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Darmeinklemmung 17 Wörter, 133 Zeichen

Darmeinklemmung (Incarceratio intestini), s. Bruch, S. 486, und Darmverschlingung.

Bruch (altdeutsch bruch, pruh), ein Wort, welches außer seinem gewöhnlichen Sinne noch verschiedene spezielle Bedeutungen hat. In der alten Rechtssprache bezeichnet es z. B. ein Vergehen sowie die darauf gesetzte Strafe (s. Brüche). - In der Mineralogie heißt Bruch die Gestaltung der Fläche, welche entsteht, wenn ein Mineral beim Zerschlagen in einer andern Richtung als derjenigen seiner etwanigen Spaltbarkeit (s. d.) zerspringt; vgl. Mineralien (physikalische Eigenschaften). - In der Jägerei heißt ein Zweig von Laub- oder Nadelholz, welcher zum Zeichen einer erfolgreichen Jagd an die Kopfbedeckung gesteckt wird; auch ein Zweig, durch welchen man den Anschuß sowie die Fährte des Hoch- oder Schwarzwildes, namentlich bei der Nachsuche aus ein verwundetes Stück, bezeichnet, wobei man den Bruch so legt, daß das abgebrochene Ende nach der Richtung zeigt, wohin das Wild gezogen ist (Verbrechen der Fährte).

Bruch (gebrochene Zahl, Fractio), in der Arithmetik eine Zahl, welche aus einer bestimmten Anzahl gleicher Teile der Einheit besteht. Die Zahl, welche angibt, in wieviel gleiche Teile die Einheit zerlegt ist, heißt der Nenner; die Zahl dagegen, welche angibt, wieviel solcher Teile der Bruch enthält, wird der Zähler des Bruches genannt. Beide werden durch einen horizontalen oder schrägen Strich getrennt, wobei der Zähler zu oberst oder zuerst gesetzt wird; z. B. 5/7 oder 5/7, d. h. fünf Siebentel.

Ein Bruch heißt echt, wenn sein Zähler kleiner ist als der Nenner, z. B. 5/7; im entgegengesetzten Fall unecht, z. B. 12/5, 16/9.

Man unterscheidet ferner gewöhnliche oder gemeine Brüche, wie die genannten, und Dezimalbrüche, das sind solche, deren Nenner Potenzen von 10 sind, wie 15/100, 1625/1000 etc. Bei den Dezimalbrüchen schreibt man aber den Nenner nicht hin, sondern man scheidet zunächst die Ganzen ab oder setzt, wenn keine Ganzen vorhanden sind, eine Null, dahinter ein Komma als Dezimalzeichen und darauf den Zähler des Dezimalbruches, also in den beiden angegebenen Fällen 0,15 und 1,625. Dabei ist die Regel festzuhalten, daß der Nenner eine 1 mit so viel Nullen ist, als der Zähler Ziffern hat.

Will man daher 15/1000 ausdrücken, so schreibt man 0,015; ebenso ist 0,0015 = 15/10,000. Die Ziffern rechts vom

Dezimalzeichen nennt man Dezimalstellen, und es gibt die erste derselben die Zehntel, die folgende die Hundertstel, die nächste die Tausendstel an etc. Öfters, aber nicht immer, werden sie durch kleinere Ziffern von den Ganzen unterschieden (wie durchweg im

»Konversations-Lexikon«). Außer dem Komma dient auch der Punkt, entweder aus der Linie oder über derselben, als

Dezimalzeichen, z. B. 0.15 oder 0·15, 1.625 oder 1·625. Bei letzterer Schreibweise läßt man auch, wenn keine Ganzen vorhanden sind, die Null vor dem Punkt weg, schreibt also ·15 statt 0·15. Über die Verwandlung gemeiner Brüche in Dezimalbrüche und umgekehrt vgl. Bruchrechnung.

Analog den Dezimalbrüchen waren die im Altertum und Mittelalter üblichen Sexagesimalbrüche mit den Nennern 60, 60² = 360, 60³ = 216,000 etc. Die Einteilung des Grades und der Stunde in Minuten und Sekunden stammt noch daher. Nimmt man von einem Bruch wieder einen Bruch, so entsteht ein Bruchsbruch;

dieser etwas veraltete Ausdruck bezeichnet nur das Produkt zweier Brüche, z. B. â…” von 4/5 = â…”. 4/5 = 8/15. Ein in welchem Zähler oder Nenner oder beide Brüche enthalten, heißt ein Doppelbruch;

z. B. 4 â…” /7, 5/8 /9, 3/ 4/7, 4/5 / 7/8, 2 2/5 / 3 5/6. Man verwandelt einen solchen in einen gewöhnlichen Bruch, indem man Zähler und Nenner mit dem Produkt der Nenner der beiden vorkommenden Brüche oder mit dem Nenner des darin vorkommenden Bruches multipliziert;

die Werte vorstehender Brüche sind also: 14/21 = â…”, 5/72, 21/4, 32/35, 72/105. Über Kettenbrüche vgl. Kettenbruch.

Bruch, in der Chirurgie als vorzugsweise Eingeweidebruch (Hernie, Hernia, auch Cele) im Gegensatz zu dem Knochenbruch (s.

Knochenbrüche) diejenige angeborne oder erworbene Lageveränderung eines Eingeweides, infolge deren das letztere sich nicht in seiner naturgemäßen Höhle befindet, sondern aus ihr zwar herausgetreten, aber von der äußern Haut noch bedeckt ist. Am häufigsten sind die Brüche des Unterleibes, und man versteht deshalb unter Bruch vorzugsweise den Eingeweidebruch,

Unterleibsbruch Von diesen unterscheidet man Leistenbrüche (Hernia inguinalis), wobei das Eingeweide durch den Leistenkanal hervortritt;

Schenkelbrüche (H. femoralis s. cruralis), wobei es durch den Kanal austritt, durch welchen die Schenkelpulsader und der Schenkelnerv aus der Bauchhöhle heraus an den Schenkel sich begeben;

Nabelbrüche (H. umbilicalis), das Austreten des Eingeweides durch den Nabelring;

einen Bruch der weißen Linie (H. lineae albae) nennt man das Austreten des Eingeweides durch eine Öffnung der weißen Linie;

einen Bauchbruch das Austreten des Eingeweides durch eine in der Regel von einer frühern Verletzung der Bauchwand

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herrührende Öffnung, welche sich vorn oder an der Seite oder nach hinten vorfinden kann;

einen Zwerchfellbruch (H. diaphragmatica) das Eintreten des Eingeweides durch eine Öffnung des Zwerchfelles in die Brusthöhle;

einen Bruch des eirunden Loches (H. foraminis ovalis s. obturatoria) das Austreten des Eingeweides durch die Ausgangsöffnung der Gefäße aus dem Becken durch die das eirunde Loch verschließende Membran;

einen Hüftausschnittbruch (H. ischiadica) das Austreten des Eingeweides durch die Incisura ischiadica major;

einen Dammbruch (H. perinealis) das Austreten des Eingeweides durch eine Spalte des Dammes;

einen Mastdarmbruch (H. rectalis) die Einlagerung von Eingeweide in einen sich nach außen ausstülpenden Teil des Mastdarms;

einen Scheidenbruch (H. vaginalis) die Einlagerung von Eingeweiden in einen Scheidenvorfall.

Ist an einer dieser Öffnungen nicht eine ganze Darmschlinge, sondern nur eine Wand des Rohrs vorgestülpt, so nennt man dies Littreschen Bruch. Je nach dem Eingeweide, welches sich in dem Bruch befindet, unterscheidet man: den Darmbruch (Enterocele), Netzbruch (Epiplocele), Darmnetzbruch (Enteroepiplocele), Magenbruch (Gastrocele), Blasenbruch (Cystocele), Gebärmutterbruch (Hysterocele) und Eierstocksbruch (Oophorocele). Ein Bruch kann ferner, er mag ein Eingeweide enthalten, welches er wolle, durch die Austrittsöffnung in der Rückenlage von selbst wieder zurücktreten oder mit größerer oder geringerer Leichtigkeit zurückgebracht werden und wird alsdann ein beweglicher Bruch (H. mobilis) genannt; oder er kann wegen Verwachsung des Bruchinhalts mit dem Bruchsack und wegen andrer, später zu erwähnender Verhältnisse, ohne weitere Erscheinungen zu veranlassen, nicht

zurückgebracht werden: unbeweglicher Bruch (II. immobilis, irreponibilis);

oder er kann endlich in der Gegend der Austrittsöffnung von den umgebenden Teilen so eingeschnürt werden, daß dadurch der Inhalt des Eingeweides, wenn es ein Darmbruch ist, oder die Zirkulation des Bluts in den Gefäßen

mehr gehemmt wird: eingeklemmter Bruch (H. incarcerata, strangulata). Ein Bruch ist zuweilen angeboren, d. h. er zeigt sich schon bei Neugebornen, entweder gleich nach der Geburt oder wenige Tage nachher: angeborner Bruch (H. congenita), oder er ist erworben (H. acquisita). Brüche kommen beim männlichen Geschlecht ungleich häufiger vor als beim weiblichen.

Besonders die Leistenbrüche werden bei männlichen Individuen am häufigsten beobachtet, während die Schenkelbrüche öfter bei Weibern angetroffen werden. Leute, welche bei ihrer Arbeit viel stehen, wie Schreiner etc., leiden viel öfter an Brüchen als solche mit sitzender Lebensweise; ferner kommen die Brüche auf der rechten Seite öfter vor als auf der linken. Nicht selten werden mehrere Brüche an Einem Individuum beobachtet, zwei Leistenbrüche oder zwei Schenkelbrüche, oder ein Leistenbruch und ein

Schenkelbruch auf verschiedenen Seiten; weniger häufig sind zwei verschiedene Brüche auf Einer Seite.

Der Bruch besteht aus zwei Hauptteilen: dem Bruchsack und dem Bruchinhalt. Da die innere Wand der Bauchdecken (s. Bauch) von dem Bauchfell (s. d.) ausgekleidet ist, so muß dieses von den aus der Bauchhöhle unter die äußern Bedeckungen

heraustretenden Eingeweiden vorgedrängt werden, so daß es die Bruchhöhle auskleidet. Man nennt diese beutelförmige Ausstülpung den Bruchsack; die Öffnung, durch welche der Bruch hervortritt, heißt die Bruchpforte, und in ihr liegt der dünnere Teil des Bruches, der Bruchsackhals (collum), dem gegenüber sich der Grund des Bruches (fundus) befindet.

Zwischen beiden liegt der ausgedehnte Teil des Bruches, der Körper (corpus) desselben. Dieser ist bald kugelförmig, bald cylindrisch, birnenförmig etc. Die innere Fläche des Bruchsackes trägt in der Regel und im Anfang alle Charaktere des normalen Bauchfelles an sich, sie ist glatt und feucht, während die äußere, aus Bindegewebe bestehend, nach und nach eine beträchtliche Dicke erreichen kann. Der Bruchsack ist jedoch nicht überall von gleicher Dicke; durch die beträchtliche Ausdehnung, welche er zuweilen erleidet, verdünnt er sich an einzelnen Stellen so, daß hier zuweilen sogar Zerreißungen stattfinden können und die Eingeweide dann unmittelbar unter die Haut gelangen, während an andern Stellen sich bedeutende Verdickungen bilden, so daß mehrere Schichten entstehen, zwischen denen Flüssigkeiten (zuweilen 50-100 g) und Fettmassen sich ansammeln.

Außer der Bauchspeicheldrüse und dem Zwölffingerdarm sind alle Baucheingeweide schon in Brüchen gefunden worden; am häufigsten aber sind es der Dünndarm und das Netz, welche den Inhalt derselben bilden. Im Anfang ist es in der Regel nur eine Darmschlinge; bleibt aber der Bruch sich selbst überlassen, so senken sich allmählich mehrere Darmschlingen in denselben, bis sich zuweilen fast der ganze Darm in denselben einlagert. In der Folge entstehen dann mannigfaltige Veränderungen, strangförmige und membranartige Verklebungen und Anheftungen, durch welche die Zurückbringung eines alten Bruches unmöglich wird, und

Absperrungen, Einschnürungen, wodurch die Bewegungen des Darminhalts gehindert und durch Hemmung der Blutzirkulation bedeutende Störungen veranlaßt werden.

Als Hauptursache der Entstehung von Brüchen gilt eine gewisse Anlage. Es befinden sich beim Fötus eine Anzahl von

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Öffnungen in den Bauchwänden, welche zur Zeit der Geburt schon verschlossen sein sollten, öfters jedoch über die Geburt hinaus offen bleiben oder wenigstens sich nicht derartig verschließen, daß sie dem Andrang der Eingeweide widerstehen könnten. Auch durch Krankheitszustände, wie z. B. durch Wassersucht, Schwangerschaft, große Fettleibigkeit, wenn eine rasche Abnahme der Ausdehnung des Bauches eintritt, werden an gewissen Stellen des Unterleibes wieder Öffnungen erzeugt, die vorher verschlossen waren.

Als Gelegenheitsursachen wirken aber diejenigen normalen oder krankhaften Vorgänge, Bewegungen, Anstrengungen etc., welche die Bauchpresse in erhöhtem Maß in Anspruch nehmen und die Eingeweide so drücken, daß diese mit größerer Gewalt gegen die Bauchöffnungen angedrängt werden. Dahin gehören: Hebung von Lasten, schweres Tragen, angestrengte

Atembewegungen beim Ringen und Turnen, angestrengtes Spielen von Blasinstrumenten, Drängen bei der Stuhl- und

Urinentleerung, Erbrechen, heftiges Husten, Schreien, plötzliche Erschütterungen des Unterleibes durch Stoß, Schlag, einen Fußtritt, Reiten und Springen etc.

Selten jedoch entsteht ein Bruch plötzlich und auf einmal (wobei die betreffenden Individuen einen schmerzhaften Ruck wahrnehmen), ohne daß der Bruch schon vorher in der Entwickelung begriffen gewesen wäre, welche aber von dem Kranken in der Regel unbeachtet bleibt. Selbst für den Laien ist die Erkennung eines Bruches in der Regel leicht. An irgend einer der öfters genannten sogen. natürlichen Bruchpforten erscheint eine Hervorragung, eine Geschwulst, ohne Farbenveränderung der sie bedeckenden Haut.

Diese Geschwulst ist bei aufrechter Stellung größer, tritt auch beim Husten oder nach der Mahlzeit stärker hervor, während sie beim Liegen und bei erschlafften Bauchdecken kleiner wird, ja sogar ganz verschwindet. Ist letzteres nicht der Fall, so bedarf es nur eines leichten gleichmäßigen Druckes, um sie vollständig zu beseitigen. Die Geschwulst ist an und für sich nicht schmerzhaft, mehr oder weniger elastisch. Beim Zurückbringen hört man einen eigentümlich gurrenden und gluckernden Laut. In der Regel leiden Bruchkranke an Verdauungsbeschwerden, an ziehenden Schmerzen nach der Geschwulst, an Blähungsbeschwerden, zuweilen an Übelkeit und Brechneigung.

Die Brüche mögen noch so klein und noch so leicht zurückbringbar sein, so sind sie doch immer mehr oder weniger lästig, rufen öfters Schmerzen oder mindestens unangenehme Empfindungen hervor und können zu jeder Zeit sogar gefährlich werden. Bei jedem Bruch können geringfügige Veranlassungen eine Einklemmung hervorrufen, die stets lebensgefährlich ist und nur durch die allerumsichtigste Kunsthilfe beseitigt werden kann. Es muß deshalb jeder Bruch vor allen Dingen zurückgebracht und dann auch zurückgehalten werden.

Die Zurückbringung (taxis, repositio) geschieht durch die Hand eines kunstgeübten Chirurgen; das Zurückhalten (retentio) wird durch Bandagen (Bruchbänder) bewirkt. Die sogen. Radikalheilung der Brüche, für welche sehr verschiedene Operationsmethoden angegeben und ausgeführt worden sind, soll einem Bruch, der nicht zurückgehalten werden kann, den Patienten aber in höherm Maß belästigt, auf operativem Weg den Ausweg durch Verheilen oder Verödung des Bruchsackes verschließen. Sie führen aber aber mehr oder weniger beträchtliche Gefahren für das Leben mit sich, indem sie leicht Entzündung des Bauchfelles erregen, und ihr Erfolg ist durchgängig ein zweifelhafter, indem über kurz oder lang der Bruch doch wieder zum Vorschein kommt.

Die unbeweglichen, irreponibeln Leibschäden führen in der Regel alle Nachteile mit sich, welche von den beweglichen Brüchen, wenn sie längere Zeit

mehr bestehen bleiben, angeführt worden sind. Sie erreichen aber oft eine ganz enorme Größe, und wenn Leistenbrüche in den Hodensack treten, wird dieser zuweilen bis zu der Größe eines Manneskopfs ausgedehnt. Für solche Brüche gibt es dann kein andres Mittel als Tragbeutel, welche mit breiten Riemen um die Lenden befestigt werden. Obgleich wahre Einklemmungen gerade bei diesen Brüchen am seltensten beobachtet werden, so kann doch Anhäufung von Kotmassen kolikartige Schmerzen und Austreibung durch Blähungen herbeiführen. Auch bei diesen Brüchen ist der Versuch, sie zurückzubringen, zu jeder Zeit geboten. Es bedarf hierzu aber stets längerer Zeit, während welcher der Patient in ruhiger Lage verharren muß. Gelingt die Reposition, so ist der Darm durch ein Bruchband zurückzuhalten; im andern Fall müssen Bruchbänder mit hohlen Pelotten (s. Bruchband) wenigstens das stärkere Vordringen des Darmes zu verhüten suchen.

Die Einklemmung oder Einschnürung (incarceratio, strangulatio) besteht darin, daß das ausgetretene Darmstück durch die Bruchöffnung derart umfaßt wird, daß sowohl der Darminhalt als auch und namentlich das Blut in seiner Fortbewegung mehr oder weniger vollkommen behindert wird. Der Bruchinhalt wird dunkelrot, seine Gefäße strotzen von Blut, das Bruchwasser ist vermehrt und von dem ausgeschwitzten aufgelösten Blutfarbstoff ebenfalls rötlich gefärbt, die Häute des Darmes schwellen an, auf der äußern Oberfläche setzen sich Gerinnsel ab; weiterhin und beim höchsten Grad wird der Darm brandig, wobei er grünliche, aschgraue oder

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rotgraue Flecke zeigt und sehr zerreißbar wird.

Bei diesem Grad ist das Bruchwasser übelriechend, und wenn der Darm bereits durchbrochen ist, findet man deutlichen Kotgeruch. Selbst der Bruchsack und die äußere Haut können brandig werden, so daß der Bruch nach außen durchbricht und der Darminhalt sich durch eine abnorme Öffnung nach außen ergießt. Sobald sich der Darm eingeklemmt hat, ist die Bruchgeschwulst prall und schmerzhaft und die Zurückbringung für den Kranken unmöglich. Im Unterleib entsteht ein Gefühl von Zusammenschnürung und Kolikschmerzen, obgleich der Leib selbst anfänglich gegen Berührung nicht empfindlich ist.

Bald darauf stellen sich Aufstoßen, Brechneigung und Erbrechen, zunächst der genossenen Speisen, ein. Gleichzeitig ist Verstopfung vorhanden. Der Kranke bekommt große Angst, seine Gesichtszüge entstellen sich, der Puls wird klein, härtlich, außerordentlich beschleunigt, und der Unterleib treibt sich auf. Währt die Einklemmung fort, so dehnt sich die Bruchgeschwulst aus, wird immer härter und schmerzhafter, namentlich um die Bruchpforte herum, es werden gallig gefärbte, schleimige Massen

erbrochen, die Kräfte des Kranken sinken zusehends; noch später hört dann das Erbrechen aus, statt dessen stellt sich Schluchzen ein, der Puls wird kaum fühlbar, kalte Schweiße treten auf, das Gesicht ist in hohem Grad eingefallen, blaß, verzogen, die Augen werden glanzlos (facies hippocratica), die Geschwulst wird blaurot, knistert unter dem Fingerdruck, aus der Haut erheben sich Blasen, mit übelriechender Flüssigkeit gefüllt (s. Brand), und es entstehen Brandschorfe. Da die Schmerzen in diesem Stadium aufhören, der Bruch zuweilen sogar zurückgeht, so glaubt der Kranke, der sich sehr erleichtert fühlt und in der Regel bei klarem Bewußtsein bleibt, er befinde sich auf dem Weg der Besserung.

Der Tod tritt aber gerade hier oft überraschend schnell ein. Nur selten stößt sich der Brandschorf los, während im Innern Verwachsungen sich einleiten, so daß der Darm sich nicht mehr zurückziehen, seinen Inhalt nicht in die Bauchhöhle, sondern nur nach außen ergießen kann, und es bildet sich dann der Zustand, welcher als widernatürlicher After (s. d.) bezeichnet zu werden pflegt, selten vollkommen heilt, immer aber längere Zeit eine Kotfistel zurückläßt.

Zuweilen hebt sich jedoch die Einklemmung, zumal wenn sie nicht den höchsten Grad erreicht hat, einige Zeit nach ihrer

Entstehung, ohne solche lebensgefährliche Zufälle hervorzurufen, und der Bruch geht zurück, oder es gelingt, ihn zu reponieren. Dies ist jedoch ein sehr seltener Ausgang, und in den meisten Fällen bedarf es, wenn die Reposition nicht bald gelingt, der Bruchoperation (Bruchschnitt, Herniotomie). Dieselbe beruht in Durchschneidung der Haut, Bloßlegung des Bruchsackes und Eröffnung desselben, Spaltung des einklemmenden Ringes und Zurückbringung der Eingeweide.

Nachdem dies gelungen, wird die Wunde mit Scharpie ausgefüllt, über den Verband eine Binde angelegt und die Heilung der Wunde durch Eiterung erzielt. In der Folge ist es geraten, ein Bruchband zu tragen, da die Bruchpforte eine Nachgiebigkeit gegen die andringenden Eingeweide behält und der Bruch gern wiederkehrt. Der Patient muß außerdem noch einige Zeit lang in der Diät sehr vorsichtig sein, alle blähenden, schwerverdaulichen und den Darmkanal beschwerenden Speisen meiden und starke Anstrengungen noch Wochen hindurch unterlassen.

Bruch (Mehrzahl gewöhnlich Brücher; altdeutsch bruoch, am Niederrhein Pell, in Franken Lohr, im nordöstlichen Deutschland Luch, in Thüringen Ried, in Oberbayern Moos genannt), das in Niederungen gelegene Land, welches, gleichsam einen Übergang zwischen Sumpf und Moor bildend, zu naß ist, um zum Fruchtbau benutzt werden zu können. Viele Brücher werden sogar der Länge nach von klarem Wasser durchströmt. In den meisten Fällen sind diese Brücher Überreste von Seen oder solche Stellen großer Niederungen, welche früher mit Flüssen oder mit dem Meer oder einem großen fließenden Wasser in Verbindung standen.

Ihre Gestalt erscheint in der Regel mehr lang, schmal und ausgezackt als rund. Außer der Eller (daher Ellernbruch) kommen nicht selten auch Pappeln, Eschen, Weiden, Birken und viele Gesträuche darauf vor. Solche Brücher, bei denen sich über weichem Schlamm, Morast oder Sumpf eine ziemlich starke Pflanzendecke gebildet hat, trocknen fast nie aus, tragen oft verkrüppeltes Nadelholz, zeigen auf der Oberfläche viele faulige Wasserpfützen und heißen Fern- oder Vehnenbrücher; Moorbrücher dagegen bestehen aus einer mit Bäumen und Gesträuchen stärker bewachsenen Moorerde, die sich jedoch nicht zum Brennen eignet.

Der in den Brüchern häufig in großer Menge enthaltene Humus ist gewöhnlich sauer und gewährt den meisten Gewächsen keine gedeihliche Nahrung. Viele Brücher lassen durchaus keine völlige Entwässerung zu und können daher nur zu Weiden benutzt werden, welche besonders für Mastvieh geeignet sind. Diejenigen Brücher jedoch, welche entwässert und gegen

Überschwemmungen gesichert werden können, bieten nach ihrer Abtrocknung oft sehr ergiebigen Boden dar. Die augenfälligsten Zeugnisse hierfür sind das Oder-, Netze-, Warthebruch und viele Brücher in Bayern (vgl. Bodenbearbeitung).

Bruch, in der ältern Sprache s. v. w. Hose, Unterhose;

jetzt nur noch landschaftlich im Gebrauch.

Bruch, 1) Johann Friedrich, prot. Theolog, geb. 23. Dez. 1792 zu Pirmasens, studierte an der protestant. Akademie zu

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Straßburg, wurde Hauslehrer

mehr in Köln und in Paris, 1821 Professor am protestantischen Seminar zu Straßburg, 1823 Prediger an der Nikolauskirche, 1852 geistlicher Inspektor und Mitglied des Oberkonsistoriums und 1866 des geistlichen Direktoriums. Als Vertrauensmann der deutschen Reichsregierung hielt er 1. Mai 1872 die Einweihungsrede bei Begründung der deutschen Universität Straßburg und ward deren erster Rektor. Bruch starb 21. Juli 1874. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Lehrbuch der christlichen Sittenlehre« (Straßb.

1829-32, 2 Bde.);

»Études philosophiques sur le christianisme« (das. 1839; deutsch, Frankf. 1850);

»Weisheitslehre der Hebräer« (Straßb. 1851) und »Die Theorie des Bewußtseins« (das. 1864).

Auch beteiligte er sich an der Herausgabe der »Protestantenbibel« (1872).

2) Max, Komponist, geb. 6. Jan. 1838 zu Köln, zeigte schon früh musikalisch-produktives Talent, war dann zuerst Schüler von K.

Breidenstein in Bonn und hierauf, als Stipendiat der Frankfurter Mozart-Stiftung, 1853-57 spezieller Schüler von F. Hiller in Köln. In dieser Zeit waren schon mehrfach größere Kompositionen von ihm zur Aufführung gelangt. Ein späterer zweijähriger Aufenthalt in Mannheim war durch den Verkehr mit V. Lachner von weiterm Einfluß auf seine Fortbildung. 1865 wurde er Direktor des

Musikinstituts in Koblenz, 1867 Hofkapellmeister in Sondershausen.

Nachdem er die letztere Stelle 1870 niedergelegt, brachte er einige Jahre teils in Berlin, teils in Bonn zu, kehrte jedoch 1878 nach Berlin zurück, um die Leitung des Sternschen Gesangvereins zu übernehmen. 1880 folgte er einem Ruf als Kapellmeister nach Liverpool, siedelte aber schon 1882 wieder nach Deutschland über und wirkt seitdem als Dirigent der Orchestervereinskonzerte in Breslau. Von Bruchs im Druck erschienenen Kompositionen sind hervorzuheben: ein Klaviertrio, Op 5;

zwei Quartette, Op. 9, 10;

zwei Violinkonzerte, zwei Symphonien, Lieder mit Klavierbegleitung, Op. 7, 15, 17, 18;

kleinere Stücke für Chor, wie die Frauenchöre, Op. 6;

»Die Birken und die Erlen« von Pfarrius, Op. 8;

Männerchöre mit Orchester, Op. 19 (unter ihnen »Römischer Triumphgesang« und »Wessobrunner Gebet«);

ferner die Chorkompositionen: »Die Flucht der heiligen Familie«, Op. 20;

»Schön Ellen«, für Chor, Soli und Orchester, Op. 21;

»Salamis« von Lingg, Op. 25;

»Flucht nach Ägypten« und »Morgenstunde« von Lingg, für Frauenchor und Soli, Op. 31;

»Rorate Coeli«, für Chor, Orchester und Orgel, Op. 29;

endlich die größern Werke, welche neuerdings vorzugsweise seinen Namen bekannt gemacht haben: »Szenen aus der Frithjofssage«, Op. 23;

die beiden Opern: »Lorelei« (Text von Geibel, 1863) und »Hermione« (nach Shakespeares »Wintermärchen«, 1872);

»Szenen aus der Odyssee«, Op. 41 (Text von Graff),

und Schillers »Dithyrambe« und »Lied von der Glocke«. In allen diesen Werken hat sich Bruch unstreitig als einer der begabtesten, vielseitigsten und tüchtigsten unter den neuern Komponisten bewährt;

er besitzt eine leichte, glückliche Erfindungsgabe, welche ihm jederzeit mit ursprünglicher Frische zu Gebote steht;

seine Melodien zeigen neben den allgemeinen Vorzügen schönen Ebenmaßes und treffenden Ausdrucks zu großem Teil eine Richtung auf das Kräftige, Ernste, Große und dabei etwas im edlen Sinn Populäres als charakteristische Eigenschaften.

Den Höhepunkt seines bisherigen Schaffens scheint er in den »Szenen aus der Odyssee« und in Schillers »Lied von der Glocke« erreicht zu haben, deren dichterischer Stoff ihm reiche Veranlassung bot, die genannten Eigenschaften zu verwerten, während gleichzeitig die Kantatenform dieser Texte der Entfaltung seiner speziellen musikalischen Fähigkeiten günstiger war als die der Oper. Glänzenden Erfolg, namentlich durch den Vortrag Sarasates, hatten neuerdings auch seine Violinkompositionen, zu denen 1880 noch eine »Phantasie über schottische Volksmelodien« gekommen ist.

Ende Bruch

Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892;3. Band, Seite 484 im Internet seit 2005; Text geprüft am 3.2.2008; publiziert von Peter Hug; Abruf am

26.12.2021 mit URL:

Weiter: https://peter-hug.ch/03_0485?Typ=PDF

Ende eLexikon.

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