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82 DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2015 | www.pta-aktuell.de

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etroffen sind oft auch schon jüngere Men- schen. Zu den häufigs- ten Ursachen zählen Tabak- und Alkoholkonsum, Bewe- gungsmangel sowie unausgewogene Ernährung. Ein maßgeblicher Fak- tor für die Entstehung von kardio- vaskulären Erkrankungen ist neben Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Übergewicht ein zu hoher LDL (Low Density Lipoprotein)-Choles- terinspiegel im Blut. Dieser kann das Risiko für eine Herzerkrankung und einen Schlaganfall erhöhen. Wird ein erhöhter LDL-Wert in den Ziel-

bereich gesenkt, lässt sich auch das Risiko reduzieren, ein kardiovasku- läres Ereignis wie einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden.

Eine Metaanalyse, die Daten von rund 90 000 Patienten unter LDL- senkender Therapie ausgewertet hat, zeigt, dass bei einem um 40 mg/dl (1 mmol/l) verringerten LDL-Wert das kombinierte Risiko für schwer- wiegende koronare Ereignisse (Tod durch koronare Herzkrankheit, nicht- tödlicher Herzinfarkt), Schlag- anfall (tödlich, nicht-tödlich) oder koronare Revaskularisierung um 21 Prozent sank.

Therapie Erhöhte LDL-Werte im Blut auf den Zielwert zu reduzieren, gilt als die wichtigste Maßnahme bei der Behandlung einer Hypercho- lesterinämie. Dabei kommen heute vor allem Statine zur Anwendung.

Sie senken nicht nur den LDL-Wert, sondern reduzieren darüber hinaus kardiovaskuläre Ereignisse. Und doch lässt sich mit bisherigen The- rapieformen das LDL nur bei einem

PRAXIS CHOLESTERIN

Persönlich

nehmen

© photovision100 / fotolia.com

Erkrankungen des

Herz-Kreislauf-Systems

sind die Todesursache

Nummer eins. Jährlich

sterben rund 350 000

Bundesbürger an

kardiovaskulären

Erkrankungen – viele

wären vermeidbar.

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Teil der Hochrisikopatienten ausrei- chend senken: Rund 88 Prozent der Hochrisikopatienten erreichen nicht den empfohlenen LDL-Zielwert von unter 70 mg/dl (1,8 mmol/l) und 58,1 Prozent der Patienten nicht den empfohlenen LDL-Zielwert von 100 mg/dl (2,5 mmol/l) beziehungsweise 115 mg/dl (3 mmol/l).

Es besteht also großer Bedarf für neue Therapien bei Hypercholeste- rinämie. Denn diese kann vor allem für Hochrisikopatienten schwer- wiegende Folgen haben. Zu diesen Patientengruppen zählen etwa Men- schen, die in den zurückliegenden zwölf Monaten einen Herzinfarkt er- litten haben. Sie tragen ein deutlich erhöhtes Risiko für ein erneutes kar- diovaskuläres Ereignis. Für sie ist es daher besonders wichtig, ihren LDL- Wert auf den Zielwert zu senken.

Risiko Familiäre Hypercholeste- rinämie Zu den Hochrisikopatien- ten zählen auch Personen, die unter einer Familiären Hypercholesteri- nämie (FH) leiden. Auch sie müs- sen ihren Cholesterinspiegel streng im Blick haben. Die Ursache dafür ist ein angeborener Gendefekt, der meist die LDL-Rezeptoren betrifft, die das LDL-Cholesterin aus dem Blut in die Zellen einschleusen. Die Folgen des Gendefekts: Die LDL-Re- zeptoren sind mehr oder weniger stark in ihrer Funktion gestört. Da- durch kann nur wenig oder gar kein LDL in die Zellen der Organe oder zurück in die Leber aufgenommen werden, es verbleibt im Blut und lagert sich in den Gefäßwänden ab.

Dies führt zur Arteriosklerose.

Es gibt zwei Arten der FH: Die he- terozygote Familiäre Hypercholeste- rinämie (heFH) – bei der die Anlage von einem Elternteil mit FH vererbt wird. Die heFH ist die häufigste Form der FH. Die homozygote Fami- liäre Hypercholesterinämie (hoFH) – bei der beide Elternteile Träger von FH sind und diese Anlage vererben.

Diese schwere und seltene Form tritt nur bei etwa einem von einer Million Menschen auf und bildet die Min- derheit der Fälle einer FH.

Frühzeitiges Screening ge- fordert Bei 90 bis 99 Prozent der Betroffenen wird die Erkrankung allerdings nicht diagnostiziert. Hier stellt die FH eine große versteckte Gefahr dar. Denn ein bereits von Kindheit an erhöhter Cholesterin- spiegel birgt ein großes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Patienten mit einer unbehandel- ten FH haben ein um das 20-fache erhöhtes Risiko, dass es bei ihnen frühzeitig zu einer Herzerkrankung kommt. Bei Männern mit einer

unbehandelten heFH besteht ein 50-prozentiges Risiko des Auftre- tens eines koronaren Ereignisses bis zu einem Alter von 50 Jahren, bei Frauen mit einer unbehandel- ten heFH ein 30-prozentiges Risiko des Auftretens eines koronaren Er- eignisses bis zu einem Alter von 60 Jahren. Bei den meisten Patienten mit einer hoFH liegt bereits spä- testens im Alter von 25 Jahren eine schwerwiegende koronare Herz- erkrankung vor.

FH wird auf autosomal dominan- tem Weg vererbt, das heißt, die Erkrankung wird direkt von El- tern an ihre Kinder weiter gegeben.

Bei Personen, die an FH erkrankt sind, besteht eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass sie die Erkrankung ihren Kindern verer- ben. Daher besteht ein dringender Bedarf für ein frühzeitiges diag- nostisches Screening sowie für eine früh einsetzende und effektive Be- handlung.

Aufklärung Um gemeinsam Auf- klärungsarbeit zu leisten, haben die Deutsche Gesellschaft zur Bekämp- fung von Fettstoffwechselstörun- gen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V., die CholCo e.V.: Patientenorganisation für Pati- enten mit Familiärer Hypercholes- terinämie oder anderen schweren genetischen Fettstoffwechselstörun- gen und das Unternehmen Sanofi in Deutschland die Initiative „Cho- lesterin persönlich nehmen. Risiko senken zählt“ gegründet.

Exkurs: Cholesterin & Eier Cho- lesterin aus Lebensmitteln soll keine Gefahr für die menschliche Gesund- heit darstellen. In zahlreichen Studien konnte kein nennenswerter Zusam- menhang zwischen dem Cholesterin in Speisen und dem Cholesterinspie- gel des Blutes gefunden werden.

Man geht davon aus, dass eine Über- dosierung des fettähnlichen Stoffs über die Nahrung durch spezielle Mechanismen verhindert werde.

Daher gehört Cholesterin im Ent- wurf für die diesjährige Neufassung der US-Ernährungsratschläge, der von 14 renommierten Medizinern, Gesundheits- und Ernährungsex- perten aufgestellt wurde, nicht mehr zu den Nährstoffen, deren übermä- ßige Zufuhr bedenklich sei. Vor der endgültigen Verabschiedung steht hierzu in diesem Monat noch eine öffentliche Konferenz an. ■

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin EMPFOHLENE CHOLESTERINWERTE

+ Bei einem mäßig erhöhten Herz-Kreislauf-Gesamtrisiko (höchstens ein zusätzlicher Risikofaktor) sollte ein LDL-Zielwert unter 115 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) beziehungsweise unter 3 Millimol pro Liter (mmol/l) angestrebt werden.

+ Bei hohem Herz-Kreislauf-Gesamtrisiko (z. B. schwerer Bluthochdruck oder Familiäre Hypercholesterinämie, Raucher) sollte ein LDL-Zielwert unter 100 mg/dl beziehungsweise unter 2,5 mmol/l erzielt werden.

+ Bei sehr hohem Herz-Kreislauf-Gesamtrisiko (z. B. bei Zuckerkrankheit oder schon vorhandener Herz-Kreislauf-Erkrankung) gilt es, einen LDL-Zielwert unter 70 mg/dl beziehungsweise unter 1,8 mmol/l zu erreichen.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2015 | www.pta-aktuell.de

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