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Gemeinsam in die Zukunft schauen

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Academic year: 2022

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Gemeinsam in die Zukunft schauen

Der Zusammenarbeit zwischen der polnischen Ärztekammer Nieder- schlesien (Dolnoslaska Izba Lekarska) und der Sächsischen Landesärzte- kammer schenke ich seit vielen Jah- ren große Aufmerksamkeit. Insbe- sondere sind die wiederholten ge - meinsamen deutschpolnischen fach- bezogenen Veranstaltungen und Symposien und deren Ergebnisse für mich von besonderem Interesse. Ich bin mir gewiss, resultierend aus den persönlichen Erfahrungen, dass sich durch diese Veranstaltungen polni- sche und deutsche Kollegen kennen- lernen. Erfahrungen werden ausge- tauscht und Kontakte geknüpft.

Über mögliche gemeinsame Vorha- ben wird nachgedacht. Diese Kom- munikation trägt außerdem dazu bei, dass sich das Polenbild nicht nur auf Autoklau und Grenzkriminalität re - duziert und kein Zerrbild über Polen und die polnischen Bürger entsteht.

Im östlichsten Teil der Region Ober- lausitz – Niederschlesien innerhalb des Freistaates Sachsens wohnend, erfreue ich mich seit Jahren vieler Kontakte mit polnischen Kollegen und Bürgern innerhalb dieser Region und der Wojewodschaft Dolny Slask (Wojewodschaft Niederschlesien).

Am Ende eines unlängst geführten Ge spräches mit einer polnischen Kol- legin verabschiedete sich diese von mir in ihrer Muttersprache mit fol- genden Worten: „Nie mozemy zapo- miec preszlosci, ale musimy tez pat- rzec w przylosc“, „Wir dürfen die Vergangenheit nicht vergessen, aber wir müssen auch gemeinsam in die Zukunft". Worte die mich nachdenk- lich machten, weil sie ein unverzicht- bares zukunftweisendes deutsch-pol- nisches Leitbild für deutsche und polnische Bürger sind. Bekanntlich belastete die europäische Vergan- genheit über einhundert Jahre ein gestörtes deutsch-polnisches Ver- hältnis. Es basierte unter anderem auf der wiederholten Teilung Polens, an der Deutschland, Österreich und Russland Anteil hatten. Polen war infolgedessen gleichsam aufgelöst.

Hinzu kommt, dass als Folge des von

Deutschland am 1. Septembers 1939 begonnenen sogenannten Polenfeld- zuges mehrere Millionen deutsche Bürger nach dem 8. Mai 1945 aus ihrer Heimat östlich von Oder und Neiße vertrieben wurden, deklariert als Umsiedlung und nicht selten ver- bunden mit schwerem physischen und psychischen Leid. Fortan wurde ihr bisheriger Lebensraum zunächst von Polen verwaltet und gehörte danach zum polnischen Staatsgebiet.

Als ich 1945 im Alter von neun Jah- ren in Görlitz an der Neiße stand, und es im Spätsommer desselben Jahres für mich nicht mehr möglich war, in das polnisch verwaltete Gebiet östlich der Neiße zu gelangen, hatte ich damals nicht im Entferntes- ten daran geglaubt, dieses Gebiet jemals in meinem Leben betreten zu können. Für mich war es unvorstell- bar, dass sich die Niederschlesische Ärztekammer und die Sächsische Landesärztekammer dem Auftrag der Präambel, den Artikeln 2, 4, 12 und 13 der Sächsischen Verfassung folgend vom 23. April 2015 bis 25.

April 2015 im schlesischen Teil Sach- sens und Polens grenzüberschreitend mit einem gemeinsam organisierten Symposium unter dem Thema „Ver- gangenheit verstehen – Zukunft gestalten“ in das gesellschaftliche der deutsch-polnischen Europastadt Görlitz – Zgorzelec einbringen. Diese historisch notwendige Zusammen- arbeit beider Ärztekammern im

Bereich der Medizin trägt nachweis- lich erfreulicherweise Früchte. So ist es zum Beispiel eine Normalität, dass in Görlitz das Städtische Klinikum dieser Stadt mit der Universität Wro- claw (Breslau) in den unterschiedli- chen Bereichen grenzüberschreitend zusammenarbeitet. Es ist eine Ko ope- ration mit einer Universität, an der neun Nobelpreisträger lehrten und forschten. Weiterhin sind polnische Kollegen, hervorragend ausgestattet mit deutscher Sprachkompetenz, in der Region Oberlausitz – Nieder- schlesien in den verschiedenen Fach- gebieten segensreich tätig. Was kön- nen sich beide Ärztekammern Besse- res wünschen. Einer schwerfälligen und unbedachten Kommunalpolitik der Stadt Görlitz geschuldet, steht bedauerlicherweise das seit zehn Jahren geschlossene Jugendstil- Gebäude, die Stadthalle in dieser Stadt, mit etwa 2.500 Plätzen die- sem Symposium und anderen bedeu- tenden Veranstaltungen nicht zur Verfügung, obwohl ihre Nutzung unverzichtbar für die deutsch-polni- sche Zusammenarbeit ist. Trotz die- ses Makels erwartet die Teilnehmer an diesem Symposium dank des besonderen Flairs dieser deutsch-pol- nischen Europastadt Görlitz – Zgor- zelec ein interessanter, lohnenswer- ter und erlebnisreicher Aufenthalt.

Dr. med. Jürgen Wenske, Görlitz

Leserbriefe

Ärzteblatt Sachsen 2 / 2015 69

Neue Altstadtbrücke in Görlitz. Nach der Sprengung der ersten Brücke 1945 wurde die neue Brücke 2004 als Fußgängerbrücke zwischen Görlitz und Zgorzelec als Symbol für ein zusammenwachsendes Europa und zusammenwachsende Stadtteile errichtet.

© Foto Berthold, Dresden

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