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Archiv "Sein oder nicht sein" (02.05.2003)

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M

it dem Wintersemester 2003/2004 wird die reformierte Approbati- onsordnung für Ärzte in die Tat umgesetzt. Pünktlich und fast so, als sei der Termin geplant gewesen, legt der Deutsche Ärzte-Verlag sein „Lehrbuch Vorklinik“ vor, dessen Konzept auf die neue Approbationsordnung abgestimmt ist. Herausgeber und Autoren setzen konsequent auf die fächerübergreifen- de Vermittlung des Lehrstoffes. Für Deutschland ist ein solches Konzept der Lehre zwar nicht gänzlich neu, an ein- zelnen Universitäten laufen solche Mo- delle, aber in dieser Konsequenz noch ungewohnt.

Die Approbationsordnung sieht für das gesamte Medizinstudium die inte- grierte Lehre vor. In der Vorklinik wer- den Anatomie, Biochemie und Physiolo- gie miteinander verzahnt. Das „Lehrbuch Vorklinik“ trägt dem, ausgehend vom kli- nischen Fall, durchgehend Rechnung.

Mitherausgeber Prof. Dr. med. Ro- bert F. Schmidt bezeichnete das neue Lehrbuch bei der Präsentation im Deut- schen Krebsforschungszentrum Heidel- berg am 23. April als „Steilvorlage für die Umsetzung der neuen Approbati- onsordnung“. Die Zeit für ein solches Konzept sei reif. Prof. Dr. Klaus Un- sicker, gleichfalls Herausgeber (von ins- gesamt fünf), merkte an, der Kanon der getrennten Fächer sei in Deutschland lange beibehalten worden, obwohl die Phase des Getrenntseins eigentlich schon längst verlassen worden sei.

Die Hoffnung der Herausgeber und des Verlages geht selbstverständlich dahin, dass ihr mutiges Konzept nun auch Widerhall findet bei Studenten und Hochschullehrern. Sie werden sich umstellen und manchmal auch mit lie- ben Gewohnheiten brechen müssen.

Etwa 1 000 Exemplare des voluminö- sen Werkes (rund 2 000 Seiten, verteilt auf 4 Bände zum Preise von 199 Euro) sind, wie zu hören war, bereits an den

einschlägigen Buchhandel ausgeliefert.

Die eigentliche Bewährungsprobe be- ginnt im Herbst dieses Jahres.

Gerade wegen der am klinischen Fall orientierten Darstellung könnte das

Werk übrigens auch zum kompakten Nachschlagewerk für erfahrene Ärzte werden, die sich über den aktuellen Stand des Grundlagenwissens informie-

ren wollen.

P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 182. Mai 2003 AA1171

P

hilosophen beantworten uns die Fragen nach dem Sinn und Zweck des menschlichen Daseins, stehen mir in Zeiten des Zweifels mit der Macht vierstelliger Intelligenzquotienten bei. Die brauche ich derzeit aber nicht.

Wenn ich wissen will, wer ich bin, schalte ich einfach die Abendnachrichten ein oder lese Zeitung. Dort kann ich von unserer verehrten Gesundheitsministe- rin und ihren Vasallen erfahren, dass ich miserabel arbeite, Geld aus dem Fen- ster werfe und mich jeglicher Fortbildung entziehe.Tief in meinem Innern (das bleibt jetzt bitte unter uns) muss ich gestehen: Sie haben Recht. Wenn ein Pa- tient kostspielige Originalpräparate will, weil er Generika nicht verträgt, fal- len mir keine abwehrenden Argumente ein. Ich bin ein schlechter Verweige- rungsmediziner. Wenn jemand eine teure Computertomographie will, um wirklich sicher zu sein, dass er keinen Tumor hat, so schreibe ich eine Über- weisung zum Radiologen. Ich bin ein miserabler Minimaldiagnostiker. Wenn

ich einem Schwerkranken die Organtransplantation im fernen Universitäts- klinikum empfehle, denke ich nicht an den Kostenaufwand. Ich bin ein grot- tenschlechter Betriebswirtschaftler. Ich finde es zwar äußerst schmeichelhaft, dass man uns Ärzten diese Disziplinen zutraut, aber als Betriebswirtschaftler ist mein IQ höchstens einstellig.

Es ist ja nicht so, dass ich meine Augen vor diesen Notwendigkeiten ver- schließe. Daher besuche ich immer wieder die härteste Schule: den Arzneimit- tel- und Sachkostenregress. Aber es ist zum Heulen: Der Erfolg will und will sich nicht einstellen. In meiner puren Verzweiflung stelle ich mir vor, eine Selbsthilfegruppe zu gründen. Die Betroffenen sollen, durch Strumpfmasken unkenntlich gemacht, sich stundenlang gegenseitig einhämmern: Wir dürfen keine Medikamente verschreiben! Nie wieder röntgen!

Weg mit dem Ultraschallgerät! Aber schon beim nächsten Patienten unterschreibe ich wieder Rezept und Überwei- sung. Es nutzt nichts, ich bin therapieresistent rückfällig.

Ich muss es einsehen: Genauso wenig, wie man einen Phi- losophen eine Koloskopie durchführen lassen würde, ist es sinnvoll, mich als Mangelverwalter zu missbrauchen.

Aber ich muss weitermachen, denn zum Philosophen reicht es bei mir nun wirklich nicht.Dr. med. Thomas Böhmeke

Sein oder nicht sein

Medizinstudium

Mutiges Konzept

Das „Lehrbuch Vorklinik“ setzt konse- quent auf den integrierten Unterricht.

Ein gewichtiges „Osterei“ hält Victor Oehm, Leiter des Buchver- lages im Deutschen Ärzte-Verlag, in Händen, das neue „Lehrbuch Vorklinik“. Neben ihm zwei der Mitherausgeber: rechts der Würzburger Physiologe Robert F. Schmidt, links der Heidelberger Anatom und Zellbiologe Klaus Unsicker Foto: Jörg Schmitz

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