• Keine Ergebnisse gefunden

100 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Essen - Haarzopf 20. Juni 2010

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "100 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Essen - Haarzopf 20. Juni 2010"

Copied!
7
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

100 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Essen - Haarzopf 20. Juni 2010

Friede sei mit euch!

Liebe Festgemeinde,

herzlichen Glückwunsch zum 100. Geburtstag der Evangelischen Kirchengemeinde hier in Essen-Haarzopf!

Es feiern viele Menschen in diesen Tagen - nicht nur die Evangelischen hier in Haarzopf. Da gibt es überall Public-Viewing, hier in Ihrer Gemeinde toll von der Jugend organisiert, wir sehen spannende Fußballspiele und so mancher Fan kommt dann ins Träumen: Wie wäre es wohl, erster zu

werden, ganz oben zu landen: Champion, Weltmeister, endlich der Erste . Und da nicht mehr alle, aber doch viele im Moment vom Platz Eins noch träumen dürfen, bleibt das auch nicht konfliktfrei. In meiner Familie etwa lebt seit einem Jahr eine sehr nette Gasttochter aus Chile. Und Pamela weiß genau, wer die Nummer eins werden sollte: Natürlich Chile, wer denn sonst. Und wenn nicht Chile, dann doch zumindest ein anderes

südamerikanisches Team, deshalb weht vor unserem Haus in Elberfeld auch eine große chilenische Flagge. Die nationalen Hitlisten sehen allerdings bei meinen anderen Töchtern etwas anders aus. Spannende Tischgespräche sind das bei uns zu Hause.

Uns ist heute in diesem Festgottesdienst ein Bibeltext ans Herz gelegt, der auch vom Platz eins erzählt, allerdings aus einer etwas anderen

Perspektive. Denn da wird die Hitliste sozusagen auf den Kopf gestellt.

Hören Sie 1. Timotheus 1, 12 -17:

Da schreibt der Briefverfasser im Namen des Paulus:

12Ich danke unserm HERRN Christus Jesus, der mich stark gemacht und treu geachtet hat und in das Amt eingesetzt,13 mich, der ich früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein Frevler war; aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren, denn ich habe es unwissend getan, im Unglauben. 14Es ist aber desto reicher geworden die Gnade unsers HERRN samt dem

Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist. 15Das ist gewißlich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, daß Christus Jesus in die Welt

gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter welchen ich der erste

(2)

bin.16Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, daß Christus Jesus an mir als erstem alle Geduld erweise, zum Vorbild denen, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben. 17Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.“

Vielleicht würden Sie, liebe Gemeinde,

mit Blick auf die hundertjährige evangelische Geschichte hier in Haarzopf und Fulerum sich die dankbaren Worte aus dem Timotheusbrief ganz schnell zu eigen machen können. Sie würden dabei vielleicht an die

ländliche Gemeinde Haarzopf vor 100 Jahren mit ihren alten Bauernhöfen und Kotten denken, umgeben von Kornfeldern, dann an die immer weiter fortschreitende Industrialisierung mit Fabrikschloten und Zechen bis hin zum Strukturwandel der vergangenen Jahre. Sie werden angesichts dieses dramatischen Jahrhunderts sich vielleicht die biblischen Worte ausleihen und aus vollem dankbarem Herzen mitsprechen können: Ja, auch wir danken unserm HERRN Christus Jesus, der uns Evangelische gemeinsam mit den anderen Christen hier stark gemacht und treu geachtet hat in den vergangenen 100 Jahren und so viele Menschen in das Amt eingesetzt hat in dieser Gemeinde. Dann würden Sie vielleicht das Ganze etwas

anschaulicher machen, indem Sie ergänzen, wer da alles mitgearbeitet hat:

Als Presbyter oder Presbyterin, als Kindergärtnerin oder

Jugendmitarbeitende, als Friedhofsmitarbeiter oder Küsterin, als Pfarrerin oder Pfarrer, als Mitarbeiterin im Gemeindeamt oder im Besuchsdienst, als Organist oder Chormitglied, als Mitarbeitende in der Kinder- oder

Jugendarbeit, im Seniorenkreis oder Gospel-Workshop, im Frauenkreis oder Männerstammtisch, im Kindergottesdienst oder Ökumenekreis... Ich höre auf, denn die vielen ehrenamtlich oder beruflich Mitarbeitenden

bekomme ich einfach nicht alle aufgezählt. Wie schön, dass es sie alle gab und gibt.

Für mich ist heute in diesem Festgottesdienst tatsächlich ein doppelter Dank abzustatten. Ich möchte zum einen Ihnen, liebe Gemeinde, im

Namen der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland herzlich danken für all die Zeit, Kraft und Fantasie, die Sie hier in die

Gemeindearbeit gesteckt haben und immer noch investieren. Sie haben in den vergangenen hundert Jahren Gemeinde gebaut. Danke für Ihr

engagiertes Anpacken, Mitdenken und Mittun, Kirchensteuerzahlen und Spenden hier in der Gemeinde Haarzopf als Teil der einen ökumenischen Kirche Jesu Christi. Gemeinsam mit Ihnen möchte ich dann Gott danken,

(3)

dass er Sie und all die Menschen vor Ihnen in ihr Amt rief und sie, um es in den biblischen Worten zu sagen, „stark gemacht und treu geachtet hat“.

Welcher Ernst liegt für uns in dieser biblischen Erinnerung, dass es niemand anders als Jesus Christus selbst ist, der Menschen in

ehrenamtliche oder berufliche Dienste in der Kirche beruft und dass er selbst sie in ihr Amt einsetzt. Das gilt natürlich auch für Sie, liebe

Gemeinde, die Sie irgendwann einmal den Kontakt zur Kirche gefunden haben. Egal, wer Sie hier konkret in Haarzopf geworben hat, Sie zum Gottesdienst eingeladen oder zur Mitarbeit ermutigt hat: Wenn wir genau hinschauen, dann stand hinter diesem einladenden jungem oder altem Menschen niemand anders als Jesus Christus selbst. Manchmal sogar, ohne dass derjenige, der Ihnen die Tür zum Glauben aufhielt, wusste, dass ihm Christus dabei unbemerkt lächelnd über die Schulter schaute.

Wenn wir uns allerdings über diesen unsichtbaren Christus hinter uns und neben uns klar werden, dann werden wir vielleicht noch sorgfältiger und bewusster darauf achten, wie wir Menschen zum Mitarbeiten einladen. Wir werden nicht fahrlässig oder unter Vorspiegelung falscher Tatsachen

werben, etwa nach dem Motto: „Och, Presbyterium ist gar nicht soviel Arbeit. Nur alle paar Wochen eine Sitzung. Du machst doch mit, oder?“ Sie kennen solche etwas leichtfertigen, wenngleich oft gut gemeinten Reden.

Wehe dem, der dann so gut gläubig ist, zusagt und hinterher frustriert den berühmten Satz sagt von dem kleinen Finger, den man der Kirche gereicht hat und der ganzen Hand, die sie stattdessen genommen hat. Ich will lieber nicht fragen, wem es unter Ihnen so ähnlich gegangen ist. Wenn Christus selbst in gemeindliche Ämter ruft und einsetzt, dann sind Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit der geeignete Boden, auf dem sich eine einladende

Gemeindekultur entfalten kann.

Im Timotheusbrief schlüpft der Briefschreiber in die Rolle des Paulus, um deutlich zu machen, dass Gottes Hitliste tatsächlich ganz anders aussieht als unsere menschlichen Ranglisten. Als führte Paulus selbst ihm die Feder, schreibt er: „12Ich danke unserm HERRN Christus Jesus, der mich stark gemacht und treu geachtet hat und in das Amt eingesetzt...“ Um dann staunend fortzufahren: „mich, der ich früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein Frevler war; aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren... Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter welchen ich der erste bin.“ Und als könnte er es selbst nicht fassen, als müsste er es sich selbst immer wieder laut vorsagen, um es glauben zu

(4)

können, wiederholt er noch einmal: ,,Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, daß Christus Jesus an mir als erstem alle Geduld erweise.“

Mir fällt das Jesuswort „Die Letzten werden die ersten sein“ (Mat 20, 16) ein, wenn ich die Worte dieses Lästerers, Verfolgers und Frevlers Paulus höre, der sich rühmt, die Hitliste, der begnadeten Sünder anzuführen. Nummer eins dieser Antihitliste zu sein. Gottes Begeisterung dafür, die Dinge auf den Kopf zu stellen, die Letzten als die Ersten zu platzieren, den Jüngsten und nicht den Ältesten auszuwählen oder das kleine Unscheinbare und Schwächliche zum Maßstab zu machen begegnet uns auf fast jeder Seite der Heiligen Schrift. Die Theologin Susanne Krahe (Susanne Krahe: Die Letzten werden die Ersten sein. Das Umkehrungsprinzip in der Bibel, Würzburg 1997) hat dieses göttliche

Umkehrungsprinzip einmal als „Evangelium in Reinform“ bezeichnet. In unendlichen Varianten begegnet uns dieses Überraschungsprinzip in der Bibel: "Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf". Susanne Krahe hat Evangelische Theologie in Münster studiert und eine Dissertation über die Psalmen begonnen - als sie 1989 erblindete. Seitdem lebt sie als freie Autorin in Unna. Ausgestattet mit Scanner und Sprachcomputer, unterstützt von einem Mitarbeiter, den sie selbst finanzieren muss, legt sie die Bibel aus. Sie selbst nennt es den

„blinden Blick“ mit dem sie auf Endeckungsreise in der Heiligen Schrift geht und mit ihren aufregenden Büchern uns vermeintlich Sehenden die Augen für die Überraschungen der Bibel öffnet. Tatsächlich, die Blinden sehen.

„Die Letzten werden die Ersten sein“ diese erstaunlich verdrehte Hitliste Gottes verstehe ich in ihrer Dramatik noch besser, wenn ich mir den Fundamentalisten Saulus anschaue: Einen Mann, der sich mit der

Wahrheit Gottes so sehr identifiziert, dass für einen selbstkritischen Blick auf die eigene Person oder gar für den Dialog mit Andersdenkenden oder Andersgläubigen überhaupt kein Platz in seinem Leben mehr bleibt. Dieser mörderisch gefährliche Fundamentalist und Terrorist Saulus, denn das war er für die verfolgten Christinnen und Christen ja, konnte tatsächlich nur noch von Gott selbst von seinen fanatischen Wegen abgebracht werden.

Nicht weniger als die dramatische existentielle Grenzerfahrung vor

Damaskus konnte ihn noch retten. In dem, was Saulus dann vor Damaskus von Gott zu sehen und zu hören bekommt werden alle seine bis dahin sicher geglaubten Gottesbilder gesprengt. ERschüttert bleibt er zurück.

Keine unanfechtbaren Glaubensüberzeugungen, keine Absolutheiten stehen dem Saulus danach mehr zur Verfügung. Stattdessen hat er eine aufrüttelnde Begegnung mit dem lebendigen Gott erlebt. Christus selbst ist

(5)

ihm begegnet. Auch Saulus erblindet, muss den „blinden Blick“ lernen, bevor er sein Leben wieder neu sehen kann.

„Die Letzten werden die Ersten sein“. Mit diesem Satz stehen die

eingefahrenen Ordnungen plötzlich auf dem Kopf. Es passiert dem Paulus etwas, womit niemand rechnen konnte. Es werden alle Urteile, die auf der gängigen Moral oder seiner eigenen hochgelehrten Theologie gründen, in den Rang des Vorläufigen verwiesen. Gottes eigene Moral, seine anders geartete Gerechtigkeit und seine barmherzige Freiheit überholen die für Paulus seine bis dahin unumstößlich gültigen Maßstäbe und erlauben ihm eine bis dahin nie gekannte Freiheit. Eine atemberaubende Freiheit, weil er sich nur noch an einen einzigen gebunden weiß, an Christus selbst.

Eine Freiheit, die Paulus erlaubt, seine Vergangenheit nicht verschämt zu verschweigen oder zu polieren. Paulus macht uns Sünderinnen und

Sündern in diesem Gottesdienst heute morgen Mut, dass es auch für uns solch eine Heilung der Vergangenheit geben kann. Manchmal dauern

Prozesse, die uns bis in den Kern verändern, die uns unsere Lebensschuld vor Augen führen, uns gleichzeitig aber auch ein neues Leben schenken sehr lange. Paulus selbst erzählt von drei Jahren Schweigen in der

arabischen Wüste (Gal 1, 18) und dann weiteren vierzehn Jahren bis er zu seinen ersten Missionsreisen aufbricht (Gal 2, 1). Erst nach diesen siebzehn langen Jahren nennt der Evangelist Lukas den Mann zum ersten Mal mit seinem neuen Namen Paulus (Apg 13, 9). Es ist nicht einfach, sich im eigenen Leben anzuschauen, wozu man überhaupt nicht stehen kann. Wo die

Sünde wohnt und mich beherrscht. Wofür ich mich zutiefst schäme, weil ich anderen und in der Regel auch mir selbst großen Schaden zufüge oder zugefügt habe. Wer sich wie Paulus vor Damaskus solch einen ehrlichen und schonungslosen Blick auf das eigene Leben gestattet, bekommt von Christus die Chance zu einem biografischen Neuanfang geschenkt.

Auch hier in Haarzopf spielt sich das ab: Eine Frau gewinnt den Mut, aus einer krankmachenden und lähmenden Beziehung aufzubrechen und lernt, neu zu leben. Ein Mann hört auf, sich über seine Suchtgeschichte hinweg zu lügen und tritt den anstrengenden Weg in ein trockenes Leben ohne Abhängigkeit an. Ein Jugendlicher holt sich endlich Hilfe, weil er an der Gewalt an seiner Schule schier zugrunde geht und lernt ganz langsam ein Leben ohne Furcht und Bedrohung kennen.

Es gibt viele unterschiedliche Weisen, sich selbst und dann auch Gott einen ehrlichen Blick auf das eigene Leben zu erlauben. Aber es ist immer ein vielleicht schmerzhaftes aber großes Glück, diesen barmherzigen Blick zu erleben. Zu erfahren, wie Gottes Vergebung zwischen unser Gestern

(6)

und unser Heute tritt, wie er sie voneinander trennt und uns erlaubt, barmherzig mit unserer eigenen Lebensgeschichte, aber auch mit den kaputten und schweren Geschichten der anderen umzugehen. Oder um es mit den biblischen Worten auszudrücken: „... mir ist Barmherzigkeit

widerfahren, denn ich habe es unwissend getan, im Unglauben. 14Es ist aber desto reicher geworden die Gnade unsers HERRN samt dem

Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist. 15Das ist gewißlich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, daß Christus Jesus in die Welt

gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter welchen ich der erste bin.“

Es ist schön und befreiend, mit der Erlaubnis zu leben, nicht länger Übermenschliches vollbringen zu müssen. Sondern einfach ein

unvollkommener, fehlbarer und verletzlicher Mensch sein zu dürfen. Mit dem vollen Risiko zu scheitern, schuldig zu werden und zu versagen. Aber auch mit der barmherzigen Einladung versehen, sich vergeben zu lassen, anderen vergeben zu dürfen und einen neuen Anfang zu wagen.

Dieses Angebot gilt nicht nur für jeden einzelnen hier in der Festgemeinde, sondern auch für uns als evangelische Kirche oder als deutsches Volk.

Wenn man aus Anlass eines Jubiläums beginnt, in den Archiven zu lesen, dann wird deutlich, wie sehr wir tatsächlich eine Gemeinschaft von

Sünderinnen und Sünder waren und sind. Wie sehr wir deshalb auf Vergebung angewiesen sind. Da sehe ich Fotos von der festlich

geschmückten Stadt Essen und lese die nationalsozialistische Parole:

„Essen - Waffenschmiede des Reiches.“ In den Gemeindeannalen lese ich, wie die Deutschen Christen im Sturm das Presbyterium Haarzopf nahmen und kann die Erleichterung in der Gemeinde nachvollziehen, dass es unter den Nazis endlich wieder Arbeit gab. Es dauerte lange, zu lange, bis man begann, den politischen Kräften zu misstrauen, die so viele Menschen in Arbeit und Brot gebracht hatten. Aber irgendwann holt uns unser Tun und Lassen immer ein. Für die Gemeinde wurde das schmerzlich spürbar mit jedem an der Front oder durch die Bomben auf Essen getöteten

Gemeindeglied. Erst recht, als dann im Juni 1944 die Bomben die Kirche und die Rumbachsiedlung trafen. Nein, nicht nur Paulus war verführbar, bis er selbst zu einem Mitläufer und schließlich zum Frevler und Verfolger wurde. Unsere Mütter und Väter waren es und wir selbst sind es nicht weniger.

Vielleicht ist unsere größte Gefährdung heute, dass wir es weitgehend verlernt haben, von der Sünde und vom Sündigen zu sprechen. Wir haben diese Wirklichkeit verniedlicht. Wie befreiend aber ist es zu lernen, dass die

(7)

Erkenntnis von Sünde und Schuld, erst die Vergebung möglich macht.

Wenn Jesus Christus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, dann hören Menschen, die ihm begegnen nicht einfach auf,

Sünder zu sein. Paulus nicht, unser Mütter und Väter, denen wir unendlich viel verdanken, nicht und wir selbst auch nicht. Wenn Jesus Christus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, dann brauchen wir

unsere Schuld nicht länger zu verdrängen und zu leugnen. Zur Seligkeit, zum Lebensglück gehört die Erlaubnis, bedürftig sein und Hilfe annehmen zu dürfen. Gerade auch in einer Kirchengemeinde. Zur Seligkeit gehört die Fantasie, Wege der Versöhnung zu beschreiten. Zur Seligkeit gehört der selbstkritische Blick auf sich selbst und die Erlaubnis, auch einmal lauthals über seine eigenen Engherzigkeiten oder Engstirnigkeiten lachen zu

dürfen. Der Humor und die Leichtigkeit sind sozusagen das schöne Geschenkpapier und die kunstvolle Schleife um dieses Geschenk der Seligkeit, das uns Christus heute macht.

Die Erlaubnis, nicht das Supertalent sein zu müssen, nicht zu den Top 10 der Charts gehören zu müssen, gilt für jeden von uns persönlich aber auch für uns gemeinsam als Kirche Jesu Christi. Welche Gelassenheit könnte sich auch in unseren Gemeinden breit machen, wenn bekannt würde „uns ist Erbarmen widerfahren“. Wir dürfen einfach Mensch sein in der

wunderbaren, wenn auch sehr fehlbaren und verführbaren Kirche Jesu Christi. Wir als jüngere oder ältere Menschen haben noch ganz viel zu erwarten und zu erhoffen. Wir können uns zum Beispiel ändern zum Offeneren und Lebendigen, zum Mutigeren und Freundlichem. Wir dürfen vergängliche und dennoch wunderbare Menschen sein, durch die „der Wind hindurch fahren kann“ (Hilde Domin). Hinweis bei R. Stuhlmann/ G.Zinn, Predigtstudien

2009/2010. Wir sind seligeMenschen, die deshalb mutig und laut ihre Stimme

erhebenfür soziale Gerechtigkeit und Frieden, für Menschenrechte und die Bewahrung der Schöpfung. Menschen, die mit ihrer unbändigen Hoffnung, dass in den Augen Gottes "alles gut" ist, weil er "alles neu macht", hier am Rande von Essen andere Menschen ermutigen, inmitten ihrer ganz

persönlichen Leidens- und Freudengeschichten den Gott ihres Lebens zu suchen.

„Uns ist tatsächlich Erbarmen widerfahren“ - wie schön!

Und der Friede Gottes...

Amen

Vizepräses Petra Bosse-Huber

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Wenn dieses Licht, wenn Jesus in unsere Welt kommt, dann sind nicht alle Sorgen, Ängste und Konflikte beseitigt.. Aber die Macht der Dunkelheit

Sicher hätte Frau Pilatus den Traum ihrem Mann erzählt, aber der schien schon sehr früh aufgestanden zu sein, denn wenn ein schwieriger Pro- zesstag vor einem liegt,

Eindämmungsverordnung des Landes Sachsen-Anhalt vom 04.05.2020 dürfen ab sofort wieder Gottesdienste unter Einhaltung der Hygienevorschriften und Abstandsregeln angeboten

Zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Ausgabe be- schleunigt sich das Infektionsgeschehen in Europa erneut. Bei uns scheint noch alles ruhig. Manchmal höre ich Stimmen,

Pfarrer Martin Schuster wird den Gottesdienst leiten, Kantor Reinhard Krämer und die Evangelische Kantorei werden ihn feierlich gestalten.. Um 17.00 Uhr ist

e) eine Begehung der Parzelle und ihrer Aufbauten seitens der Mitglieder des erweiterten Vorstands zur Erfüllung ihrer gesetz-und satzungsmäßi- gen Aufgaben sowie der

Manchmal fängt sie einfach nur an zu schreien, was besonders am Abend und besonders für Mama ziemlich nervig werden kann, aber meistens beginnt sie, wenn sie etwas stört oder

Außerdem fanden zahlreiche weitere Termine unter Beteiligung des Umweltteams statt, darunter sieben Energiebegehungen, eine Begehung mit dem Kirchenkreisarchitekten(sowie drei