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Embryo 6 Seiten, 6'757 Wörter, 45'818 Zeichen

Embryo (griech., »Keim«; hierzu Tafel »Entwickelung des Menschen«),

in der Zoologie das junge Tier innerhalb des Eies. Bei den Säugetieren heißt der Embryo auch wohl Fötus (foetus, fetus), namentlich wenn er in der Entwickelung schon so weit fortgeschritten ist, daß sich sein Geschlecht erkennen läßt. Die Entwickelung des Menschen im Ei verläuft im allgemeinen gleich derjenigen der übrigen Säugetiere, zeigt jedoch namentlich in den letzten Monaten der Schwangerschaft einige Besonderheiten. Gewöhnlich dauert sie 40 Wochen. Die frühsten Zustände in ihr sind nur unvollkommen bekannt: aus der ersten und zweiten Woche der Schwangerschaft liegen fast gar keine und aus der dritten Woche nur wenige sichere Beobachtungen vor. Das menschliche Ei, etwa 0,2 mm groß, ist von einer dicken, durchscheinenden Hülle (Zona pellucida) umgeben; seine Befruchtung durch den männlichen Samen findet wahrscheinlich im Eileiter statt, in welchem auch wohl die Furchung (s. Ei, S. 349) abläuft.

Diese hat in der Regel zur Folge, daß der Inhalt des Eies sich in eine mit flüssigem Dotter gefüllte Blase (Keimblase) umwandelt, deren Wandung zunächst nur aus einer einzigen Schicht Zellen besteht. Bald jedoch erscheint an einer Stelle derselben ein

weißlicher, runder Fleck, der Fruchthof; innerhalb seines Bereichs ist die Wandung verdickt, und von hier aus geht die Bildung einer zweiten Zellschicht, des innern Keimblattes (Entoderm), nach innen von der Wandung, die nun äußeres Keimblatt (Ektoderm) heißt, vor sich.

Allmählich breitet sich das Entoderm über das ganze Ei hin aus und begrenzt so unmittelbar den Dotter. Zugleich verdickt sich im Fruchthof eine Stelle besonders, indem zwischen die beiden Keimblätter ein drittes, das mittlere (Mesoderm), hineinwächst; dieses entsteht wahrscheinlich aus den Zellen des äußern Blattes. Die Verdickung geschieht in Form eines Längsstreifens, des sogen.

Primitivstreifens. In der ganzen Länge desselben bildet sich allmählich von vorn nach hinten eine Furche, die Rückenfurche, die immer tiefer wird und sich zuletzt von außen her zu einem völligen Rohr schließt.

Dieses, nur aus den Zellen des äußern Keimblattes bestehend, ist die Anlage des Zentralnervensystems und wird in seinem vordern Abschnitt zum Gehirn, im hintern zum Rückenmark. Rechts und links von der Rückenfurche gliedert sich der zunächst liegende Teil des Fruchthofs in eine Reihe hintereinander befindlicher Stücke, der Urwirbel (Fig. 3), aus denen sowohl die wirklichen Wirbel als auch die Muskulatur des Rückens hervorgehen. Am Kopfteil des nun schon deutlich erkennbaren Embryos, der aber immer noch als eine flache Scheibe inmitten des Fruchthofs liegt, zeigen sich die ersten Spuren des Herzens in Gestalt zweier

henkelförmiger hohler Verdickungen.

Jede von ihnen entspricht einer Herzhälfte; später rücken sie, wenn der Embryo sich mehr und mehr zu einem Rohr umbildet, einander immer näher und verschmelzen endlich unter sich, wobei die Innenwände in Wegfall geraten. Alsdann ist das Herz ein gerader Schlauch mit nur einer Kammer und nur einer Vorkammer und entsendet bereits die Hauptgefäße; später krümmt es sich und erhält im Innern die Scheidewände, welche es in zwei vollkommen getrennte Kammern und zwei nur unvollständig geschiedene Vorkammern teilen (s. unten).

Inzwischen hat sich aber der Embryo in seinem mittlern Teil (dem Rücken) stark gewölbt und dabei vom Fruchthof abgehoben;

zugleich bilden sich auch die Seitenteile mehr aus, und nur die Bauchseite ist noch wenig entwickelt. Das innere Keimblatt, welches unmittelbar an den Dotter grenzt, hebt sich mit dem Embryo in die Höhe und gestaltet sich allmählich zu einem Rohr, das vorn und hinten geschlossen, dagegen auf der Bauchseite noch weit offen ist. Es wird zum Mitteldarm, aus dem später Leber, Lunge etc.

hervorsprossen (s. unten). Mund und After sowie Speiseröhre und Enddarm fehlen noch. Je mehr sich nun der Embryo vom Ei abhebt und auch auf der Bauchseite seine Wandungen erhält, desto mehr schnürt sich der Mitteldarm vom Dotter ab; bald kommt es so weit, daß der ganze Dotter im Vergleich zum herangewachsenen Embryo nur noch gering ist und nun die ihn einschließende Keimblase (jetzt Dottersack oder Nabelbläschen genannt, s. Fig. 3 u. 4) durch einen Stiel (Dottergang) mit dem Bauch des Embryos und speziell mit dem Darm in Verbindung steht. Zuletzt bleibt nur noch eine kleine Öffnung im Darm (Darmnabel) und die

entsprechende in der Bauchwandung (Hautnabel) übrig, aus denen das Nabelbläschen hervorragt.

Ein großer Teil der eben beschriebenen Vorgänge, durch welche sich aus einer scheibenförmigen Anlage ein bereits einigermaßen erkennbarer Embryo hervorgebildet hat, ist nun beim Menschen noch nicht direkt beobachtet worden, so daß die Schilderung sich an die Arbeiten über die Entwickelung von Hund, Schwein, Kaninchen, Meerschweinchen etc. zu halten hatte.

Indessen sind alle Embryonen auf diesen Altersstufen noch so einfach gebaut und einander noch so ähnlich, daß es oft unmöglich ist, sie voneinander zu unterscheiden, und man daher alles Recht dazu hat, die bei andern Säugetieren gemachten Erfahrungen auf den

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Menschen zu übertragen. Die jüngsten Stadien desselben zeigen den Embryo bereits angelegt. Ein Ei von 12-13 Tagen (Fig. 1 u. 2) war 6,6 mm groß und hatte einen Embryo von 2,2 mm Länge; ein andres von 15-18 Tagen war beträchtlich gewachsen (über 13 mm groß) und enthielt einen Embryo von 4,4 mm Länge, an dem bereits das Herz S-förmig gekrümmt war und am Kopf Andeutungen von Kiemenspalten (s. unten) vorhanden waren, während der Bauch noch durch eine weite Öffnung mit dem Dottersack in Verbindung stand.

Gegen die Mitte der vierten Woche ist der Embryo etwa 11-13 mm lang, aber stark gekrümmt, so daß Kopf und Schwanzende einander sehr nahe sind. Die Hauptorgane (Herz, Darm, Gehirn, Rückenmark) sind in ihrer Grundanlage fertig, doch fehlt noch jede Spur von Gliedmaßen und am Kopf jegliche Öffnung; das Hinterende ist in ein kleines Schwänzchen ausgezogen. Auf jeder Seite des kurzen Halses finden sich vier hintereinander gelegene Spalten, die Kiemenspalten, welche in den vordern Teil des Mitteldarms führen; die zwischen ihnen liegenden Teile der Schlundwand heißen Kiemenbogen. (S. Fig. 3 u. 4. Die Kiemenspalten bleiben nur bei den niedern Wirbeltieren zeitlebens bestehen, schließen sich hingegen bei den höhern bis auf die erste, aus welcher der äußere Gehörgang und andre Teile des Ohrs werden. Von den Kiemenbogen gestaltet sich der erste zur Grundlage des Ober- und Unterkiefers sowie der Gehörknöchelchen, der zweite und dritte zum Zungenbein und den Bändern desselben.)

Im zweiten Monat erreicht der Embryo eine Länge bis zu 35 mm, von denen der Kopf die Hälfte ausmacht (Fig. 5). Das Gesicht fängt an sich zu entwickeln, und auch die Sinnesorgane treten auf, die Augen als oberflächliche schwarze Punkte, die Nasenlöcher als flache Gruben, die Ohren als seichte

Fig. 1. Menschliches Ei, zweite Woche, vergr.

Embryo Nabelblase Zotten Chorion Amnion

Fig. 2. Dasselbe Ei, natürl. Größe.

Fig. 3. Embryo im Amnion, dritte Woche, vergr.

Nabelblase Kopf Amnion Ohrbläschen Auge Kiemenbogen Nabel Urwirbel Allantois

Fig. 4. Embryo in der fünften Woche, vergr.

Nabelblase Vorderhirn

Mittleres und hinteres Gehirnbläschen Amnion

Ohr Auge Kiemenbogen

Anlage der obern Extremität Nabelgang

Untere Extremität Allantois

Fig. 5. Ei in der achten Woche (Geöffnet, der Embryo herausgenommen) Natürl. Größe.

Chorionzotten Eihöhle

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Nabelstrang Embryo

Fig. 6. Embryo der zwölften Woche in seinen Eihäuten, natürl. Größe.

Decidua Chorion

Mutterkuchen (Chorionzotten) Amnion

Nabelstrang

Fig. 7. Blutkreislauf vor der Geburt.

Der Nabelstrang ist vom Mutterkuchen getrennt. Das sauerstoffhaltige (rote) Blut strömt von der Placenta durch die Nabelvene ein, geht zum Teil zur Leber, zum Teil, mit dem Darmvenenblut gemischt (violett), durch den Ductus Arantii zur untern Hohlvene und zum rechten Herzen. Vereint mit dem verbrauchten Blute des obern Hohlvene (blau), geht ein Teil durch die Lungenarterie zur Lunge, ein Teil durch den Ductus Botalli zur Aorta. Dies Blut (violett) speist den Körper, ein Teil wird durch die zwei Nabelarterien zur Placenta geführt.

Luftröhre Obere Hohlvene Lungenarterie R. Herzrohr Vorhof

Ductus arteriosus Botalli Zwerchfell

Aorta Lunge

Untere Hohlvene Ductus venosus Arantii Leber

Milz Magen Darmvenen Untere Hohlvene Nabelvene Zwei Nabelarterien Nabel

Schenkelarterie Zum Artikel »Embryo«.

mehr Vertiefungen, der Mund als weite Spalte, in deren Grund man die Zunge als eine kleine Hervorragung wahrnimmt. Die Kiemenspalten sind fast ganz geschlossen und nur noch an seichten Furchen zwischen den ehemaligen Kiemenbogen kenntlich. Der Hals ist sehr kurz und der Rumpf so dünnwandig, daß Herz und Leber durchschimmern. Arme und Beine sind kurze Stümpfe mit Andeutungen der Finger und Zehen. Das Schwänzchen erreicht in der 5.-6. Woche seine bedeutendste Größe und besteht nicht bloß aus Haut, sondern hat in seinem Innern mehrere Wirbel; später bildet es sich ganz zurück.

Viel früher schon hat sich unterhalb des Nervenrohrs ein Knorpelstrang, die sogen. Rückensaite (Chorda dorsalis), als Vorläufer des Rückgrats gebildet und haben die Urwirbel (s. oben) sowohl die Rückenseite als auch das Nervenrohr umwachsen, so daß beide Gebilde innerhalb derselben liegen; dann hat diese sogen. häutige Wirbelsäule sich in eine knorpelige umgewandelt (im Anfang des zweiten Monats), und nun (am Ende desselben) beginnt sie zu verknöchern. Dasselbe gilt vom Schädel und manchen Knochen, während z. B. das Brustbein erst vom sechsten Monat ab verknöchert.

Von besonderer Wichtigkeit wird im dritten Monat die Ernährung des Embryos, die nicht mehr von dem bereits aufgezehrten Dotter, sondern in folgender Weise besorgt wird. Die ursprüngliche Eihaut (Zona pellucida) verschwindet, nachdem sich das befruchtete Ei im Uterus festgesetzt hat und von dessen Wandung umwachsen ist, sehr rasch; an ihre Stelle tritt eine vom Embryo

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selbst gebildete Hülle. Hat derselbe nämlich eine gewisse Größe erreicht, so erhebt sich vom Kopf und Schwanz her je eine Hautfalte, die einander entgegenwachsen und nach ihrer Berührung miteinander verschmelzen.

Gleichzeitig hebt sich die äußere Schicht der Wandung der Keimblase von der innern Schicht derselben ab, und so bilden sich zwei Hüllen: eine innere, welche nur den Rückenteil des Embryos umgibt und von seinem Körper ausgeht, das Amnion (Fig. 3 u. 4), und eine äußere, welche Ei und Embryo einschließt, die seröse Hülle. Letztere liegt der Uteruswand stets dicht an und streckt zottenartige Fortsätze in die Schleimhaut derselben hinein (s. Embryonalhüllen). Dies ist schon im Alter von 14 Tagen der Fall.

Zugleich wächst aus der Wand des Mitteldarms ein Bläschen hervor, die Allantois (Fig. 3 u. 4), das sich rasch vergrößert und an die seröse Hülle anlegt.

Hier wächst es von innen ganz an derselben hin und dringt auch in ihre Zotten ein. Vom Herzen aus erstrecken sich starke Gefäße auf die Allantois und von dieser in die Zotten der serösen Hülle, welche von jetzt ab Chorion genannt wird (Fig. 5 u. 6). Indem nun in der Haut der Uteruswandung, da, wo die Zotten des Chorions sich in sie hineinsenken, große, von Blut durchströmte Lücken entstehen, werden die Blutgefäße des Embryos vom mütterlichen Blut bespült und erhalten auf diese Weise Nahrungsstoffe zugeführt.

Die Verbindungsstelle des Embryos mit dem Uterus heißt Placenta oder Mutterkuchen (s. d.), der Stiel der Allantois nebst den Blutgefäßen derselben ist der Nabelstrang (s. Nabel); beide sind schon in der dritten Woche vorhanden. Mit dem Embryo wachsen Chorion und Amnion mächtig heran; letzteres hebt sich immer mehr vom Embryo ab und bildet um ihn eine mit Flüssigkeit (Liquor amnii, Fruchtwasser, s. d.) erfüllte Blase, in welcher er, am Nabelstrang aufgehängt, frei schwimmt.

Im dritten Monat erreicht der Embryo eine Länge von 6 bis 7 cm und ein Gewicht von etwa 15 g. Die Anlagen der Harn- und Geschlechtswerkzeuge sind zwar schon in der vierten Woche vorhanden, doch erkennt man die Nieren erst in der sechsten Woche deutlich und lassen sich auch erst am Ende des zweiten Monats Hoden und Eierstöcke, die ursprünglich einander gleich sind, unterscheiden. Beide liegen anfangs ziemlich hoch im Bauch und rücken erst später abwärts, die Eierstöcke nur wenig, die Hoden jedoch (vom siebenten Monat an) aus dem Bauch heraus in den Hodensack.

Die äußern Geschlechtsorgane sind ebenfalls von Haus aus einander gleich, und erst im dritten Monat läßt sich an ihnen das Geschlecht bestimmen. Der anfangs gerade und infolge davon sehr kurze Darm hat schon in der fünften Woche eine Schleife zu bilden begonnen, die aber, wie bei einem Nabelbruch, außerhalb des Bauches im Nabelstrang liegt und im zweiten Monat durch stete Verlängerung 5-6 Windungen darin macht, jedoch im dritten Monat wieder in den Bauch zurücktritt.

Die Lunge, deren Anlage beim Kaninchen ein paar winzige Ausstülpungen des Vorderdarms bilden, ist beim Menschen erst vom Ende der vierten Woche an bekannt und stellt dann zwei hohle Säcke dar, welche durch einen kurzen unpaaren Gang in den Schlund münden. Ihre innere Ausbildung dauert fast bis zum Ende der Schwangerschaft. Die Leber, beim Menschen erst von der dritten Woche ab beobachtet, bildet gleichfalls eine Ausstülpung des Darms und ist bereits im dritten Monat so stark gewachsen, daß sie fast den ganzen Unterleib ausfüllt. Die Gallenblase ist schon vom zweiten Monat an vorhanden, auch wird Galle schon im dritten Monat produziert, bleibt jedoch im Darm und gelangt erst etwa nach dem sechsten Monat in die Gallenblase. Die Bauchspeicheldrüse bildet sich in der vierten Woche, die Milz im zweiten Monat. Die eigentlichen Speicheldrüsen entstehen im zweiten Monat und sind im dritten schon ziemlich ausgebildet.

Im vierten Monat, an dessen Ende der Embryo eine Länge von 10-12 cm und ein Gewicht von 150 g hat, zeigt sich die Haut rosenrot durchscheinend; der Kopf bedeckt sich mit dünnem Flaum, das Gesicht gewinnt menschlichen Ausdruck. Im fünften Monat ist der Embryo 23 bis 28 cm lang und 180-300 g schwer. Die Haut verliert ihre Durchsichtigkeit und überzieht sich allmählich mit einer käseartigen Schmiere (Fruchtschleim), die Haare fangen an, sowohl am Kopf als auch am übrigen Körper (Wollhaar) zu wachsen; die Nägel werden hornartig. Im sechsten Monat beträgt die Länge des Embryos 25-32 cm, sein Gewicht 700-1000 g. Er schwimmt noch frei im Fruchtwasser und macht die ersten Bewegungen. Er kann jetzt lebend geboren werden, atmen, wimmern und sich selbst einige Zeit bewegen, geht jedoch sehr bald zu Grunde.

Der Kopf ist noch unverhältnismäßig groß, die Pupille noch durch eine Haut verschlossen. Im siebenten Monat, wo er 33-36 cm lang und 1-1½ kg schwer ist, kann er geboren und bisweilen auch schon lebend erhalten werden. Im achten Monat beträgt seine Länge 36-39 cm, sein Gewicht 1½-2 kg. Die Augenlider sind geöffnet, die Hornhaut ist durchsichtig und die Pupille offen. Im neunten Monat ist er gegen 40-42 cm lang und 2½-3 kg schwer, im zehnten Monat 42-45 cm lang und 3-3½ kg schwer. Die Wollhaare verschwinden, die bisher rote Haut ist dicht und weißrötlich, die Kopfhaare verlängern sich, die Nägel werden fest, die Ohrknorpel dick und fest. Die äußere Oberfläche des Embryos ist mit Fruchtschleim überzogen, im Darmkanal befindet sich Kindspech, in der Gallenblase Galle, in der Harnblase Harn. Bei einer regelmäßigen Schwangerschaft hat er nun innerhalb der Gebärmutter folgende

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Lage: der Kopf ist nach

mehr unten gegen den Muttermund gekehrt, das Kinn ist gegen die Brust gedrückt, die Beine sind mit den Knieen an den Bauch angezogen, die Arme kreuzen sich entweder auf der Brust, oder sind an sie angedrückt, so daß die Hände dem Gesicht anliegen. In frühern Monaten wechselt der Embryo, solange er noch klein genug ist, um frei im Fruchtwasser schwimmen zu können, seine Lage oft; namentlich hängt eine Zeitlang der schwere Kopf nach unten. Vom fünften Monat ab macht er auch einzelne Bewegungen (Stöße mit den Armen und Beinen etc.), welche durch den Mutterleib hindurch hörbar werden.

Der menschliche Embryo, welcher vom dritten Monat ab auch Fötus genannt wird, zeichnet sich vor dem neugebornen Kinde durch den eigentümlichen fötalen Kreislauf aus, der hier noch näher besprochen werden muß (vgl. Fig. 7). Das Herz, dessen Entstehung oben beschrieben wurde, liegt anfangs im Kopf und rückt erst allmählich in die Brust. Es besteht im zweiten Monat aus zwei Kammern und nur einer Vorkammer; letztere zerfällt im dritten Monat durch eine Scheidewand in zwei Abteilungen, die jedoch durch ein großes Loch (Foramen ovale) in der Scheidewand miteinander verkehren.

Mittlerweile haben sich auch innerhalb des Körpers die Hauptgefäße ausgebildet, und nun findet der Kreislauf folgendermaßen statt: Die linke Herzkammer treibt das (in Fig. 7 violette) Blut, wie beim Menschen nach der Geburt, in die große Körperschlagader (Aorta) und deren Äste. Von diesen verlaufen zwei ansehnliche, die Nabelarterien, durch den Nabel hindurch im Nabelstrang (s. d.) zum Mutterkuchen (s. d.); hier findet der Gasaustausch mit dem mütterlichen Blut, also die Atmung, statt (wie sie nach der Geburt durch die Lunge bewirkt wird), und dann leitet die Nabelvene das sauerstoffreich gewordene (arterielle, in Fig. 7 rote) Blut in die Bauchhöhle des Embryos zurück.

Hier ergießt sie ihr Blut fast ganz in die Leber und nur zu einem kleinen Teil durch den Ductus Venosus Arantii direkt in die untere Hohlvene. Gleichfalls gelangt in diese das Blut aus der Pfortader (welche vom Darm herkommt und in den Ductus Arantii mündet) und aus der Leber selbst; somit führt diese Hohlvene sowohl arterielles als auch venöses (sauerstoffarmes) Blut und schafft es in die rechte Vorkammer, in welche auch das (in Fig. 7 blaue) Blut aus der obern Hohlvene eintritt.

Von der rechten Vorkammer strömt das gemischte Blut teils durch das Foramen ovale in die linke Vorkammer (und von da in die linke Herzkammer, womit es also den Kreislauf beendet hat), teils in die rechte Herzkammer. Diese treibt es in die Lungenschlagader, jedoch tritt es aus dieser nur in geringer Menge zur Lunge, welche ja noch nicht atmet, dagegen vorwiegend mittels des Ductus arteriosus Botalii direkt in die Aorta. Das gemischte Blut, welches die Lunge empfängt, begibt sich, wie auch später, zur linken Vorkammer. Es folgt hieraus, daß der Lungenkreislauf beim Fötus noch fast bedeutungslos ist und durch den Kreislauf im Mutterkuchen (Placentarkreislauf) ersetzt wird.

Sobald jedoch das neugeborne Kind zu atmen beginnt, tritt in allen diesen Verhältnissen eine wahre Revolution ein. Der

Blutstrom durch den Nabelstrang hört plötzlich auf, weil dieser unterbunden und durchgeschnitten wird. Es verschließen sich im Laufe von 8-14 Tagen die im kindlichen Körper vorhandenen Reste der Nabelarterien und wandeln sich zu einem soliden Strang (dem seitlichen Blasenband) um; auch die Nabelvene wird solid (rundes Leberband); ebenso gehen die direkten Verbindungen, nämlich der Ductus Venosus Arantii und D. arteriosus Botalii ein und schließt sich, wenn auch viel langsamer, das Foramen ovale in der

Scheidewand der beiden Vorkammern. Dafür stellt sich der normale Kreislauf (s. Blutbewegung) her. Der im Körper des Fötus verbleibende Teil des Stiels der Allantois wird zur Harnblase und zum Harnstrang (s. Allantois).

Vgl. Kölliker, Entwickelungsgeschichte des Menschen und der höhern Tiere (2. Aufl., Leipz. 1879);

Derselbe, Grundriß der Entwickelungsgeschichte (2. Aufl., das. 1885);

Preyer, Spezielle Physiologie des Embryos (das. 1885).

Der Embryo ist im Mutterleib nicht, wie das Sprichwort sagt, so gar sicher geborgen; es können auf ihn trotz seiner verborgenen Lage noch mancherlei äußere Schädlichkeiten einwirken und Erkrankungen desselben veranlassen. Diese Fötalkrankheiten sind jedoch von sehr verschiedener Art. Sie sind zum Teil als wahre Mißbildungen zu bezeichnen, für welche wir die veranlassenden Ursachen aber nur selten mit einiger Sicherheit genauer anzugeben vermögen. Es mögen hier nur die sogen. Selbstamputationen des Embryos erwähnt werden.

Sie kommen dadurch zu stande, daß sogen. amniotische Bänder, d. h. krankhaft neugebildete Gewebsstränge, welche abnormerweise quer durch die Eihöhle hindurchziehen, sich um einzelne Glieder des Embryos herumlegen, diese Glieder

zusammenschnüren, zum Absterben und Abfallen bringen, und es wird dann ein sonst vielleicht wohlgebildetes Kind geboren, dem ein Fuß, ein Arm, einige Finger gleichsam abgebunden worden sind. Der Embryo kann auch dadurch erkranken, daß ein

Ansteckungsstoff aus dem mütterlichen Körper in den seinigen übergeht; so ist es der Fall mit den Pocken, mit der Syphilis etc. Auch unabhängig vom mütterlichen Organismus können sich Fötalkrankheiten entwickeln, z. B. die Hirn- und Rückenmarkswassersucht,

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Klappenfehler des Herzens etc. Solche Krankheiten töten zwar in der Regel nicht den Embryo; wohl aber werden sie häufig tödlich, sobald oder kurz nachdem das Kind zur Welt gekommen ist.

Vom rechtlichen Standpunkt aus betrachtet, erscheint der menschliche noch nicht als selbständiges Wesen und nicht als Person, vielmehr lediglich als Bestandteil der Mutter. Doch schützt die Gesetzgebung die im Werden begriffene Existenz dadurch, daß sie die Abtreibung der Leibesfrucht mit schweren Strafen bedroht, und durch die Bestimmung, daß eine Schwangere nicht hingerichtet werden soll. Überhaupt wird der römisch-rechtliche Grundsatz allgemein anerkannt: »Nasciturus pro jam nato habetur, quoties de ejus commodo agitur«, d. h. der Embryo wird juristisch als bereits geboren betrachtet, sofern es sich um den Nutzen desselben handelt. Daher wird auch, wenn ein Ehemann mit Hinterlassung einer schwangern Witwe stirbt, das Erbrecht des zu erwartenden Kindes sichergestellt und eine sogen. Cura ventris, eine Bevormundung der Leibesfrucht, angeordnet.

Der Pflanzenembryo. In der Botanik ist Embryo ein infolge eines Geschlechtsaktes aus der weiblichen Zelle, der sogen. Eizelle, hervorgegangener mehrzelliger Körper, welcher den Anfang einer neuen Generation darstellt, aber noch von der vorhergehenden Generation, welche die Geschlechtsorgane entwickelte, getragen und ernährt wird, um später, bisweilen nach einer Ruheperiode, sich selbständig zur neuen Generation weiter zu entwickeln. Man kann daher bei den mit Geschlechtsorganen versehenen

Thallophyten, wo gleich die befruchtete Eizelle sich von der Mutterpflanze trennt und unmittelbar zu einem neuen Thallus auswächst, noch nicht von einem Embryo sprechen. Erst von den Moosen

mehr an aufwärts durch alle Klassen des Gewächsreichs ist ein solcher zu finden; es sind aber die Teile der Pflanzen, an denen er erzeugt wird, und die Bildungen, welche die aus ihm hervorgehende Generation darstellt, je nach Klassen verschieden (vgl. die Artikel: Moose, Farnkräuter, Equisetaceen, Lykopodiaceen, Selaginellen, Rhizokarpeen, Phanerogamen und Geschlechtsorgane der Pflanzen). Bei den Phanerogamen nimmt der Embryo meist eine zusammengesetzte Organisation an: er stellt die Anlage der zukünftigen Pflanze in ihren Hauptteilen dar;

in dieser Form bildet er den Keim oder Keimling, der in allen reifen und normal gebildeten Samen vorhanden ist (vgl. Same).

Die Bildung des Embryos bei den Blütenpflanzen beginnt nach geschehener Befruchtung mit der Umkleidung des Eies im Embryosack (s. d.) durch eine Zellstoffhaut. Die so gebildete Zelle verwächst mit der Haut des Embryosackes, verlängert sich und erfährt Querteilungen, durch welche ein Zellfaden, der sogen. Vorkeim, gebildet wird. Die oberste, kugelig abgerundete Zelle desselben wird zur Mutterzelle des Embryos, sie teilt sich zunächst durch meridional und äquatorial gerichtete Wände in vier Quadranten oder acht Oktanten, die dann durch weitere, bei den verschiedenen Embryonen vielfach variierende Teilungen meist in äußere Schalen- oder Hautzellen und innere Binnenzellen sich differenzieren.

Unter lebhafter Zellvermehrung vergrößert sich der aus der Urzelle des Keims hervorgegangene Gewebekörper allmählich. Bei den Monokotylen wächst sein Scheitelteil direkt zu dem terminal stehenden ersten Blatt oder Kotyledon aus, an dessen Seite der Stammscheitel angelegt wird. Am der Dikotylen dagegen treten gleichzeitig zwei umfangreiche Höcker als Anlage der spätern Kotyledonen auf, zwischen denen die Vegetationsspitze des Stengels erscheint. Am hintern, dem Vorkeim zugekehrten Ende des Embryos liegt zwischen diesem und dem Vorkeim ursprünglich eine einzige Zelle, die Hypophyse, die durch weitere Teilungen das Gewebe der Wurzelspitze und die erste Schicht der Wurzelhaube erzeugt. Der ausgewachsene Embryo mancher Blütenpflanzen besitzt außer der Wurzelanlage und den Kotyledonen nur einen nackten Stammvegetationspunkt; öfters erzeugt letzterer einige Blattgebilde (die Plumula), wie bei der Bohne. Bei Schmarotzerpflanzen und auch bei den Orchideen bleibt jedoch der Embryo ein rundliches, wenigzelliges Körperchen, das keine Gliederung in Stamm, Blatt und Wurzel erkennen läßt.

Ende Embryo

Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892;5. Band, Seite 594 im Internet seit 2005; Text geprüft am 1.2.2008; publiziert von Peter Hug; Abruf am

11.12.2021 mit URL:

Weiter: https://peter-hug.ch/05_0594a?Typ=PDF

Ende eLexikon.

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