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«Offene Gespräche sind wichtig»

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bäuerin heute st.galler bauer 36 – 2013

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Liebesleben trotz chronischer Schmerzen

«Offene Gespräche sind wichtig»

Chronische Schmerzen beeinträchtigen den Alltag der Betroffenen in allen Bereichen.

Auch das Liebesleben, ein wichtiger Teil des Lebens, bleibt davon nicht verschont.

Darüber zu reden ist jedoch nach wie vor ein Tabuthema.

Text:Doris Averkamp-Peters, Wangs

«Wie können wir eine entspannte und lustvolle Sexualität genies- sen?», «Wie gestaltet sich die Be- ziehung an guten und an schlech- ten Tagen?», «Wie finde ich einen

Partner, eine Partnerin? Solche Fra- gen werden selten offen geäus- sert, dabei greifen sie für Schmerz- betroffene tiefer, und es ist an- spruchsvoll, Antworten zu finden.

Dass ein grosses Bedürfnis nach Informationen und Unterstützung vorhanden ist, erfahren auch Pa- tientenorganisationen und kanto- nale Rheumaligen aus Kontakten mit Betroffenen. So auch Sandra Buntschu-Mullis, Sozialberaterin der Rheumaliga St.Gallen, Grau- bünden und Fürstentum Liechten- stein, die «Bäuerin heute» Rede und Antwort steht:

Inwiefern beeinflusst Rheuma das Liebesleben?

Sandra Buntschu: Der Einfluss ist enorm. Die stetigen Schmerzen sind eine grosse psychische Belas- tung und führen nicht selten zu de- pressiven Verstimmungen oder De- pressionen. Die Betroffenen ver-

lieren oft die Freude an ihrem Körper und am sexuellen Kontakt, da sie die Komplikationen fürch- ten. All dies kann zu Verlust- ängsten führen, weil das Gefühl aufkommen kann, dem Partner nicht mehr gerecht zu werden und dem Verlangen nach körperlichem Kontakt und Nähe nicht genügend nachkommen zu können.

Wie stark beeinflusst die Erkran­

kung die Partner?

Sandra Buntschu: Die Beeinträch- tigung ist auch beim Partner zu spüren. Sie löst, wie beim direkt Be- troffenen, Ängste aus, die den Part- ner dazu bringen, gewisse Dinge zu unterlassen. Nett gedachte Gesten können aber auch falsch interpre- tiert werden und die Gefahr be- steht, dass Betroffene sich nicht mehr begehrt fühlen. Andererseits empfinden Betroffene Unsicherheit oder Angst, den Partner nicht voll- Zum Thema«Liebesleben trotz chronischer Schmerzen» vermitteln

Fachpersonen Informationen. Bilder: zVg.

Zur Person

Sandra Buntschu-Mullis ist seit März 2009 bei der Rheumaliga St.Gallen, Graubünden und Fürs- tentum Liechtenstein für die So- zialberatung zuständig. Die dipl.

Sozialarbeiterin FH erfährt in die- ser Funktion täglich, mit wel- chen Problemen Rheumapatien- ten konfrontiert werden. dap.

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51 ends befriedigen zu können. Diese

beidseitig vorhandene Unsicher- heit führt nicht selten zu Spannun- gen in der Beziehung und kann in letzter Konsequenz zu ihrem Schei- tern führen.

Welche Rolle spielen dabei die Medikamente?

Sandra Buntschu: Medikamente wirken bei jedem Menschen un- terschiedlich. Es ist jedoch be- kannt, dass manche Medikamen- te, die Schmerzpatienten einneh- men, zu Müdigkeit führen können.

Wenn es um die Einnahme und die Nebenwirkungen von Medika- menten geht, ist das Gespräch mit dem behandelnden Arzt unum- gänglich.

Was hilft gegen Frust im Liebes­

leben?

Sandra Buntschu: Am wichtigs- ten sind stets offene Gespräche und Ehrlichkeit in einer Bezie- hung. Es ist wichtig, sich mit sei- nem Partner darüber auszutau-

schen, was (noch) möglich und was schön ist. Ausserdem sollte man offen für Neues sein und sei- nen ganzen Ideenreichtum aus- schöpfen. Alles, was beide Partei- en als angenehm empfinden, ist erlaubt. Manchmal kann es hilf- reich sein, Unterstützung bei Fachleuten zu suchen.

Wo finden Betroffene Hilfe?

Sandra Buntschu: Unterstützung gibt es zum Beispiel bei Paar- oder Sexualtherapeuten. Sie können meistens hilfreiche Tipps geben, und manchmal sprechen sie sogar aus eigener Erfahrung. Betroffene Paare sollten sich aber auch Zeit nehmen, sich mit anderen Paaren auszutauschen, die in der gleichen Situation sind.

15 Minuten …

... wie aus Hitchcocks «Die Vögel»

Es ist ein sonniger Nachmittag, vor dem nächsten Termin bleibt noch etwas Zeit. Deshalb kommt der nahe gelegene Weiher mit sei- nem Naherholungsgebiet wie ge- wünscht. Ein kurzer Spaziergang ermöglicht es, die Gedanken wie- der etwas zu ordnen und zu sam- meln und sich auf das kommende Gespräch vorzubereiten. Also vorbei an alten knorrigen Bäu- men, hinauf auf den Damm und dann im Schatten genüsslich dem Wasser entlangspazieren. Eine Ente sitzt im Gras, ein Blesshuhn schwimmt auf dem Wasser, Insek- ten summen, und der Duft von Blüten liegt in der Luft. Die ganze Stimmung könnte friedlicher nicht sein.

Eine Spaziergängerin mit Hund schreit Zetermordio, eine Krähe at- tackiert die Frau im Tiefflug. Die gan- ze Szene scheint völlig unwirklich.

Die Frau hat einen Schirm dabei und wehrt den schwarzen Vogel immer wieder ab. Derweil hat sich ihr Hund, ein schon etwas in die Jahre gekom- mener Golden Retriever, unter einen Busch verzogen. Sobald der Hund für den Angreifer nicht mehr sicht- bar ist, hören die Tiefflüge auf. Der ganze Spuk dauert nur wenige Mi- nuten, gefühlt war es aber ganz be- stimmt eine Viertelstunde. Während dieser Zeit tauchen vor dem inneren Auge Szenen aus dem Spielfilm

«Die Vögel» von Alfred Hitchcock aus dem Jahre 1963 auf. Allerdings waren es beim «Gruselaltmeister»

zuerst Möwen, später Spatzen und erst dann Krähen, die sich auf die Menschen stürzten.

Nach der unbeschadet überstan- denen Attacke ist im Gespräch mit der Spaziergängerin zu erfahren, dass diese Krähe bereits seit einigen Tagen angreift, wenn sie oder ihr Mann mit dem Hund unterwegs sind. Aus diesem Grund sei der Schirm zum Abwehren des Vogels immer dabei. Bleibt die Frage: Was bewegt die Krähe zu diesem Verhal- ten? Ein Nest konnte nicht ausge- macht werden, und der friedliche Hund und die ebenfalls äusserst friedfertige Frau werden dem Vogel kaum was angetan haben.

Adi Lippuner, Wildhaus Es ist wichtig, sich mit seinem

Partner auszutauschen.

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