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Delarze, R., & Ciardo, F. (2002). Rote Liste-Arten in Pappelplantagen. Informationsblatt Wald, 9, 3-4.

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Inf.bl. Forsch.bereich Wald 9, 2002 3 Abb. 1: Weitständig begründete Pappelpflan- zung bei Yvonand: viel Licht, Wärme und Nährstoffe begünstigen das Vorkommen seltener Pflanzenarten (Bild: J. Combe/

WSL)

Rote Liste-Arten in Pappelplantagen

Ein Vergleichstest mit einheimischen und ausländischen Populus hybrida – Klonen zeigt Zusammenhänge zwischen der Art des Pappelanbaus und dem Vorkommen gefährdeter Arten auf. Durch das erhöhte Lichtangebot in den Pappelpflanzungen stieg die floristische Vielfalt explosionsartig an. Auf der drei Hektar grossen Fläche wurden mehr als 220 Arten festgestellt, 18 von ihnen stehen in der Roten Liste (Delarze und Ciardo 1999). Weitständig begründete Pappelpflanzungen begünstigen vor allem jene Pflanzen, welche viel Licht, Wärme und Nährstoffe brauchen. Schliesst sich die Vegetations- decke, nimmt die floristische Vielfalt ab.

Raymond Delarze und Franco Ciardo1 Seit 1994 führt der 8. Forstkreis des Kantons Waadt in Zusammenarbeit mit der Antenne romande der WSL auf einer Versuchsfläche bei Yvonand, nahe der Grande Cariçaie, einen Ver- gleichstest mit einheimischen und aus- ländischen Populus hybrida – Klonen durch. Da das Verhalten der Klone durch die jeweiligen Standortverhält- nisse beeinflusst werden kann (Feuch- tigkeit, Nährstoffe, usw.), wurde mit- tels einer Feinanalyse die Spontanve- getation im näheren Umkreis der Bäu- me untersucht. Die so gesammelten Daten dienten als Grundlage zur Be- rechnung der Zeigerwerte (Landolt 1977) welche es möglich machten, die Standortverhältnisse jeder einzelnen Beobachtungsfläche präzis zu erfas- sen. Zwischen 1996 und 1998 wurden jährlich 35 pflanzensoziologische Er- hebungen auf 100 m2-Flächen vorge- nommen.

Diese Erhebungen ergaben eine gros- se botanische Vielfalt: bei bis zu 70 Pflanzenarten pro Aufnahme beträgt die Gesamtzahl aller Arten für die gan- ze Fläche mehr als 220. Von diesen stehen 18 in der Roten Liste (Landolt 1991). Sie wurden 1998 und 1999 ge- nau überwacht. 1999 wurde eine Kon- trollerhebung auf einer nahegelegenen, etwa eine Hektare grossen älteren Pap- pelplantage durchgeführt, deren Holz nicht geerntet worden war. Die dorti- gen Standortverhältnisse entsprachen jenen auf der Versuchsfläche vor der Aufforstung.

Die Analyse der floristischen Daten soll zunächst zeigen, welcher Dyna- mik die geschützten Arten nach der Pflanzung unterliegen. Darüber hinaus gibt sie Hinweise, von welchen Um- weltfaktoren die Dynamik abhängig ist. Dazu wurden die mittleren Zeiger-

werte der ökologischen Parameter (im wesentlichen Nährstoffe, Licht und Temperatur, gemäss Landolt 1977) im Populetum berechnet und mit jenen der Kontrollfläche verglichen. Auf diese Weise wurden die von der Pappelkul- tur am stärksten beeinflussten Stand- ortfaktoren festgestellt. Der anschlies- sende Vergleich zwischen den Zeiger- werten der Rote Liste-Arten und den Mittelwerten des Populetums machte die ökologischen Merkmale der ge- fährdeten Arten, gemessen an der übri- gen Vegetation der Fläche, deutlich.

Die Resultate bestätigen ein bekann- tes Phänomen: durch das Freilegen der Bodenoberfläche entstehen zu Beginn der Kultivierung stark veränderte Kon- kurrenzverhältnisse. Vielen Arten ge- lingt es dann, sich in diesem über kurze Zeit freien Raum anzusiedeln. Die neu- en Lebensbedingungen begünstigen vor allem jene Pflanzen, welche viel Licht, Wärme und Nährstoffe brauchen. Der letztgenannte Faktor scheint durch die Kultivierung sogar verstärkt zu werden:

sein Zeigerwert ist schon wenige Mona- te nach dem Anbau sehr hoch. Diese explosionsartige Entfaltung wird aber durch die natürliche Vegetationsent- wicklung rasch gebremst. Schon nach zwei Jahren haben sich die Standortsbe- dingungen jenen der Wälder nach und nach angeglichen. Die floristische Viel- falt, und insbesondere diejenige der ge- fährdeten Arten, nimmt wieder ab.

Wie gut sich die Rote Liste-Arten an die neuen Lebensbedingungen anpas- sen, zeigen folgende Beispiele:

1.Der Gift-Hahnenfuss (Ranunculus sceleratus) gilt als typische Pionier- art: als einjährige, stickstoffliebende Pflanze nützt er verbesserte Licht- verhältnisse auf nährstoffreichen und feuchten Böden umgehend aus. Er verschwindet wieder, sobald sich die Vegetationsdecke schliesst.

2. Die krause Distel (Carduus crispus) ist ebenfalls stickstoffliebend, aber zweijährig: sie erreicht ihren Höhe-

1 Bureau d’études biologiques Raymond Delarze, 1860 Aigle.

E-mail: delarze.raymond@omedia.ch

punkt erst im zweiten Lebensjahr.

Anschliessend wird sie von den mehr- jährigen Pflanzen rasch verdrängt.

3.Die Ufer-Segge (Carex riparia) ge- hört zu den mehrjährigen Arten. Ihre Populationen profitieren von den besseren Lichtverhältnissen und hal- ten der wachsenden Konkurrenz dann sogar unter ungünstigeren Bedingun- gen recht lange stand.

Der Trend zurück zur forstlichen Ve- getation lässt den meisten Ruderal- und Pionierarten jedoch kaum eine Chan- ce: mittelfristig werden sowohl die ein- und zweijährigen Pflanzen als auch jene ausdauernden Arten, die am mei- sten Licht, Wärme und Nährstoffe brau- chen, wieder von Waldarten verdrängt.

Dazu gehört auch ein grosser Teil der 18 registrierten Rote Liste - Arten. Nur jene mehrjährigen Pflanzen, die auch im Wald vorkommen, können sicher bis zur nächsten Pappelholzernte in etwa dreissig Jahren überdauern.

Mehrere Rote Liste-Arten, die bei den Erhebungen gefunden wurden, sind in diesem Bereich der Grande Cariçaie, zwischen Yvonand und Yverdon, sel- ten. Das lässt darauf schliessen, dass die bei der Pflanzung geschaffenen Lichtverhältnisse diese Arten beson- ders begünstigt haben und dass ihr Vorkommen nicht ausschliesslich durch das hohe Potential des Standorts in der Nähe wertvoller Biotope zu er- klären ist.

Dieses Resultat zieht neue Fragen nach sich, die speziell den Pflanzver- band sowie die Pflegemassnahmen in

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4 Inf.bl. Forsch.bereich Wald 9, 2002

Abb. 2: Das gefleckte Knabenkraut (Dac- tylorhiza maculata): eine seltene und at- traktive Orchideenart in Pappelpflanzun- gen. (Bild R. Lässig/WSL)

Résumé

Un test comparatif de clones de Populus x hybrida étrangers et indigènes montre qu’il existe une relation entre les moda- lités de la culture du peuplier et l’appari- tion d’espèces menacées. La mise en lumière a entraîné une explosion de la diversité floristique: Plus de 220 espèces ont été observées sur 3 ha, dont 18 de la Liste rouge. Les espèces les plus favori- sées sont celles qui sont exigeantes en lumière, en nutriments et en chaleur. La fermeture du milieu entraîne une dimi- nution de la diversité floristique.

Rote Liste Arten Block A Block B

N R 96 97 98 99 98 99

(R) Artemisia verlotiorum - - - - + +

V Carduus crispus ++ +++ + - ++ +++

V V Carex riparia ++ ++ ++ ++ - -

V Carex viridula - - - - ++ +

V Centaurea jacea ssp. angustifolia - - - - - +

V Centaurium erythraea ++ + + + ++ +

A A Dactylorhiza maculata + + + + + +

V Galium palustre ssp. elongatum ++ ++ ++ ++ ++ ++

A A Gymnadenia conopsea - + - - - -

V Inula conyza - - - - - +

V V Inula helvetica - + + + - -

A A Iris pseudacorus + ++ ++ ++ + ++

V V Poa trivialis ssp. sylvicola + + + - + +

V V Ranunculus sceleratus ++ - - - ++ +

V V Reseda luteola - - - - - +

V Rumex conglomeratus - - + + + -

V Stachys palustris ++ +++ ++ ++ +++ ++

V V Thalictrum flavum ++ +++ ++ ++ x x

Zahl Rote Liste–Arten 10 11 11 9 12 14

Gesamtzahl Arten 177 184 ? ? 205 ?

Rote Liste (Landolt 1991):

Gefährdungsgrad: N = auf nationaler Ebene

R = auf regionaler Ebene (Plateau occidental) V = gefährdet

(R) = selten, unbeständig und seit kurzem eingeschleppt A = attraktiv

Häufigkeit der Rote Liste-Arten:

+++: zahlreiche Standorte; ++: einige Standorte; +: vereinzeltes Vorkommen

News aus der Forschung

der Pappelplantage betreffen. Könnte zum Beispiel das spontane Aufkom- men empfindlicher Arten durch Be- wirtschaftungsmethoden gefördert wer- den, welche nur wenig Holzrückstände am Boden belassen? Könnte eine re- gelmässige Pflege (Mähen, Entfernen von Gestrüpp), welche das Zuwachsen der Vegetationsdecke verhindert, den Rückgang der gefährdeten lichtbedürf- tigen Arten bremsen?

Darüber hinaus würde eine kurze Umtriebszeit gefährdete Pflanzen- und wahrscheinlich auch Tierarten in ih- rem Vorkommen begünstigen. Hier

Zu viel Ammoniak in der Luft

In vielen Schweizer Wäldern sind die Stickstoffeinträge heute so hoch, dass die kritischen Belastungsgrenzen über- schritten werden. Die wahrscheinlichen Folgen: die Böden versauern immer mehr und das Verhältnis der Nährstof- fe zueinander wird für die Bäume un- günstiger. Rund zwei Drittel des Stick- stoffs gelangt in der Form von Ammo- niak (NH3), einem stechend riechen- den und farblosen Gas, und Ammoni- um (NH4+), der wässrigen Form von Ammoniak, in den Wald. Ammoniak entsteht vor allem bei der Nutztierhal- tung, in geringem Mass auch bei Ver- brennungsprozessen in Motoren, vor allem seit der Einführung des Kataly- sators. Es wird nicht weiträumig ver- breitet, sondern lagert sich nahe der Emissionsquelle wieder ab.

Wenn man die Stickstoffeinträge re- duzieren will, sollte man für jede Regi- on den Anteil der einzelnen Stickstoff- formen kennen. Im Niederschlag gelö- stes Ammonium und Nitrat werden bereits an vielen Orten erfasst, das gas- förmige Ammoniak hingegen nicht.

Das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) erteilte daher der Forschungsstelle für Umweltbeob- achtung (FUB) in Rapperswil den Auf- trag, an 41 über die ganze Schweiz verteilten Stationen während eines Jah- res die Ammoniakkonzentration in der Luft zu messen. Auch auf 13 Flächen des Instituts für Angewandte Pflanzen- biologie (IAP) und 10 Flächen der Langfristigen Waldökosystem-For- schung (LWF) der WSL wurden im Herbst 1999 sogenannte «Passivsamm- ler» installiert. Diese kleinen Röhr- chen, die eine absorbierende Lösung ergeben sich neue Möglichkeiten der

Zusammenarbeit zwischen Forstleuten und Biologen.

Übersetzung: Brigitte Corboz, WSL-Antenne romande

Delarze, R.; Ciardo, F., 1999: Culture du peuplier et espèces de la Liste rouge. La Forêt 12: 20–22.

Landolt, E., 1977: Ökologische Zeigerwer- te zur Schweizer Flora. Veröffentlichun- gen des geobotanischen Institutes der ETH – Stiftung Rübel. Zurich. Heft 64.

28 S.

Landolt, E., 1991: Plantes vasculaires menacées en Suisse: listes rouges natio- nales régionales. Berne. OCFIM.183 S.

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