Moodle-Kurs zum Thema „Gespräche führen und beraten“
anzustrebende Kompetenzen bei den Lehramtsanwärter*innen / Referendar*innen:
Bewährte Modelle der Gesprächsführung und Beratung
Die LA…
…wenden erworbenes Wissen für das Verständnis von Kommunikationssituationen in beruflichen Kontexten an.
…nutzen u. a. die vier Seiten einer Nachricht, um Gesprächs -und Beratungssituationen zu verstehen.
…erweitern ihr professionelles Handlungsrepertoire und zeigen es in Übungssituationen.
Förderliche Haltungen und das humanistische Menschenbild
Die LA…
…kennen die Leitsätze des humanistischen Menschenbilds (Autonomie, Selbstwirksamkeit, Sinnhaftigkeit…) und nutzen sie handlungsleitend.
Grundhaltungen Akzeptanz, Empathie und Kongruenz in Handlungsbezügen Die LA…
…berücksichtigen die Grundhaltungen in stimmigen konkreten Formulierungen.
Analyse und Reflexion der unterschiedlichen Rollen im Kontext der SBBZ mit Bildungs- und Beratungsauftrag
Die LA…
…kennen Aufgaben und Abläufe der Gesprächsvorbereitung und wenden sie an.
…wenden Ziel-, Auftrags- und Rollenklärung in der Gesprächsvorbereitung an.
…erkennen professionelle Gesprächsführung als wesentlichen Aspekt kooperativer Prozesse.
Sinnvolle Ablaufstrukturen für Gespräche Die LA…
…kennen relevante Phasen bei Gesprächen, planen sie und setzen sie um.
Professionelles Handeln in schwierigen Kontexten
Die LA…
…bereiten sich auf schwierige Gespräche vor.
…reflektieren eigene Anteile.
…üben deeskalierendes Verhalten in Konfliktgesprächen.
…wenden u. a. die Übersetzung von Botschaften an.
…erkennen Widerstände in Gesprächs-und Beratungssituationen.
…können Sach-und Beziehungsebene trennen.
…können Störungen professionell ansprechen.
Systemische Haltungen und Methoden Die LA…
…wenden Perspektivenwechsel an und berücksichtigen Ressourcen.
Aspekte eines konstruktiven Feedbacks Die LA…
…geben professionell Feedback.
Struktur des Angebots:
Der Kurs umfasst Inhalte von 6 Seminaren innerhalb einer 8-teiligen Seminarreihe. Die beiden letzten Seminare wurden präsent durchgeführt.
Geschätzter Zeitaufwand: durchschnittlich 4 Stunden pro Woche (45 Minuten-Einheiten).
Folgende Formate kamen zum Einsatz:
Dateien mit Informationen - Handout als Zusammenfassungen, Gesprächsleitfäden, Reflexionshilfen usw.
Links, hinter denen sich Filme mit Vorträgen zu Kommunikationsmodellen und Konzepten verbergen
WIKIs, die als Austauschforen genutzt wurden, u.a. zum Kennenlernen untereinander, um Gesprächsvorbereitungen zu kommentieren, um Haltungen zu Postulaten des humanistischen Menschenbildes auszutauschen usw.
WIKIs, in denen schwierige Gespräche gemeinsam vorbereitet werden konnten.
Aufgaben, die Gesprächsvorbereitungen bezüglich schwieriger Gespräche zum Ziel hatten. Die Dateien mit den Ergebnissen wurden von den LA hochgeladen.
Test mit dem Format Multiple Choice, um wortwörtliche Aussagen den Postulaten des humanistischen Menschenbildes zuzuordnen
Angebote, die aus „Handwerkszeug“ für unterschiedliche Kommunikationsfelder bestehen oder weitere
Modelle der Gesprächsführung beinhalten
Eine mögliche Struktur zur Aufgabenstellung:
Unangenehmes mitteilen
Vorbereitung und Durchführung eines Gespräches
1. Schritt: Reflexion: Muss oder möchte ich dieses Gespräch führen? „Ich muss mit dir/Ihnen sprechen.“
„Warum?“ – Was kann ich sagen, ohne jetzt schon in das Gespräch „verwickelt zu werden.“ – Raus aus der Tür-und Angel-Situation.
2. Schritt: (Im Gespräch)
Beziehungsbotschaft: ….?
3. Schritt: Sachbotschaft: Beschreiben der Situation, ohne zu bewerten.
4. Schritt: Ihre Selbstmitteilung schließt sich an. (Was ist dabei ihr Anliegen?)
5. Jetzt lassen Sie Raum für die Reaktion Ihres Gegenübers. Es kann alles kommen!
6. A) Wird Verständnis geäußert und eine Lösung versprochen- z.B Würdigung des
Entgegenkommens.
B) Wird Unverständnis geäußert, äußern Sie dennoch Ihren Wunsch/Auftrag.
7. Schritt: Kommt es zu keiner für Sie befriedigenden Äußerung: Ziehen Sie die Grenze:
(Transparenz über meine Entscheidung)
Ich werde…..
Mögliche Struktur eines professionellen Eltern-Gespräches:
Beschreibung der Situation:
Sie begleiten ein Kind in einer Fördersituation in der Schule oder im Kindergarten. Sie stellen nach eingehenden Beobachtungen und
diagnostischen Verfahren fest, dass das Kind nach Ihrer Einschätzung dem Bildungsgang der allgemeinen Schule (bei Förderung im Kindergarten) oder dem Bildungsgang der momentan besuchten Schule nach Ihrer Einschätzung nicht folgen kann. Oder Sie müssen Eltern etwas
Unangenehmes über deren Kind sagen. Sie haben sich vorab mit anderen Bezugspersonen der jeweiligen Einrichtung darüber ausgetauscht.
Vielleicht stellen Sie sich einen aktuellen Fall aus Ihrer Praxis vor.
Sie haben nun die Aufgabe, die Eltern von Ihrer Einschätzung zu informieren und sie im Hinblick auf weitere Schritte zu beraten. Analog könnte es sich auch um ein Kind in einer allgemeinen Schule handeln, das Sie im sonderpädagogischen Dienst betreuen und nach eingehender Beobachtung und Diagnostik zu dem Schluss kommen, dass das Kind dem Bildungsgang der allgemeinen Schule nicht folgen kann.
Situation, die Sie bearbeiten möchten.
Hausaufgaben, die Sie vor dem Gespräch erledigt haben sollten:
Machen Sie sich zunächst kundig über die verschiedenen Möglichkeiten, die das Schulsystem vor Ort und wirklichkeitsnah bieten kann, um das Kind seinen Voraussetzungen entsprechend schulisch zu fördern.
Es ist unter den aktuellen Entwicklungen sehr wichtig, dass Sie alle Möglichkeiten ausloten, z.B. die Möglichkeiten an der allgemeinen Schule oder die Möglichkeiten an einem SBBZ.
Werden Sie sich darüber im Klaren, mit welchen Ängsten und Sorgen die Eltern in ein solches Gespräch gehen.
Die Ratifizierung der UN-Konvention, die von der Bundesregierung unterschrieben wurde und in der sich die Unterzeichneten gewissermaßen verpflichten, innerhalb der Gesellschaft und damit eingeschlossen des Bildungssystems einer Aussonderung behinderter Menschen
entgegenzuwirken, hat Konsequenzen.
In Baden-Württemberg hat dies zur Folge, dass das Schulgesetz geändert wurde und die Pflicht zum Besuch der Sonderschule in der allgemeinen Schulpflicht aufgeht, d.h. dass es die Pflicht zum Besuch der Sonderschulen nicht mehr gibt.
Die Konsequenz daraus: Eltern können nicht mehr gezwungen werden, ihr Kind an einer Sonderschule zu beschulen.
Daraus folgt, dass die Sonderschulen Angebotsschulen sind.
Ob nun Eltern ein Kind in eine Sonderschule geben, hängt davon ab, ob sie es selbst wollen, bzw. ob sie so beraten werden können, dass sie freiwillig den Vorschlägen des Beraters folgen können.
Analog dazu: Eltern entscheiden letztlich (außer im Fall von eindeutiger Kindeswohlgefährdung) ob und wann Sie sich Hilfe, Unterstützung und Beratung holen.
Was bedeutet dies für den Berater/die Beraterin?
Weiterentwicklung der Beratungskompetenz !
Wenn wir davon ausgehen, dass ein Mensch letztlich Beratung nur dann annehmen kann, wenn er es freiwillig tut, dann steht Beratung von Eltern natürlich unter gewissen Bedingungen und Gelingensfaktoren, die hier exemplarisch dargestellt werden:
Die Fragestellungen sollen einen Leitfaden darstellen:
Transparenz über den zeitlichen Rahmen-sollte vor dem Gespräch geklärt werden
Was sage ich, um den Eltern einerseits das Gefühl zu geben, sich für das Gespräch Zeit genommen zu haben, andererseits aber zu zeigen, dass ich mit meinen eigenen zeitlichen Ressourcen achtsam umgehen.
Vorbereitung der Räumlichkeiten
Welchen Mindeststandard sollte ein Raum oder eine Raumgestaltung erfordern, in der sich Eltern nicht unwohl fühlen?
Beziehung schaffen
Was kann ich sagen, tun, um den Eltern bei der Begrüßung zu zeigen, dass ich eine gute Beziehung mit Ihnen pflegen möchte?
Transparenz über das Anliegen
Was sage ich, um klar zu machen, worum es in diesem Gespräch gehen wird, andererseits aber den Eltern nicht schon an dieser Stelle Angst zu machen?
Beschreibung der Situation, die zu dem Gespräch geführt hat.
Teilen Sie Eltern Ihre Überlegungen zu Verhalten und Leistung des Kindes als Ihre persönliche Erfahrung mit. Schildern Sie Ihre Beobachtungen und Wahrnehmungen als Ihre subjektive Sichtweise. Vermeiden Sie Verallgemeinerungen, wie z.B. Ihr Kind stört dauern, immer…) Vermeiden Sie auch bewertende Eigenschaftswörter.
Angst vor dem Gespräch nehmen
Was sagen Sie , damit die Eltern offen, möglichst angstfrei und mit möglichst hohem Vertrauen in dieses Gespräch gehen können?
Stärken des Kindes (Resilienzfördernde Faktoren in Elterngesprächen)
Was sagen Sie, um den Eltern zu zeigen, dass Sie ein Kind haben, das ein liebenswerter, wertvoller Mensch ist, der viele Fähigkeiten und Stärken hat, um Ihnen das Gefühl zu geben, stolz auf dieses Kind sein zu können?
Eltern als Experten wertschätzen
Was sagen Sie, um den Eltern zu zeigen, dass Ihnen deren Sichtweise, deren Erfahrungen mit Ihrem Kind, deren Sorgen um ihr Kind wichtig sind und dass Sie dies für Sie für die Beratung von wichtiger Bedeutung ist? Regen Sie die Eltern dazu an, das Kind und dessen Verhalten aus Ihrer Perspektive zu beschreiben.
Greifen Sie nonverbale Reaktionen Ihres Gegenübers sofort auf, melden Sie Ihre Beobachtungen so zurück, dass deutlich wird, dass es Ihre subjektive Wahrnehmung ist.
Vermeiden Sie das Wort „aber“ und ersetzen es ggf. durch das Wort „und“.
Bleiben Sie bei zunehmender Erregung ruhig und bieten Sie u.U. eine Gesprächspause an.
Verstehen wollen
Was sagen Sie, um den Eltern das Gefühl zu geben, Sie wollen verstehen, was in Ihnen angesichts der schulischen Situation vorgeht, welche Sorgen sie haben?
Fassen Sie nun das Gesagte zusammen.
Darstellung der Sicht als Fachmann/Fachfrau
Was sagen Sie, um den Eltern einerseits ihre Fachmeinung zu vermitteln.
andererseits aber keine Ängste aufkommen zu lassen, die das weitere Gespräch im Hinblick auf die Offenheit gefährden könnten?
Widerstand von Seiten der Eltern wird erkennbar – Umgang damit
Was sagen Sie, um dem Widerstand, der durch die aufkommenden Ängste entstanden ist, zu begegnen? Was sagen Sie, um den Eltern zu zeigen, dass Sie den Widerstand spüren und nicht darüber hinweggehen möchten?
Vielfältige Möglichkeiten eröffnen, die es grundsätzlich gibt
Was sagen Sie den Eltern, um Ihnen zu zeigen, dass Ihnen daran gelegen ist, eine für alle tragbare Lösung zu finden?
Transparenz über Realität
Was sagen Sie den Eltern, um Ihnen zu zeigen, dass Sie sich um eine wunschgemäße Lösung bemühen, Sie dennoch glaubwürdig bleiben angesichts der Realisierbarkeit?
Stellen Sie nun dar, welche Möglichkeit Sie selbst für die beste halten angesichts der Realität.
Darstellung Ihrer Meinung zum geeigneten Förderort
Was sagen Sie den Eltern, um Ihnen Ihre Fachmeinung zu vermitteln, ohne dass sich die Eltern vereinnahmt und ohnmächtig fühlen? (Als Gutachter/in dürfen Sie das inzwischen nicht mehr-jedoch in Ihrer Rolle als den Eltern vertraute Beraterin/vertrauter Berater schon.)
Der Widerstand gegen Ihren Vorschlag bleibt bestehen
Was sagen Sie den Eltern, um einerseits zu zeigen, dass Sie das Gespräch an dieser Stelle beenden möchten, weil es jetzt nicht weiterführt und die Eltern Zeit brauchen? Was sagen Sie, um zu zeigen, dass Sie die Reaktion der Eltern evtl. nachempfinden können?
Abgrenzung der eigenen Person
Was sagen Sie, um den Eltern zu zeigen, dass Sie die letztliche Verantwortung für Ihr Kind haben und dass Sie es respektieren?
Angebot zur Verantwortungsteilung
Was sagen Sie den Eltern, um Ihnen zu zeigen, dass Sie weiterhin für Sie da sind, und dass Sie auch bereit sind die Verantwortung zu teilen?
Angebot zur Kontaktaufnahme