Stimmen zum interkulturellen Zusammenleben
Wir sind es gewohnt, immer mehr verschiedene Sprachen zu hören, Mu- sik aus aller Welt zu spielen und dazu zu tanzen, Spezialitäten aus entfern- ten Ländern zu essen und immer öfter mit Menschen aus allen Ländern Freuden und Sorgen zu teilen. So weit geht dieses Zusammenleben ja eigentlich ganz gut vor sich, und es ist wunderbar, zu sehen, wie „bunt“
unsere Gesellschaft bereits ist. Aber auch wenn es im Allgemeinen gut geht, heißt das nicht, dass alles reibungslos abläuft. Manchmal haben wir Auseinandersetzungen, Spannungen, oder wir sind wütend oder hässig auf die „anderen“, wer immer die auch sein mögen, fühlen uns diskrimi- niert oder nicht geachtet.
(Broschüre Zusammen leben. Autorinnen: Monique Eckmann, Miryam Eser Davolio, Mary-Claude Wenker.
Zürich, 2002)
Ebenso wie es naiv ist, ständig von der Bereicherung zu sprechen, die andere Kulturen für uns haben, so ist es gefährlich, die angeblich notwen- digen Konflikte zu betonen. In beiden Redeweisen ist der andere wieder auf das Anderssein festgenagelt, reduziert. Ganz abgesehen von der möglicherweise dann erst recht in Rassismus umschlagenden Ernüchte- rung, wenn die „Ausländer“ uns nicht bereichern, sondern sich als eben- so borniert wie wir erweisen.
(Räthzel, N.: „Chaotische Moderne und bekannte Fremde – zur Kritik einiger Theorien über Rassismus, Xeno- phobie und Fremdenfeindlichkeit.“ Institut für sozialpädagogische Forschung, Mainz (ISFM) e.V. (Hrsg.). In:
Rassismus – Fremdenfeindlichkeit – Rechtsextremismus. Bielefeld. Böllert KT-Verlag, 1992, S. 46)
Es ist nicht zu umgehen, das Problem der Beziehungen zwischen der Mehrheitskultur und den Minderheitskulturen anzusprechen, welche auf demselben Territorium miteinander agieren, was zwar zu Austausch, aber auch zu Konflikten führen kann. Solche Gegensätzlichkeiten sollten in der pädagogischen Aufarbeitung so diskutiert werden, dass die Entdeckung der Andersartigkeit als Grundlage einer Beziehung anstatt als ihr Hinder- nis gesehen werden kann. Ein wirklichkeitsnaher Ansatz zur Thematisie- rung des Zusammenlebens verschiedener kultureller Gruppen besteht im Eingeständnis, dass es überall dort Konflikte gibt, wo unterschiedliche Interessen und Lebensvorstellungen aufeinandertreffen.
(Monique Eckmann, Miryam Eser Davolio: Rassismus angehen statt übergehen. Theorie und Praxisanleitung für Schule, Jugendarbeit und Erwachsenenbildung. Luzern, 2003, S. 55)