicht gewußt.

Gefährlich ist das Buch zum einen deswegen, weil es bisher in der Bun- desrepublik Deutschland zu wenige

solcher „subjektiver" oder „objekti- ver" Systemvergleiche gibt. Die geo- politische Lage der Bundesrepublik und auch ihre innere Verfassung könnten uns eines Tages dazu zwin- gen, uns weit mehr als bisher mit dem zu beschäftigen, was im ande- ren deutschen Staat entstanden ist.

Und je weiter sich die beiden deut- schen Staaten auseinanderentwik- keln, um so schwieriger wird es nachzuprüfen, wo die Verfasser sol- cher Systemvergleiche recht haben und wo nicht (am Rande bemerkt:

hier fehlen leider in der westdeut- schen Literatur Darstellungen von Leuten, die es wirklich besser wis- sen müßten, nämlich von den Ärz- ten, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten aus der DDR in die Bundesrepublik gekommen sind).

Ein weiteres sei vorausgeschickt: Es ist nicht etwa so, daß Stössel zu hundert Prozent alles, was man ihm in der DDR gezeigt oder erzählt hat, unkritisch für gut und richtig hält. Er bringt durchaus kritische Bemer- kungen, er zitiert auch kritische Fra- gen seinerseits und Äußerungen sei- ner Gesprächspartner — übrigens mit vollem Namen — in der DDR. Er gibt also den Eindruck, vieles „hin- terfragt" zu haben, wie es heute so schön heißt. Dies wird auf den nor- malen bundesdeutschen Leser, der vom Gesundheitswesen der DDR sehr wenig oder gar nichts versteht, Eindruck machen — nur wird dieser Leser nicht merken, daß das „Hin- terfragen" bei Stössel eben doch Grenzen hat. Und dies liegt zum gro- ßen Teil an Stössels eigenem Stand- punkt.

Diesen seinen Standpunkt definiert der Verfasser in einem Vorwort, in dem er seine Meinung über das westdeutsche Gesundheitswesen erläutert, und in einem „Postskrip-

tum", in dem er sich auf Lenin be- ruft, bei seiner Überzeugung, Ge- sundheit sei „nicht Privatsache, sondern wertvolles Staatseigen- tum". So erklärt sich nämlich der Titel des Buches, der also gewisser- maßen doppelschichtig zu verste- hen ist. Schon dies, muß man fürch- ten, werden viele Leser nicht bemer- ken, die aus dem Titel höchstens herauslesen werden, daß ein staatli- ches Gesundheitswesen beschrie- ben werden soll.

Aber nun wäre an einigen Beispielen aus dem Inhalt zu beweisen, was Stössel hier vorgeworfen werden soll: daß er nämlich, trotz seiner kri- tischen Fähigkeiten, propagandisti- schen Behauptungen seiner Ge- sprächspartner — und der hinter ih- nen stehenden Organisationen — aufgesessen ist.

Die Antwort

des Stralsunder Arztes

Das beginnt in Halle 10 der Volks- werft in Stralsund, einem „Volksei- genen Betrieb", „in dem die Werktä- tigen die Bedingungen bestimmen, unter denen sie arbeiten" (Stössel).

Dort ist es nämlich dem Chefarzt der Betriebspoliklinik, einigen Arbeitern und dem Ärztlichen Direktor des Me- dizinischen Zentrums Stralsund, der auch für das Betriebsgesundheits- wesen zuständig ist, gelungen, den westdeutschen Besucher einzuwik- keln. Das Zusammenspiel von Be- triebsgesundheitswesen und Polikli- nik — wobei jeder die Freiheit hat, wahlweise zur Poliklinik der Werft oder im Wohngebiet zu gehen — sor- ge für einen umfassenden Gesund- heitsschutz — aber trotzdem, so wandte der Verfasser ein, ist doch der Krankenstand in der DDR höher als in anderen Ländern. Wie kommt das?

Die Antwort des Stralsunder Arztes lautete: „Das liegt weniger daran, daß mit dem Bewußtsein unserer

*) Jürgen-Peter Stössel: Staatseigentum Ge- sundheit, Medizinische Versorgung in der DDR, Serie Piper, Band 184, München 1978, 160 Seiten, kartoniert, 14 DM

Die Gesundheit

„gehört" dem Staat

Bemerkungen zu einem Buch über die DDR*)

2690 Heft 45 vom 9. November 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

„Staatseigentum Gesundheit"

Menschen etwas nicht stimmt, son- dern vor allem an der großen sozia- len Sicherheit. Und das ist absolut positiv."

Weiter heißt es, mancher Patient könne ja unter rein medizinischen Gesichtspunkten gesund erschei- nen, trotzdem aber nicht arbeitsfä- hig sein. Die Ärzte unterlägen kei- nerlei Beschränkungen, wie lange sie jemanden arbeitsunfähig schrie- ben, „und der Patient ist eben so lange krank, bis er sich wieder ar- beitsfähig fühlt" (Hervorhebung:

Stössel).

Es gibt keinen Grund zu bezweifeln, daß die Stralsunder Ärzte dies so gesagt haben; es gibt auch keinen Grund zu bezweifeln, daß sie es glauben. Aber es gibt allen Grund zu der Annahme, daß Stössel einen hö- heren Krankenstand in der Bundes- republik Deutschland keineswegs auf „große soziale Sicherheit" zu- rückführen würde, sondern auf die schlechten Arbeitsbedingungen und auf die westdeutschen Ärzte, die — so heißt es im gleichen Kapitel —

„Handlanger der Unternehmer" und

„Halbgötter in Weiß".

Aus dem Zusammenhang geht mehrmals hervor, die Betriebsärzte hätten gegenüber der Werftleitung große Vollmachten, die sie im ge- sundheitlichen Interesse der Beleg- schaft oder einzelner Arbeiter auch durchsetzen könnten.

Eine heile Welt, der jedoch der ach!

so kritische Autor den Einwand ent- gegensetzt, daß es überall Kommis- sionen gäbe: praktisch nichts werde in der DDR von einem allein ent- schieden, und das klinge denn zu sehr nach Schein-Demokratie. So darf der Bereichsarzt bestimmen, welche Arbeiter zur Kur geschickt werden sollen; über die Vergabe von Kurplätzen aus dem jährlichen Kon- tingent entscheidet eine Kur-Kom- mission, in der Mitglieder der „be- trieblichen Gewerkschaftsleitung"

(korrekt müßte es heißen: Betriebs- gewerkschaftsleitung) eng mit den Ärzten zusammenarbeiten.

So könne es sogar vorkommen, daß die Gewerkschaftsgruppe einen Kol-

legen vorbeugend zur Kur zu schik- ken vorschlägt, der gar nicht krank ist, der aber schon seit zwanzig Jah- ren auf der Werft arbeitet.

Es besteht wiederum kein Grund zu bezweifeln, daß es bei dieser Verga- be von Kuren auf der Volkswerft in Stralsund höchst gerecht und fair vor sich geht — aber: diese „enge Zusammenarbeit" der Gewerk- schaftsleitung mit den Ärzten be- deutet doch gerade, daß eben nicht nur nach ärztlichen Gesichtspunk- ten entschieden wird, sondern nach in irgendeinem Sinne politischen, oder daß zumindest nach solchen politischen Gesichtspunkten ent- schieden werden könnte; das steht zwar zwischen den Zeilen deutlich da, nur hat es der Mann, der diese Zeilen schrieb, selbst gar nicht ge- merkt. Auch so äußert sich nämlich der in der DDR erreichte Entwick- lungsstand, in dem Gesundheit

„Staatseigentum" geworden ist!

Es gibt ein weiteres Beispiel in dem Buch für die bemerkenswerte Rolle, die den Gewerkschaften in der DDR zugeschrieben wird. Gesundheit und Sicherheit gibt es zum Einheits- tarif, besagt die Überschrift eines Kapitels. Darin steht, daß die einheit- liche Kranken- und Rentenversiche- rung den DDR-Bürgern seit 1947 un- verändert zehn Prozent ihres Brutto- lohnes abnimmt, höchstens aber 60 Mark monatlich. Die Sozialversiche- rung der Arbeiter und Angestellten unterstehe unmittelbar dem Frei- en Deutschen Gewerkschaftsbund,

„wird also von den Versicherten selbst verwaltet" — im Gegensatz zur Bundesrepublik, wo sich die Unter- nehmer durch einen „Buchungs- trick" ein Mitspracherecht gesichert hätten, indem sie sich mit dem Ar- beitgeberanteil auch das Recht ver- schafft haben, über Art und Ausmaß der Leistungen in der gesetzlichen Krankenversicherung mitzubestim- men.

In der DDR dagegen, so schreibt Stössel wörtlich, „können die Arbei- ter und Angestellten tatsächlich die Sozialversicherung selbst verwal- ten". Die Gewerkschaft, so zitiert er den Direktor der Sozialversicherung

im Bezirk Rostock, sorge dafür, daß die Werktätigen alle ihnen zustehen- den Leistungen erhalten. Stössel glaubt also offenbar wirklich, der

„Freie Deutsche Gewerkschafts- bund" sei dasselbe wie eine westeu- ropäische Gewerkschaft und würde notfalls die Interessen der Arbeiter auch gegen den Staat und gegen die herrschende Partei vertreten! So viel Naivität ist kaum zu überbieten.

Stössel schreibt selbst und stellt es als durchaus positiv dar, daß die So- zialversicherung immer mehr von Zuschüssen aus dem Staatshaushalt finanziert wird; 1976 stammten nur noch 28 Prozent der Ausgaben aus Mitgliedsbeiträgen. Auch in diesem Sinne ist also Gesundheit in der DDR bereits „Staatseigentum"

geworden.

Nicht nachgedacht

Nur hat Stössel eben nicht darüber nachgedacht, woher eigentlich das Geld des Staatshaushaltes kommt, denn: „Im Gegensatz zur Bundesre- publik wird der einzelne Bürger nicht zur Kasse gebeten, wenn die Kosten in diesem Bereich" (Kran- ken- und Rentenversicherung) „stei- gen." — Nebenbei bemerkt: daß die gesetzlichen Krankenkassen in der Bundesrepublik Verwaltungskosten von zwischen 13 und 18 Prozent ih- res Gesamthaushalts hätten, das ist nun wirklich nicht wahr!

Es ist bemerkenswert, wie oft der Verfasser seine eigene Unlogik nicht bemerkt: Er bezweifelt die Angaben einer „Landärztin" (Leiterin einer Staatlichen Arztpraxis), sie behalte

„alle ihr bekannten Hochdruck-Pa- tienten über Jahre hinweg unter Kontrolle." Dabei verweist er auf ei- ne Studie der BASF in Ludwigsha- fen, bei der sich herausstellte, daß zwei Drittel der Gefährdeten nichts von ihrem Hochdruck wußten. Die Antwort der „Landärztin", ein gera- dezu klassisches Non sequitur, wird von Stössel einfach nur so verzeich- net: „Wir haben alle Hochdruck-Pa- tienten namentlich erfaßt und eine extra Sprechstunde für sie einge- richtet."

Heft 45 vom 9. November 1978 2691

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen AUS DER DDR

Und so geht es weiter: „Man habe den größten Teil der annähernd 500 000 Diabetiker in der Republik erfaßt" (woher weiß man dann, daß es 500 000 sind?). Oder (im Zusam- menhang mit der Schwangerenvor- sorge): „Daß dieses Vorsorgeange- bot des Staates heute von der Mehr- zahl der Frauen in der DDR genutzt wird, ist auf die intensive Gesund- heitserziehung der Bevölkerung zu- rückzuführen. Dazu gehört auch der heilsame Zwang', daß die finanziel- len Vergünstigungen von der regel- mäßigen ärztlichen Kontrolle abhän- gig sind."

Das ist ein Beispiel dafür, wie in den heutigen Deutschlands Begriffe nicht mehr das gleiche meinen: fi- nanzieller Zwang ist Teil der „Ge- sundheitserziehung" — Dr. Stössel scheint nichts dabei zu finden.

In sich unlogisch ist die Antwort ei- nes Apothekers auf die Frage, wel- che Rolle der Preis bei der Verord- nung von Arzneimitteln in der DDR spiele: seit 20 Jahren sei noch kein Arzt regreßpflichtig gemacht wor- den wegen irgendwelcher höherer Kosten. Und Stössels Frage nach der Verordnung gehe von falschen Voraussetzungen aus. Es gebe näm- lich keine vergleichbaren Arzneimit- tel mit unterschiedlichen Preisen.

Als bei einem bestimmten Sulfon- amid 40 Tabletten sechs Mark koste- ten, hat man neu hinzukommende Mittel „bewußt zum selben Preis an- geboten, damit der Arzt nicht meint, er müsse unbedingt das Neue auf- schreiben, weil das teuerer ist." So einfach ist das!

Ein Gespräch Stössels mit Medizin- studenten der Universität Rostock litt darunter, daß die ersten drei Stu- dienjahre gerade bei der Kartoffel- ernte eingesetzt waren. Durch Ver- gleiche mit der sozialen Zusammen- setzung der westdeutschen Studen- ten bemüht sich der Verfasser nach- zuweisen, daß in der DDR wirklich nur die Geeigneten zum Medizinstu- dium zugelassen werden; Arztkinder als Medizinstudenten seien in der DDR „immer die Ausnahme" geblie- ben. Es scheint ihn überhaupt nicht zu stören, daß — wie er selbst dar-

stellt — am Ende des Praktischen Jahres vor dem Studium, wenn man die Zulassung schon in der Tasche hat, „Kollektive der verschiedenen Abteilungen, die für die Endbeurtei- lung gehört werden", zu der Ent- scheidung kommen können, der Be- treffende sei für das Medizinstudium doch nicht geeignet. Und ausdrück- lich fügt er noch hinzu, daß dabei auch „gesellschaftliche Aktivitäten, FDJ-Arbeit zum Beispiel", berück- sichtigt werden.

Stössel zitiert einmal einen Rostok- ker Facharbeiter (Geburtsjahrgang 1941): „Ich würde meinen, daß es in der BRD auch ganz anders ausse- hen würde, wenn sich die Menschen mehr für Politik interessieren wür- den. Das ist oft erschreckend, wie wenig Kenntnisse da sind." Woher dieser Rostocker Facharbeiter das wissen will, das hat Stössel wieder einmal nicht „hinterfragt".

Er selbst, heißt es an anderer Stelle, glaube nicht an Wunder, „es sei denn, man halte es für ein Wunder, daß die Mehrheit ihre Sache selbst in die Hand nehmen kann". Daß dies in der DDR geschehen sei, daran glaubt er also. Und auch deshalb ist dieses Buch gefährlich: weil Dr.

med. vet. Jürgen-Peter Stössel (Ge- burtsjahrgang 1939) offensichtlich nicht nachfühlen kann, was man mit dem nötigen politischen Druck einer Mehrheit alles einreden kann — und was eine Mehrheit sich sogar selbst einreden kann. Günter Burkart

Mehr Babies

wegen „Babyjahr"?

Der seit zwei Jahren zu verzeichnen- de Wiederanstieg der Geburtenzah- len ist im wesentlichen auf das soge- nannte „Babyjahr" zurückzuführen.

Zu diesem Ergebnis kommt, wie die Westberliner Senatsverwaltung für Arbeit und Soziales mitteilt, das Deutsche Institut für Wirtschaftsfor- schung in einer Studie zur Gebur- tenentwicklung und Familienförde- rung in der DDR, die im Auftrag des Senators für Arbeit und Soziales durchgeführt wurde. Nach der 1976

eingeführten Regelung können sich berufstätige Mütter nach dem Wo- chenurlaub bis zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes von der Ar- beit freistellen lassen; vom zweiten Kind an gibt es einen zusätzlichen Anspruch auf finanzielle Unterstüt- zung.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, daß die Geburtenzunahme in der DDR ausschließlich von zweiten und weiteren Kindern getragen wird, daß also gerade die Förderung der Mehrkinderfamilie durch das „Baby- jahr" wirksam gewesen sei. Dazu kommen weitere familienpolitische Hilfen wie zum Beispiel der Schwan- gerschafts- und Wochenurlaub von 26 Wochen, die Geburtsbeihilfe von jeweils 1000 Mark, der höhere Ur- laub für Mütter, die Anrechnung auf die Rentenversicherungszeit und Familienkredite. Außerdem weist das Deutsche Institut für Wirt- schaftsforschung darauf hin, daß in der DDR jeweils mehr als 70 Prozent aller Schulkinder einen Kinderhort besuchen und Gemeinschaftsver- pflegung erhalten.

Andererseits müsse beachtet wer- den, daß in der DDR durch die ex- trem hohe Frauenbeschäftigung be- sondere Bedingungen herrschen und daß noch nicht nachgewiesen ist, ob der jetzige Geburtentrend langfristig anhält.

Der Westberliner Senator für Arbeit und Soziales, Olaf Sund, erklärte zu dieser Studie, die Garantie des Ar- beitsplatzes, wie sie in der DDR durch das „Babyjahr" gegeben sei, könne man nur im Zusammenhang mit dem wirtschafts- und gesell- schaftspolitischen System betrach- ten. Unter den Bedingungen eines freien Arbeitsmarktes ließe sich eine solche Garantie in der westlichen Gesellschaftsordnung nicht realisie- ren. Dazu müsse man auch die Fra- ge stellen, ob der bevölkerungspoli- tische Erfolg des „Babyjahres" in der DDR einem echten Kinder- wunsch der Familien entspringt oder aber der den Frauen gebotenen Möglichkeit, vorübergehend aus der Doppelbelastung durch Beruf und Familie herauszukommen. LPD

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 2692 Heft 45 vom 9. November 1978

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